Compani | Waldorfkindergarten heute | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 432 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 190 mm

Compani Waldorfkindergarten heute

Eine Einführung
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7725-4067-7
Verlag: Freies Geistesleben
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Einführung

E-Book, Deutsch, 432 Seiten, Format (B × H): 120 mm x 190 mm

ISBN: 978-3-7725-4067-7
Verlag: Freies Geistesleben
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die zum größten Teil neu geschriebenen Beiträge machen mit allen wesentlichen Elementen des Waldorfkindergartens und der Waldorfkindertagesstätte vertraut und bieten eine umfassende, aktuelle Einführung in die Waldorfpädagogik für das Vorschulalter. Die Autorinnen und Autoren beschreiben anschaulich den pädagogischen Ansatz und die Grundlagen der frühkindlichen Bildungsprozesse.Bildungsprozesse.

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Weitere Infos & Material


Peter Lang
Waldorfkindergärten weltweit


Die Gründung der Waldorfschule


Nicht einmal ein Jahr nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, im September 1919, wurde in Stuttgart die erste Waldorfschule gegründet. Sie entstand auf Initiative von Emil Molt (1876–1936), Besitzer und Gründer der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik, der Rudolf Steiner (1861–1925) um die Einrichtung und inhaltliche Ausgestaltung einer Schule für die Kinder von Werksangehörigen seiner Zigarettenfabrik bat. Die Waldorfschule stand aber von Beginn an Kindern aus allen Gesellschaftsschichten offen, nicht nur den Arbeiterkindern. Zudem ist die Schulgründung nicht isoliert zu betrachten, entstand sie doch im Zusammenhang von Steiners damaligem gesellschaftspolitischem Wirken, seinem entschiedenen Eintreten für eine Neugliederung des sozialen Lebens. Nach der Niederlage der «Mittelmächte» im Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der bisherigen staatlichen Ordnung in Deutschland waren neue politische Impulse und Vorschläge für eine Neugestaltung des Staates dringend vonnöten. Die «Dreigliederung des sozialen Organismus», die Steiner propagierte, sah eine weitgehende Trennung und Selbstverwaltung der drei gesellschaftlichen Bereiche von Kultur, Rechtsordnung und Wirtschaft vor. Der eigentliche Staat sollte sich demokratisch organisieren und auf das Rechtsleben beschränken, Wirtschaft und Kultur sich dagegen durch eigene, unabhängige Organe verwalten.

Vor diesem Hintergrund ist auch die Entstehung der Waldorfschule zu sehen: Schule als wesentliches Element des kulturellen Lebens sollte sich unabhängig, frei von staatlichen Vorgaben entfalten. Die Grundzüge der Waldorfpädagogik, wie Steiner sie nach 1919 angelegt hat und wie sie sich seither in über einhundert Jahren bewährt und auch weiterentwickelt hat, sind an anderer Stelle ausführlich beschrieben:1 Dazu gehört die umfassende Bildung nach Kopf, Herz und Hand, d. h. die Entwicklung und Förderung gedanklichintellektueller, künstlerischer und handwerklich-praktischer Fähigkeiten gleichermaßen; die Schüler bilden über zwölf Jahre hinweg, vom siebten bis zum achtzehnten Lebensjahr, eine stabile «Lerngemeinschaft», die nicht durch Zensuren und eine Versetzungsordnung infrage gestellt wird; und die Inhalte der Pädagogik richten sich nach der inneren Entwicklung der Kinder und den ihrem Alter entsprechenden Bedürfnissen, nicht nach Anforderungen, die von außen, durch staatliche Vorschriften oder wirtschaftliche Interessen, an die Schule herangetragen werden.2

Die Entwicklung der Waldorfkindergärten


Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannte Rudolf Steiner die zunehmend kinderfeindliche Umgebung des allgemeinen Lebens und das Verschwinden von bis dahin noch tragenden Erziehungstraditionen. Daher hielt er es auch für wünschenswert und notwendig, Waldorfpädagogik schon vor der Schule zu praktizieren. Das zeigen etwa zwei Aussagen Steiners im Zusammenhang mit der Gründung der Waldorfschule: «Wir nehmen die Kinder bis jetzt im Wesentlichen so auf, wie man sie in die Volksschule hineinkriegt. Wenn das Nachahmungsalter vorbei ist, können wir anfangen. Es wäre sehr schön, wenn man einiges in die ersten sieben Jahre hineinbringen könnte.» Und: «Es ist mir daher immer ein ganz besonderer Schmerz gewesen, dass wir für die Stuttgarter Waldorfschule erst Kinder bekommen können, die schon das in Mitteleuropa als schulpflichtig bezeichnete Alter erreicht haben.»3

Doch erst nach Steiners Tod, eingebunden in die erste Waldorfschule in Stuttgart, begann Elisabeth von Grunelius 1926 mit dem Aufbau eines Waldorfkindergartens; einige wenige Kindergartengründungen in anderen Städten folgten. Das weitere Anwachsen der Waldorfkindergartenbewegung wurde jedoch nach 1933 durch das Verbot der Waldorfschulen und der Waldorfkindergärten durch die Nationalsozialisten und den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verhindert. Nach Kriegsende bildete sich dann um die Waldorfpädagogin Klara Hattermann in Hannover ein Kreis von Kindergärtnerinnen, Lehrern und Ärzten, die auf der Grundlage der Menschenkunde Rudolf Steiners eine Methodik und Didaktik für den Kindergarten und die Elternarbeit entwickelten. Die Zahl der Waldorfkindergärten stieg von nun an stetig.

