E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
Craven Ich träum von seinen Küssen
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-8729-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Digital Edition
E-Book, Deutsch, 128 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-8729-5
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der heißblütige Graf Giulio Falcone hat Lucy als Nanny engagiert. Von leidenschaftlichen Gefühlen stand gewiss nichts im Vertrag. Dennoch hat der Aristokrat ihr Herz im Sturm erobert! Nur warum küsst Giulio sie erst verlangend, um ihr danach die kalte Schulter zu zeigen?
Sara Craven war bis zu ihrem Tod im November 2017 als Autorin für Harlequin / Mills & Boon tätig. In über 40 Jahren hat sie knapp hundert Romane verfasst. Mit mehr als 30 Millionen verkauften Büchern rund um den Globus hinterlässt sie ein fantastisches Vermächtnis. In ihren Romanen entführt sie ihre Leserinnen in eine sommerliche mediterrane Welt und sorgt für Stunden voller Unterhaltung und Herzklopfen. Neben ihrer Tätigkeit als Autorin fand sie auch noch die Zeit, sich von 2011 bis 2013 als Vorsitzende der Romance Novelists' Association zu engagieren.
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1. KAPITEL
„Lucy, hast du den Typen dort drüben gesehen? Meine Güte, sieht der gut aus!“
Lucy Winters errötete vor Scham, da ihre Freundin Nina so laut gesprochen hatte, dass sicher jeder auf der Terrasse des Straßencafés es mitbekommen hatte. Die junge Engländerin starrte auf den Reiseführer der Toskana, der vor ihr lag, und wünschte, sie würde in die Erde versinken …
Sie hoffte, dass der Adonis entweder stocktaub sei oder kein Wort Englisch spreche. Doch ein schneller Blick in seine Richtung zeigte, dass diese Hoffnung leider unbegründet war …
Michelangelo hätte ein solches Profil entwerfen können, überlegte Lucy. Eine lange, aristokratisch gebogene Nase betonte den eleganten Schwung der feinen Lippen, um die sich ein arroganter Zug gelegt hatte, als er dem Kellner ein Zeichen gab, die Rechnung zu bringen. Einen Augenblick lang hob er den Kopf, als er vom Nachbarstuhl eine lederne Tasche aufnahm, und sein berechnender Blick streifte Lucy.
„Nina, er hat alles mitbekommen!“
„Na und?“, gab diese ungerührt zurück. „Davon leben doch diese italienischen Studenten. Herumsitzen, gut aussehen und bewundert werden. Da geht er schon.“ Nina lehnte sich ein wenig zurück, um ihm einen letzten Blick der Bewunderung nachzuwerfen.
„Schau nur, wie er sich in den Hüften wiegt! Ich wette, der ist Spitze im Bett.“
Lucy zuckte bei dieser drastischen Beschreibung ihrer Freundin zusammen, schaute jedoch ebenfalls dem Italiener nach.
Nach klassischem Geschmack sah er wirklich gut aus, auch wenn er die dichten dunklen Haare zu lang trug. Doch sein Gang war außergewöhnlich elegant, und da er den Kommentar der jungen Frau nur zu deutlich gehört hatte, betonte er noch die leichten Schwingungen der Hüften.
Trocken bemerkte Lucy: „Er trägt ein Designerhemd …“
Nina kicherte. „Mich interessiert mehr, was sich darunter verbirgt. Ich fange an, Italien richtig gern zu mögen.“ Sie bestellte zwei weitere Tassen Kaffee, und Lucy las in dem Reiseführer.
Es war nicht das erste Mal seit ihrer Ankunft vor achtundvierzig Stunden, dass sie sich fragte, ob diese Reise wirklich eine gute Idee gewesen war. Wie ein Sprung ins kalte Wasser, dachte sie. War es nicht zu gewagt gewesen, ein Haus in der Toskana mit drei anderen Mädchen zu mieten, die sie nur wenig kannte? Doch sie hatte einen Tapetenwechsel unbedingt nötig gehabt …
Drei Wochen Faulenzen in der Toskana, solch ein Urlaub wäre unmöglich gewesen, solange sie mit Philip zusammen gewesen war. Er war in den Ferien immer aktiv und liebte Abenteuer wie Wildwasserfahren, Orientierungsmärsche in den Hochebenen Schottlands oder Felsenklettern in Wales. Lucy hatte ihren Widerwillen dagegen meist unterdrückt.
