Cornwell | Sharpes Teufel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 21, 382 Seiten

Reihe: Sharpe-Serie

Cornwell Sharpes Teufel


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7325-5590-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 21, 382 Seiten

Reihe: Sharpe-Serie

ISBN: 978-3-7325-5590-1
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



1820. Fünf Jahre ist es her, dass Richard Sharpe den Säbel ablegte. Seither führt er mit seiner Frau ein beschauliches Leben in der Normandie. Doch sein Ruhestand nimmt ein jähes Ende, als er nach Chile gerufen wird, wo er den vermissten Don Blas Vivar ausfindig machen soll. Der Verschwundene ist nicht nur ein alter Freund Sharpes, sondern auch der Generalkapitän von Chile. Sharpe zögert keine Sekunde und begibt sich auf die gefährliche Reise. An seiner Seite: Patrick Harper. Doch ehe er und Harper Südamerika erreichen, kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung ...



Bernard Cornwell wurde 1944 in London geboren. Er arbeitete lange für die BBC, unter anderem in Nordirland, wo er seine Frau kennenlernte. Heute lebt er die meiste Zeit in den USA. Er ist Autor zahlreicher international erfolgreicher historischer Romane und Thriller. Die Sharpe-Serie, die er in den 80er Jahren zu schreiben begann, hat Kultstatus erreicht und wurde von der BBC mit Sean Bean in der Hauptrolle verfilmt. Weitere Informationen finden Sie auf www.bernardcornwell.net
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Prolog


Da waren sechzehn Männer und nur zwölf Maultiere. Doch keiner der Männer war bereit, die Reise abzubrechen, und dementsprechend gereizt war die Stimmung. Dass es auch noch unerträglich schwül war, machte es nicht besser. Die sechzehn Männer warteten am Ufer, wo die schwarzen Basaltklippen den kleinen Hafen umrahmten und wo der Wind einem wenigstens etwas Erleichterung verschaffte. Irgendwo in den Hügeln grollte der Donner.

Von den sechzehn Männern waren fünfzehn in Uniform, nur einer trug einen braunen Wollmantel. Verschwitzt und ungeduldig standen sie im Schatten dichter immergrüner Bäume, während sich die zwölf Maultiere, die von schwarzen Sklaven versorgt wurden, im Schatten einer Dornenhecke niedergelassen hatten, an der weiße Rosen blühten. Die Sonne hatte fast den Zenit erreicht und ließ eine Luft flimmern, die nach Rosen, Granatäpfeln, Seetang, Myrte und Jauche roch.

Vor der Küste patrouillierten zwei Kriegsschiffe, die viereckigen Segel vom langen Einsatz in Wind und Wetter schmutziggrau. In der Bucht hatte eine spanische Fregatte beide Anker geworfen. Es war jedoch kein guter Ankerplatz. Die Brandung wurde vom Ufer kaum gebrochen, und am Kai war das Wasser nicht tief genug für große Schiffe. Deshalb hatte man die sechzehn Männer auch mit den Schaluppen der Fregatte an Land rudern müssen. Und jetzt warteten sie in der drückenden Hitze. In einem der Häuser unmittelbar hinter der Rosenhecke schrie ein Baby.

»Wir holen weitere Maultiere. Sie müssen sich nur noch ein wenig gedulden, Gentlemen. Bitte, akzeptieren Sie unsere tief empfundene Entschuldigung.« Der Sprecher, ein wirklich sehr junger britischer Lieutenant in rotem Rock und mit verschwitztem Gesicht, zeigte sich schon ein wenig zu reumütig. »Sie müssen verstehen, dass wir keine sechzehn Gentlemen erwartet haben, sondern nur vierzehn. Leider hätten wir selbst für diese Zahl nicht genügend Transportmittel zur Verfügung gehabt, doch ich habe mit dem Adjutanten gesprochen, und der hat mir versprochen, sofort weitere Maultiere zu besorgen. Bitte, entschuldigen Sie die Verwirrung. Wir …« Die Worte waren nur so aus dem Lieutenant hervorgesprudelt, doch dann hielt er inne, als ihm dämmerte, dass die meisten der sechzehn Reisenden ihn ohnehin nicht verstanden. Der Lieutenant errötete und drehte sich zu dem großen, vernarbten, dunkelhaarigen Mann in der ausgeblichenen Uniform der britischen 95th Rifles um. »Könnten Sie das bitte für mich übersetzen, Sir?«

