E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Cresswell Suche nach dem Glück
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-7487-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-7487-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Für Tessa wird ein Traum wahr: Der attraktive Milliardär Nick Ramirez, in den sie schon lange heimlich verliebt ist, bittet sie, seine Frau zu werden. Es gibt nur eine Antwort: Ja! Auch wenn Nick nicht von Liebe spricht, sind ihre Gefühle stark genug, um eine glückliche Ehe zu führen. Glaubt sie - bis eine gehässige Bemerkung der intriganten Nadia tiefe Zweifel in Tessa weckt: Angeblich will Nick sie nur heiraten, um eine Bedingung im Testament seines Vaters zu erfüllen ...
Geboren in England, pendelt Jasmine Cresswell nun zwischen ihrem Winterdomizilen in Sarasota, Florida, und ihrem Sommersitz in Evergreen, Colorado. Sie schreibt seit 1975 und hat seitdem mehr als fünfzig Romane mit einer Gesamtauflage von neun Millionen Exemplaren veröffentlicht.
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1. KAPITEL
Gabriel DeWilde stürmte in das Büro seines Vaters und schlug die Tür hinter sich zu. „Was, zum Teufel, soll das bedeuten?“ Er warf ihm den Brief des Anwalts auf den Schreibtisch. „Wenn du das für einen Witz hältst … Ich finde es nicht komisch!“
Jeffrey DeWilde schaute weiter aus dem Fenster, offenbar fasziniert vom Anblick der grauen Schieferdächer im Frühlingsregen. „Es ist kein Witz“, sagte er schließlich. „Grace hat mich verlassen.“
Es klang nur gelinde bedauernd, als beschwere er sich lediglich beim Frühstück, dass die Lieblingsmarmelade ausgegangen sei. Gabriel fuhr sich mit der Hand durchs lange, hellbraune Haar und schritt im Zimmer auf und ab. Ihm war, als befände er sich anstatt im vertrauten väterlichen Büro im freien Fall eines fremden Universums.
„Verlassen?“, wiederholte er. Das schlichte Wort war ihm in Verbindung mit seiner Mutter unverständlich. „Sie kann dich doch nicht verlassen haben. Ihr seid schließlich seit zweiunddreißig Jahren verheiratet!“
„Aber sie hat es getan!“ Jeffreys entschiedene Erwiderung hallte durch den stillen, mit Eichenholz getäfelten Raum. „Freitagnacht ist sie in ein Hotel gezogen. Ich weiß nicht, in welches.“
Gabriel versuchte kopfschüttelnd, seinen Realitätssinn zurückzugewinnen. „Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn! Du und Mutter, ihr schient immer die ideale Ehe zu führen. Keiner von euch hat uns auch nur den kleinsten Hinweis gegeben, dass ihr Probleme habt.“
Jeffrey drehte sich immer noch nicht um. „Einige Dinge sind zu schmerzlich, um sie zu bereden, auch nicht mit den eigenen Kindern. Außerdem hat es vielleicht Hinweise gegeben, wenn du bereit gewesen wärst, auf sie zu achten.“
„Nein, es gab keine. Wir hatten keine Ahnung …“ Gabriel brach ab. Plötzlich erinnerte er sich an einen Sonntagmorgen, letzten Monat. Er war unerwartet nach Kemberly, dem Haus seiner Eltern in Hampshire, gekommen. Seine Mutter war allein gewesen und hatte verweinte Augen gehabt, die sie mit einer Pollenallergie erklärte. Er hatte ihr glauben wollen und nicht weiter nachgeforscht. Rückblickend verwünschte er seine Blindheit. Er ließ den Frust über sich an seinem Vater aus.
