Cuno / Richter | Yoga in der Psychotherapie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 110 Seiten

Cuno / Richter Yoga in der Psychotherapie


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-497-61815-6
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 110 Seiten

ISBN: 978-3-497-61815-6
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Yoga ist, wenn der Geist zur Ruhe kommt. Und damit haben Yoga und Psychotherapie schon ein gemeinsames Ziel. Beides wird in diesem Praxisbuch für PsychotherapeutInnen verbunden, indem die Wurzeln des Yoga sowie Studien zur Wirkweise beschrieben werden. Yoga und Verhaltenstherapie werden miteinander verknüpft: So erarbeitet z. B. ein Angstpatient den Glaubenssatz 'Ich schaffe das nicht' therapeutisch, ersetzt ihn durch eine positiven Satz und verstärkt diesen durch eine kräftigende Yoga-Haltung ('Held'). Solche Körper- und Atemübungen, Imaginations- und Meditationsanleitungen werden wörtlich beschrieben und durch Fotos veranschaulicht. Dabei sind die Übungen immer auch für PatientInnen ohne Yoga-Vorerfahrung geeignet. Ein wertvolles Buch für interessierte PsychotherapeutInnen, die (erste) eigene Erfahrungen mit Yoga haben.

Angela Cuno und Thomas Richter sind Diplom-Psychologen und als Psychologische Psychotherapeuten seit 1989 in gemeinsamer Praxis in Gütersloh tätig. Darüber hinaus unterrichten sie Yoga und lehren seit 2014 zum Thema "Integration von Yoga in die Psychotherapie" in verschiedenen Berufsverbänden.
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Zielgruppe


PsychotherapeutInnen und PsychologInnen

Weitere Infos & Material


2Wirkungen von Yoga auf physiologische und psychische Faktoren

2.1Studienlage

Durch das stark gestiegene Interesse an Yoga weltweit gibt es mittlerweile eine beträchtliche Anzahl von internationalen und auch deutschsprachigen Studien zur Wirkweise von Yoga auf die physische und psychische Gesundheit des Menschen. Sie unterscheiden sich sowohl in der Auswahl der TeilnehmerInnen, des Settings, des Yogastils, der untersuchten Parameter und der Genauigkeit der Erhebungen. Wir geben hier nur eine kleine Auswahl wieder, die uns für unsere Arbeit als PsychotherapeutInnen interessant und wissenschaftlich überzeugend erschien, ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit.

Die Untersuchungen über die Wirkungen des Yoga auf die Gesundheit reichen hier im Westen bis in die 1960er Jahre zurück. Eine der ersten Zusammenfassungen der Forschungsergebnisse verschiedenster Studien zu den physiologischen Wirkungen der Körperhaltungen (Asanas) und Atemtechniken (Pranayamas) des Hatha-Yoga stammt von Dietrich Ebert (1986). Auch wenn die damaligen Ergebnisse aus heutiger Sicht sicherlich kritisch zu betrachten sind, da die Studien nur bedingt vergleichbar sind (aufgrund der Heterogenität der untersuchten ProbandInnen, der unterschiedlichen Yogastile und der z. T. sehr kleinen Stichproben), ließen sich einige immer wiederkehrende Wirkungen des Yoga durch die klassischen Körper- und Atemübungen bei regelmäßiger Übungspraxis erkennen: die Zunahme des Atemvolumens und der Sauerstoffaufnahme, die Regulierung des Blutdrucks und der Herzfrequenz (Ebert 1986).

In den 1990er Jahren gab es eine der größten deutschsprachigen Studien über die Wirksamkeit von Yoga auf physiologischer Ebene, durchgeführt von Dr. Martina Bley in Kooperation mit der Universität Berlin, der Barmer Ersatzkasse (BEK) und dem Gesundheitszentrum der Betriebskrankenkasse Berlin (BKK). Diese Studie lief über 18 Monate mit 253 ProbandInnen. Sie erregte damals sehr großes Aufsehen in den Medien, da sie erstmals wissenschaftlich repräsentativ belegte, dass sich sowohl Rückenbeschwerden als auch Hypertonie, Schlafstörungen und Spannungskopfschmerz / Migräne eindeutig durch Yoga verbessern lassen (Bley 1994, Kühn 1996). Diese Studie führte letztlich dazu, dass Yoga als Präventionsmaßnahme zur Stressreduktion von den Krankenkassen anerkannt wurde und seitdem Yogakurse zertifizierter Yogalehrer bezuschusst werden.