»Sie holen noch Maultiere«, sagte der Rifleman in lakonischem, aber fließendem Spanisch. Es war nun sechs Jahre her, seit er diese Sprache regelmäßig benutzt hatte, und er hatte viel verlernt, doch nach achtunddreißig Tagen auf einem spanischen Schiff sprach er sie wieder perfekt. Erneut drehte er sich zu dem Lieutenant um. »Warum können wir nicht einfach zu dem Haus laufen?«

»Das sind fünf Meilen, Sir, bergauf und ziemlich steil.« Der Lieutenant deutete zu dem Hügel jenseits der Bäume, wo sich ein Pfad im Zickzack über den von Flachs bewachsenen Hang wand. »Es ist wirklich besser, wenn wir auf die Maultiere warten, Sir.«

Der große Rifleoffizier grunzte. Der junge Lieutenant deutete das als Annahme seines weisen Rats. »Sir?« Ermutigt trat der Lieutenant einen Schritt auf den Rifleman zu.

»Was ist?«

»Ich habe mich gefragt …« Überwältigt vom Stirnrunzeln des Rifleman wich der Lieutenant wieder zurück. »Nichts, Sir. Es ist nicht wichtig.«

»Um Gottes willen, Junge! Spuck es aus! Ich werde dich schon nicht fressen.«

»Es geht um meinen Vater, Sir. Er hat oft von Ihnen gesprochen, und ich habe mich gefragt, ob Sie sich vielleicht an ihn erinnern. Er war in Salamanca, Sir. Hardacre? Roland Hardacre?«

»Nein.«

»Er ist bei San Sebastián gefallen«, fügte Lieutenant Hardacre kläglich hinzu, als könne dieses letzte Detail das Bild seines Vaters in der Erinnerung des Rifleman wieder heraufbeschwören.

Der vernarbte Rifleman stieß erneut ein Grunzen aus, das man durchaus als Mitgefühl deuten konnte, doch tatsächlich zeigte es nur die Verlegenheit eines Mannes, der noch nie gewusst hatte, wie er mit solchen Offenbarungen umgehen sollte. So viele Männer waren gefallen, so viele Witwen weinten noch immer, und so viele Kinder würden ohne Vater aufwachsen, sodass der Rifleman daran zweifelte, dass es je genug Mitgefühl für all das geben würde, was der Krieg verursacht hatte. »Ich habe ihn nicht gekannt, Lieutenant. Tut mir leid.«

»Trotzdem – es ist mir wahrlich eine Ehre, Sie kennenzulernen, Sir«, sagte Lieutenant Hardacre und ging dann vorsichtig rückwärts, als habe er Angst, der große Mann mit der weißen Strähne in seinem schwarzen Haar und der gezackten Narbe im Gesicht könne sich plötzlich auf ihn stürzen.

Der Rifleman, der sich wünschte, lockerer und mitfühlender auf solche Appelle an sein Gedächtnis reagieren zu können, hieß Richard Sharpe. Auf seiner Uniform, die bei einem Bettler schäbig gewirkt hätte, waren die Rangabzeichen eines Majors zu sehen, obwohl er bei Kriegsende, als er auf dem größten Witwenmacherfeld von allen gekämpft hatte, schon Lieutenant Colonel gewesen war. Jetzt trug er zwar seine Uniform und den schweren Säbel an seiner Seite, aber er war nur noch ein Mister und kein Sir mehr, ein Bauer.

Sharpe wandte sich von dem verlegenen Lieutenant ab und ließ seinen Blick mürrisch über das in der Sonne funkelnde Meer zu den Schiffen schweifen, die diese einsame, gottverlassene Küste bewachten. Seine Narbe verlieh Sharpe einen sardonischen, zynischen Gesichtsausdruck. Im Gegensatz dazu wirkte sein Gefährte gut gelaunt und freundlich. Dabei handelte es sich um einen ungewöhnlich großen Mann. Er war sogar noch größer als Sharpe und der einzige der sechzehn Reisenden, der keine Uniform trug. Stattdessen hatte er sich seinen braunen Wollmantel übergezogen und trug eine schwarze Hose, beides viel zu dick für die tropische Hitze, und als Folge davon schwitzte der große Mann aus allen Poren, zumal er auch noch ziemlich fett war. Doch diese Unannehmlichkeiten taten seiner Fröhlichkeit offenbar keinen Abbruch, denn er ließ seinen Blick glücklich über die dunklen Felsen schweifen, die Banyan-Feigenbäume, die schwarzen Vulkangipfel, das Meer und die kleine Stadt. Schließlich fällte er ein wohlüberlegtes Urteil über das, was er sah.

