Cornwell | Autopsie | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 25, 400 Seiten

Reihe: Ein Fall für Kay Scarpetta

Cornwell Autopsie

Ein Fall für Kay Scarpetta
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-311-70360-0
Verlag: Kampa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Fall für Kay Scarpetta

E-Book, Deutsch, Band 25, 400 Seiten

Reihe: Ein Fall für Kay Scarpetta

ISBN: 978-3-311-70360-0
Verlag: Kampa Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dr. Kay Scarpetta ist wieder da, wo alles begann: Die renommierte Pathologin lebt nach vielen Jahren wieder in Virginia, gemeinsam mit ihrem Mann Benton, der als Rechtspsychologe beim Secret Service arbeitet, und ihrer geliebten Nichte Lucy. Aber Scarpettas Start als leitende Gerichtsmedizinerin von Virginia gestaltet sich mühsam: Ihr Vorgänger hat ihr nicht nur eine herrische Sekretärin hinterlassen, sondern auch marode Strukturen. Und es dauert keine vier Wochen, bis Scarpetta es mit einem verstörenden Fall zu tun bekommt: Eine Frau wurde brutal ermordet, ihre Leiche auf einem Bahngleis »drapiert«. Und die Ermittlungen führen Scarpetta gefährlich nah an ihr eigenes Zuhause, ihr privates Umfeld heran. Noch dazu wird die Gerichtsmedizinerin ins Weiße Haus beordert - als Mitglied einer Kommission, die mit Angriffen auf die nationale Sicherheit befasst ist. Bei einer streng geheimen Weltraummission scheint es eine Katastrophe gegeben zu haben, der Kontakt zu den Astronauten ist abgebrochen. Und während Scarpetta im All ermittelt und eine forensische Ferndiagnose aus 400 Kilometern Entfernung stellt, ereignet sich auf Erden ein zweiter, ganz ähnlicher Mord an einer Frau, wieder in der Nähe von Scarpettas Zuhause ...

Patricia Cornwell, 1956 in Miami, Florida, geboren, arbeitete als Polizeireporterin in der Rechtsmedizin, bevor ihr mit Post Mortem der internationale Durchbruch als Autorin gelang. Post Mortem war der erste Krimi überhaupt, der in nur einem Jahr mit fünf bedeutenden internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Cornwell, die eine Zeit lang Leiterin der Abteilung für Angewandte Forensik der University of Tennessee war, recherchiert die wissenschaftlichen Details in jedem ihrer Kay-Scarpetta-Romane mit großer Akribie. Autorin und Figur könnten einander kaum ähnlicher sein: Beide stammen aus Miami, sind blond, geschieden und bei ihrer Arbeit perfektionistisch - sogar das Rauchen haben sie gemeinsam aufgegeben. Mittlerweile sind 25 Scarpetta-Romane erschienen, und alle haben die internationalen Bestsellerlisten erobert.
Cornwell Autopsie jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1


Ein flammend roter Sonnenuntergang verglüht über Alexandrias Old Town am sich verdunkelnden Horizont. Es ist der Montag nach Thanksgiving, kurz vor fünf Uhr nachmittags.

Der böige Wind frischt auf, und ein vom Potomac River heranziehender Nebel verhüllt den Mond. Bäume und Büsche schütteln sich heftig, totes Laub huscht aufgewirbelt über den Asphalt. Unheilverkündende Wolken rücken heran wie eine feindliche Armee. Die Fahnen vor meinem Institut in Northern Virginia flattern wild.

Ich kauere mich vor den feuerfesten Aktenschrank und tippe die Kombination in das einbruchssichere Zahlenschloss ein. Nachdem ich die unterste Schublade geöffnet habe, hole ich den dicken Ziehharmonikaordner heraus, den ich schon seit Monaten mit mir herumschleppe. Der muffige Geruch inzwischen nicht mehr geheimer Behördenakten, die bis in die vierziger Jahre zurückreichen, steigt mir in die Nase. Viele der Dokumente sind zum Großteil geschwärzt.

