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E-Book, Deutsch, 288 Seiten
Cowell Der Atlas der Abenteuer (2). Weltenretten für Fortgeschrittene
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-401-81100-0
Verlag: Arena Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Fortsetzung der magisch-rasanten Fantasy-Reihe der Bestseller-Autorin von "Drachenzähmen leicht gemacht"
E-Book, Deutsch, 288 Seiten
ISBN: 978-3-401-81100-0
Verlag: Arena Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Cressida Cowell verbrachte ihre Kindheit in London und auf einer kleinen unbewohnten Insel an der Schottischen Westküste. Neben der Aufzeichnung von Hicks' berühmten Memoiren hat sie mehrere Bilderbücher geschrieben und illustriert. Sie lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Hammersmith, England.
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Kapitel 1
In einer weit, weit entfernten Galaxie kreiste um eine einsame Sonne am Rand einer fremden Milchstraße ein einziger strahlender Planet. Auf diesem besonderen hellen und verbotenen, als Blink 22 bekannten Planeten war alles eiskalt, doch sein Eis war durchmischt von einem frostigen FEUER. Es gab Flammen, die von Gletschern eingeschlossen waren, Glut im Herzen einer jeden Schneeflocke und riesige Feuer, die unter den großen Dauerfrostebenen loderten. Das Feuer-Eis bedeckte den Großteil der Landmassen, doch vereinzelt gab es Oasen, die auf seltsamen, tischähnlichen Konstruktionen über den frostigen Eisschollen thronten und dort dampften, sprudelten und vor Leben überquollen.
Auf dem gesamten feuergefrorenen Planeten heulte und knackte das brennende Treibeis, und der Wind tobte so wild und einsam, dass einem die Gedanken einfroren, sobald sie den Kopf verließen. Der einzige Lichtblick waren die Regenbogenringe, die sich bei Tage unveränderlich am Himmel wölbten und Hoffnung auf etwas Besseres weckten. Davon abgesehen aber gab es nichts, so weit das Auge sehen konnte.
Doch halt …
Da war eine einzelne Gestalt in der endlosen Feuer-Eis-Wüste unterwegs, ein gewaltiger Roboter, bekannt als der VERREISSER, mit Skiern an den Füßen und funkelnden Diamanten auf dem kahlen Schädel. O, schon der Anblick lässt einen zittern, auch wenn ein Roboter natürlich keine Kälte spürt … Er bewegte seine skelettartigen Glieder mit solcher Anmut, hierhin und dorthin, und glitt wie ein Tänzer über das Eis.
Hinter ihm donnerte ein großer, schwer bewaffneter und von gigantischen, wolfartigen Robotern gezogener Schlitten unaufhaltsam über das Eis. In dem Schlitten saß eine grimmige Gestalt, tief in Schneebärfellen vergraben, sodass nur die Nase herausschaute, verborgen hinter einem Schutzschild.
Die Wolf-Roboter und der Schlitten schleiften auf dem Feuer-Eis ein jaulendes, kreischendes Bündel hinter sich her, dessen laute Schreie fast so heftig in den Ohren stachen wie die Eiseskälte des Windes.
Weder der Roboter noch der Teufel im Schlitten schienen den Lärm zu beachten. Aber nach einer Weile zog das Jaulen einen Schwarm Schneehaie an. Ihre gebogenen Rückenflossen durchschnitten das Eis hinter dem Bündel und das Geschrei nahm vor lauter Angst noch zu.
Der Roboter ganz vorne hielt nicht einmal an, er ließ bloß ein Periskop aus dem Rücken fahren und zwei große feurige Laserstrahlen schossen heraus und trafen zwei der Schneehaiflossen.
Die getroffenen Schneehaie stießen durchdringende Todesschreie aus, und der Rest der Schneehaigruppe hielt augenblicklich an und drehte ab, um sich leichtere Beute zu suchen.
Der Roboter und sein seltsames Gefolge setzten ihren Weg fort und schenkten dem entsetzlichen Kreischen aus dem Lumpenbündel weiterhin keine Beachtung. Bis es so intensiv wurde, dass der Roboter mit einer eindrucksvollen Wende schlitternd stehen blieb, dass der Schnee nur so spritzte. Und das Bündel hinter dem Schlitten schrie: »Hier ist es, es ist hier!«
Der Roboter kniete sich hin, sodass der Schlittenreiter im Pelz vom großen Schlitten auf den Rücken des Roboters und dann hinunter aufs Eis springen konnte. Sein mit Sporn versehener Stiefel gab dem Bündel einen flinken, festen Tritt, was den Bann löste, der es zusammenhielt, und aus dem unsichtbaren Zaubernetz rollte eine fauchende, fluchende, fuchsteufelswilde Hexe, grün wie ein Smaragd und hager wie ein Besenstiel.
»Ich hab dir doch gesagt, es ist hier. Verflucht sollst du sein! Lass mich frei, wie du es versprochen hast!«, heulte die Hexe. »Gib mir meine Diamanten und lass mich frei!«
Der Reiter holte eine leuchtende Kugel aus seiner Tasche. »Wiederhole noch einmal die Prophezeiung«, sagte er.
