E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Craven Mitten ins Herz
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-7438-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-7438-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Weingutbesitzer Rome d'Angelo ist verzweifelt: Sein Großvater will, dass er die Enkelin seines Erzfeindes verführt. Dabei hat er sich längst in die hübsche Cory verliebt! Aber wird sie ihm das auch glauben, wenn sie von dem Racheplan erfährt?
Sara Craven war bis zu ihrem Tod im November 2017 als Autorin für Harlequin / Mills & Boon tätig. In über 40 Jahren hat sie knapp hundert Romane verfasst. Mit mehr als 30 Millionen verkauften Büchern rund um den Globus hinterlässt sie ein fantastisches Vermächtnis. In ihren Romanen entführt sie ihre Leserinnen in eine sommerliche mediterrane Welt und sorgt für Stunden voller Unterhaltung und Herzklopfen. Neben ihrer Tätigkeit als Autorin fand sie auch noch die Zeit, sich von 2011 bis 2013 als Vorsitzende der Romance Novelists' Association zu engagieren.
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2. KAPITEL
Rome schlug die Tür seiner Hotelsuite hinter sich zu.
Er lehnte sich gegen die Wandvertäfelung aus Edelholz, schloss die Augen und bedachte sich mit allen englischen Schimpfwörtern, die er kannte. Als er damit fertig war, wechselte er ins Italienische und begann von Neuem.
Er war ein Dummkopf, daran gab es nichts zu beschönigen.
Glücklicherweise stand der Whisky, den er sich für den Abend bestellt hatte, schon auf der Anrichte. Rome nahm sich eins der schweren Kristallgläser, schenkte sich großzügig ein und ging, das Glas in der Hand, auf die kleine Terrasse.
Er trank einen Schluck und betrachtete das nächtliche Panorama Londons, ohne es jedoch in sich aufzunehmen. Ohne die herbstlich kalte Temperatur zu spüren, löste er den Verschluss seiner Fliege und öffnete den obersten Hemdenknopf.
„Ich hätte es nicht tun sollen“, sagte er, als würde sein bester Freund neben ihm stehen.
Aber er hatte keine Wahl gehabt. Die italienischen Banken, mit denen er bisher so erfolgreich zusammengearbeitet hatte, legten ihm in letzter Zeit Steine in den Weg und verweigerten ihm das nötige Geld, um das Weingut wieder rentabel zu machen.
Dafür kann ich mich bei Graziella bedanken, dachte er bitter. Sie hatte ihm Rache geschworen und konnte jetzt triumphieren: Ihr Vergeltungsschlag hatte ihn vernichtend getroffen.
Eigentlich hatte er nur kurz in London bleiben wollen, hatte nur mit den Banken einen Kredit aushandeln und dann sofort wieder zurückfliegen wollen – und vor allem hatte er diese Aktionen geheim halten wollen. Das war ihm jedoch gründlich misslungen, weil er seinen Großvater und dessen weitreichende Verbindungen unterschätzt hatte. Kaum im Hotel angekommen, war er auch schon zu Matt Sansom beordert worden.
Und er konnte noch nicht einmal behaupten, über seinen Großvater und dessen Charakter nichts gewusst zu haben, denn seine Mutter hatte ihn schon immer gewarnt.
„Früher oder später wird er dich sehen wollen, denn du bist sein einziger Enkel. Aber sei klug und lehne es ab, wenn er dir einen Gefallen erweisen will, denn du wirst dabei den Kürzeren ziehen. Das ist schon immer so gewesen, und daran wirst auch du nichts ändern können.“
Dennoch war er zu naiv gewesen und hatte die Falle nicht gesehen, die Matt Sansom ihm gestellt hatte.
Wahrscheinlich war er einfach zu überrascht gewesen, als sein Großvater eines Tages plötzlich vor der Tür des Gutshauses von Montedoro stand.