Bis zur nächsten Sitzung der National Emergency Contigency Coalition, besser bekannt als Doomsday Commission – Arbeitskreis »Jüngstes Gericht« –, die diesmal im Pentagon tagt, muss ich noch eine Menge lesen. Mein Auftrag, direkt vom Weißen Haus, ist nichts für schwache Nerven, allerdings nicht so dringend wie das, was hier direkt vor mir auf mich wartet. Ständig muss ich an die Ermordete denken, die in meinem Kühlfach liegt.

Ich erinnere mich an die Schnittwunden an ihrem Hals und die blutigen Stümpfe, wo ihr jemand die Hände abgehackt hat. Wer sie ist, kann ich nicht sagen; ich weiß nur das, was ihre Leiche mir preisgibt. Sie wurde wie ein Müllsack neben den Bahngleisen auf Daingerfield Island, einige Kilometer nördlich von hier, entsorgt. Das ganze Wochenende lang habe ich mich mit ihr befasst und bin keinen Schritt weitergekommen.

Seit ich meine Stelle vor einem knappen Monat angetreten habe, scheinen sich die unschönen Denksportaufgaben nahtlos aneinanderzureihen. Das alles gewürzt mit einer ordentlichen Portion Intrigenspiele und Feindseligkeiten. Dass ich hier unerwünscht bin, wäre noch untertrieben, und ich habe außerdem einen ziemlichen Schweinestall geerbt. Gerade ziehe ich den weißen Kittel aus, hänge ihn über meinen Schreibtischstuhl und decke das Mikroskop für die Nacht ab, als es in der Ferne donnert. Alles vibriert, und ein Blitz erleuchtet den finsteren Himmel.

In meinem Eckbüro habe ich einen Logenplatz, um das dramatische Wetterschauspiel zu verfolgen. Der Parkplatz, den wir mit dem kriminaltechnischen Labor teilen, hat sich rasch geleert. Straßenlaternen funzeln vor sich hin. Zahlreiche Wissenschaftler, Ärzte und weitere Angestellte hasten zu ihren Autos, während die ersten Regentropfen an meiner Fensterscheibe zerplatzen.

Die meisten Leute kenne ich noch nicht, und offenbar erinnert sich niemand mehr an mich, aus jenen Jahren, die inzwischen eine Lebenszeit her zu sein scheinen. Viele der Millennials waren noch gar nicht auf der Welt, als ich, die erste Frau in dieser Position, Chief Medical Examiner von Virginia wurde. Bevor ich an eine andere Stelle wechselte, war ich mehr als ein Jahrzehnt oberste Gerichtsmedizinerin in diesem Bundesstaat. Damals nahm ich an, dass es ein Abschied für immer wäre. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich eines Tages zurückkommen würde. Und ich hoffe, dass das nicht der größte Fehler meines Lebens war.

Auf den Flachbildschirmen an der Wand kann ich die Vorgänge in und vor dem Gebäude in Echtzeit beobachten. In diesen Minuten durchquert der Mann vom Wachschutz die gewaltige Tiefgarage. Ich fühle mich wie eine geisterhafte Voyeurin, als er sich gähnend kratzt, ohne auf die Überwachungskameras an der Decke zu achten. Er ist über sechzig und heißt mit Vornamen Wyatt. Seinen Nachnamen kenne ich nicht.

In seiner Khakiuniform mit braunen Taschenaufschlägen sieht er wie ein Sheriff aus, er marschiert die Betonrampe zur Gerichtsmedizin hinauf und drückt auf einen Knopf an der Wand aus Betonbausteinen. Die massive Tür öffnet sich, sodass die wabernde Abgaswolke eines ausfahrenden Leichenwagens in Sicht kommt. Laut der Liste der zur Bestattung freigegebenen Leichen ist es vermutlich der Suizid aus Fairfax County.

»Dr. Scarpetta?«, reißt meine übereifrige britische Sekretärin mich aus meinen Gedanken. Sie steckt den Kopf durch die Tür zwischen unseren Büros. »Es tut mir ja so leid, Sie stören zu müssen.« Es tut ihr überhaupt nicht leid, und sie spart sich wie meistens die Mühe anzuklopfen.