Seine Ungeduld bei der letzten gemeinsamen Reise hätte ihr vielleicht schon zeigen sollen, dass es nicht zum Besten um ihre Beziehung stand. Liebe macht blind, dachte sie und bemühte sich, nicht zu oft den hellen Streifen auf ihrem Finger zu betrachten, wo vor Kurzem noch sein Ring gesessen hatte.
Als er ihr schließlich eröffnet hatte, dass es eine andere Frau in seinem Leben gäbe, wusste Lucy zunächst gar nicht, was sie machen sollte, so überraschend war es gekommen. Auch wenn es vorher schon Anzeichen gegeben hatte. Doch das ist jetzt nicht mehr wichtig, dachte die junge Frau, erst einmal brauche ich Abstand. Aber wohin konnte sie nur gehen?
„Natürlich kannst du einige Tage hier verbringen“, hatte ihre Schwester Jane sofort vorgeschlagen. „Aber eine dauerhafte Lösung ist das natürlich nicht.“
„Das ist einer der Gründe dafür, dass ich jetzt erst einmal Ferien mache“, hatte Lucy traurig gelächelt. „Dann kann ich über alles in Ruhe nachdenken.“
„Bist du dir da auch wirklich sicher?“, hatte Jane gefragt. „Du mietest ein Haus mit einer Frau, die du kaum kennst, und mit zwei ihrer Freundinnen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht glauben, dass das gut geht …“
„Ich habe ein Foto der Villa Dante gesehen. Es ist ein fantastisches Gebäude, auch wenn die Miete sündhaft teuer ist. Der Chef eines italienischen Restaurants, in das Sandie und Fee oft nach dem Sprachkurs gehen, hat sie uns empfohlen.“
„Eine merkwürdige Urlaubsgesellschaft.“ Jane schüttelte den Kopf.
„Hör endlich auf, dir um alles Sorgen zu machen! Es wird wunderbar werden, und vielleicht finde ich ja sogar die Gelegenheit zu malen.“
„Wenn du meinst. Ach, dieser verdammte Philip! Ich hätte niemals geglaubt, dass er dir das antun würde. Weißt du, wie seine Neue ist?“
„Du erinnerst dich doch noch daran, dass er vor einigen Monaten die Firma gewechselt hat und zu einer Bank in der City gegangen ist. Seine neue Freundin ist die Tochter von seinem jetzigen Chef.“ Lucy verzog das Gesicht. „Er war immer schon sehr ehrgeizig!“
„Ich hätte es anders ausgedrückt“, erwiderte Jane scharf. „Also, ich wünsche dir, dass du das bald hinter dich bringst und wundervolle Ferien erlebst!“
Genau das hatte Lucy vorgehabt. Doch schon auf dem Flug nach Pisa wurde ihr klar, dass sie sich in ihren Begleiterinnen getäuscht hatte. Die anderen Mädchen sprachen reichlich den Getränken zu und hatten schon mehrere junge Männer zum Flirten gefunden. Lucy trank keinen Alkohol, da sie daran dachte, dass schließlich eine von ihnen den Mietwagen fahren musste, der in Pisa bereitstand. Außerdem waren die Männer in Begleitung ihrer Frauen gekommen, und die Lage wurde recht ungemütlich. Doch alle Versuche, die Situation ein wenig zu entspannen, schlugen fehl.
„Die ist aber langweilig“, flüsterte Sandie Fee zu. „Kein Wunder, dass ihr Freund sie sitzen gelassen hat!“
Am Flughafen wurden sie von Tommaso, ihrem Vermieter, in Empfang genommen. Er zeigte ihnen den Wagen, einen kleinen Fiat, und gab ihnen die Schlüssel der Villa. Lucy hatte ein ungutes Gefühl, als sie den Mann das erste Mal sah, hätte jedoch nicht zu sagen gewusst, warum. Und auch er schien nicht sehr viel für ihre hochgesteckten Haare übrig zu haben, und ihr weites Kleid zog ihn viel weniger an als die eng anliegenden Hosenanzüge oder kurzen Röcke ihrer Freundinnen. Tommaso musterte die jungen Frauen schamlos, während er die notwendigen Verhandlungen führte.