Er war wie vor den Kopf gestoßen, als er sich unvermittelt einer älteren Ausgabe seiner selbst gegenübersah. Die Haare waren weiß, und die blauen Augen blickten nicht mehr so klar, aber die Ähnlichkeit war auffällig, und auch Matt Sansom war verblüfft.
Erstaunt runzelte er die buschigen Brauen und betrachtete Rome fassungslos von oben bis unten. Matt wäre jedoch nicht Matt gewesen, wenn er sich nicht sofort wieder unter Kontrolle gehabt hätte. „Du also bist Sarahs Bastard“, bemerkte er bissig.
Rome nickte. „Und du bist der Mann, der unbedingt verhindern wollte, dass ich das Licht der Welt erblicke“, konterte er.
Matt schwieg kurz, lachte dann jedoch boshaft. „Damit triffst du den Nagel auf den Kopf. Aber vielleicht habe ich damals doch einen Fehler gemacht.“
Abrupt drehte er sich um und blickte über die terrassierten Weinfelder. „Hier also hat meine Tochter die letzten Jahre ihres Lebens zugebracht.“ So verächtlich seine Stimme auch klang, eine leise Trauer schwang mit.
Matt blieb noch zwei Tage auf Montedoro, informierte sich gründlich über das Weingut und besuchte auch den kleinen Dorffriedhof, wo seine älteste Tochter Sarah neben ihrem Mann Steve d’Angelo begraben lag.
„Du heißt wie er“, stellte Matt auf der Rückfahrt zur Villa fest. „War er dein leiblicher Vater?“
„Nein, er hat mich adoptiert.“
„Er konnte die Finger nicht von den Karten lassen, stimmt’s?“ Aus zusammengekniffenen Augen sah Matt Rome von der Seite an.
„Er war Berufsspieler.“ Mittlerweile hatte Rome sich an die inquisitorische Fragerei seines Großvaters gewöhnt. „Steve konnte mit Karten umgehen wie kaum ein anderer. Er spielte mit hohem Einsatz und verlor fast nie.“
„Und du hast eine Zeit lang dein Geld auf die gleiche Weise verdient?“
Rome zuckte die Schultern. „Seit ich mich erinnern kann, habe ich meinem Vater beim Spielen zugesehen und viel von ihm gelernt. Aber im Gegensatz zu ihm war ich nie mit Leib und Seele dabei.“
„Aber du hast gewonnen?“
„Ja.“
Matt blickte kritisch durch die Windschutzscheibe auf die Weinfelder. „Viel in das Weingut investiert hat dein Adoptivvater ja nicht!“
„Die Erbschaft hat Steve völlig unvorbereitet getroffen, da er zu dem Cousin, dem es gehörte, nie Kontakt gehabt hatte. Außerdem war Montedoro schon heruntergewirtschaftet, bevor es in seinen Besitz kam.“
„Und jetzt willst du es in Schwung bringen! Du bist ein leidenschaftlicherer Spieler, als du dir eingestehen willst.“ Matt schwieg nachdenklich. „Hat dir deine Mutter je von deinem richtigen Vater erzählt?“, wollte er dann wissen.
„Nein“, antwortete Rome gleichmütig. „Sie hat ihn nie erwähnt. Meiner Meinung nach hat er in ihrem Leben keine große Rolle gespielt.“
„Wie kannst du das behaupten!“ Matt grollte. „Wegen dieses Mannes hat Sarah Schande über sich und ihre Familie gebracht. Er hat eine sehr große Rolle in ihrem Leben gespielt, wenngleich eine unselige!“
Für einen Moment erkannte Rome in seinem Großvater den unnachgiebigen und herrischen Tyrannen, vor dem seine Mutter geflohen war.
„Sie war jung“, antwortete Rome in einem Ton, der deutlich machte, dass er das Thema für beendet hielt, „und sie hat einen Fehler gemacht. Kein Grund, um das ganze Leben lang in Sack und Asche zu gehen.“
Matt hatte etwas Unverständliches vor sich hin gemurmelt und war in brütendes Schweigen verfallen.
