Dark John Sinclair - Folge 0270
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8387-3031-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Geistertanz der Teufelsmönche
E-Book, Deutsch, Band 270, 64 Seiten
Reihe: John Sinclair
ISBN: 978-3-8387-3031-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989!
Geistertanz der Teufelsmönche.
Der Teufel befahl es und die Mönche tanzten!
Zunächst bewegten sie nur ihre Arme, Sekunden später auch ihre Körper. Die ausgemergelten Gestalten gerieten in Schwingungen, und die Kutten passten sich den Bewegungen an. Kein Laut war zu hören, als die Mönche ihren geisterhaften Reigen tanzten. Ihre Gesichter waren ausdruckslos, und die Männer schienen den Boden überhaupt nicht zu berühren.
Der Tanz wurde immer wilder. Schon bald gingen die Gestalten der Mönche ineinander über. Sie verschmolzen.
Und hinter ihnen stand der Teufel in all seiner hässlichen Pracht. Er war der Dirigent. Er leitete den Geistertanz der Teufelsmönche.
John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!
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Geistertanz der Teufelsmönche
Ich hatte Angst!
Es war keine unmittelbare und körperliche Bedrohung, vor der ich mich fürchtete, sondern die Situation an sich. irgendwie war alles anders – stiller, obwohl der Montmartre im Mai als Mekka für Touristen aus aller Welt galt.
Ich sah davon nichts. Außerdem hatte ich nur Augen für das schrnale Haus mit der grauen Fassade, in dem sie wohnte.
Sie, das war Tanith, die Wahrsagerin!
Ich konnte sie als gute Freundin bezeichnen, denn sie hatte uns einige Male geholfen. Tanith war auf gewisse Weise unvergleichbar. Sich über sie Gedanken zu machen, lohnte sich nicht, weil man sowieso zu keinem Ergebnis kam.
Tanith war immer für eine Überraschung gut, und ihr Anruf bei mir hatte wie ein Hilfeschrei geklungen.
»Du musst sofort kommen, John! Ich bin einem schrecklichen Geheimnis auf der Spur!«
Einem Geheimnis …
Was hatte es damit auf sich? Natürlich hatte ich sie gefragt, aber sie wollte mir am Telefon nichts sagen. Ich sollte so rasch wie möglich nach Paris kommen. Das hatte ich getan und stand nun vor ihrem Haus. Ich dachte an den Fall in New York, damals ging es um Gatanos Galgenhand. Da hatte mich Tanith auch gerufen, und es war kein blinder Alarm gewesen, weiß Gott nicht.
Verhielt es sich hier ähnlich?
Über Paris lag die Dämmerung. Sie kam mir wie ein gewaltiger Schleier vor, der die normalen Geräusche auf seltsame Art und Weise verzerrte, sie schluckte, um einen Teil nur wiederzugeben. Ich hörte die Musik aus irgendeiner Bar in der Nähe und nahm sie trotzdem nicht wahr. Auch nicht die Stimmen der Menschen, das Lachen der Frauen, mich interessierte nur das Haus.
Ihren kleinen Renault sah ich nicht. Tanith musste ihn woanders abgestellt haben. Als ich vor der Tür stand, die mir so bekannt vorkam, schellte ich.
Deutlich hörte ich im Hausinnern die Glocke. Geöffnet wurde mir allerdings nicht.
Darüber wunderte ich mich, und das Gefühl der Furcht nahm allmählich beklemmende Formen an. Wenn Tanith sich nicht rührte, hatte dies einen Grund den ich herausfinden musste. Ich kannte das Haus zwar von innen, wie es aber auf der Rückseite aussah, wusste ich nicht. Zudem war mir nicht bekannt, wie ich dorthin gelangen sollte.
Die Tür war verschlossen. Ein Blick auf das Schloss sagte mir, dass es nicht schwer sein würde, es zu öffnen. Ein gewisses Besteck trug ich bei mir.
Man sollte mich bei dieser Arbeit nur nicht sehen, deshalb überzeugte ich mich, ob die Luft rein war.
