Dark John Sinclair - Folge 0168
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8387-2927-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Teufels-Dschunke
E-Book, Deutsch, Band 168, 64 Seiten
Reihe: John Sinclair
ISBN: 978-3-8387-2927-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989!
Die Teufels-Dschunke.
Fünf Männer hatte der Kaiser bereits hinrichten lassen. Nun sollte Tschu Wang, der Anführer der Bande, geköpft werden. Der Henker enthauptete ihn, und der Kaiser glaubte, damit den Bund der roten Schlange vernichtet zu haben.
Die Leichen wurden auf eine Dschunke geschafft, die bei günstigem Wind aufs offene Meer segelte.
Doch der Kaiser irrte. Tschu Wang war zwar geköpft worden, er existierte aber nach wie vor. Und er kam zurück. Auf der Teufels-Dschunke erreichte er 1000 Jahre später London ...
John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!
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Hal Pereira rührte seelenruhig den noch flüssigen Beton und grinste dabei wie ein kleiner Teufel.
Monster Manson stand neben ihm, grinste ebenfalls, aber weitaus dümmlicher. Er hielt eine Maschinenpistole in seinen kohleschaufelgroßen Fäusten.
Der dritte Mann starrte einmal auf den Zementrührer, dann wieder auf Monster Manson, dem das linke Ohr fehlte und dessen Unterlippe gespalten war. Daher auch der Name Monster. Eigentlich hieß er ja Nick, aber niemand nannte ihn so.
Die Schüssel mit dem Zement war für den dritten gedacht. Es war kein Weißer, sondern ein Chinese. Seinen richtigen Namen wusste ebenfalls keiner mehr. In der Organisation hieß er nur Chink.
Und Chink sollte sterben!
Ein Tod, wie er in der Mafia einem Verräter zusteht. Man steckte die Beine des Delinquenten in flüssigen Beton, wartete, bis er hart war und kippte den Mann dann ins Meer.
Spurlos liquidieren, hieß es in der Fachsprache, und der Chinese war nicht der Erste, der auf diese Art und Weise ums Leben kam. Denn der große Logan Costello, Mafiaboß und Unterweltskönig von London, schaffte sich seine Gegner immer auf diese Art und Weise vom Hals. Die Themsemündung war ein idealer Ort. Hier achtete niemand darauf, wenn ein kleines Boot über die Wellen tuckerte. Man musste natürlich genau über die Position der Polizeiboote Bescheid wissen, aber das war kein Problem. Costellos Beziehungen reichten sehr weit.
»Fertig?«, fragte Monster Manson.
»Gleich«, antwort Pereira.
Monster Manson lachte. Dann schaute er den Gefesselten an. Er hockte auf einer schmalen Sitzbank und war wie ein Paket verschnürt. Nicht einmal den kleinen Finger konnte er rühren. »Wie fühlst du dich eigentlich, Chink?«
Der Mann gab keine Antwort. Er hob nur den Kopf. Im blassen Sternenlicht war zu erkennen, dass seine Haut in allen möglichen Farben schimmerte. Der Mann hatte wirklich einiges hinter sich. Er war durch die Verhörmühle der Mafia gegangen. Im Gegensatz zur Polizei wandten diese Verbrecher den Dritten Grad eiskalt an.
Dabei hatte der Chinese einmal zu ihnen gehört. Er war sogar einer der Starkiller gewesen, denn seine Art des lautlosen Tötens mit der Seidenschlinge war in der Organisation sehr gefragt gewesen. Doch als er dann einen Landsmann umbringen sollte, hatte er sich geweigert. Nicht weil Familienbande oder ethnologisches Zusammengehörigkeitsgefühl ihn daran hinderten, nein, er hatte von einem Fluch gesprochen, der über dem Betreffenden lasten sollte. Und er hatte ihn sogar gewarnt. Irgendwie hatte Costello, der große Boss, es herausbekommen und sofort seine Konsequenzen gezogen.
Chink musste sterben!
