Cornick | Von einem Engel verführt | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical MyLady

Cornick Von einem Engel verführt


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-6334-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical MyLady

ISBN: 978-3-7337-6334-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Silberblonde Locken, kornblumenblaue Augen und die zierliche Figur in überaus schlichte Kleider gehüllt - das soll die berühmte Kurtisane Susanna Kellaway sein? Der hochgewachsene Nicholas Strafford, Earl of Seagrave, muss sich sehr wundern, als er zu seinem Landgut Cookes reist, wo zum Entsetzen der sittsamen Dorfbewohner Susanna nach dem Tod ihres Vaters ihr Anrecht auf Erbpacht geltend machen will. Nicholas spürt, dass hier ein falsches Spiel gespielt wird! Und wirklich: Die hinreißende junge Dame, die sofort seine Sinne betört, ist nicht Londons berühmteste Kurtisane, sondern deren Zwillingsschwester Lucille - unschuldig und so warmherzig, dass der verbitterte Nicholas in ihrer Nähe langsam die Schrecken des Krieges vergisst und allmählich wieder an die Liebe glauben kann...



Nicola Cornick liebt viele Dinge: Ihr Cottage und ihren Garten, ihre zwei kleinen Katzen, ihren Ehemann und das Schreiben. Schon während ihres Studiums hat Geschichte sie interessiert, weshalb sie sich auch in ihren Romanen historischen Themen widmet. Wenn Nicola gerade nicht an einer neuen Buchidee arbeitet, genießt sie es, durch die englische Landschaft zu spazieren. Sie freut sich über Leserzuschriften auf ihrer Webseite www.nicolacornick.co.uk.

Cornick Von einem Engel verführt jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1. KAPITEL

Nicholas Strafford, achter Earl of Seagrave, schlenderte durch die Bond Street und dachte über das Heiraten nach. Es war nicht so sehr die Ehe als solche, der seine Überlegungen galten, als vielmehr seine eigene Vermählung, deren Ankündigung an diesem Vormittag in der Gazette erfolgt war. Seine zukünftige Gattin Louise Elliott, Viscount Oldhams Tochter, vereinte alles in sich, was er seinem Stolz und seiner Abstammung schuldig zu sein glaubte. Sie war wohlerzogen, tadellos gebildet und hübsch, wenngleich auf eine etwas fade, unscheinbare Weise.

An sich hätte er zufrieden sein können, stellte jedoch fest, dass ihm das Leben wieder einmal über die Maßen eintönig vorkam. Dieser Zustand der Langeweile plagte ihn bereits etliche Jahre, seit er aus dem Krieg gegen Napoleon von der Iberischen Halbinsel zurückgekehrt war. Auch die in vollen Zügen genossenen Vergnügungen, die London zu bieten hatte, waren nicht dazu angetan gewesen, ihm das Gefühl der Monotonie zu nehmen. Nicht einmal die Aussicht auf seine baldige Hochzeit konnte seine Stimmung heben.

Etwa zur gleichen Zeit an diesem Nachmittag gab sich der Verwalter von Dillingham Court, dem Besitz Lord Seagraves in Suffolk, alle Mühe, nicht einzuschlafen. Arthur Josselyn saß an einem wuchtigen Schreibtisch in der als Gerichtssaal fungierenden Halle des Anwesens und hatte nur noch wenig zu tun. Der Streit zwischen zwei Parteien über die unberechtigte Einfriedung allgemein zugänglichen Landes war bereits beigelegt worden, indem einer der Pächter widerstrebend eingewilligt hatte, den von ihm aufgestellten Zaun zu entfernen. Danach war der Fall zweier Bauern zur Verhandlung gekommen, bei dem es um den Verkauf eines minderwertigen Pferdes zu überhöhtem Preis ging. Der Verkäufer hatte die Entrichtung des gesamten, bisher nur zum Teil beglichenen Preises verlangt. Mr Josselyn hatte entschieden, jeder der Kontrahenten habe sich ein Vergehen zu Schulden kommen lassen, und beiden eine Geldbuße auferlegt. Nun galt es nur noch, den Erbpachtkontrakt für Cookes, ein zu Dillingham Court gehörendes Gutshaus, auf Walter Mutch, den Neffen des bisherigen, vor kurzem verstorbenen Vertragsinhabers George Kellaway zu überschreiben. Unter Hinweis auf entsprechende Klauseln des Kontrakts verlangte Mr Mutch im Namen seiner Mutter, der Schwester des Verblichenen, in sein Erbrecht eingesetzt zu werden.