»Ich mache jetzt Feierabend, und das empfehle ich Ihnen auch.« Ich gehe von Fenster zu Fenster und schließe die Jalousien.

»Ich habe gerade mit August Ryan gesprochen«, verkündet sie. »Ich soll Ihnen ausrichten, dass etwas geschehen ist, bei dem er Ihre Hilfe braucht.«

»Hat es mit der Frau unten zu tun?«, mutmaße ich. Der Ermittler der U.S. Park Police und ich haben seit Freitagabend nicht mehr miteinander gesprochen.

Ich hoffe, dass er endlich neue Informationen für mich hat. Inzwischen sind die Medien auf den Fall aufmerksam geworden, und im Netz kursieren die wildesten Gerüchte und Theorien. Es ist nämlich nahezu unmöglich, ein Gewaltverbrechen aufzuklären, ohne die Identität des Opfers zu kennen.

»Er möchte, dass Sie sich mit ihm treffen.« Meine Sekretärin benimmt sich, als sei sie mir weisungsbefugt und nicht umgekehrt.

Wie immer trägt Maggie Cutbush einen Tweedrock und Mokkassins. Das stahlgraue Haar hat sie frisiert wie in den Fünfzigern. Nun mustert sie mich tadelnd über den Rand der Metallbrille hinweg, die ganz vorne auf ihrer spitzen Nase ruht.

»Aus welchem Grund möchte er denn …«, setze ich an.

»Das erklärt er Ihnen selbst«, unterbricht sie mich.

»Warum haben Sie ihn nicht einfach mit mir verbunden? Eigentlich wäre es sowieso besser gewesen, wenn er mich direkt angerufen hätte. Ich habe ihm am Freitagabend am Tatort meine Mobilfunknummer gegeben.«

»August und ich arbeiten schon seit Jahren zusammen. Deshalb war er so höflich, sich zuerst an mich zu wenden. Er meldet sich bei Ihnen, sobald er im Auto sitzt«, erwidert sie in ihrem reizenden Londoner Akzent, und das ohne jede Spur von Respekt vor der Frau, die hier das Sagen hat.

Offenbar sieht sie dazu keinen Grund, denn schließlich stammt diese Frau in zweiter Generation von italienischen Einwanderern ab und ist in Miamis Unterschicht aufgewachsen. Ich nehme meine Jacke vom Garderobenständer, denn ich will nichts wie raus hier. Und zwar nicht wegen derzeit anwesender Personen oder des Wetters. Heute hat meine Nichte Geburtstag, angesichts der Umstände kein freudiges Ereignis. Trotzdem habe ich eine kleine Feier im Familienkreis bei mir zu Hause geplant.

»Eine von Dr. Reddys Stärken war, dass er delegieren konnte.« Maggie ist noch nicht am Ende ihres Vortrags angelangt. »Er hat seine Kontaktdaten nicht überall verteilt wie Süßigkeiten an Halloween.« So, als ob ich das täte. »Er hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er für die Polizei nicht auf Abruf bereitsteht. Das ist eine Lektion, die zu lernen Ihnen nicht schaden würde.«

Sie nutzt wirklich jede Gelegenheit, ihren ehemaligen Vorgesetzten zu erwähnen, den früheren Chief Medical Examiner, den ich, wie sich herausstellte, unter falschen Voraussetzungen abgelöst habe. »Zuckerbrot und Peitsche« würde die Ereignisse nach meinem Umzug aus Massachusetts hierher wohl am besten zusammenfassen. Man hat mich vor vollendete Tatsachen gestellt.

Viel zu spät fand ich heraus, dass Elvin Reddy, anders, als er selbst und einige Leute aus der Chefetage mir versichert hatten, nämlich mitnichten vom Staatsdienst in die Privatwirtschaft wechseln wollte. Stattdessen wurde er zum gesundheitspolitischen Sprecher von Virginia ernannt und führt nun die Oberaufsicht über sämtliche Behörden, die für die Sicherheit und das Wohlergehen der Bevölkerung zuständig sind.

