Dänzer | Rhetorik-Kurs mit Cicero | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 125 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

Dänzer Rhetorik-Kurs mit Cicero

Dänzer, Tobias - deutsche Übersetzung lateinischer Lektüre - 14306 - Originalausgabe
Originalausgabe 2022
ISBN: 978-3-15-962073-2
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Dänzer, Tobias - deutsche Übersetzung lateinischer Lektüre - 14306 - Originalausgabe

E-Book, Deutsch, 125 Seiten

Reihe: Reclams Universal-Bibliothek

ISBN: 978-3-15-962073-2
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Was macht eine gute Rede aus? Und wie gelingt sie? Der berühmte römische Politiker Cicero (106-43 v. Chr.) hat der Nachwelt theoretische Schriften zur Rhetorik hinterlassen und es selbst in dieser Kunst zur Perfektion gebracht. Warum die Rhetorik also nicht von ihm erlernen? Dieser Kurs in zehn Lektionen macht es möglich - konzipiert aus Ciceros Tipps und mit Beispielen aus seinen Reden. Lektion 1: Was ist gute Rhetorik? Lektion 2: Besser reden - ein methodischer Leitfaden Lektion 3: Die Rede beginnen Lektion 4: Das Beweisziel finden Lektion 5: Mitreißend erzählen Lektion 6: Überzeugend argumentieren Lektion 7: Stilistisch beeindrucken Lektion 8: Mit Humor gewinnen Lektion 9: Frei und sicher sprechen Lektion 10: Wirkungsvoll auftreten

Tobias Dänzer studierte Griechisch, Latein, Italienisch und Erziehungswissenschaften in Würzburg und Messina. 2017 wurde er mit einer Arbeit zum Renaissance-Gelehrten Angelo Poliziano promoviert, 2022 mit einer Arbeit über Quintilians Institutio oratoria habilitiert. Er ist Akademischer Rat am Lehrstuhl für Latinistik in Würzburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen neben der antiken Rhetorik die lateinische Briefliteratur, das römische Recht und das Fortwirken des griechisch-römischen Denkens in Renaissance und Früher Neuzeit.

