Cornwell | Sharpes Flucht | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 10, 368 Seiten

Reihe: Sharpe-Serie

Cornwell Sharpes Flucht


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8387-1925-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 10, 368 Seiten

Reihe: Sharpe-Serie

ISBN: 978-3-8387-1925-2
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



1810. In den Hügeln von Buçaco trifft das 50.000 Mann starke portugiesisch-britische Heer auf den Feind Frankreich. Mittendrin: Richard Sharpe. Die drohende Invasion Portugals ist allerdings nicht dessen einzige Sorge. Während die Schlacht von Buçaco ihren blutigen Lauf nimmt, zwingt ein portugiesischer Schurke Sharpe zu einem wahnwitzigen Duell - und nur der Sieger wird überleben...

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KAPITEL 2
Robert Knowles und Richard Sharpe standen auf dem Höhenzug von Bussaco und starrten hinunter auf die l’Armée de Portugal, die portugiesische Armee, die Bataillon für Bataillon, Batterie für Batterie und Schwadron für Schwadron zwischen den im Osten gelegenen Hügeln hervorströmte und das Tal ausfüllte. Die britischen und portugiesischen Armeen hatten einen großen Höhenzug eingenommen, der sich sowohl nach Norden als auch nach Süden erstreckte und damit die Straße blockierte, die die Franzosen auf ihrem Vorstoß nach Lissabon benutzten. Der Höhenzug, so schätzte Knowles, erhob sich nahezu tausend Fuß über der umliegenden Landschaft, und seine Ostflanke, die den Franzosen zugewandt lag, war halsbrecherisch steil. Zwei Straßen führten in Serpentinen diesen Abhang hinauf, schlängelten sich durch Heide, Stechginster und Felsen, bis die bessere der beiden Straßen schließlich am nördlichen Ende die Kuppe des Höhenzugs erreichte, ein kurzes Stück über einem kleinen Dorf, das sich auf einen Felsvorsprung am Hang schmiegte. Unten im Tal, hinter einem glitzernden Fluss, lagen eine Reihe weiterer kleiner Dörfer verstreut, und die Franzosen marschierten die Wege der Bauern entlang, um diese tiefer gelegenen Siedlungen einzunehmen. Die Briten und Portugiesen konnten den Feind somit aus der Vogelperspektive betrachten. Die Franzosen kamen aus einem bewaldeten Hohlweg, marschierten an einer Windmühle vorüber und wandten sich dann nach Süden, wo sie ihre Stellungen bezogen. Sie konnten von dort den hohen, nackten Hang hinaufblicken und eine Hand voll britischer und portugiesischer Offiziere ausmachen, die sie beobachteten. Die Armee selbst blieb den Franzosen mit dem Großteil ihrer Waffen verborgen. Der Höhenzug war zehn Meilen lang, ein natürlicher Schutzwall, und General Wellington hatte seinen Männern befohlen, sich von seinem breiten Kamm fernzuhalten, sodass die Franzosen bei ihrer Ankunft keine Ahnung haben würden, welcher Teil der Anhöhe am heftigsten verteidigt werden würde. »Ein ziemliches Privileg«, bemerkte Knowles ehrfürchtig. »Ein Privileg?«, fragte Sharpe übellaunig. »So etwas zu sehen zu bekommen«, erklärte Knowles und vollführte eine Geste in Richtung der Feinde. Er hatte recht, es war wirklich ein prächtiger Anblick, so viele Tausende von Männern auf einmal zu sehen. Die Infanterie marschierte in lockeren Formationen, ihre blauen Uniformen wirkten gegen das Grün des Tals blass. Die Reiter dagegen, befreit von der Disziplin des Marsches, galoppierten am Ufer des Flusses entlang und wirbelten Wolken von Staub auf. Und noch immer quollen sie – die Stärke Frankreichs – in Scharen aus dem Hohlweg. Nahe bei der Windmühle spielte eine Kapelle, und obwohl die Musik zu weit weg war, um sie zu hören, bildete sich Sharpe ein, er könne das Dröhnen der großen Trommel vernehmen wie einen entfernten Herzschlag. »Eine komplette Armee«, begeisterte sich Knowles. »Ich hätte meinen Zeichenblock mitbringen sollen, das wäre wirklich ein schönes Bild geworden.