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E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Curdt Mad Money


13001. Auflage 2013
ISBN: 978-3-522-62084-0
Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-522-62084-0
Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eine bessere Managerin als Mia können sich die Jungs von Nervous Nosebleed für ihre Band nicht vorstellen. Doch Mia findet, dass ihre Führungsqualitäten nach Höherem verlangen. Eine Karriere in der Bank ihres Vaters, das ist es, wovon sie träumt. Doch gleich am ersten Tag ihrer Ausbildung geht fast alles schief. Und daran ist nicht nur der attraktive Carlo schuld ...

Henrike Curdt, Jahrgang 1970, wollte eigentlich schon immer Schriftstellerin werden. Zunächst absolvierte sie jedoch eine Bankausbildung und ein Wirtschaftsstudium und setzte eine PR-bezogene Promotion obendrauf. Das literarische Schreiben hat sie indessen nie losgelassen, so dass sie heute nicht nur als Leiterin der Kommunikationsabteilung in einer Bank, als selbstständige PR-Beraterin und als freie Redakteurin in einem Entwicklerstudio für Computerspiele arbeitet, sondern auch als freie Schriftstellerin. Ihr Alltag überrascht sie immer wieder und liefert täglich neue Ideen für ihre Geschichten. Sie lebt mit Mann und zwei Söhnen in Nordrhein-Westfalen.
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»So … ungefähr.«

München – von wegen … Der Name der Stadt, in der die Rossis inzwischen lebten, sagte Mia nichts. Der Postleitzahl nach lag sie nicht einmal in Bayern.

Schmitti lehnte sich neugierig vor. »Und das Haus? Was haben sie dafür gekriegt?«

Mia nahm eine weitere Kopie zur Hand. »Bei Weitem nicht genug, um den Kredit komplett abzulösen.«

»Erinnert mich an was … Wer hat das Haus gekauft? Kehlhardt?«

Mia schüttelte den Kopf. »Nein. Eine Immobilienfirma. Erbeka GmbH, Sitz in Hamburg.« Der Firmenname kam ihr irgendwie bekannt vor. Sie holte ihr Handy aus ihrer Tasche und startete den Internet-Browser. »Mal sehen, was darüber im Netz zu finden ist …«

Die Jungs schwiegen gespannt, während sie den wenigen Links folgte, die von der Suchmaschine aufgespürt worden waren. Es gab zwei Einträge in Branchenbüchern, die jedoch nicht mehr lieferten als die Adresse, die in der Kreditakte stand. Ein Link führte zur Homepage einer niederländischen Apparatebaufirma, und ein weiterer endete mit dem Hinweis »Seite nicht vorhanden« im Nirgendwo. Mia trennte die Internetverbindung und steckte ihr Handy wieder ein.

»Wie auch immer. Es war jedenfalls nicht Kehlhardt, der das Haus gekauft hat.«

»Schade«, meinte Schmitti. »Wenn er es gewesen wäre, hätten wir ihn an den Eiern.«

»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Kehlhardt seine eigene Familie in den Ruin treibt!«

Schmitti zuckte die Achseln. »Wer weiß, wozu dieser Typ fähig ist?«

»Mir kommt da gerade so ein Gedanke.« Mia tippte mit dem Finger gegen ihre Lippen. »Am Ende hat sich Kehlhardt seine Methode bei dieser Immobilienfirma abgeschaut.«

»Aber wenn das Haus dieser Erbeka GmbH gehört – wie kann es dann sein, dass Carlo da wohnt?« PeeWee ließ sich wieder auf dem Schlagzeugpodest nieder.

Mia zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich hat er es gemietet.«

»Von welchem Geld denn?!«

»Vielleicht zahlt Onkelchen die Miete«, meinte Schmitti. »Man hört doch immer wieder von Leuten, denen der Rest der Welt am Arsch vorbeigeht, ausgenommen die eigene Familie.«

»Mannomann«, murmelte PeeWee. »Carlo hat Nerven. Seine Eltern sind pleite, und er macht hier die große Welle – auf wessen Rechnung auch immer. Hat er keine Angst, dass er mit der Nummer auffliegt?«

Mia hätte am liebsten laut aufgeschrien. Warum hielt PeeWee nicht einfach die Klappe? Er konnte sich nicht vorstellen, wie viel Kraft es kostete, die Fassade unter solchen Bedingungen aufrechtzuerhalten. Sie dagegen wusste es.