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LEKTION 2: Besser reden – ein methodischer Leitfaden
Um ein Gefühl für gute Rhetorik zu entwickeln und um sich rhetorisch zu verbessern, braucht es Zeit. Schneller Erfolg, wie er heute häufig in Aussicht gestellt wird, war zwar auch in der Antike wünschenswert: So hatte Cicero seinen steilen politischen Aufstieg vor allem seiner beeindruckenden Redekunst zu verdanken. In seinen theoretischen Schriften allerdings verstand er die Arbeit an der Rhetorik als Lebensaufgabe. Zeitlebens suchte er das Ideal, ja die platonische Idee des »vollkommenen Redners«, des perfectus orator. So schrieb er am Beginn des Orator: Beim Entwurf des vollkommenen Redners werde ich einen Redner beschreiben, wie es ihn wohl niemals gegeben hat. Ich frage nämlich nicht, wer ein solcher Redner war, sondern was das unübertreffliche Ideal ist, das im ganzen Zusammenhang der Rede zwar sehr selten oder möglicherweise noch nie sichtbar geworden ist, wohl aber schon in einem Teilbereich, und zwar bei den einen deutlicher, bei den anderen vielleicht etwas spärlicher. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass es auf keinem Gebiet ein so vollkommen schönes Ding geben kann, dass nicht die ursprüngliche Idee noch schöner wäre, der es wie der Abdruck eines Gesichts nachgebildet ist. Sie lässt sich nicht mit Augen, Ohren oder sonst einem Sinn erfassen, doch im Denken und in der Vorstellung können wir sie begreifen. (Orator 7–8) Darüber, wie man diesem rhetorischen Idealbild am nächsten kommen könne, herrschte allerdings nicht einmal in der Familie Tullius Cicero Einigkeit. Wenn man den einleitenden Bemerkungen zu De oratore Glauben schenkt, so hat es zwischen Marcus und seinem Bruder Quintus einen innerfamiliären Disput darüber gegeben, was nötig sei, um ein guter Redner zu werden – ein Thema, das heutzutage wohl nur noch selten im Familienkreis diskutiert wird: In unseren Unterhaltungen bist du in dieser Sache immer wieder anderer Auffassung als ich: Während ich auf dem Standpunkt stehe, dass Redekunst höchste fachwissenschaftliche Bildung zur Grundlage habe, vertrittst du die Meinung, Redekunst sei von allzu gründlicher Theorie freizuhalten und von Begabung und praktischer Anwendung abhängig. (De oratore 1,5) Im Zitat sind zwei Auffassungen kontrastiert: Quintus erachtet Talent (ingenium) und praktische Übung (exercitatio) als hinreichend für den rhetorischen Erfolg, Marcus betont die Wichtigkeit von Theorie (doctrina) und umfassender Bildung (artes). Damit sind die Komponenten benannt, die für die Verbesserung der eigenen rhetorischen Fähigkeiten ausschlaggebend sind: Im besten Falle besitzt man ein gewisses Talent, studiert die Theorie, nimmt sich Zeit für Übungen, sammelt Praxiserfahrung und hat darüber hinaus eine grundlegende Bildung. Auch wenn sich vermutlich nicht alles in Vollendung einstellen wird, liegt hierin doch ein methodischer Leitfaden, wie man seine Redekompetenz deutlich verbessern kann. Talent
In De oratore lässt Cicero den zeitgenössischen Redner Crassus die Extremposition vertreten, nur die Talentiertesten könnten zu perfekten Rhetorikern werden: Es bedarf eines flinken Verstands und wacher Intelligenz, die dem Redner erlauben, scharfsinnige Überlegungen anzustellen, seinen Gegenstand abwechslungsreich darzustellen und stilistisch auszuarbeiten und die Rede dauerhaft im Gedächtnis zu behalten. Sollte nun jemand der Meinung sein, man könne das auch durch Theorie erlernen, so stimmt das nicht: Es wäre ja ganz wunderbar, wenn sich diese Fähigkeiten durch theoretische Bildung wachrufen ließen. Aber sie lassen sich weder künstlich einpflanzen noch verschenken, sind sie doch allesamt Gaben der Natur. Dies wird umso deutlicher, wenn ich die Redeeigenschaften aufzähle, die der Mensch von Geburt an hat: Zungenschlag, Klang der Stimme, Lungengröße, Körperkraft, Gestalt und Aussehen des Gesichts und Körpers insgesamt. (De oratore 1,113–114) Cicero war sich offenbar bewusst, dass diese Darstellung auf seine Leser entmutigend wirken musste. So lässt er Crassus wenig später anfügen, dass es (wie heute auch) nicht immer die Begabtesten waren, die als Redner Erfolg hatten (De oratore 1,117). Und selbst die größten Redner der Antike waren nicht von der Natur auserwählt: Cicero war von schwächlicher Konstitution, Demosthenes (384–322 v. Chr.) stotterte. Dies sind zwei Beispiele für die (der Meinung des Crassus entgegengesetzte) Behauptung, dass der Mensch gerade seine angeborenen Schwächen häufig zu seinen Stärken macht. Der österreichische Kulturhistoriker Egon Friedell hat diese Erkenntnis mit Blick auf den stotternden Demosthenes in ein schönes Aperçu gefasst (22008, S. 74): »Aber wie, wenn es am Ende umgekehrt gemeint wäre: nicht, daß zu jedem Achill eine Ferse gehört, wohl aber zu jeder Ferse ein Achill?« Theorie