„Ihr könnt nicht erwarten, dass eure Kinder Gedanken lesen. Verdammt, Dad, du hättest uns vorwarnen müssen!“
„Was hätte ich sagen sollen? Ich war mir nicht sicher, wie … sich die Situation … klären würde.“
„Du hättest irgendetwas sagen sollen, ehe Mutter wegging und der Familienanwalt uns mitteilt, dass ihr beide euch getrennt habt! Ramsbothams Brief liest sich wie eine Verlautbarung des Buckingham Palace, dass wieder eine königliche Ehe gescheitert sei. Wir sind schließlich eure Kinder und keine Firmenangestellten. Was glaubst du, wie Kate und Megan sich fühlen, wenn sie eine Kopie dieses Briefes erhalten? Sie sind meilenweit weg und können nicht mal eben vorbeikommen und mit dir reden.“
„Tut mir leid“, entschuldigte Jeffrey sich knapp. „Am Ende ging alles sehr rasch. Ich habe gestern Abend noch versucht, dich anzurufen, aber du warst aus, und ich war vielleicht sogar froh darüber. Ich konnte auch Megan in Paris nicht erreichen, aber du weißt, ich war nie gut darin, emotionale Dinge zu erklären. Das war immer Sache deiner Mutter. Sie macht so etwas bedeutend besser als ich. Ich verlasse mich in dieser Hinsicht völlig auf sie …“
Jeffrey stand plötzlich auf, schob die schweren Vorhänge ganz beiseite und dann in ihre ursprüngliche Position zurück. Schließlich setzte er sich wieder mit dem Rücken zu Gabriel und blickte von neuem auf die verregnete Bond Street.
Er räusperte sich, begann zu sprechen, brach ab und begann erneut. „Grace ist nach San Francisco zurückgekehrt. Sie ist gestern Morgen abgereist. Also wird sie inzwischen dort sein und sich eingerichtet haben, wo immer sie zu bleiben gedenkt. Ich bin mir sicher, dass sie bald Kontakt zu dir aufnimmt, Gabriel. Schließlich will sie sich von mir scheiden lassen und nicht von ihren Kindern. Du weißt, wie sehr sie euch alle liebt.“
Scheidung! Grundgütiger Himmel, dachten seine Eltern wirklich an Scheidung und nicht nur an eine vorübergehende Trennung? Je mehr sein Vater erklärte, desto weniger verstand Gabriel. Diese ganze Unterhaltung wäre lächerlich, ja geradezu komisch – wenn sie nicht so traurig wäre.
Gabe wusste, dass seine Eltern einst glücklich miteinander gewesen waren. Kinder spürten so etwas. Sie hatten sich nicht nur gemocht und respektiert, sondern tiefe Liebe füreinander empfunden. All seine Kindheitserinnerungen waren von dieser Gewissheit durchdrungen. Wo war die Liebe geblieben? Wenn Jeffrey und Grace es nicht schafften, ihre Ehe aufrechtzuerhalten, dann fragte Gabe sich, ob es überhaupt ein Paar schaffen konnte.
„Wie kannst du zulassen, dass Mutter sich von dir scheiden lässt? Kannst du nicht dagegen angehen? Sicher könnt ihr eure Probleme irgendwie bereinigen, worin sie auch bestehen mögen. Großer Gott, nach zweiunddreißig Jahren muss es doch noch eine gemeinsame Basis geben. Ihr liebt euch doch!“
Jeffrey blieb stumm und regungslos.
„Dad, sieh mich an, um Himmels willen! Ich möchte verstehen, was passiert ist. Ihr zwei wart doch immer so glücklich.“
„Offenbar nicht glücklich genug, um deine Mutter zu bewegen, hier in England zu bleiben.“
„Aber warum ist sie eigentlich nach San Francisco gereist? Was hat sie dort bloß vor?“
„Ich weiß es nicht. San Francisco ist schließlich ihre Heimatstadt, und Kate lebt dort.“
„Kate wird nur dortbleiben, bis sie ihr Studium abgeschlossen hat. Mutters Heimat ist hier in London, bei dir. Sie hat hier ihre Arbeit, ihre Freunde. Ihr ganzes Leben hat sich hier abgespielt. Warum tut sie dir – uns – nur das an? Wie konnte sie einfach so … abhauen?“
Jeffrey schwang schließlich den Sessel herum und sah seinen Sohn an. Man hätte das schmale, aristokratische Gesicht für ausdruckslos halten können. Gabriel wusste es besser. In den braunen Augen seines Vaters blitzte für gewöhnlich Humor auf, verbunden mit einem wehmütigen Verständnis für die Torheiten der Welt und die, die er selbst beging. Heute war sein Blick kalt und leer, der Mund verkniffen. Was immer auch der Grund für das überraschende plötzliche Zerbrechen der Ehe gewesen war, Gabe fühlte, dass sein Vater es nicht gewollt hatte. Er war erschüttert von Graces plötzlicher Abreise. Jeffrey wirkte vielleicht kühl und gefasst, doch Gabriel vermutete, dass er innerlich aufgewühlt war und sich nur mühsam beherrschte.