Sie stand auf und ging wortlos zum Sofa zurück, quer durch die am Boden ausgebreiteten Kopien. Eines der Blätter blieb an ihrer Sohle haften. Sie riss es ab und warf es irgendwohin. Die ganze Aktion war umsonst gewesen. Sie hatte keine Beweise gefunden, die sie gegen Kehlhardt verwenden konnte. Stattdessen hatte sie Details aus Carlos Leben erfahren, die sie am liebsten sofort und komplett aus ihrem Gedächtnis löschen würde. Sie ließ sich auf das Sofa fallen und stützte die Stirn in die Hände. In der Bank nachforschen – die Idee hatte sich so gut angehört. Und die Sache mit dem Kopieren der Akten war verblüffend einfach gewesen. Aber sie hatte sich verschätzt. Kehlhardt war ein cleverer Banker, sie selbst dagegen eine Azubine ohne wirklichen Schimmer vom Kreditgeschäft. Wie hatte sie glauben können, dass er sich so leicht schnappen ließe? Außerdem …

»Wir konnten gar nichts finden!«, stöhnte sie.

Die Jungs sahen sie verständnislos an.

»Mein Vater hat gesagt, dass Kehlhardt ihn degradiert hat, um ihn von möglichen Beweisen fernzuhalten. Im Kreditarchiv konnten wir also nichts finden, was Kehlhardt belastet. Zu den Aktenschränken hat mein Vater ja freien Zugang.«

PeeWee riss die Augen auf. »Du meinst, Kehlhardt hat alles vernichtet?«

»Nein, bei Immobiliengeschäften gibt es Dokumente, die man besser nicht schreddern sollte. Das wäre ungefähr so, als ob du einen Fahrzeugbrief in den Reißwolf werfen würdest.«

»Wo könnte er die Sachen denn dann versteckt haben?«, fragte Schmitti.

Mia starrte ihn an. Sie wusste, woran er dachte. »Ich breche kein zweites Mal bei ihm ein«, erklärte sie mit Nachdruck.

Schmitti schürzte die Lippen. »Wir würden freiwillig mitkommen.« Er sah zu PeeWee. »Stimmt’s?«

PeeWee nickte eifrig.

»Nein.« Mia war plötzlich todmüde. Sie war keinen Schritt weitergekommen. Im Gegenteil: Jetzt war die Sache noch komplizierter als zuvor. Ohne einen der Jungs anzusehen, stand sie auf. »Ich muss nach Hause. Mein Wecker geht um halb sieben.«

»Aber …« Schmitti machte ein Gesicht wie ein kleiner Junge, dem jemand sein Spielzeug weggenommen hat. »Soll das heißen, die Mission ist gescheitert?«

»Sieht ganz danach aus«, erwiderte Mia.

Sie fing an, die roten Blätter auf dem Boden zusammenzuschieben. Als sie die Kopie mit den Fotos von Carlos Haus dazulegen wollte, riss Schmitti ihr das Blatt aus der Hand.

»Moment! Woher willst du wissen, dass nicht doch Kehlhardt hinter dieser Sache steckt?«

Mia nahm ihm die Kopie ab und knallte sie auf den unordentlichen Stapel zu den anderen Papieren.

»Erstens: Kehlhardt hat das Haus von Carlos Eltern nicht gekauft, sondern diese Immobilienfirma. Zweitens: Kehlhardt macht es vielleicht nichts aus, anderen Leuten ihre Häuser unterm Hintern wegzuziehen. Aber der eigenen Familie? Das glaube ich nicht.«

Sie warf die Kopien in den Mülleimer neben dem Kühlschrank. Mit einem satten Wuff landete alles zwischen halb verschimmelten Essensresten. Der Deckel fiel zu.

»So, und jetzt will ich ins Bett.«

Das gleichförmige Plätschern des Brunnens rauschte in Mias Ohren. Sie schaute an einer der Fugen entlang, die den Granitboden wie ein feines Gitter durchzogen. Die Fuge verlief schnurgerade bis zum Brunnen. Dort ging es nicht mehr weiter. Genauso fühlte sie sich: am Ende. Was wollte sie überhaupt noch hier? Als sie von der Sache mit ihrem Vater und Kehlhardt erfahren hatte, war sie nur deshalb geblieben, weil sie geglaubt hatte, ihren Vater irgendwie rächen zu können. Aber damit war sie gescheitert. Und je mehr sie darüber nachdachte, desto schlimmer fühlte sich der Gedanke an, dass Carlo Kehlhardts Neffe war.