Lucy hatte nicht damit gerechnet, den Mietwagen gleich an Ort und Stelle in bar bezahlen zu müssen, doch die anderen meinten, dass das ganz normal sei und sie sich keine unnötigen Sorgen machen solle.
„Sollten wir nicht besser den Wagen erst einmal kontrollieren?“, fragte sie, doch Tommaso antwortete nur mit einem breiten Lächeln.
„Wenn’s ein Problem gibt, brauchen Sie mich nur anzurufen“, erklärte er.
„Und wenn es sich am Telefon nicht regeln lässt?“, fragte Lucy unbeeindruckt. Sie war zwar nach Italien gekommen, um sich zu erholen, aber sie wollte sich trotzdem nicht über den Tisch ziehen lassen.
Tommaso zuckte mit den Schultern. „Dann kommen Sie einfach bei mir vorbei. Ich lebe in Montiverno.“ Er gab Lucy seine Karte.
Es war ein wundervoller Tag. Die Sonne strahlte am dunkelblauen Himmel, und Pinien und Rosmarin strömten einen angenehmen Duft aus. Lucy fuhr durch leuchtende Sonnenblumenfelder, kleine, pittoreske Dörfer, in denen große Platanen Schatten spendeten, und am Horizont sah sie die roten Felsen einer Hügelkette aufragen. Die anderen waren nach der Zecherei im Flugzeug eingeschlafen, und Lucy fühlte sich endlich einmal zufrieden.
Sie folgte dem von Tommaso beschriebenen Weg, der schnell Montiverno verließ und dann in ein weites Tal führte, das von mit Weinreben bepflanzten Terrassen und Feldern mit silbrig glänzenden Olivenbäumen beherrscht wurde.
Als Lucy um eine lang gestreckte Kurve herumgefahren war, sah sie plötzlich die Einfahrt zur Villa Dante vor sich. Der Name war in einen der steinernen Torpfosten gemeißelt. Reichlich luxuriös für ein Ferienhaus, stellte die junge Frau fest, als sie mit dem kleinen Fiat vorsichtig durch das eiserne Tor und dann den gewundenen Weg hinauf bis zu dem Gebäude fuhr, das von dunklen Zypressen umstanden war. Welch ein verwunschenes Haus! dachte Lucy begeistert.
Sie hielt an und betrachtete die pastellfarbenen Wände, das schiefergedeckte Dach und die Steintreppe, die zu der schweren Eingangstür hinaufführte. Die Fotos, die sie in London gesehen hatte, hatten nichts von dieser Stimmung vermitteln können.
„Nicht schlecht“, bemerkte Fee, als sie aus dem Fiat kletterte. „Hoffentlich gibt es warmes Wasser.“
Maddalena, die Haushälterin, erwartete sie schon. Sie war klein, schien nervös und ängstlich zu sein, und in ihrem schwarzen Haar zeichneten sich schon graue Strähnen ab.
Die Villa war u-förmig um einen Hof herum angelegt. Es gab den üblichen Balkon und im ersten Stock eine große Veranda. Eine steinerne Treppe führte zum Swimmingpool und weiter in eine Gartenanlage hinein, in der es von wilden Rosen süß duftete.
Die Räume der Villa waren großzügig bemessen. Die Möblierung war eher karg, was jedoch jedem einzelnen Stück einen ganz besonderen Charakter verlieh. Viel Luxus für viel Geld, dachte Lucy, doch die anderen drei schienen das viel einfacher zu sehen.
„Für jeden ein großes Schlafzimmer mit einem Doppelbett“, rief Nina begeistert aus. „Hoffentlich wird es sich bald füllen.“
Lucy war mit diesem Plan keinesfalls einverstanden. Nach der Trennung von Philip fühlte sie sich noch viel zu verletzt, um auch nur an eine flüchtige Liebesaffäre denken zu können.
Die ersten Urlaubstage verliefen ruhig. Sie lagen viel in der Sonne, badeten im Schwimmbecken und genossen das ausgezeichnete...