Das ist das einzige persönliche Gespräch, das ich je mit ihm geführt habe, fiel Rome jetzt auf. Und das ist auch besser so, dachte er, sonst hätte es unweigerlich Streit gegeben.
Matt hatte dann die ersten Jahrgänge des Weins probiert, den Rome als selbstständiger Winzer gekeltert hatte, hatte mit ihm gefachsimpelt und ihn ermuntert, von seinen Plänen zu sprechen, von den neuen Fässern, die er anschaffen wollte, und von dem großen Edelstahltank, ohne den es heutzutage nicht mehr ging.
Erst im Rückblick erkannte Rome, wie viel er seinem Großvater unbewusst verraten hatte, wie geschickt Matt taktiert hatte, um eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen, und wie es ihm gelungen war, sich als verständnisvoller und gereifter Geschäftsmann zu geben, der seine Erfahrungen an seinen einzigen Enkel weitergeben wollte.
Wie nebenbei hatte Matt angeboten, ihm einen Kredit zu einem äußerst niedrigen Zinssatz zu gewähren, um die nötigen Investitionen zu ermöglichen. Durch die Tatsache, dass Matt nichts verschenken wollte, sondern einen ganz normalen Vertrag vorgelegt hatte, in dem die Rückzahlung des Geldes genau festgelegt war, hatte er, Rome, sich Sand in die Augen streuen lassen.
Bedenken waren ihm erst gekommen, nachdem Matt schon längst abgereist war.
Aber ich habe das Geld gebraucht, rechtfertigte Rome sich vor sich selbst. Die vereinbarten Ratenzahlungen sind durchaus realistisch gewesen, und ich war der Auffassung, sobald die letzte Rate bezahlt ist, würde ich einen ganz normalen Bankkredit beantragen können.
Und bis vor Kurzem hatte es auch so ausgesehen. Die vergangenen zwei Jahre hatte er mit Matt nur brieflich in Kontakt gestanden und sich eingebildet, dass es so bleiben würde.
Dass sein Großvater ihn gleich nach seiner Ankunft im Hotel angerufen und aufgefordert hatte, ihn sofort in seinem Haus zu besuchen, hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen.
Eine grauhaarige und unauffällig gekleidete Frau hatte ihm die Tür geöffnet.
„Rome“, begrüßte sie ihn, und ein Lächeln huschte über ihr abgehärmtes Gesicht. „Sarahs Sohn! Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, dich in die Arme schließen zu dürfen. Ich bin deine Tante Kit.“ Sie küsste ihm die Wange.
Rome erwiderte die Begrüßung mit schlechtem Gewissen. Er hatte seine Tante für die Haushälterin gehalten.
„Und ich hätte es nie zu hoffen gewagt, eine Einladung in dieses Haus zu erhalten. Ich dachte, meine Existenz wäre ein Schandfleck für die ganze Familie“, gestand er.
Kit widersprach nicht. „Ich bringe dich zu ihm, er wartet schon auf dich“, überging sie seine Bemerkung.
„Er muss viel liegen“, erklärte sie Rome, als sie mit ihm die breite Freitreppe hochging, die mit dicken Perserteppichen ausgelegt war und zu einer Galerie führte. „In letzter Zeit geht es ihm nicht so gut. Ich dachte, es wäre sein Herz, aber der Arzt meint, er würde sich einfach zu viel zumuten.“
Hatten ihn schon beim Betreten der Villa Architektur und Einrichtung an einen Hollywoodfilm erinnert, so verstärkte sich dieser Eindruck, als er Matt Sansoms Schlafzimmer sah. Nicht nur die Teppiche, sondern auch die Samtvorhänge des riesigen Paradebetts, das erhöht auf einem Podest stand, waren purpurrot.
Matt Sansom, in die üppig mit Spitzen besetzten Kissen gelehnt, saß nicht – er hielt Hof.
Wie ein Lever im Versailles des achtzehnten Jahrhunderts, dachte Rome amüsiert. Doch ein Blick in Matt Sansoms Gesicht zeigte ihm, dass er keinen Grund zum...