Eine andere internationale Studie fand ebenfalls große Beachtung: die Untersuchung der Wirksamkeit von Atemübungen bei Herzinsuffizienz (Bernardi et al. 1998), unter anderem durchgeführt von Dr. Axel W. Frey am Herzzentrum Bad Krozingen. Dabei zeigte sich bei kontrollierter Atmung während der Pranayamaübungen ein signifikanter Anstieg der arteriellen Sauerstoffsättigung und der Belüftung der Lungenbläschen. Auch die subjektive Empfindung von Atemnot und die Ermüdbarkeit konnte bereits nach vier Wochen Training deutlich reduziert werden.

Seit etwa 2002 hat die internationale Forschung zum Thema Yoga nochmals stark zugenommen. In den letzten Jahren wurden jeweils weit über 100 Forschungsarbeiten pro Jahr durchgeführt, meist in den USA. Mehrere Metaanalysen von Studien weisen überzeugende Wirkungen in folgenden Bereichen nach: bei chronischen Rückenerkrankungen, bei leichten Depressionen und Angststörungen, bei Bluthochdruck und allgemeinen Stressreaktionen.

Letzteres ist in interessanten Studien von Streeter et al. (2010) belegt, etwa im Anstieg von Gamma-Amino-Buttersäure (GABA) direkt nach den Yogastunden. GABA ist der wichtigste inhibitorische Neurotransmitter des zentralen Nervensystems und wirkt angstlösend, relaxierend, schlaffördernd, schmerzstillend und blutdruckstabilisierend. Menschen mit Depressionen und Ängsten weisen niedrigere GABA-Werte auf. In mehreren dieser Pilotstudien (Med. Universität Massachusetts, Boston) konnten erhöhte GABA-Ausschüttungen im Thalamus nach 60-minütiger Yogapraxis (also Körperübungen bzw. Asanas und Atemübungen bzw. Pranayama) nachgewiesen werden (Streeter et al. 2010).

Yoga kann sich ebenfalls auf die Genexpression (d. h. wie die genetische Information eines Gens in Erscheinung tritt) auswirken, insbesondere bezogen auf die Zellen des Immunsystems. In einer Studie an der Universität Oslo (Qu et al. 2013) wurden bereits nach einem einwöchigen Yogaretreat positive Veränderungen an 111 Genen festgestellt, die das Immunsystem betreffen, im Vergleich zu nur 38 Genen der Kontrollgruppe, die lediglich alltägliche Entspannungen wie Spazierengehen und Musikhören erlebten. Auch fanden die AutorInnen heraus, dass sich Yoga bereits direkt nach den zweistündigen Übungseinheiten positiv auf zellulärer Ebene auswirkte.

Ebenso konnte in einer anderen Studie (Pomykala et al. 2012) eine Reduzierung der Entzündungsmarker im Blut nachgewiesen werden. Schon durch eine kurze, regelmäßige Yogapraxis von etwa 12 Minuten am Tag reduzierten sich bei den ProbandInnen (pflegende Angehörige von Alzheimer PatientInnen) die durch Stress erhöhten Entzündungswerte des Immunsystems signifikant. Dauerhaft erhöhte Entzündungsmarker in den Immunzellen können zu einer Vielzahl von psychischen und physischen Problemen führen.

Studien zum Thema Wirksamkeit der Yogapraktiken aus neurowissenschaftlicher Sicht wurden an der Universität Gießen von Dr. Ulrich Ott (2010) mittels Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt. Die weiße Hirnmasse der ProbandInnen (StudentInnen) vergrößerte sich durch eine regelmäßige Yogapraxis (mindestens 30 min pro Tag über einen Zeitraum von 20 Wochen), was auf eine verstärkte Synapsenbildung zurückzuführen war.

