E-Book, Deutsch, 231 Seiten
Collodi Pinocchio
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-0740-1
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 231 Seiten
ISBN: 978-3-8496-0740-1
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Diese Version des Kinderbuch-Klassikers beinhaltet neben einer Überarbeitung der Originalversion über 70 Illustrationen der italienischen Originalausgabe von 1883. Eines Tages findet Tischlermeister Kirsche ein Holzscheit, das zu sprechen anfängt, als er es bearbeiten will. Da ihm die Sache nicht geheuer ist, schenkt er es seinem Freund, dem Holzschnitzer Geppetto. Geppetto ist von dem Holzklotz begeistert und beginnt sogleich mit dem Schnitzen einer Holzpuppe, die er nach getaner Arbeit Pinocchio tauft. Zu Geppettos Erstaunen beginnt die Puppe zu leben und reißt seinem Schöpfer aus. Beim Versuch, Pinocchio wieder einzufangen, landet Geppetto sogar im Gefängnis, kommt dann aber wieder frei und findet Pinocchio ausgehungert und reumütig in seinem Haus. Dieser verspricht, in Zukunft artig zu sein und zur Schule zu gehen. Trotz eisiger Kälte verkauft Geppetto seine einzige Jacke, um Pinocchio eine Fibel zu kaufen ... (aus wikipedia.de)
Weitere Infos & Material
Die Marderfalle – Pinocchio wird Hofhund
Der Hampelmann wollte noch vor Nacht zu Hause sein. Er sprang über die tote Riesenschlange weg und ging seines Weges weiter.
Nach einiger Zeit befiel ihn der Hunger so entsetzlich, daß er zu sterben glaubte. Mühsam schleppte er sich noch in einen Weinberg neben der Straße, um ein paar Traubenbeerchen zu pflücken.
Hätte er es doch nicht getan!
Das unglückliche Hampelchen war noch keine fünf Schritte von der Straße weg, da machte es: krack! – und seine Füße waren zwischen zwei Eisen eingeklemmt. Diese schlugen so fest zusammen, daß der Arme ohnmächtig niedersank.
Seit einiger Zeit trieben in dieser Gegend ein paar freche Marder ihr Unwesen. Sie drangen in die Hühnerställe ein, stahlen die Eier und mordeten das Federvieh. Darum legten die Bauern allenthalben Marderfallen. Unser UnglücksPinocchio war just in eine solche hineingetreten und konnte sich nicht mehr von der Stelle rühren.
Als er wieder zu sich kam, weinte er laut und rief um Hilfe.
Es war alles vergeblich; in der Nähe wohnte niemand und kein Mensch ging den einsamen Feldweg.
Unterdessen wurde es Nacht.
Die Eisen preßten Pinocchio die Beine zusammen, und er litt große Schmerzen. Überdies bekam er Angst, als er so ganz allein in der Nacht auf dem Felde war. – Da flog ein Leuchtkäferchen über seinen Kopf; er rief ihm und sagte:
»Leuchtkäferchen, tu mir doch den Gefallen und befreie mich aus dieser Qual!«
»Armes Kerlchen!« sagte dieses und schaute sich den Hampelmann mitleidig an; »wie bist du nur mit den Beinen zwischen diese beiden Eisen geraten?«
»Ich bin von der Straße gegangen, weil ich mir zwei Traubenbeerchen abzupfen wollte und ...«
»Ist das dein Weinberg?«
»Nein!«
»Wer hat dir denn gesagt, daß man den andern ihre Sachen nehmen darf?«
»Ich hatte doch so sehr Hunger!«
»Die bösen Kinder finden immer einen Grund, den andern Leuten ihre Sachen wegzunehmen!« »Du hast recht«, seufzte Pinocchio; »aber ich werde es auch nie mehr tun.«
Das Zwiegespräch ward jäh abgebrochen; denn von der Straße hörte man Schritte, und das Leuchtkäferchen flog davon. – Auf den Zehenspitzen kam der Bauer angeschlichen, um nachzusehen, ob ein Marder in die Falle gegangen sei.