„An einer Ehe sind immer zwei Menschen beteiligt“, sagte Jeffrey mit derselben unnatürlichen Ruhe. „Wenn sie zerbricht, kannst du darauf wetten, dass beide Partner dazu beigetragen haben.“
Gabriel fragte sich, ob er die Stimmung seines Vaters vielleicht doch falsch eingeschätzt hatte. „Willst du mir sagen, dass es eine Entscheidung im gegenseitigen Einverständnis war? Wolltet ihr beide die Ehe beenden?“
„Ich bin sicher nicht schuldlos an allem, was geschehen ist. Aber Tatsache ist, dass deine Mutter offenbar meint, unsere Ehe sei von Anfang an ein Irrtum gewesen.“ Jeffrey holte tief Luft und seufzte: „Im Augenblick möchte sie, glaube ich, so weit wie möglich von mir und London entfernt sein.“
Gabriel entging nicht, dass sein Vater der eigentlichen Frage geschickt ausgewichen war. Zweifellos, weil er ein zu ehrenwerter Mann war, alle Schuld seiner Frau anzulasten. „Wenn sie zweiunddreißig Jahre gebraucht hat, zu erkennen, dass eure Verbindung ein Irrtum war, konnte sie dann nicht noch ein paar Monate länger warten, um zu sehen, ob sich euer Verhältnis wieder einrenkt?“
„Offenbar nicht.“
Gabriel wurde zornig auf seine Mutter. Er war ihr stets in tiefer Zuneigung verbunden gewesen. Er hatte ihre grenzenlose Kreativität bewundert und die Leichtigkeit, mit der sie die Dinge des Alltags bewältigte. Ihre plötzliche Abreise kam ihm wie ein persönlicher Verrat vor. Welche Gründe auch zur Trennung von seinem Vater geführt hatten, sie entschuldigten nicht, dass sie das Land verließ, ohne jemandem ein Wort zu sagen. Warum hatte sie ihn zum Abschied nicht angerufen? Warum hatte sie ihm nicht erklärt, weshalb sie all das verlassen musste, was sie ein Leben lang aufgebaut hatte?
In den letzten drei Jahren hatte Gabriel als einziges der drei DeWilde-Kinder in London gelebt und gearbeitet. Der Respekt für seine Mutter war gewachsen, als er sah, welche Arbeitslast sie auf sich nahm und wie einzigartig und unverzichtbar ihr Beitrag zur DeWilde’s-Organisation war. Durch ihr plötzliches Verschwinden fühlte er sich wie desorientiert. Die verlässlichen Grenzen des täglichen Lebens gerieten ins Wanken, wurden schwammig. Durch das Schweigen seiner Mutter fühlte er sich zurückgestoßen und eigenartig beraubt. Und wenn er sich schon beraubt fühlte, wie musste dann erst seinem Vater zumute sein …?
„Meine Mutter hat Verpflichtungen“, sagte er schroff. „Auch wenn sie sich entschlossen hat, Mann und Familie wegzuwerfen, gibt es ein Geschäft, an das sie denken muss. Sie erinnert sich hoffentlich, dass sie geschäftsführende Vizepräsidentin von DeWilde’s...