Um den Mangel an Talent auszugleichen, bietet sich jedenfalls zunächst die Theorie als nützliche Helferin an. Das sah selbst der talentierte Crassus so: Ich sage ja nicht, dass die Theorie nicht manche Scharte auswetzen kann: Mir ist sehr wohl bewusst, dass gute Eigenschaften durch theoretische Kenntnisse besser und weniger gute in gewisser Weise abgefeilt und berichtigt werden können. (De oratore 1,115) Die Theorie bietet ein Gerüst, das methodische Sicherheit gibt und wodurch bestimmte Mindestanforderungen an eine Rede gewährleistet werden können. Allerdings betonte Cicero stets den Vorrang der Praxis vor der Theorie: Die Redekunst sei nicht aus der Theorie, sondern die Theorie aus der Redekunst hervorgegangen (De oratore 1,46). Ciceros Skepsis gegen theoretische Einteilungen zeigt sich etwa schon bei den gängigen Vorschriften, wie eine Rede aufzubauen ist: Man schreibt also vor, dass die Rede so zu beginnen sei, dass wir das Wohlwollen des Hörers, seine Neugier und seine Aufmerksamkeit gewinnen. Dann sei der Sachverhalt so zu schildern, dass die Erzählung plausibel, klar verständlich und kurz sei. Danach müsse man das Thema untergliedern oder benennen, unseren Standpunkt mit schlüssigen Argumenten bekräftigen, den des Gegners widerlegen. Hiernach setzen manche Zusammenfassung und Schluss an, manche verlangen vor dem Schluss einen Exkurs, um das Thema auszugestalten und in seiner Bedeutung zu steigern, und danach erst Zusammenfassung und Schluss. Ich kritisiere die Einteilungen keineswegs, sie sind gefällig getroffen, aber sie entsprechen eben, wie es bei Menschen ohne wirkliche Redekenntnis nicht anders zu erwarten ist, nicht der Erfahrung. Denn was sie eigens für den Beginn der Rede oder die Erzählung vorschlagen, muss während der ganzen Rede gelten. (De oratore 2,80–81) Was Cicero hier etwas achselzuckend referiert, ist der ›klassische‹ Redeaufbau, der bis heute etwa in der Erörterung im Deutschunterricht gelehrt wird: Einstieg (exordium), Schilderung des Themas (narratio), Nennung der Gliederung (divisio), Argumentation mit Entkräftung der Gegenargumente (argumentatio), Exkurs (digressio) – heute wie damals nicht fester Bestandteil der Theorie – und letztlich Zusammenfassung der Ergebnisse (conclusio) und effektvoller Redeschluss (peroratio). Ciceros Zweifel an solchen Einteilungen weisen darauf hin, dass schulbuchmäßige Kenntnis der Theorie zwar hilfreich sein kann, aber allein, das heißt ohne Anwendung und Erfahrung, nicht ausreicht, um ein guter Rhetoriker zu werden. Gleichwohl war die Theorie für Cicero wichtiger, als er es hier vermuten lässt – anders wären seine zahlreichen didaktisch ausgerichteten Rhetorik-Werke nicht zu erklären. Und gerade die Theorie, die er zu allen Teilen der Rede dargelegt hat und die in den kommenden Lektionen skizziert wird, kann heutigen Rednerinnen und Rednern unerwartete Erkenntnisse und beträchtliche Fortschritte bringen. Bildung
Die Frage, in der Cicero und Quintus vor allem uneins waren, ist die nach der nötigen Allgemeinbildung. Cicero vertrat auch hier eine – gelinde gesagt – anspruchsvolle Devise: Meiner Meinung nach wird nur derjenige zu einem allseits bewunderten Redner, der sich in sämtlichen bedeutenden Themenbereichen und Wissenschaften Bildung erworben hat. Denn die Rede muss aus voller Sachkenntnis erwachsen. Wenn der Redner die zugrundeliegende Sache nicht vollständig erfasst hat, so wird er leeres, ja kindisches Geschwätz von sich geben. (De oratore 1,19–20) Cicero fordert für den idealen Redner nicht weniger als Spezialwissen in sämtlichen Bereichen. Wie man das erreicht, lässt er Crassus in De oratore vor erstaunten (und etwas demotivierten) Gesprächspartnern ausbreiten: Man muss Dichter lesen, die Geschichte kennen, die Schriften der Gelehrten sämtlicher schöner Künste genauestens studieren und sie zu Übungszwecken zitieren, erklären, korrigieren, kritisieren und widerlegen. Man muss für beide Seiten eines jeden Themas...



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