Dazu gehört auch das überregionale Office of the Chief Medical Examiner (OCME). Was heißt, dass er mir gegenüber im Ernstfall weisungsbefugt ist. Ein geschickter politischer Schachzug wie aus dem Lehrbuch.

»Wie Sie selbst feststellen können, dauert es nicht lange, bis so etwas den Leuten zu Kopfe steigt«, fährt Maggie fort. Das muss ausgerechnet sie sagen. »Ich würde vorschlagen, dass Sie einen Ermittler mitnehmen. Fabian hat heute Abend Dienst. Vor ein paar Minuten war er noch an seinem Schreibtisch.«

»Hängt davon ab, womit wir es zu tun haben«, antworte ich. »Wahrscheinlich wird es nicht nötig sein. Ich glaube, ich komme auch allein zurecht.«

Als ich mich nach der Sprühflasche mit gefiltertem Wasser umschaue, entdecke ich sie auf einem Regal neben dem Konferenztisch.

»Wenn die Chefin persönlich erscheint, vermittelt das eine falsche Botschaft. Noch dazu allein. Das ist kein guter Start«, spricht Maggie weiter, als hätte sie es mit einer Anfängerin zu tun.

»Ich bin sicher, dass Sie nur mein Bestes wollen.« Mein Tonfall ist weder spitz noch abweisend.

»Das versteht sich doch wohl von selbst.« Sie blockiert die Tür nach draußen. Ich umrunde die Kisten mit Büchern und anderen Besitztümern, die ich noch auspacken muss.

»Mir ist klar, dass Ihnen mein Stil nicht liegt, Maggie«, beginne ich und besprühe dabei meine Geigenfeige und die eingetopften Orchideen. »Aber ich halte nicht viel von Etikette. Wenn ich mir für etwas zu fein bin, kann ich auch von anderen kein Engagement verlangen.«

Ich verkneife mir den Hinweis auf den wahren Grund, warum man mir wieder die Position der Chefin angetragen hat. Die Anzahl der Fälle, die in den letzten Jahren...


Cornwell, Patricia
Patricia Cornwell, 1956 in Miami, Florida, geboren, arbeitete als Polizeireporterin in der Rechtsmedizin, bevor ihr mit Post Mortem der internationale Durchbruch als Autorin gelang. Post Mortem war der erste Krimi überhaupt, der in nur einem Jahr mit fünf bedeutenden internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Cornwell, die eine Zeit lang Leiterin der Abteilung für Angewandte Forensik der University of Tennessee war, recherchiert die wissenschaftlichen Details in jedem ihrer Kay-Scarpetta-Romane mit großer Akribie. Autorin und Figur könnten einander kaum ähnlicher sein: Beide stammen aus Miami, sind blond, geschieden und bei ihrer Arbeit perfektionistisch – sogar das Rauchen haben sie gemeinsam aufgegeben. Mittlerweile sind 25 Scarpetta-Romane erschienen, und alle haben die internationalen Bestsellerlisten erobert.

Patricia Cornwell, 1956 in Miami, Florida, geboren, arbeitete als Polizeireporterin in der Rechtsmedizin, bevor ihr mitPost Mortemder internationale Durchbruch als Autorin gelang.Post Mortemwar der erste Krimi überhaupt, der in nur einem Jahr mit fünf bedeutenden internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Cornwell, die eine Zeit lang Leiterin der Abteilung für Angewandte Forensik der University of Tennessee war, recherchiert die wissenschaftlichen Details in jedem ihrer Kay-Scarpetta-Romane mit großer Akribie. Autorin und Figur könnten einander kaum ähnlicher sein: Beide stammen aus Miami, sind blond, geschieden und bei ihrer Arbeit perfektionistisch - sogar das Rauchen haben sie gemeinsam aufgegeben. Mittlerweile sind 25 Scarpetta-Romane erschienen, und alle haben die internationalen Bestsellerlisten erobert.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.