Hal Pereira richtete sich auf. Mit dem Handrücken wischte er Schweiß von seiner Stirn. Die Rührerei hatte ihn angestrengt. Er schaute auf seine Uhr.
Kurz vor Mitternacht.
Genau die richtige Zeit, um so einen Job zu erledigen, dachte er und griff zu den Zigaretten. Zweimal wurde die Flamme des Feuerzeugs ausgeblasen, dann brannte der Glimmstängel endlich.
Pereira blies den Rauch in die Luft. Der Wind fuhr durch seine braunen Haare, hob sie an und legte die Stirnglatze frei, die Pereira mit seinen 35 Jahren schon besaß. Er und auch Monster Manson gehörten zum Exekutionskommando der Mafia. Die beiden waren Männer ohne Gewissen, es machte ihnen nichts aus, Menschen zu töten. Zudem wurden sie gut bezahlt.
Die See war ruhig. Den Motor des Bootes hatten die Männer abgestellt und ließen sich nun von der Strömung treiben. Das Meer glich einer dunklen Fläche, auf der hin und wieder weiße Hüte tanzten. Es waren die Schaumkronen der Wellen. In der Ferne schimmerten Lichter. Dort lag eine Fabrik am Ufer der Mündung.
Schiffe waren so gut wie keine unterwegs. Die Männer hatten hier wirklich die Ruhe, die sie für den anstrengenden Job benötigten.
Pereira drehte sich zu Manson um. »Du kannst dich jetzt betätigen, Monster.«
Manson nickte und legte die MPi zur Seite. Er rieb seine dicken Hände, bückte sich und umfasste den schüsselähnlichen Trog. Dann kippte er ihn zu sich hin und rollte ihn auf den Delinquenten zu.
Direkt vor den Beinen des Chinesen blieb der Trog stehen. »Die Füße hoch, Chink!«, befahl Monster Manson.
Der Chinese spie ihm ins Gesicht. Damit hatte der Killer nicht gerechnet. Als der Speichel auf seiner Haut klebte, wischte er ihn mit der rechten Hand weg und schlug mit der linken zu.
Der Kopf des Chinesen flog zur Seite, das Gesicht verzerrte sich, und Manson hatte schon wieder ausgeholt, doch ein Zuruf seines Kumpans stoppte ihn.
»Lass es, sonst bekommt er ja nichts mehr mit!«
Monster Manson nickte. »Du hast recht!«, keuchte er, bückte sich, packte die gefesselten Beine, hob sie an und stellte sie in den Bottich mit Beton. Ein paar Spritzer bekam der Killer gegen die Hosenbeine, doch darum kümmerte er sich nicht. Hauptsache, die Beine steckten fest. Er drückte noch mal auf die Knie, damit er sicher sein konnte, dass die Füße auch den Boden berührten, dann nickte er zufrieden und grinste wieder.
Der Chinese war totenbleich geworden. Auf seiner Stirn schimmerten die kleinen Schweißperlen. Scharf traten seine Wangenknochen hervor, die Lippen bildeten einen Strich, nur in den schmalen Augen steckte Leben. Und dieser Blick versprach den beiden Killern nichts Gutes, er strahlte einen tödlichen Hass aus.
Die beiden Mörder kümmerten sich nicht darum. Der Mann konnte ihnen nicht mehr gefährlich werden.
Dachten sie …
»Ein paar Minuten bleiben dir noch, bis das Zeug hart ist«, sagte Pereira. »Willst du eine Zigarette?«
Kopfschütteln.
»Dann eben nicht.« Pereira grinste dünn und schaute über die Reling hinweg aufs Meer.
Nach zwei Sekunden bereits wandte er sich wieder um, denn der Chinese redete.