Es befanden sich zwar Menschen auf der Straße, aber sie nahmen von mir keinerlei Notiz. Die Leute waren mit sich selbst beschäftigt, lachten und scherzten.
Mein Öffner passte. Wie geschmiert glitt er in das Schloss, und ich bewegte ihn vorsichtig nach rechts und links. Es war doch schwieriger, als ich angenommen hatte, das Schloss setzte mir Widerstand entgegen, dennoch bekam ich es auf.
Die Tür zitterte ein wenig mit, als ich mit der Schulter dagegendrückte und sie dann nach innen in den Flur schwang.
Er lag im Dunkeln.
Ich wusste genau, wohin ich mich zu wenden hatte, huschte in den Flur hinein und schloss die Tür hinter mir. Danach blieb ich stehen und horchte.
Eine nahezu greifbare Stille lag innerhalb des Hauses. Sie gefiel mir überhaupt nicht, denn nichts rührte sich in der Wohnung. Alles blieb so seltsam verwaschen, wie unter Watte verpackt, und die Geräusche der Straße wurden von den Mauern geschluckt.
War Tanith nicht zu Hause?
Eigentlich wäre es nicht ihre Art gewesen. Sie hatte mir gesagt, abwarten zu wollen, nun allerdings stand ich in einem Haus, das stockfinster vor mir lag.
Ich hatte Tanith schon mehrere Male einen Besuch abgestattet, dennoch wollte ich mich nicht im Finstern weiterbewegen und knipste das Licht an.
Madame Tanith hatte, ihrem Beruf entsprechend, immer ein wenig Wert auf Schau gelegt. Sie war sich ihres Jobs durchaus bewusst, und ihr war klar, was die Kunden sehen wollten. So sprang das Licht nicht plötzlich, sondern allmählich an.
Ich kam mir vor wie im Kino. Mehrere Lampen leuchteten auf, sie tauchten die Diele in eine geheimnisvolles Licht.
Ich kam mir noch immer wie ein Eindringling vor. »Tanith?«, rief ich, auch um meine eigene Verlegenheit zu überbrücken.
Keine Antwort.
Nur das Summen einer Fliege hörte ich, schlug mit der Hand nach ihr und hätte sie fast erwischt. Gegen Insekten war ich momentan allergisch. Der letzte Fall mit den Killer-Bienen hatte mir gereicht.
Rechts lag das Arbeitszimmer. Dieser geheimnisvolle Raum, in dem eine ganz andere Atmosphäre herrschte als in einem gewöhnlichen Zimmer. Eine Stimmung, wie sie die Kunden liebten. Ein wenig düster das Äußere, gleichzeitig geheimnisvoll und irgendwie prickelnd.
Ich öffnete die Tür.
Dahinter lag die Dunkelheit. Auch die Vorhänge waren zugezogen worden. Durch die Fenster fiel nicht der kleinste Streifen Licht.
»Tanith?« Als ich dies fragte, stand ich auf der Türschwelle, und mein Körper hob sich als Schattenriss vor dem hinter mir liegenden Raum ab.
Es blieb still. Ich war nicht einmal überrascht und suchte erneut nach dem Lichtschalter.
Auch in diesem Raum wurde es allmählich hell.
Da stand ein leerer runder Tisch, ich sah den violetten Vorhang, der bis zum Boden reichte, die Couch, auf der oft Kunden lagen und sich von Tanith in andere Sphären entführen ließen.
Zwei Schritte trat ich in den Raum hinein.
Deshalb wurde auch mein Blickwinkel günstiger. Fast wäre ich noch über die Beine gestolpert. Ich sah sie im letzten Augenblick, denn sie ragten seitlich am Kopfende hinter der Couch hervor.
Es waren Frauenbeine!
Auf einmal zog sich mein Magen zusammen. Das geschah blitzschnell, und auch der Schweiß brach mir aus den Poren.
Ich ahnte das Schreckliche, ja, ich wusste es und schaute trotzdem nach, weil ich wie unter einem Zwang stand.
Tanith lag neben der Couch auf dem Rücken.
In ihrer Kehle steckte die Klinge eines Messers!