Ein Sprühregen aus Spucke ging auf sein Haupt nieder, als die Hexe eine Salve schillernder Flüche gegen ihn ausstieß, die so deftig waren, dass ein jeder in Flammen aufgegangen wäre, der nicht so banngeschützt war wie der Reiter.
Der Reiter hob einen Finger und die Hexe kreischte auf wie angeschossen. Schlagartig hielt sie den Mund.
Mit einem Lächeln reichte der Reiter der Hexe etwas aus seiner Tasche. Es war ein Kinderschuh, abgerissen und zerfleddert. Noch grün beschmiert mit dem Saft von Dschungelranken, denn der kindliche Besitzer hatte diesen Schuh tief im Urwald des Abschaudergrauses verloren, weit, weit weg, in der fernen Welt Excelsiar.
Die Hexe schnüffelte an dem Schuh, als wäre sie ein Hund, der an etwas roch, um es aufzuspüren.
»Der Schuh des Kinds-mit-der-Atlas-Gabe …«, sang sie leise vor sich hin.
Und dann blies sie mit voller Kraft auf den Schuh. Der Hexenatem riss winzige Partikel des Schuhs mit sich, zu winzig, als dass man sie sehen konnte, vermischte sie mit dem Schnee ringsum und blies sie in die Kugel des Reiters.
Mit einem Fingerklopfen übertrug die Hexe die Prophezeiung in die Kugel.
Die Vision der Hexe erschien im Mittelpunkt der Kugel. Mit zusammengekniffenen Augen starrte die Hexe auf die bewegten Gestalten, Sprenkel aus Licht, Spuren der Zukunft, einen Augenblick dort, dann wieder verblasst wie Schatten.
»Sssehr hübsch, wenn die Vision aus Schnee gemacht ist«, zischte der Schlittenreiter, dessen Name Vorcxix war. Er schaute der Hexe bewundernd über die Schulter. Selbst das pure Böse kann Schönes zu schätzen wissen.
Denn Vorcxix war einer der bösen Leute, von denen ich dir gerade noch erzählt habe. Und er war nicht einfach irgendein alter Fiesling. Er war ein doppelzüngiges Mitglied des Hohen Rats der Universumsregierung, ein Wer-Gräuel-Pretörer, der auch »Vorcxix der Verruchte« genannt wurde, mit Fingernägeln, die schärfer als Luftstäbe waren, und mehr reiner Boshaftigkeit und Teufelei in sich als ein Sack voll Wer-Katzen.
Er und ich waren Todfeinde, und das letzte Mal, als ich ihm begegnet war, hatte er auf dem Planeten Excelsiar hinter dem Rücken der Universumsregierung Ärger angezettelt – aber aus guten Gründen bewahrten wir gegenseitig unsere Geheimnisse – …
»Dann issst … mein Plan … meine Zukunft … noch gesichert?«, zischte Vorcxix wie eine bösartige Schlange.
Die Hexe schüttelte sich und stöhnte, als ob sie es gründlich bereute, in Vorcxix’ Zukunft gesehen zu haben. »Es sieht jetzt noch besser aus als vorher«, sagte sie betrübt. »Für dich jedenfalls.«
Ein gieriges Lächeln zeigte sich auf Vorcxix’ Gesicht.
»Aber du musst erst das Kind-mit-der-Atlas-Gabe beseitigen, denn solange sein Alternativer Atlas nicht unter deiner Kontrolle ist, kannst du nicht gewinnen«, sagte die Hexe.
Sie schaute die Vision in der Kugel noch einmal genauer an. »Du musst die komplette O’Hero-Smith-Familie eliminieren oder dein Plan wird scheitern … außer das kleinste Mädchen – das mit der Magie-die-auf-Plastik-wirkt. Seine Gabe wird dir nützlich sein.«
Vorcxix lächelte erneut, denn er genoss diese Aussicht. »Das ganze Vipernnessst, gut, sehr gut. Ich weiß, wo sie sind … auf diesem jämmerlichen Planeten Erde. Aber jemand hat all die Welcherwege geschlossen, die mich dorthin bringen würden, und ich komme nicht an sie heran.«
»Die Vision besagt, dass die Kinder durch diesen Welcherweg HIERHERkommen werden«, sagte die Hexe und zeigte auf das Eis unter ihnen.
Vorcxix stampfte mit einem Fuß auf die unnachgiebige Oberfläche und stieß einen Protestschrei aus. »Aber hier ISSST gar kein Welcherweg, Hexe … sieh! Nur festes Eisssss.«
»Ja, jetzt noch nicht«, wimmerte die Hexe. »Aber die Welten werden sich drehen, wie sie es immer tun, der Welcherweg wird auftauchen, und dann kommen die vier O’Hero-Smith-Kinder, unter ihnen das Kind-mit-der-Atlas-Gabe, hier hindurch …«
»Aber warum sollten sie etwasss so Unsinniges tun? Sie sind doch in Sicherheit, solange sie auf dem Planeten Erde bleiben«, grübelte Vorcxix. »Ich hoffe, du versuchst nicht, mich reinzulegen …« Er ließ seinen Zauberfinger zucken und der Körper der Hexe krümmte sich in schmerzhaften Krämpfen zusammen. Aus Protest schrie sie laut auf.
»Ich schätze, sie sind eben Menschen«, winselte sie. »Menschen sind bekannt...