« »Ein noch schöneres Bild würde sich ergeben«, sagte Sharpe, »wenn die Kerle diesen Hügel hochmarschierten und hingemetzelt würden.« »Glauben Sie, das werden sie nicht?« »Ich denke, sie könnten verrückt genug sein, es zu versuchen«, antwortete Sharpe, dann runzelte er in Knowles’ Richtung die Stirn. »Gefällt es Ihnen, Adjutant zu sein?«, fragte er abrupt. Knowles zögerte, weil er spürte, dass sich das Gespräch auf gefährliches Terrain zubewegte, aber er war Sharpes Lieutenant gewesen, bevor er Adjutant wurde, und er mochte den Befehlshaber seiner alten Kompanie gern. »Nicht besonders«, gab er zu. »Das war immer der Job eines Captains«, sagte Sharpe. »Warum hat er ihn also Ihnen übertragen?« »Der Colonel hat wohl das Gefühl, die Erfahrung könne von Vorteil für mich sein«, erwiderte Knowles steif. »Von Vorteil«, wiederholte Sharpe bitter. »An Ihrem Vorteil ist er überhaupt nicht interessiert, Robert. Er will, dass dieses Stück Scheiße meine Kompanie übernimmt. Das ist es, was er will. Er will, dass der verdammte Slingsby Captain der Leichten Kompanie wird.« Sharpe hatte dafür keinerlei Beweise, der Colonel hatte nie etwas davon gesagt, aber es war die einzige Erklärung, die in seinen Augen einen Sinn ergab. »Also musste er Sie aus dem Weg schaffen«, beendete Sharpe seine Rede, wohl wissend, dass er zu viel gesagt hatte, aber die Bitterkeit nagte an ihm, und Knowles war ein Freund, der Sharpes Wutausbruch diskret behandeln würde. Knowles furchte die Brauen, dann schlug er eine hartnäckige Fliege beiseite. »Ich glaube wirklich«, sagte er, nachdem er einen Augenblick lang nachgedacht hatte, »dass der Colonel annimmt, er tue Ihnen einen Gefallen.« »Mir? Einen Gefallen? Indem er mir Slingsby aufdrängt?« »Slingsby verfügt über Erfahrung, Richard«, sagte Knowles. »Über viel mehr Erfahrung als ich.« »Aber Sie sind ein guter Offizier, und er ist ein Weichei. Wer zum Teufel ist er überhaupt?« »Er ist der Schwager des Colonels«, erklärte Knowles. »Das weiß ich auch«, knurrte Sharpe ungeduldig. »Aber wer ist er?« »Der Mann, der Mrs Lawfords Schwester geheiratet hat«, antwortete Knowles, der sich weigerte, sich provozieren zu lassen. »Das sagt einem alles, was man verdammt noch mal wissen muss«, bemerkte Sharpe grimmig. »Aber mir kommt er nicht wie die Art von Kerl vor, die sich Lawford als Schwager wünschen würde. Er hat zu wenig Substanz.« »Wir können uns unsere Verwandten nicht aussuchen«, entgegnete Knowles. »Und ich bin sicher, er ist ein Gentleman.« »Zum Teufel noch mal«, brummte Sharpe. »Und er muss heilfroh gewesen sein, aus dem 55. Regiment herauszukommen«, fuhr Knowles fort, indem er Sharpes Missmut ignorierte. »Bei Gott, der größte Teil dieses Regiments ist auf den Westindischen Inseln am Gelbfieber krepiert. Er ist wesentlich sicherer hier, auch wenn diese Kerle uns bedrohen.« Mit einem Kopfnicken wies Knowles auf die französischen Truppen. »Warum zum Teufel hat er sich denn kein Captainspatent gekauft?