»Ein richtiges Drecksloch, meinst du nicht?«

Der fette Mann mit Namen Patrick Harper, der Sharpe auf dieser Reise begleitete, hatte genau das schon bei Sonnenaufgang gesagt, als ihr Schiff bei schwachem Wind zu seinem Ankerplatz gesegelt war und man am Horizont die wenig einladende Landschaft sehen konnte.

»Und das ist schon mehr, als der Bastard verdient hat«, erwiderte Sharpe, allerdings nicht gerade überzeugend. Sein Ton war schlicht der eines Mannes, der sich ein wenig unterhalten wollte.

»Wie auch immer, Drecksloch bleibt Drecksloch. Wie haben sie diesen Misthaufen von einer Insel überhaupt gefunden? Das würde ich gerne wissen. Herr im Himmel, ich schwöre, wir sind eine Million Meilen im Nirgendwo!«

»Ich nehme an, irgendein Schiff ist vom Kurs abgekommen, und plötzlich war da dieses verdammte Land.«

Harper wedelte sich mit seinem breitkrempigen Hut frische Luft ins Gesicht. »Ich wünschte, sie würden langsam mal die Mulis bringen. Die verdammte Hitze bringt mich noch um. Oben in den Hügeln ist es sicher kühler.«

»Wenn du nicht so fett wärst«, sagte Sharpe in sanftem Ton, »dann könnten wir auch zu Fuß gehen.«

»Fett? Ich bin einfach nur kräftig gebaut.« Die entrüstete Antwort kam wie aus der Pistole geschossen, und sie klang eingeübt, sodass jeder, der den beiden zuhörte, sofort erkannte, dass sie dieses verbale Spielchen öfter trieben. »Was ist auch falsch daran, wenn man gut gebaut ist?«, fuhr Harper fort. »Bei der Mutter unseres Herrn, nur weil ein Mann gut lebt, muss man doch nicht über seine Gesundheit lästern! Außerdem, schau dich mal selbst an! Der Heilige Geist hat mehr Fleisch auf den Knochen als du. Würde ich dich auskochen, bekäme ich höchstens ein Pfund Schmalz für meine Mühen. Du solltest essen wie ich!« Stolz klopfte Patrick Harper auf seinen Bauch und ließ das Fett beben.

»Das ist nicht das Essen«, erwiderte Sharpe. »Das ist das Bier.«

»Von Stout wird man nicht fett!« Patrick Harper war zutiefst beleidigt. Den größten Teil der Franzosenkriege über war Harper Sharpes Sergeant gewesen, und auch jetzt noch hatte Sharpe im Kampf niemanden lieber an seiner Seite als ihn. Doch in den Jahren nach dem Krieg hatte der Ire einen Gasthof in Dublin geführt.

»Die Gäste müssen sehen, dass der Wirt seine eigenen Waren trinkt«, erklärte Harper stets zu seiner Verteidigung, »denn nur so haben sie Vertrauen in das, was der Wirt verkauft. Außerdem mag es Isabella, wenn ich ein wenig Fleisch auf den Rippen habe. Das zeigt, dass ich gesund bin, sagt sie immer.«

»Dann bist du wohl der gesündeste Kerl in ganz Dublin!«, neckte Sharpe ihn. Er hatte seinen Freund seit drei Jahren nicht mehr gesehen, und er war entsetzt gewesen, als Harper mit einem Schwabbelbauch, einem Vollmondgesicht und Beinen so dick wie Haubitzenrohre in Frankreich aufgetaucht war.

Sharpe wiederum passte auch fünf Jahre nach der Schlacht bei Waterloo noch immer in seine alte Uniform. Tatsächlich hatte er heute Morgen, als er die Uniform aus seiner Seekiste geholt hatte, sogar ein weiteres Loch in seinen Gürtel stechen müssen, um zu verhindern, dass ihm die Hose auf die Knöchel rutschte. Er trug zwar noch einen weiteren Gürtel über der Jacke, doch der hielt nur den Säbel.

Sharpe war den größten Teil seines Lebens über Soldat gewesen, von seinem sechzehnten bis zu seinem...



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