Courtney | Der rubinrote Thron | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 560 Seiten

Reihe: Die drei Königinnen Saga

Courtney Der rubinrote Thron

Historischer Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-641-22151-5
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, Band 3, 560 Seiten

Reihe: Die drei Königinnen Saga

ISBN: 978-3-641-22151-5
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Matilda wächst behütet mit ihrer geliebten Cousine Judith in Flandern auf. Doch als sie ins heiratsfähige Alter kommen, wird Judith mit dem illustren, englischen Grafen Torr vermählt, während Matilda William, den Herzog der Normandie, ehelichen soll. William ist als machthungriger, unerbittlicher Herrscher bekannt, aber Matilda entdeckt bald auch einen Mann von unerwarteter Güte, der ihr sein Herz schenkt. Unablässig verfolgt er jedoch ein Ziel: den englischen Thron zu erobern. Und so stehen Matilda und Judith plötzlich auf gegnerischen Seiten in einem erbarmungslosen Krieg um die Krone ...

Joanna Courtney studierte mittelalterliche Literatur und Geschichte an der Cambridge University. Heute lebt sie mit ihrem Mann und vier Kindern in Derbyshire. Ihre mitreißende historische Drei-Königinnen-Trilogie handelt von drei großen Frauen im Mittelalter, die um den englischen Thron kämpften.
Courtney Der rubinrote Thron jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


KAPITEL 1


Brügge, Juni 1049

Ich werde diesen Mann nicht heiraten.«

Matilda stemmte die Hände in die Hüften. Ihr ganzer Körper bebte vor Zorn, aber sie zwang sich zur Ruhe, denn sie wusste aus jahrelanger Erfahrung, dass ihr Vater nichts für Wutanfälle übrig hatte. Die Haut um Graf Balduins sonst so freundlichen Mund spannte sich bereits, und seine Finger umklammerten den breiten Ledergürtel. Matilda machte hastig einen Schritt nach vorn, wobei sie allerdings den Kopf mit dem kupferfarbenen Haar bewusst züchtig senkte.

»Das heißt …« Sie rang um Worte. »Ich dachte, Ihr hieltet nach einer ›hervorragenden Partie‹ für mich, Eure älteste Tochter, Ausschau?«

Balduins Augen wurden schmal. »Das eine hervorragende Partie, Matilda.«

Ihr Kopf fuhr in die Höhe, so verblüfft war sie. »Aber Vater, wie kann das möglich sein? Er ist ein Bastard.«

Matilda spürte, wie sich das Schweigen ihres Vaters in der warmen Luft des Familiengemachs unbehaglich ausdehnte. Sie sah zu der gebogenen Fensteröffnung hinauf, sehnte sich danach, in die hübsche Stadt Brügge zu entkommen, die direkt hinter den Palastgärten lag. Aber das Glas, das ihre Mutter im vergangenen Jahr hatte einsetzen lassen, verzerrte und verschleierte ihren Blick auf die Dächer und Türme da draußen. Sie zwang sich, Graf Balduin erneut anzusehen.

»Es stimmt doch, Vater, oder etwa nicht? Sicherlich können wir doch vernünftig über die Angelegenheit reden? Habt Ihr uns nicht so erzogen? das habt Ihr mir stets eingeschärft.«

»Alles außer «, erwiderte Balduin scharf. »Ich muss dich unter die Haube bringen, Tochter, bevor du unbesonnen handelst und es selbst in die Hand nimmst – noch einmal. Herzog William ist ein ebenso guter Kandidat wie jeder andere, ob er nun ein Bastard ist oder nicht. Vielleicht wird er dich ja irgendwann zähmen können, denn mir ist das offensichtlich nicht gelungen.«

Matilda spürte, wie die verräterischen Tränen ihr in die Augen traten, und bemühte sich verzweifelt, sie zurückzuhalten. »Das alles geschieht also wegen … wegen Lord Brihtric?«

»Nicht , Matilda, nein. Ich habe diese Partie gründlich überdacht, denn sie hat große politische und persönliche Vorteile, sowohl für Flandern als auch für dich. Auch der Zeitpunkt ist gut, wie dein unziemlicher Ausbruch mir gerade vor Augen führt. Du bist mittlerweile zu wild geworden, und ich kann nicht zulassen, dass du uns noch einmal zum Narren hältst.«