Ihr Blick bog nach rechts ab, wo die Fuge im rechten Winkel quer durch die Schalterhalle zum Eingang führte. Die Glastüren öffneten sich, und ein Typ in Lederklamotten kam herein. Seine Augen waren unter den viel zu langen Haaren kaum zu erkennen, aber er sah ziemlich unausgeschlafen aus. Mia dagegen war mit einem Schlag hellwach. Schmitti. Auch das noch.

Gehetzt schaute sie sich um. Kein Fluchtweg. Hätte ohnehin nichts genutzt. Er war in der Schalterhalle, und er würde so lange herumnerven, bis sie nachgab und er hatte, was immer er wollte. Ein kleines, zartes Hoffnungsfünkchen keimte dennoch in ihr auf: Vielleicht hatte sie Glück und niemand bekam etwas mit. Einer der Service-Banker hatte einen Kunden in den Tresorraum begleitet, ein weiterer hängte im hinteren Teil der Halle Börsenkurse aus. Zwei machten Frühstückspause, und Coché war mit einem Kunden in der Diskretionskasse. Giulia hatte er mitgenommen. Ausnahmsweise war Mia froh, dass Giulias Geflöte bei den Männern so gut ankam.

Schmitti steuerte geradewegs auf sie zu. Auf seinem Gesicht erschien ein breites Lächeln.

»Hallo, Prinzessin!«

»Was willst du?«

Er lehnte sich an den Schalter wie ein Cowboy an die Bar im Saloon. »Ich hab noch mal gründlich nachgedacht über die Sache mit …« Kehlhardt, formten seine Lippen lautlos.

Mias Augen verengten sich. Bevor er hereingekommen war, hatte sie gegen eine bleierne Müdigkeit angekämpft. Jetzt musste sie sich mühsam beherrschen, um nicht zu explodieren.

»Hör zu«, brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus. »Du verschwindest jetzt wieder, und wir telefonieren heute Abend.«

Er kratzte sich am Kopf. Es sah aus, als ob er über ihren Vorschlag ernsthaft nachdenken würde. Sie warf einen Blick über die Schulter in Richtung Diskretionskasse. Alles ruhig.

»Bitte«, fügte sie hinzu.

Schmitti zog einen Flunsch. »Willst du nicht wissen, zu welchem Ergebnis ich mit meinen Überlegungen gekommen bin?«

»Jaja. Aber …«

Er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Der Schlüssel ist Carlo.«

»Was?«

»Ja.« Er nickte bedeutungsvoll und fügte hinzu: »Genau genommen hast du mich gestern schon darauf gebracht.«

Mia runzelte verwirrt die Stirn.

Schmitti zählte an den Fingern ab: »Angenommen, die Rossis sind wirklich von dieser Immobilienfirma gelackt worden und Kehlhardt hat die Masche daraufhin zu seiner eigenen Methode weiterentwickelt. Nehmen wir außerdem an, meine Die-Familie-hält-zusammen-Theorie stimmt und er will seinen Leuten unter die Arme greifen. Was also macht er?«

»Keine Ahnung.«

Schmitti beugte sich über den Schalter und zog Mia am Ärmel zu sich hin. »Er bringt Carlo in die Bank und macht ihn zu seinem Komplizen.«

»Das ist doch völlig an den Haaren herbeigezogen!«

Mia versuchte, sich loszumachen, aber Schmitti hielt sie fest.

»Ist es nicht. Es passt alles genau.«

Sie seufzte schicksalsergeben. »Und was willst du jetzt tun?«

»Ganz einfach: Wir müssen Carlo bloß aushorchen. Wenn wir lange genug an ihm dranbleiben, wird er sich früher oder später verquatschen und uns irgendeinen Hinweis liefern. Zuerst müssen wir ihn natürlich dazu bringen, dass er seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu Kehlhardt zugibt. Und dann …«

»Nein.«

»Was?«

»Nein. Da mache ich nicht...


Curdt, Henrike
Henrike Curdt, Jahrgang 1970, wollte eigentlich schon immer Schriftstellerin werden. Zunächst absolvierte sie jedoch eine Bankausbildung und ein Wirtschaftsstudium und setzte eine PR-bezogene Promotion obendrauf. Das literarische Schreiben hat sie indessen nie losgelassen, so dass sie heute nicht nur als Leiterin der Kommunikationsabteilung in einer Bank, als selbstständige PR-Beraterin und als freie Redakteurin in einem Entwicklerstudio für Computerspiele arbeitet, sondern auch als freie Schriftstellerin.
Ihr Alltag überrascht sie immer wieder und liefert täglich neue Ideen für ihre Geschichten.
Sie lebt mit Mann und zwei Söhnen in Nordrhein-Westfalen.



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