Walter Mutch, ein dunkelhaariger junger Mann, der, wie Mr Josselyn fand, ein ziemlich bewegtes Leben führte, hatte seinem Onkel mütterlicherseits nie sehr nahe gestanden, nach dessen Tod jedoch sofort die Gelegenheit ergriffen, das am Rande des Dorfangers gelegene Anwesen, zu dem ein großer Garten und ein beträchtliches Grundstück zur Bewirtschaftung gehörten, für sich zu beanspruchen. George Kellaway war zwar begütert gewesen, hatte sich jedoch auf Grund seiner geisteswissenschaftlichen Neigungen nicht zum Erwerb eines eigenen Besitzes entschlossen, für den er auch während seiner langen Auslandsreisen hätte aufkommen müssen. Da er mit dem Vater Seiner Lordschaft befreundet gewesen war, hatte es auf der Hand gelegen, Cookes von ihm zu pachten. Der Vertrag enthielt die ungewöhnliche Klausel, dass er auf Mr Kellaways Erben übertragen werden könne. Der jetzige Earl of Seagrave hatte keine Einwände gegen die Überschreibung auf Mr Mutch erhoben, da ihm wenig an dem für ihn unbedeutenden Anwesen gelegen war und er sich ohnehin zumeist in London vergnügte.

Mr Josselyn fühlte den Drang, die Angelegenheit so schnell wie möglich zu erledigen. Er räusperte sich, hieß den Antragsteller sich erheben und sagte geschäftig: „Über die Eingabe des Walter Mutch, den Erbpachtvertrag für das ,Cookes‘ genannte Anwesen in Dillingham auf ihn zu überschreiben, wurde eingehend beraten. Im Namen Seiner Lordschaft Nicholas John Rosslyn Strafford, Earl of Seagrave, wurde dem Ansinnen am heutigen Tage, dem fünften Juni achtzehnhundertundsechzehn, im sechsundfünfzigsten Jahr der Herrschaft Seiner Majestät, König Georg III. Wilhelm Friedrich, Kurfürst von Hannover, stattgegeben.“

Eben im Begriff, den Vertrag zu unterzeichnen, hielt der Verwalter plötzlich inne und blickte verblüfft zum Portal, wo jemand laut den Türklopfer betätigt hatte. „Herein!“, rief er unwirsch, bedeutete dem Butler zu öffnen, und fragte sich befremdet, wer in diesem späten Stadium der Sitzung wohl noch Einlass begehren mochte.

Der Bedienstete hielt indessen die Tür auf und ließ eine tief verschleierte Frau in Trauerkleidung eintreten.

Gegen die eindringende Helligkeit blinzelnd, konnte Mr Josselyn nicht richtig erkennen, wer in die Halle gekommen war, und fragte ungehalten: „Wer sind Sie? Was ist Ihr Begehr?“

Der Butler schloss das Portal, und unter den wenigen in der Halle Anwesenden entstand augenblicklich Geraune.

„Verzeihen Sie die Unterbrechung, Sir“, erwiderte die Fremde und näherte sich gemessenen Schritts dem Bureau, hinter dem der Verwalter von Dillingham Court saß.

Er bemerkte, dass die ebenfalls Trauerkleidung tragende Mrs Mutch, die dem Verlauf der Sitzung bisher etwas abseits von den anderen Anwesenden stehend zugehört hatte, sich rasch auf einen freien Stuhl setzte. Stirnrunzelnd richtete er den Blick auf die Dame, die mit jugendlich graziösen Bewegungen auf ihn zukam.

Vor dem Schreibtisch hielt sie an und schlug den Schleier zurück.

Wie vermutlich jeder andere Mann im Raum hielt Mr Josselyn beim Anblick ihres außergewöhnlich schönen Gesichts unwillkürlich den Atem an. Ihr Teint war makellos rein und hell. Das silberblonde Haar schimmerte im Licht; in den kornblumenblauen Augen stand ein zuversichtlicher Ausdruck, und Nase und Mund waren von einer Ebenmäßigkeit, wie man sie selten sah. Ihre Ausstrahlung war bezaubernd, damenhaft, und sie schien sich der Wirkung, die sie erzeugte, sehr bewusst zu sein. Jäh wurde Mr Josselyn warm. Unbehaglich weitete er den Hemdkragen, rückte die Brille zurecht und erkundigte sich in barschem Ton: „Sie wünschen, Madam?“

„Ich bitte ein weiteres Mal um Entschuldigung für die Störung, Sir“, antwortete sie. Ihre weiche, dunkel timbrierte Stimme hatte einen sinnlichen Klang. Mr Josselyn nahm sich zusammen, schaute sie streng an und fragte geschäftsmäßig: „Mit wem habe ich die Ehre, Madam?“

„Ich bin Miss Susanna Kellaway, wohnhaft am Portman Square in London“, stellte sie sich vor.