»Ihr könnt mich töten«, sagte er, »aber ihr könnt den Fluch nicht aus der Welt schaffen. Ich habe gehört, dass die Teufelsdschunke unterwegs ist. Meine Brüder haben die Geister der Verfluchten beschworen, und ihr werdet dafür büßen, das könnt ihr mir glauben.«
»Rede keinen Mist«, erwiderte Pereira. »Du hättest den Kerl umlegen sollen und basta.«
»Nein, er ist nicht zu töten.«
Da lachte Pereira. »Jeder ist zu killen. Ich, Monster Manson, und auch du, das wirst du gleich merken.«
»Aber nicht Tschu Wang.«
Pereira lachte. »Und wer ist das?«
»Ein Dämon und ein Mandarin, der seit 800 Jahren den Geistern des Meeres gehört.«
»Dann soll er auch da bleiben.«
»Nicht mehr, denn die Bande der roten Schlange hat ihn beschworen. Und Tschu Wang wird zurückkommen, glaubt es mir. Seine Rache wird euch treffen. Und sie wird schlimmer sein, als es überhaupt vorstellbar ist. Es gibt nichts mehr, was euch retten könnte. Ihr seid verloren, ein für alle Mall.«
»Das Zeug ist jetzt hart«, unterbrach Monster Manson die Rede des Todgeweihten.
Pereira nickte. »Dann werden wir ihn mal von Bord schaffen.« Er wollte sich jedoch selbst überzeugen, bückte sich und prüfte mit den Fingern die Festigkeit der Masse.
»Ja, das geht!«
Als er sich wieder aufrichtete, griff Monster Manson zu. Mit beiden Händen umfasste er die Schultern des Chinesen, griff sehr hart zu und rollte die Schüssel mit dem Zement und dem darinsteckenden Chinesen auf die gegenüberliegende Reling zu. Es war die Backbordseite des Schiffes. Dort sollte der Verräter ins Meer gestoßen werden.
Der Chinese richtete seinen Körper noch einmal auf, soweit es die Fesseln erlaubten. Er schaute über das Meer und begann leise zu lachen, was die beiden Killer irritierte.
»Findest du das so spaßig?«, fragte Monster Manson.
»Nein, das Sterben ist kein Spaß.«
»Warum lachst du dann?«, erkundigte sich Pereira.
»Weil sie schon da ist.«
»Wer ist da?« Pereira hatte sich eine zweite Zigarette angezündet und blies dem Chinesen den Rauch ins Gesicht.
»Die Teufelsdschunke!«, flüsterte der Todgeweihte.
Pereira trat mit dem rechten Fuß auf. »Soll das ein letzter Trick sein, Chink?«
»Nein, es ist keiner. Schaut doch selbst. Da hinten, der Schatten über den Wellen. Das ist sie. Und sie kommt näher. Ich habe es gewusst. Tschu Wang hat überlebt. Man kann den Fluch aufheben, die Brüder der roten Schlange haben es geschafft.« Er lachte wieder, und dieses Lachen machte selbst die hartgesottenen Killer nervös.
»Verdammt, kipp ihn in den Bach!«, zischte Pereira.
Monster Manson nickte nur. Er fasste den Chinesen unter und wuchtete ihn mitsamt der Zement gefüllten Schale in die Höhe, um ihn über die Reling zu schleudern.
Auf halbem Wege verharrte er. Der Mann rutschte ihm wieder aus dem Griff, und die Schale wuchtete mit einem dumpfen Geräusch auf die Decksplanken.
Hal Pereira wurde wütend. »Verflucht, was ist los?«
»Guck … guck mal nach unten!«
»Wo?«
»Da sind welche.« Monster Manson streckte die Hand aus und deutete über Bord.
Hal Pereira beugte sich vor. Er machte den Hals lang, und bekam im nächsten Augenblick große Augen, wobei noch ein unartikuliertes Geräusch aus seinem offenen Mund drang.
Sein Kumpan hatte recht gehabt. Da schwamm wirklich etwas auf der Wasserfläche.
Dinge, die überhaupt nicht hierher passten, die eher in ein Gruselkabinett gehörten.
Es waren weißgelbe Totenschädel!
*
Sie schwammen auf dem Wasser, und sie erinnerten Hal Pereira an Korken, so sehr hüpften sie auf und nieder.
Der Killer schluckte. Plötzlich fühlte er sich verdammt unwohl, und als er einen Blick nach rechts warf, wo der Chink...