Cramer et al. (2013) und Gong et al. (2015) fanden in weiteren Einzel- und Metastudien zu Depression und Yoga heraus, dass regelmäßige Yogapraxis sich signifikant auf die Milderung von depressiven Symptomen auswirkte, insbesondere, wenn es meditationsbasiert angewendet wurde.

Für die Arbeit von PsychotherapeutInnen im deutschsprachigen Raum besonders interessant ist eine vor einigen Jahren durchgeführte große Metaanalyse an der Universität Jena über 25 Studien, in der die Wirkung von regelmäßiger Yogapraxis bei psychosomatischen und psychischen Störungen untersucht wurde. Die Autoren Klatte et al. (2016) kamen dabei zu folgenden Ergebnissen: Eine Verringerung von Cortisol sowie eine Erhöhung der Melatonin- und Serotoninspiegel nach regelmäßiger Yogapraxis konnten ebenso empirisch belegt werden wie eine Reduktion proinflammatorischer Zytokine (d. h. entzündungsfördernde Eiweiße des Körpers). Des Weiteren zeigte sich ein erhöhtes Ausmaß an Zufriedenheit und Selbstbewusstsein sowie verbesserte Selbstkontrolle in Zusammenhang mit geringer wahrgenommenem Stress und einem höherem Wohlbefinden. Die Wirksamkeit einer Kombination von Yoga mit einer psychotherapeutischen Behandlung, z. B. einer kognitiv-behavioralen Therapie, ging weit über die Einzeleffekte der Interventionen hinaus. Körperorientiertes Yoga kann also als komplementärer Interventionsansatz bei der Behandlung psychischer Störungen in Betracht gezogen werden. Yoga kann störungsspezifische Symptome reduzieren und darüber hinaus das allgemeine Wohlbefinden steigern sowie die Funktionsfähigkeit und die Lebensqualität verbessern. Als Kernaussage dieser Studie lässt sich festhalten: Es gibt Hinweise darauf, dass die Wirksamkeit von Yoga durch die Schwere der Störung beeinflusst wird, wobei KlientInnen mit stärkerer Symptomausprägung weniger von Yoga profitieren.

Eine weitere neuere Metaanalyse von 13 Studien (Brinsley et al. 2021) belegte den Effekt von Yoga auf depressive Symptome psychisch erkrankter Menschen, die unter Depression, Posttraumatischer Belastungsstörung, Ängsten, Bipolarer Störung, Alkoholabhängigkeit oder Schizophrenie litten. In allen Krankheitsgruppen konnte ein eindeutig positiver Effekt von regelmäßiger Yogapraxis auf die depressive Symptomatik der verschiedenen Störungen festgestellt werden, verglichen mit der Kontrollgruppe (die der Warteliste entspricht) und Behandlung „wie üblich“. Dieser Effekt zeigte sich umso stärker, je häufiger Yoga in der Woche geübt wurde.

Yoga kann ebenso als erfolgsversprechend in der Behandlung von krebskranken PatientInnen angesehen werden: Gonzalez et al. (2021) untersuchten in einer Metaanalyse den Effekt von Yoga auf KrebspatientInnen mit depressiven Symptomen (26 Studien) bzw. Ängsten (16 Studien). In beiden Gruppen führten die yoga-basierten Interventionen zu einer deutlichen Reduktion der jeweiligen Symptomatik. Einschränkend muss hier jedoch angemerkt werden, dass die Ergebnisse aufgrund statistischer Schwächen vorsichtig interpretiert werden müssen.

Borden und Cook-Cottone (2020) veröffentlichten eine Metaanalyse zur Wirkung von Yoga auf Essstörungen. Sie...


Angela Cuno und Thomas Richter sind Diplom-Psychologen und als Psychologische Psychotherapeuten seit 1989 in gemeinsamer Praxis in Gütersloh tätig. Darüber hinaus unterrichten sie Yoga und lehren seit 2014 zum Thema "Integration von Yoga in die Psychotherapie" in verschiedenen Berufsverbänden.



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