Mr Josselyn führte zwar schon lange ein wenig abwechslungsreiches Leben auf dem Lande, war aber mit ihrem Namen gut vertraut. Es gab wohl niemanden, der noch nichts über die berühmte, ständig in Skandale verstrickte Londoner Kurtisane gehört hatte. Sie war die Mätresse einer ganzen Reihe von reichen, angesehenen Gentlemen gewesen, und über ihre anstößige Beziehung zum Duke of Penscombe hatte viel in den Zeitungen gestanden. Fassungslos sah Mr Josselyn die junge Frau an und vermochte kaum zu glauben, dass es sich um die Tochter des vor einiger Zeit dahingegangenen, so gebildeten und kultivierten Mr Kellaway handeln sollte, der über dreißig Jahre lang in Cookes ein sehr zurückgezogenes Dasein geführt hatte. „Was kann ich für Sie tun, Miss Kellaway?“, erkundigte er sich schließlich.

„Als ältere Tochter meines vor kurzem verschiedenen Vaters George Kellaway erhebe ich hiermit Anspruch auf die Einsetzung in den Erbpachtvertrag von Cookes“, verkündete sie kühl.

Nicht im Stande, sein hitziges Gemüt zu beherrschen, drehte Walter Mutch sich ihr zu und brauste auf: „Sie lügen, Miss Kellaway! Mein Onkel hatte keine Kinder! Ich erhebe nachdrücklich Einspruch gegen Ihren Antrag!“

„Beruhige dich, Walter“, murmelte sein jüngerer Bruder Benjamin neben ihm beschwichtigend.

„Kann es sein, dass es sich um ein Missverständnis handelt?“, wandte Mr Josselyn ein, sah die vor ihm stehende junge Frau an und erkannte am boshaften, herausfordernden Ausdruck in ihren Augen deutlicher, als wenn sie seine Frage verneint hätte, dass kein Irrtum möglich war.

„Nein, Sir“, widersprach sie gelassen, griff in ihr Réticule und entnahm ihm einige zusammengefaltete Unterlagen. „Das sind die Urkunden, durch die meine Geburt und die Eheschließung meiner Eltern bestätigt wird“, fuhr sie selbstsicher fort und legte die Dokumente auf den Bureau. „Daraus ergibt sich zweifelsfrei, dass ich den größten Anspruch auf den Cookes betreffenden Vertrag habe!“

Mr Josselyn entfaltete die Papiere, doch vor Aufregung verschwammen die Eintragungen vor seinen Augen.

Erneut sprang Walter auf und schrie, seine Hände zornbebend in die Seiten gestemmt, die angebliche Miss Kellaway an, sie sei eine Schwindlerin. Hastig ergriff Benjamin ihn am Arm und zog ihn auf seinen Stuhl zurück.

Die Zuhörer tuschelten, murmelten und redeten laut darüber, ob jemand wisse, dass George Kellaway tatsächlich eine Tochter gehabt hatte.

Aufgebracht pochte Mr Josselyn mit der Faust auf den Schreibtisch, verlangte Ruhe und blickte verstört auf Miss Kellaway, die sichtlich ihren Auftritt und den von ihr erzeugten Aufruhr genoss.

Sie beugte sich vor, legte die Hände auf den Bureau und äußerte lächelnd: „Mr Barnes, mein Anwalt, wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen, Sir, damit der Pachtvertrag auf meinen Namen überschrieben wird. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag.“ Zufrieden wandte sie sich ab, durchquerte hocherhobenen Hauptes die Halle und verließ das Haus.

Entgeistert blickte Mr Josselyn ihr hinterher und schüttelte ungläubig den Kopf. Der Schweiß brach ihm bei dem Gedanken aus, dass er nun Seine Lordschaft einschalten musste. Normalerweise behelligte er ihn nicht mit geschäftlichen...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.