Corvus | Ströme der Macht | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 432 Seiten

Reihe: Gezeiten der Macht

Corvus Ströme der Macht

Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-492-99388-3
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 2, 432 Seiten

Reihe: Gezeiten der Macht

ISBN: 978-3-492-99388-3
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Graf. Niemals hätte der Maler Quilûn vermutet, einmal diesen Titel zu führen. Und doch zählt er nun zu den bedeutendsten Männern auf dem Berg der Macht. Unverhofft ist er zum Oberhaupt des Tiefen Hauses Schneegrund geworden, aber niemand hat ihn auf die Intrigen innerhalb der Adelsfamilien vorbereitet. Quilûn braucht die Hilfe der Grafentochter - doch die fühlt sich durch seine Ernennung um ihr Geburtsrecht betrogen. Soll er sich an die unheimliche Magierin wenden, die das Mündel des verstorbenen Grafen war? Quilûn ist entschlossen, den Willen des Toten zu ehren. Bald begreift er, dass er dafür die Ströme der Macht ändern und das Leben auf dem Berg in den Grundfesten erschüttern muss.

Robert Corvus, 1972 geboren, lebt in Köln. Der Diplom-Wirtschaftsinformatiker war in verschiedenen internationalen Konzernen als Strategieberater und Projektleiter tätig. Corvus ist Metalhead, Kinofan und Tänzer. Er veröffentlichte zahlreiche Romane in den Reihen 'Das schwarze Auge' und 'Battletech' sowie einen apokalyptischen Vampirthriller. Mit der Trilogie 'Die Schattenherren' und dem Einzelroman 'Schattenkult' etablierte er sich auf der dunklen Seite der Fantasy. Zuletzt erschienen sein Science-Fiction-Roman 'Das Imago-Projekt' sowie sein High-Fantasy-Epos 'Berg der Macht'.