»Ich habe nie …«

»Schweig!«

Mit dem Fuß zerrieb Matilda die Binsen auf dem Eichenfußboden, wobei sie wütend einen Rosmarinzweig unter ihrem Zeh zertrat. Sie war nicht »wild« geworden. Es war nur ein Brief, nur ein Vorschlag gewesen. Sie hatte geschrieben, dass sie Lord Brihtric mit Freuden empfangen würde, falls er Flandern noch einmal besuchte. Sie hatte mit keinem Wort angedeutet, ihn heiraten zu wollen. Die Dummköpfe, die ihrem Vater als Spione dienten, hatten lediglich ihre Wortwahl fehlinterpretiert, das war alles. Sie wusste immer noch nicht, auf wen sie wütender sein sollte: auf die Handlanger ihres Vaters oder auf Brihtric, der zugelassen hatte, dass sie den verdammten Brief in die Finger bekamen. Und jetzt schien es, als werde sie wegen dieser kleinen Schwäche an irgendeinen ungehobelten Emporkömmling von normannischem Herzog gefesselt. Sie zerquetschte einen weiteren Rosmarinzweig und zwang sich, wieder aufzublicken.

»Ich stelle nicht Euch infrage, Vater. Ich bitte nur um ein paar weitere Einzelheiten. Ihr habt mir stets versichert, dass königliches Blut in meinen Adern fließt, das ich nicht mit einem Mann niederer Abstammung vermischen dürfte, und doch …«

»Und doch, Matilda, kann Königtum genauso erstritten wie ererbt werden.«

»Nein, das kann es nicht«, widersprach Matilda. »Man kann vielleicht eine Krone erobern, nicht aber eine Blutlinie verändern.«

Graf Balduin blickte zu den elegant bemalten Dachsparren empor und seufzte.

»Wessen Idee war es, diesen Mädchen Unterricht zu erteilen?«, fragte er, und seine scharfen Augen richteten sich mit einem Mal auf seine Gemahlin Adela, die dem Wortwechsel mit dem gleichen stillen, würdevollen Interesse gelauscht hatte, mit dem sie jeglicher Situation entgegentrat.

»Meine, mein Gemahl«, antwortete sie, ohne mit der Wimper zu zucken. »Denn ich wurde vor ihnen am königlichen französischen Hof erzogen. Bildung verleiht Frauen Finesse und macht sie zu nützlichen Gehilfinnen für ihre Ehemänner.«

»Und zu aufsässigen Töchtern ihren Vätern gegenüber«, konterte Balduin. »Es ist unerhört, einen Gemahl abzulehnen, der sorgfältig und mit Liebe ausgewählt wurde. Sprich du mit ihr, Adela.«

Matilda sah nun bewusst ihre Mutter an. Diese Diskussion versprach interessant zu werden, denn Adela war extrem stolz auf ihr königliches französisches Blut und hatte den Mädchen den Glauben an Abstammung und Blutlinie vermittelt.

»Ihr würdet es also befürworten, Mutter, wenn ich mit dem Bastardherzog einer Provinz vermählt werde, die kaum hundert Jahre alt ist?«

»Matilda«, knurrte Balduin, aber Matilda ließ ihre Mutter nicht aus den Augen, deren Gesicht einen unterhaltsamen Rotton angenommen hatte.

»Herzog William«, antwortete Adela nun bedächtig, »kann nichts dafür, im falschen Bett zur Welt gekommen zu sein.«

»Ha!«, krähte Balduin erfreut, was der dritten Frau im Raum ein erschrockenes Quieken abrang.

Matilda blickte sich verächtlich nach der jungen Frau um, die sie als ihre Base bezeichnete. Diese drückte sich an die Steinmauer, als wolle sie bereitwillig mit den dort hängenden reich verzierten Teppichen verschmelzen. Judith war zwei Jahre jünger als die achtzehnjährige Matilda, aber manchmal kam sie ihr nur halb so alt vor. Sie begeisterte sich für Kunst, und nichts liebte sie mehr, als die Nase in verstaubten Manuskripten zu vergraben oder sich stundenlang in üppig bemalten Kirchen aufzuhalten. Beides langweilte Matilda zu Tode.