*
Ich sah die große Blutlache, die zum Teil vom Teppich aufgesaugt worden war und die das Gesicht der Frau noch bleicher erscheinen ließ. Die Augen darin wirkten wie gläserne Kugeln, weit aufgerissen, leer und tot.
Wie immer waren ihre Fingernägel grünlackiert. Sie trug dieses Markenzeichen auch noch in der Stunde des Todes.
»Tanith …« Ich flüsterte ihren Namen, obwohl es sinnlos war, sie würde mir nicht antworten. Sie konnte es einfach nicht. Jemand, der stärker war als wir alle, hatte Taniths Mund für immer und alle Zeiten verschlossen.
Sagen konnte ich nichts. Ich stand da und starrte. Die Zeit war bedeutungslos geworden. In meinen Augen brannte es, der Klumpen hatte sich im Magen festgesetzt, ich zitterte gleichzeitig und dachte darüber nach, wie endgültig der Tod war.
Das rote Haar hatte sich um ihren Kopf ausgebreitet. Es lag dort wie ein herrliches Vlies, der Mund stand offen, wie zum letzten Schrei, und ein paar Blutspritzer bedeckten das Kinn wie dunkelrote Sommersprossen.
Tanith lebte nicht mehr!
Damit musste ich mich abfinden. Es war ein tiefer, quälender Atemzug, der sich meiner Kehle entrang, während ich zur Seite ging und mich auf die Couch fallen ließ.
Wieder einmal hatte mir der Tod bewiesen, wie grausam er zuschlagen konnte. Ich würde nie mehr Taniths Stimme hören, dazu ihr leises Lachen oder das lockende Lächeln auf ihren Lippen sehen und auch nicht die geheimnisvollen, geflüsterten Worte.
Alles war vorbei.
Der Tod löscht die Spuren! Daran musste ich denken, während ich mein Kinn auf die Handflächen stützte und vor mir auf den Boden starrte. Ich war zu spät gekommen, vielleicht hätte ich sie noch retten können, die Chance war vertan.
Ein anderer hatte vor mir zugeschlagen.
Ich hockte da, und die Stille des Todes umgab mich. Damit hätte ich nicht gerechnet, deshalb war ich wie vor den Kopf geschlagen, und ich spürte mein eigenes Herz überlaut schlagen.
Wer war der Mörder?
Diese Frage stellte sich automatisch. Wer hatte ein Interesse daran gehabt, Tanith zu töten? Ich brauchte nicht erst lange zu überlegen, da gab es viele, denn Tanith war dank ihrer Fähigkeiten in Gebiete eingedrungen, die den Gesetzen Schwarzer Magie gehorchten. Sie hatte diese leider nicht genug überblicken können und dafür teuer bezahlen müssen.
Ich spürte die Feuchtigkeit in meinen Augen, die Trauer, die mich durchflutete und die klaren Gedanken verscheuchten. Ich starrte auf ihren Körper, ohne ihn richtig zu sehen.
Sie trug ein langes Kleid. Die drei obersten Knöpfe unter der Halswunde standen offen, die Hände lagen flach auf dem Boden, die grün lackierten Fingernägel schimmerten dunkel.
Irgendwann stand ich auf. Mir wurde auch klar, dass ich die Polizei anrufen musste. Kommissar Fleuvee sollte kommen und sich um den Mordfall kümmern. Ich kannte ihn. Bereits ein paar Mal hatte ich mit ihm zu tun gehabt, zuletzt als es gegen Belphégor, den Hexer mit der Flammenpeitsche, ging. Belphéfor hatte damals versucht, Paris unter seine Knute zu bringen.
Ich stand auf, ohne es eigentlich zu merken. Danach schritt ich im Zimmer umher, drehte meine Runden und wusste selbst nicht genau, was ich suchte.
Vielleicht Spuren, Anhaltspunkte, die auf den Mörder hindeuteten. Obwohl ich glaubte, dass Tanith keinem normalen Mord zum Opfer gefallen war. Das Verbrechen hatte Hintergründe, die mich auch als Geisterjäger interessierten.
Schwarze Magie!
Ich blieb neben der Couch wieder stehen. Viel hatte ich gesehen und dennoch keinen Durchblick...




