E-Book, Deutsch, Band 3, 467 Seiten
Reihe: Virginia Kings
Corell Golden Hope: Phoenix & Hayden (Virginia Kings 3)
23001. Auflage 2023
ISBN: 978-3-646-60859-5
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Knisternde Sports Romance über unerwartete Gefühle für einen Fußballstar als Fake Boyfriend
E-Book, Deutsch, Band 3, 467 Seiten
Reihe: Virginia Kings
ISBN: 978-3-646-60859-5
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kate Corell liebt Charaktere mit Ecken und Kanten, unvorhergesehene Plottwists und das Umgehen literarischer Regeln. Wenn sie nicht gerade am nächsten Roman schreibt, besucht sie Konzerte, reist durch die Welt oder genießt gutes Essen. Sie lebt mit ihrer Familie sowie zwei verrückten Bulldoggen in der Nähe von Leipzig. Ihre »Never Be«-Romance-Serie machte sie zur SPIEGEL-Bestseller-Autorin.
Autoren/Hrsg.
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1
Phoenix
»Das Leben ist schön.«
»So etwas lässt sich leicht sagen, wenn man in einer protzigen Villa wohnt und auf einem Flamingo in seinem Pool treibt, während einem die Sonne auf den Arsch scheint.«
»My castle is your castle. Du kannst jederzeit hier einziehen, Bronx-Kid.« Über den Rand meiner Sonnenbrille hinweg sehe ich zu River, der nur eine Armlänge von mir entfernt auf einer Luftmatratze ebenfalls die Vorzüge des Pools genießt.
»Verlockend. Hast du vor auszuziehen?«, antwortet er.
Ich strecke eine Hand nach ihm aus und stoße ihn ins Wasser. Entspannt lehne ich mich auf meinem Flamingo zurück.
»Sehr witzig, Hollywood«, mault River, als er umständlich auf die Luftmatratze klettert. Nur um ihn zu ärgern, befördere ich ihn erneut von der Matte. Mein Blick wandert zu Jay, der mit einem Tablet in der Hand am Beckenrand sitzt und die Füße im Wasser baumeln lässt.
»Hey, Jay, pack das Ding weg und gönn dir endlich ein bisschen Spaß«, ziehe ich ihn auf. Für Jay ist ein Buch der Inbegriff von Vergnügen, für mich der von Langeweile.
»Oh, den habe ich. Ich lese gerade auf einen Artikel über dich«, ruft er mir zu.
»Und was steht diesmal drin?«, will ich wissen, auch wenn es mich nicht interessiert. Einiges davon ist so weit an den Haaren herbeigezogen, dass ich mich frage, wer eine derart ausgeprägte Fantasie von mir hat. Aber im Grunde bin ich von dem Blödsinn einfach nur angepisst.
»Dass du dir den Schritt ausstopfst«, antwortet Jay todernst. River prustet laut los.
»Wie bitte?« Natürlich, was auch sonst?
»Angeblich bevorzugst du Tennissocken.«
»Was für ein Bullshit!«, antworte ich genervt, rolle mich von meinem Flamingo und lande mit einem leisen Platschen im Wasser. Wenige Schwimmzüge später bin ich am Beckenrand. »Langsam geht mir der Mist echt auf den Sack. Ich sollte die Anwälte kontaktieren, damit Glam-irgendwas endlich die Klappe hält«, lasse ich meine Gedanken raus und klettere aus dem Pool.
»Hey!«, motzt Jay, als ich ihm das Tablet aus der Hand nehme und einen Blick darauf werfe.
»Wer ist Ashley Blake?«, frage ich. In dem Artikel geht es nicht um Tennissocken, sondern um meine Bettgeschichten. Mal wieder. Demnach ist Ashley meine neueste Affäre und war bereit, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Ich schwöre, ich habe den Namen noch nie gehört. Letzte Woche war es noch eine Cheryl oder war es eine Charlene? Die Wahrheit ist, ich hatte seit Monaten keine Frau im Bett, eben weil das ständig an die große Glocke gehängt wird und mir gehörig auf den Zeiger geht.
Dieser neue College-Gossip-Blog ist die Pest, weil ich ein beliebtes Ziel bin. Was ich bis zu einem gewissen Grad sogar nachvollziehen kann. Dale King mischt in Hollywood mit und ist eine Legende in Charlottesville, was mich zu meinem Leidwesen zwangsläufig interessant macht. Fälschlicherweise denken Menschen, ich würde diese Art von Aufmerksamkeit genießen. Fakt ist allerdings, dass absolut niemand auf geheucheltes Interesse oder dummes Gelaber abfährt. Mit einem anderen Stammbaum würde sich keiner die Mühe machen, auch nur drei Worte auf einem Blog über mich zu veröffentlichen. Bisher habe ich die Sache mit einem Schmunzeln betrachtet, aber selbst mein Geduldsfaden ist nicht unendlich.
»Du könntest ein Dickpic an die Redaktion schicken«, brüllt River von der Luftmatratze, weil er nicht mitbekommen hat, dass Jay mich verarscht hat.
Ich greife nach dem Eistee, der auf dem Tisch vor der Lounge steht. »Ich kann auch eins von deinem Schwanz schicken, dann würden die Gerüchte wenigstens stimmen«, schieße ich zurück und führe in aller Seelenruhe das Glas an meine Lippen.