« »Ihm fehlen sechs Monate an der geforderten Zeit«, antwortete Knowles. Einem Lieutenant war es nicht gestattet, ein Captainspatent zu erwerben, ehe er nicht drei Jahre lang in einem der unteren Ränge gedient hatte. Diese gerade neu eingeführte Vorschrift war Anlass zu heftigem Murren unter den wohlhabenden Offizieren, die sich einen schnelleren Aufstieg wünschten. »Und warum ist er der Armee erst so spät beigetreten?«, wollte Sharpe wissen. Wenn Slingsby jetzt dreißig war, hätte er Lieutenant werden können, noch ehe er siebenundzwanzig war, also in einem Alter, in dem manch anderer Mann bereits Major war. Die meisten Offiziere, wie beispielsweise der junge Iliffe, traten, lange bevor sie zwanzig waren, in die Armee ein, und es war merkwürdig, auf einen Mann zu treffen, der sich der Armee erst so spät angeschlossen hatte. »Ich glaube …«, begann Knowles, dann errötete er und überdachte seine Worte. »Neue Truppen«, sagte er stattdessen und wies den Hang hinab auf eine Stelle, wo ein französisches Regiment, dessen blaue Röcke unnatürlich hell waren, an der Windmühle vorbeimarschierte. »Ich habe gehört, der Kaiser soll Verstärkung nach Spanien geschickt haben«, fuhr Knowles fort. »Die Franzosen haben im Moment ja sonst keinen Ort, wo sie kämpfen können. Die Österreicher sind aus dem Krieg draußen, und die Preußen tun nichts, was bedeutet, dass Boney lediglich uns zu besiegen hat.« Sharpe ignorierte Knowles Zusammenfassung der Strategie des Kaisers. »Sie glauben was?«, fragte er. »Nichts. Ich habe schon zu viel gesagt.« »Sie haben nicht ein verdammtes Wort gesagt«, widersprach Sharpe und wartete ab, aber Knowles blieb bei seinem Schweigen. »Wollen Sie, dass ich Ihnen Ihre dürre Kehle aufschlitze, Robert?«, fragte Sharpe. »Und zwar mit einem äußerst stumpfen Messer?« Knowles lächelte. »Sie brauchen das nicht zu wiederholen, Richard.« »Sie kennen mich, Robert. Ich sage nie irgendwas zu irgendwem. Ich lege die Hand aufs Herz und schwöre, wie ein Grab zu schweigen, also erzählen Sie es mir jetzt, bevor ich Ihnen die Beine abschneide.« »Ich glaube, Mrs Lawfords Schwester steckte in Schwierigkeiten. Sie musste feststellen, dass sie ein Kind erwartete, sie war nicht verheiratet, und der Mann, um den es ging, war allem Anschein nach ein Wüstling.« »Ich war es nicht«, warf Sharpe hastig ein. »Natürlich waren Sie es nicht«, sagte Knowles. Er konnte zuweilen auf pedantische Weise alles wörtlich nehmen. Sharpe grinste. »Also wurde Slingsby rekrutiert, um eine ehrenwerte Frau aus ihr zu machen?« »Genau. Er entstammt natürlich nicht gerade der obersten Schublade, aber seine Familie ist mehr als akzeptabel. Sein Vater ist Priester irgendwo an der Küste von Essex, glaube ich, aber vermögend sind sie nicht, also belohnte Lawfords Familie Slingsby mit der Aufnahme ins 55. Regiment und dem Versprechen, er dürfe ins South Essex wechseln, sobald dort eine Position frei würde. Was der Fall war, als der arme Herrold starb.« »Herrold?« »Dritte Kompanie«, antwortete Knowles. »Am Montag kam er an, am Dienstag hat ihn ein Fieber erwischt, und am Freitag war er tot.« »Geplant ist also«, murmelte Sharpe, während er zusah, wie unten ein französisches Geschütz den Weg am Fluss entlanggezerrt wurde, »geplant ist, dass dieser verdammte Slingsby rasch zu einer Beförderung kommt, damit er für die Frau, die ihre Beine nicht zusammenhalten konnte, einen würdigen Ehemann abgibt.« »So würde ich es nicht sagen«,...



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