Eigentlich war Judith ihre Tante – die Tochter von Graf Balduins Vater und dessen zweiter Frau –, aber nach dem Tod Balduins des Älteren war ihre Mutter, Eleonore von der Normandie, ohne sie in ihre Heimat zurückgekehrt und hatte sich dort in ein Kloster zurückgezogen. Und jetzt sollte es anscheinend Matildas Schicksal sein, ihr über diese vermaledeite Grenze zu folgen. Es sei denn …

»Warum denn nicht Judith?«, schlug sie eifrig vor. »Sie ist doch schon zur Hälfte Normannin. könnte Herzog William heiraten.«

»Ich glaube nicht, dass Herzog William das will«, warf Judith geziert ein.

Matilda schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Die Normandie würde zu dir passen, Judi. Und du könntest deine Mutter wiedersehen.«

Judiths blaue Augen umwölkten sich. »Als meine Mutter den Schleier nahm, hat sie unmissverständlich deutlich gemacht, dass sie keinerlei Interesse an mir hat, Matilda – warum sollte sich das jetzt ändern?«

Matilda hörte den Schmerz in der Stimme der Base und hatte ein schlechtes Gewissen. Aber deshalb war ihre Idee noch lange nicht falsch.

»Und wenn schon – in der Normandie gibt es jede Menge Kirchen mit wunderschönen Gemälden. Das würde dir doch gefallen, und …«

»Nein«, schnitt Balduin ihr das Wort ab, und seine Stimme klang wie Eis. Matilda schluckte und warf ihm einen verzagten Blick zu. »Es wird keine Hochzeit für Judith geben, zumindest nicht in der Normandie, denn sie ist Herzog Williams Base und damit zu nah verwandt mit ihm, um ihn heiraten zu dürfen.«

»Und ich bin das nicht?«

Balduin trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, und sie spürte einen Hoffnungsschimmer.

»Du bist verwandt mit ihm, aber nur entfernt. Nur ein besonders kleinlicher Kirchenmann würde darin ein Hindernis sehen. Er ist eine gute Partie, Matilda.« Sein Tonfall ließ keinen weiteren Widerspruch zu.

»Was für ein Mann ist dieser William denn überhaupt?«, fragte sie also nervös.

»Was für ein Mann er ist?«, platzte Balduin heraus. »Er ist Herzog, Matilda.«

»Aber ist er?«

Balduin zog die Nase kraus. »Ich weiß es nicht. Groß, glaube ich. Und dunkelhaarig. Sein Haar ist ganz kurz geschoren – das habe ich bemerkt –, und er trägt keinen Bart. Sein Kinn ist nackt. Komplett nackt. Wahrscheinlich bearbeitet er es jeden verdammten Morgen mit seinem Messer. Seine Art zu reden ist kurz angebunden und effizient. Das gefällt mir – kein affektiertes Geschwätz. Herzog William verschwendet keine Zeit, und er ist stark. Man sagt, er könne einen Bogen weiter biegen als jeder andere Mann.«

»Einen Bogen biegen? Was für einen Nutzen hat das für einen Herzog?«

Balduin zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, aber ich habe sagen hören, dass William sehr erfinderisch ist. Und mit viel List und Tücke zu kämpfen weiß.«

»Aber wie tanzt er, Vater?«

Sie hatte bei der Frage einen leichten Ton angeschlagen, aber Balduin spannte sich sofort an.

»Ich weiß es nicht, Matilda, und ich hoffe doch sehr, dass er überhaupt nicht tanzt. Tanzen macht nur Probleme, besonders …« – er reckte ihr den Finger ins Gesicht, sodass sie zurückzuckte – »… wenn es um dich geht.«

»Aber …«

»Hör auf, Matilda. Lass derlei törichte Gedanken fallen. Ich will von diesem Unsinn...


Courtney, Joanna
Joanna Courtney studierte mittelalterliche Literatur und Geschichte an der Cambridge University. Heute lebt sie mit ihrem Mann und vier Kindern in Derbyshire. Ihre mitreißende historische Drei-Königinnen-Trilogie handelt von drei großen Frauen im Mittelalter, die um den englischen Thron kämpften.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.