»Höre ich da eine Spur Neid, Hollywood? Der eine hat ein dickes Bankkonto, der andere einen –«
»Lalala. Happy little tree«, unterbricht Jay unsere Unterhaltung. Eine Penis-Debatte mit River ist nicht das, was mir an einem heißen Junitag vorschwebt.
»Okay, Themenwechsel. Wie sind unsere Pläne für den restlichen Tag? Wir könnten einen Filmmarathon starten?«, frage ich in die überschaubare Runde. Die Mitchells haben zum großen Familientreffen gebeten, somit fehlen die Geschwister plus Kyle und Bree. Mase muss bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung seiner Mutter antanzen. Das bedeutet, vom Rudel sind nur wir drei übrig.
»Sorry, ich muss noch etwas für die Uni ausarbeiten.« Jay, wie immer ganz der Vorzeigestudent.
In der Hoffnung, dass mein bester Freund mich nicht hängen lässt, werfe ich einen Blick zu River.
»Nope. Ich habe ein Vorstellungsgespräch für einen Nebenjob«, sagt er und paddelt auf der Luftmatratze zum Beckenrand.
»Wenn du Geld brauchst, musst du nur einen Ton sagen, das weißt du, oder?«, erinnere ich ihn an unsere Abmachung, dass ich ihm jederzeit unter die Arme greife, sobald die Kohle knapp wird.
»Ja, Sugardaddy, aber ich will nicht ewig an deinem Rockzipfel hängen und Almosen annehmen.« Halbherzig grinst er mich an. Den Groll, den seine Worte in mir auslösen, schlucke ich hinunter. Diese Diskussion haben wir in den letzten Jahren unzählige Male geführt. Immer mit demselben Ergebnis: Ich lasse nicht locker und er gibt nicht nach.
»Es sind keine Almosen. Du gehörst zur Familie.« Und das meine ich wörtlich. River und ich sind Freunde, solange ich denken kann. Ich war sechs, als mein Dad seine Mom als Haushälterin eingestellt hat, wobei es River als Beschäftigungstherapie für mich dazu gab. Sechzehn Jahre später arbeitet Elaine zwar nicht mehr im Hause King, aber River geht hier nach wie vor ein und aus. Und darüber bin ich froh. In King Castle kann es mitunter sehr einsam sein.
»Und genau deswegen will ich deine Kohle nicht«, erwidert River mit Nachdruck.
Ich greife nach einem Handtuch und werfe es ihm zu, als er aus dem Pool steigt. Mit einer geschickten Bewegung fängt er es auf. Anstatt sich damit abzutrocknen, hängt er es locker um seine Schultern.
»Okay, macht euch endlich vom Acker«, sage ich scherzhaft und lasse mich kurzerhand rückwärts in den Pool fallen. Für einen Moment verharre ich in der Bewegung und erlaube dem Sog, mich in die Tiefe ziehen. Stille. Vertrauter Freund, gehasster Feind. Nach Luft ringend breche ich durch die Wasseroberfläche.
»Kommst du klar?«, fragt River mit deutlich besorgter Miene.
»Alles bestens«, versichere ich ihm breit grinsend. Mit einer raschen Bewegung schüttle ich mir das Wasser aus den Haaren, anschließend klettere ich auf den einsam vor sich hin treibenden Flamingo, um ihm Gesellschaft zu leisten. »Dann heißt es wohl nur du und ich, Pretty«, feixe ich und tätschle das pinke Ungetüm.
»Du hast einen Knall, Hollywood.«
»Lieber bunte Knete im Kopf als einen luftleeren Raum«, feuere ich zurück und kassiere dafür Rivers Mittelfinger. Seine Antwort auf alles, sobald ihm die Argumente ausgehen.
»Soll ich dich mitnehmen?«, fragt Jay und tritt ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, weil er gedanklich schon an seiner Hausarbeit für die Uni sitzt. Dabei hat die Sommerpause gerade erst angefangen und wir können für die nächsten Wochen die Füße hochlegen, Partys feiern oder … was auch immer tun.
»Nope, King leiht mir seinen Maserati«, antwortet River trocken. Jays Blick schnellt in meine Richtung.
»Träum weiter, Bronx-Kid. Niemand außer mir fährt das Baby.«
»Ich dachte, ich gehöre zur Familie?«, provoziert er mich.
»Teilst du deine Frauen mit mir?«, erwidere ich und bereue es augenblicklich, weil sein Grinsen keinen Zweifel daran lässt, wie seine Antwort ausfällt.
»Ich würde, außer du erwartest einen Dreier? Auf den Anblick deines nackten Hinterns bin ich eher weniger scharf.«
Genervt verdrehe ich die Augen. »Vergiss es einfach und nimm den Porsche. Der Schlüssel hängt am Brett.«
»Irgendwann knickst du ein, Bro.« Darauf kann er lange warten. Von mir aus kann er sich jede Karre aus der Garage borgen, aber den 3500 GT Spyder Vignale fährt niemand außer mir. Für diesen Wagen braucht man eine gehörige Portion Stil und den hat River Harris beim besten Willen nicht. Ausgelatschte Chucks, verwaschene Comicshirts und Jeans, die von den Hüften rutschen, haben nichts in einem Designklassiker von neunzehnhunderteinundsechzig zu suchen.
»Verpiss dich, bevor ich dich...