Ende der Fünfziger-, Anfang der Sechzigerjahre wurde in vielen Ländern der Welt der Schutzraum der frühen Kindheit mehr und mehr infrage gestellt. Das hing zunächst mit einer scheinbar weit abliegenden Entwicklung zusammen: 1956 gelang es der damaligen Sowjetunion als erstem Staat, einen Satelliten in eine Erdumlaufbahn zu bringen. Diese technische Leistung löste in der westlichen Welt eine Schockwelle (den «Sputnik-Schock») aus – und das nicht nur auf militärisch-wirtschaftlichem Gebiet; auch für das Erziehungs- und Bildungsverständnis von Kindern im Vorschulalter hatte das Folgen. Die westlichen Staaten versuchten, den technologischen Vorsprung der Sowjetunion einerseits durch gewaltige militärische und wirtschaftliche Anstrengungen aufzuholen, andererseits entwickelten sie eine zunehmend einseitige Bildungspolitik. Für den Vorschulbereich bedeutete dies, dass die Förderung des kognitiven Entwicklungspotenzials der Kinder in den Mittelpunkt gestellt wurde. Die Verschulung des Kindergartens und die Vorverlegung des Einschulungsalters waren bildungspolitische Ziele dieser Zeit. So wurden Anfang der Sechzigerjahre in den Kindergärten vieler westlicher Länder die altersgemischten Gruppen abgeschafft und Frühlernprogramme installiert (z. B. sollten Schreiben, Lesen und Rechnen bereits im Kindergartenalter trainiert werden).

Aber damals setzte auch eine gesellschaftliche Gegenbewegung ein. Kinderläden wurden als Eltern- und Studenteninitiativen gegründet, an den Universitäten versuchten Studierende, die verkrusteten, autoritären Strukturen aufzubrechen, der Begriff der Emanzipation des Menschen aus sozialen und politischen Zwängen wuchs ab 1968 zu einem allgemeingültigen Erziehungs- und Entwicklungsziel heran.

In dieser intensiven Umwandlungsphase der gesamten Bildungslandschaft ergriffen auch Persönlichkeiten aus der Waldorfpädagogik heraus Initiativen. Es begann ein Gründungsboom von Waldorfschulen, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer engagierten sich in besonderer Weise, und es wurde deutlich, dass Entwicklung, Erziehung und Bildung für die ganz kleinen Kinder ebenfalls grundlegend neu gegriffen werden mussten. So sind hier die erfahrenen Waldorferzieherinnen Klara Hattermann in Hannover und Freya Jaffke in Reutlingen sowie der Stuttgarter Waldorflehrer Dr. Helmut von Kügelgen zu nennen, die sich mit wachsender Intensität der Aufgabe zuwandten, die bestehende Kindergartenlandschaft durch Waldorfpädagogik zu inspirieren und qualitativ zu erweitern, wobei der Kreis der Mitarbeitenden sich ständig vergrößerte.

Mütterkurse wurden eingerichtet, waldorfpädagogische Weiterbildungskurse für Erzieherinnen angeboten und ab Mitte der Siebzigerjahre Freie Fachschulen für Waldorfpädagogik als grundständige Erzieherausbildungen gegründet.

Zeitgleich ging es den Gründungspersönlichkeiten von Beginn an aber auch darum, eine internationale Vereinigung für Waldorfpädagogik vor dem Schulalter zu begründen, waren sie doch davon überzeugt, dass die Angriffe, die Gefährdungen der frühen Kindheit ein weltweites Problem darstellten.

Am 19. Oktober 1969 kam es zur Gründung der «Internationalen Vereinigung der Waldorfkindergärten e. V.». Die jahrelange und intensive Zusammenarbeit mit dem Bund der Freien Waldorfschulen und den dort tätigen Lehrerpersönlichkeiten war hierbei äußerst hilfreich. Diejenigen, die damals dabei waren, berichten, dass alle Gründungsmitglieder in einem einzigen Klassenzimmer bequem Platz fanden. Diese Pioniere gingen ans Werk, mischten sich auch in Bildungsdebatten ein, veranstalteten pädagogische Kongresse, unterstützten die vielen Gründungsinitiativen von Waldorfkindergärten in Deutschland und der Welt und bauten internationale Beziehungen auf.