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Eins: Stärke
»Glaubt Ihr wirklich, diese Narretei sei weise?«, murrte Fürst Doryam von Schneegrund. Selbst in dem Umhang aus derbem grauem Stoff war er ein ansehnlicher Mann. Kein Wunder. Als Lichtmeister des Tiefen Hauses Schneegrund verfügte er über beträchtliche Mittel, und Semire wusste, dass er einen erheblichen Teil davon auf seine Eitelkeit verwendete. Sie glaubte den Gerüchten, dass er seine Nase hatte brechen und aufschneiden lassen, um einen Zauber aus Quarz einzusetzen, der ihr die schmale, gerade Form gab. Die breiten Schultern dagegen waren wohl das Erbe der väterlichen Linie, auch Semires Großonkel hatte sie gehabt. Augentropfen sorgten für ein feuriges Glänzen, das im Schatten der Kapuze brannte. Doryam saß auf einem Thron, den er trotz der Eile über einen der Flaschenzüge der Schneegrunds hatte herunterschaffen lassen, dreihundert Höhenschritt von der Stadt bis hierher, wo die aus den Ebenen heraufführenden Straßen endeten. Das Sonnengelb der Schnitzereien in der Rückenlehne schien gegen das Grau des verregneten Morgens anzukämpfen, so wie der Fürst mit seinem gesamten Habitus dagegen protestierte, sich hier in der Wildnis dem nassen Wetter auszusetzen, statt die Annehmlichkeiten seines Palastes zu genießen. Eines Palastes, den der von Semire geführte Ausfall dem Griff von Haus Schwertgrat entrissen hatte. Immerhin war Doryam klug genug, um zu begreifen, dass er in den Kämpfen des vergangenen Tages keinen Ruhm erworben hatte. Semire vermutete, dass er auf Verhandlungen gehofft hatte, während sie die Truppen zur Sonnenbrücke geführt hatte. Doch die Einsicht, dass er nicht noch einmal hintanstehen durfte, wenn er den Respekt im Tiefen Haus nicht verlieren wollte, führte nicht dazu, dass er es schätzte, nun selbst in den Kampf zu ziehen. Dass die meisten Krieger, die hier am Ufer des Almahn darauf warteten, in die Kähne zu steigen, Verbände über frischen Wunden trugen, beeinträchtigte seine Laune sicher zusätzlich. Ein Axtschwinger schien unentschlossen, ob er seine Waffe weiterhin mit der Rechten führen sollte, da ihm nun an dieser Hand zwei Finger fehlten. Er wechselte den Schaft in die Linke, aber den Schild rechts zu halten, war ihm wohl doch zu ungewohnt. Ein Bruder vom milden Orden des heiligen Clerron setzte Maden auf eine Beinwunde, um diese vor Entzündung zu schützen, bevor er einen sauberen Verband anlegte. Ein Speerträger mit struppigem Haar benutzte einen Gürtel, den er einem Toten abgenommen haben mochte, um einen aufgeschlitzten Stiefelschaft zusammenzuhalten. »Unsere Truppen sind erschöpft«, raunte Doryam. »Ihre sind es auch«, entgegnete Semire von Schneegrund, die Tochter des verstorbenen Grafen Golar. »Die Schwertgrats werden vermuten, dass wir das gestern eroberte Gebiet in der Stadt sichern. Hier unten werden sie keinen Angriff erwarten, erst recht nicht so schnell.« »Vielleicht, weil niemand mit klarem Verstand einen solchen Angriff befehlen würde.« Doryams Thron knarrte, als er versuchte, mehr Stoff von dem unscheinbaren Umhang unter seinem Hintern hervorzuziehen, um sich vollständig einwickeln zu können. Semire legte den Kopf in den Nacken. Es regnete beständig aus einem grauen Himmel, aber ein Wolkenbruch war es nicht. Nach dem stickigen Qualm an der Sonnenbrücke genoss sie die kühlen Tropfen auf dem Gesicht ebenso wie die Brise, die in den Kiefern rauschte. Die Bäume boten in dieser Flussschleife einen guten Sichtschutz. So hatten sie die Schiffer überraschen können, die nun mit Sorge die Fässer und Säcke betrachteten, die sie in das Kastell der Schwertgrats hatten bringen wollen. Jetzt lagen die Waren aufgestapelt im Wald, ohne Planen, die sie vor dem Regen schützten. »Der Krieg ist eine Kunst des Verbergens«, sagte Semire. »Wer siegreich sein will, sucht ein Bündnis mit der Überraschung. So lehrt es Palion.« »Schreibt der nicht auch irgendwo, dass der Krieg nur ein Mittel ist, um der Macht zu dienen?«, fragte Doryam. »Dass man nicht unentwegt kämpfen kann, ohne alles zu verlieren, für das man in den Kampf gezogen ist?« »Diese Fehde geht gerade mal in den zweiten Tag«, erinnerte Semire. »Haus Schwertgrat hat sie uns erklärt, es hat unseren Hauptpalast belagert, wir haben die Belagerung durchbrochen und unsere Feinde über die Sonnenbrücke zurückgetrieben, die wir dann zum Einsturz gebracht haben.« »Das hört sich für mich danach an, dass wir unsere Gewinne von den anderen Häusern anerkennen lassen sollten.« »Und wieso sollten sich die Schwertgrats damit abfinden?« Semire benutzte die rechte Hand, um den Umhang über den linken Arm zu ziehen. Sicher wäre es schlecht, wenn der Verband durchnässte. Die Clerroniten hatten die tiefe Stichwunde nicht grundlos mit dem Sud aus Heilkräutern bestrichen. Die Verletzung schmerzte bei jedem Pulsschlag. »Unsere Feinde haben ein ganzes Stadtviertel verloren«, fuhr sie fort. »Hinter der Sonnenschlucht sind sie jedoch sicher. Wir müssen sie hier unten treffen, um ihnen zu zeigen, dass sie dennoch verwundbar sind. Wenn wir das Kastell nehmen, büßen sie die Möglichkeit ein, Nachschub aus ihren Ländereien den Berg hinaufzuschaffen. Das werden sie spüren, und zwar stärker mit jedem Tag, den die Fehde andauert. Ja, Palion schreibt, dass man den rechten Zeitpunkt für Friedensverhandlungen nicht verpassen darf. Aber der ist erst gekommen, wenn man sich in einer Position der Stärke befindet.