Mit dem Fall des «Eisernen Vorhangs» setzte dann ab 1990 in fast allen Ländern des ehemaligen Ostblocks eine weitere Gründungswelle von Waldorfkindergärten ein. Heute (Stand 2024) arbeiten weltweit 1283 Waldorf- und Rudolf Steiner-Schulen in 71 Ländern und 1922 Waldorfkindergärten in mehr als 60 Ländern. Stetig breitet sich diese Idee über die Welt hin aus; seit einigen Jahren erleben wir gerade auch in Ländern Südostasiens ein anhaltendes wachsendes Interesse an Waldorfpädagogik: Es entstehen hier ebenfalls Kindergärten, Schulen und Ausbildungsseminare.

In Deutschland gibt es mittlerweile 550 Einrichtungen für das Vorschulalter, die nach der Pädagogik Rudolf Steiners arbeiten.4 Längst sind es nicht nur die Kindergärten, sondern in wachsender Zahl auch Kleinstkindgruppen, Kindertagesstätten oder Wiegestuben für Kinder bis etwa zum dritten Lebensjahr, die Waldorfpädagogik anbieten.

Die Internationale Vereinigung der Waldorfkindergärten


Die Waldorfkindergartenbewegung ist inzwischen weltweit tätig, sie unterstützt, regt an, impulsiert die Bemühungen, dass die Erziehung kleiner Kinder ab der Geburt bis zum Übergang in die Schule eine nationale und internationale Aufgabe ist; dabei kooperiert sie mit den jeweiligen Waldorfschulbewegungen. Die Internationale Vereinigung der Waldorfkindergärten (jetzt: «International Association for Steiner / Waldorf Early Childhood Education» = IASWECE) hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verbreitung der Waldorfpädagogik in der ganzen Welt zu unterstützen...


Neider, Andreas
Andreas Neider, Jahrgang 1958, Studium der Philosophie, Ethnologie, Geschichte und Politologie. 17 Jahre Tätigkeit im Verlag Freies Geistesleben, zunächst als Lektor und dann als Verleger. Seit 2002 Leiter der Kulturagentur ›Von Mensch zu Mensch‹. Seit 14 Jahren Veranstalter der jährlich stattfindenden Stuttgarter Bildungskongresse. 2015 Mitbegru¨nder der Akanthos-Akademie Stuttgart e.V.
Referent fu¨r Anthroposophie, Meditation, und fu¨r Medienpädagogik in der Jugend- und Erwachsenenbildung. Zahlreiche Veröffentlichungen, im Verlag Freies Geistesleben und im Rudolf Steiner Verlag (Dornach/CH). Der Autor steht fu¨r Vorträge und Seminare zu den Themen seiner Bu¨cher zur Verfu¨gung.

Jaffke, Freya
Freya Jaffke, geboren 1937, war eine erfahrene Waldorfkindergärtnerin. Nach ihrer jahrzehntelangen Arbeit im Waldorfkindergarten Reutlingen war sie viele Jahre als Dozentin im In- und Ausland tätig. Sie verstarb am 1.6.2021 in Stuttgart.
Im Verlag Freies Geistesleben sind von ihr zahlreiche Bücher zur Kindergartenpädagogik und zum Leben und Arbeiten mit Kindern erschienen.

Compani, Marie-Luise
Marie-Luise Compani, geboren 1954, absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester und arbeitet seit vielen Jahren als Waldorferzieherin. Sie war lange Jahre als Dozentin am Waldorfkindergartenseminar in Stuttgart tätig und leitet heute den Naturkindergarten am »hof« in Niederursel/Frankfurt am Main.

Compani, Marie-Luise
Marie-Luise Compani, geboren 1954, absolvierte eine Ausbildung zur Krankenschwester und arbeitet seit vielen Jahren als Waldorferzieherin. Sie war lange Jahre als Dozentin am Waldorfkindergartenseminar in Stuttgart tätig und leitet heute den Naturkindergarten am »hof« in Niederursel/Frankfurt am Main.

Lang, Peter
Peter Lang Diplom-Pädagoge und Dozent am Waldorferzieherseminar Stuttgart. Projektleiter und Dozent in Litauen, Kirgisien, der Ukraine und in Korea tätig. Mitarbeit im Council der Internationalen Vereinigung der Waldorfkindergärten und im Vorstand der Vereinigung der Waldorf-Kindertageseinrichtungen Baden Württemberg e.V.

Grah-Wittich, Claudia
Claudia Grah-Wittich, geboren 1957, studierte Philosophie und Kunstgeschichte, ist Dipl. Sozialarbeiterin und tätig in der Frühförderung und Elternberatung am ›hof‹ in Frankfurt-Niederursel, wo sie das Pädagogisch-therapeutische Zentrums mit aufbaute. Sie ist Fachreferentin für frühe Kindheit, Dozentin an verschiedenen Ausbildungsstätten und Mitglied in der Arbeitsgruppe ›Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit‹ der Medizinischen Sektion am Goetheanum.



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