« Die Nässe tropfte von Doryams Kapuze und lief den Stoff hinab. Der Thron gab ihm eine würdevolle Erscheinung, vor allem wegen des Gegensatzes zum umgebenden Wald, aber inzwischen saß er in einer Pfütze. »Oben in der Stadt, bei unseren Palästen, sind wir nun schwach wie nie, nachdem Ihr so viele Krieger hier heruntergeführt habt.« »Nur drei Hundertschaften«, wiegelte Semire ab. »General Esgur organisiert die Verteidigung unserer Besitzungen, und drei von unseren vier Magiern stehen ihm bei.« Der Schatten seiner Kapuze verbarg Doryams Gesicht beinahe vollständig, aber Semire sah, dass er den Blick senkte. Die Erkenntnis, dass sie vom Hauptteil der Truppen ihres Tiefen Hauses isoliert waren, sickerte wohl langsam ein. Es hatte drei Stunden gedauert, die Krieger über die Flaschenzüge bis hierher abzulassen, eine weitere, um den Almahn zu erreichen. Dann hatten sie Glück gehabt: Nur eine halbe Stunde später waren ihnen die drei Lastkähne ins Netz gegangen, und die Kapitäne hatten sie kampflos übergeben. Aber selbst einem in der Kriegskunst Unkundigen wie Doryam musste klar sein, dass sich das Schlachtenglück jederzeit wenden konnte. Das Kastell der Schwertgrats war das einzige, das direkt am Ufer des Flusses lag, der durch die magischen Figuren in seinem Bett bergauf floss und damit die Versorgung der Stadt erheblich erleichterte. Entsprechend gut befestigt war der feindliche Stützpunkt. Wenn sie ihn nicht im Handstreich nähmen, müssten sie sich entweder ungeschützt im Gelände einem massiven Gegenangriff stellen oder in die Wildnis fliehen. Weder ein Rückzug in die Stadt noch das Heranführen von nennenswerten Verstärkungen wäre in der Schnelligkeit möglich, die ein Gefecht erforderte. Ein Krieger, von dessen Schild eine Ecke abgesplittert war, verharrte fünf Schritt von ihnen entfernt und verbeugte sich mit der Faust am Schwertgriff. Dadurch schob er den grauen Umhang weit genug zur Seite, damit man seinen Eisenharnisch sah. Die Panzerung hatte Schrammen abbekommen, der mit weißer Farbe aufgemalte Schneekristall war nur noch mit viel gutem Willen zu erkennen. Semire winkte den Mann heran, aber er wandte sich an Doryam, um Meldung zu machen. »Die Magierin ist so weit, Fürst. Sie hat die Imagolems in Stellung gebracht.« Semire presste die Zähne aufeinander. Am vorigen Tag hatte sie gemeinsam mit diesem Krieger gekämpft, sogar geblutet. Ihre Armwunde pochte. Keiner Gefahr war sie ausgewichen, sie war den Truppen vorangestürmt. Ohne sie wäre der Sieg an der Sonnenbrücke unmöglich gewesen. Und doch zollte der Mann Fürst Doryam den Respekt, nicht ihr. War es denn wirklich so unvorstellbar, dass eine Frau auch eine Anführerin sein konnte? Und das, obwohl Doryam ein jämmerlicher Feigling war! Er blickte dem Krieger noch nicht einmal ins Gesicht. Semire schluckte ihren Ärger hinunter. Jetzt musste sie zum Wohle ihres Hauses handeln. »Wir sollten rasch angreifen«, riet sie. »Bevor man uns entdeckt.« Doryam nickte, aber den Befehl gab er dennoch nicht. Der Regen knisterte auf den Zweigen und auf dem Stoff der Umhänge. »Kyrins Wache kommt eine besondere Bedeutung zu«, behauptete Semire. »Wir können uns nicht erlauben, unsere beste Magierin zu verlieren. Vielleicht wollt Ihr ihre Garde anführen?« Wenn Doryam diesen Vorschlag annähme, bliebe ihm die unmittelbare Gefahr der Schlacht erspart. Kyrin würde aus dem Wald heraus die Imagolems lenken, während Semire mit so vielen Kriegern, wie auf die drei Boote passten, in das Kastell einfahren würde. Der Großteil der Schneegrunds würde über Land vorrücken und hoffentlich das Haupttor von Semires Trupp geöffnet vorfinden. »Es bleibt bei unserer Absprache.« Doryam stand auf. Er war eine durchaus imposante Gestalt. Es lag wohl an den breiten Schultern. »Ich führe die Hauptstreitmacht.« Semire wandte sich an den Krieger. »Du hast den Lichtmeister gehört. Macht euch abmarschbereit.« Bestätigend schlug der Mann eine Faust gegen die Brust und kehrte zur Truppe zurück. Doryam sah ihm nach und beobachtete, wie die Männer aufstanden, ein letztes Mal Waffen und Rüstungen prüften und sich in ihren Einheiten sammelten. Er räusperte sich. »Ich nehme an, die Berichte, dass Ihr unseren Truppen vorangestürmt seid, sind übertrieben.« »Das einfache Volk braucht...


Corvus, Robert
Robert Corvus, 1972 geboren, lebt in Köln. Der Diplom-Wirtschaftsinformatiker war in verschiedenen internationalen Konzernen als Strategieberater und Projektleiter tätig. Corvus ist Metalhead, Kinofan und Tänzer. Er veröffentlichte zahlreiche Romane in den Reihen »Das schwarze Auge« und »Battletech« sowie einen apokalyptischen Vampirthriller. Mit der Trilogie »Die Schattenherren« und dem Einzelroman »Schattenkult« etablierte er sich auf der dunklen Seite der Fantasy. Zuletzt erschienen sein Science-Fiction-Roman »Das Imago-Projekt« sowie sein High-Fantasy-Epos »Berg der Macht«.



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