Sein Erstaunen war unbeschreiblich, als er die Laterne unter seinem Mantel hervorzog und statt eines Marders einen Hampelmann in der Falle fand.
»So, du Tropf«, sagte der Bauer wütend, »du stiehlst mir meine Hühner!?«
»Aber nein, ich nicht!« schluchzte Pinocchio, »ich bin hierher gekommen, weil ich mir ein paar Traubenbeerchen abzupfen wollte.«
»Wer Trauben stiehlt, kann auch Hühner stehlen. Du wirst schon sehen, was ich jetzt mit dir anfange! – Den Denkzettel vergissest du so schnell nicht wieder!«
Der Bauer machte die Falle auf, faßte den Hampelmann am Genick, wie man eine Katze packt, und trug ihn nach Hause.
Vor dem Hoftore warf er den Gefangenen auf den Boden, stand mit einem Fuße auf seinen Hals und sagte:
»Heute ist es mir zu spät; ich will jetzt zu Bett gehen. – Morgen werden wir abrechnen. Einstweilen machst du mir den Hofhund! Ich habe heute früh meinen treuen Phylax tot in seiner Hütte gefunden. Von jetzt an übernimmst du sein Wächteramt.«
Der Bauer hob das Hundeband auf und legte es Pinocchio so eng um den Hals, daß er es nicht über den Kopf streifen konnte. Der Lederriemen hing an einer langen Kette, und diese war mit dem andern Ende in die Mauer geschmiedet.
»Wenn es regnet, kannst du in die Hundehütte kriechen. Phylax hat das auch so gemacht. Stroh liegt genug drinnen. Wenn Diebe kommen, so mußt du die Ohren spitzen und laut bellen! – Verstanden?«
Mit diesen Worten ging der Bauer in sein Haus.
Pinocchio verging fast vor Kälte; es quälten ihn Hunger und Angst. Er wollte das Halsband abstreifen; aber es saß fest und schnürte ihm die Kehle zusammen.
Der Hampelmann ergab sich in sein Schicksal. Er setzte sich auf einen Stein vor der Hundehütte und schaute in die stille Nacht hinein. Hell glänzte der Mond, freundlich blinkten die Sternlein vom Himmel hernieder. Pinocchio wurde traurig. Er dachte wieder über sein Leben nach und sagte:
»Es geschieht mir recht, ganz recht! Ich war eigensinnig und bin von zu Hause weggelaufen. Ich habe auf schlechte Kameraden gehört, und darum kommt all das Unglück über mich. Wäre ich ein ordentlicher Knabe gewesen, hätte ich gelernt und gearbeitet, wäre ich beim Vater daheim geblieben, dann müßte ich jetzt nicht einem Bauern den Hofhund machen. Wenn ich nur noch einmal auf die Welt kommen könnte! – Aber jetzt ist mit dem besten Willen nichts mehr zu ändern!«
Weinend stillte Pinocchio seinen quälenden Hunger mit der kalten Hundesuppe, die Phylax übriggelassen hatte. Dann kroch er müde in die Hütte und schlief ein.
Zweiundzwanzigstes Stück.
Belohnte Treue
Gegen Mitternacht wurde Pinocchio aus dem Schlafe geweckt. Er hörte ein Gezischel in der Nähe seiner Hundehütte und streckte vorsichtig die Nase hinaus. Da standen vier Tiere beisammen und schwatzten miteinander. Sie sahen aus wie schwarze Katzen; aber es waren die Marder. – Die blutgierigen Räuber hatten es wieder auf frische Eier und junge Hühner abgesehen und besprachen eben ihren Kriegsplan.
Da kam einer von ihnen zur Hundehütte geschlichen und lispelte:
»Phylax! – Phylax, guten Abend!«
»Ich heiße nicht Phylax«, sagte Pinocchio.
»Ja, wer bist du denn?«
»Ich bin Pinocchio!«
»Was machst du da?«
»Den Hofhund!«
»Und Phylax? Wo ist der gute Alte hingekommen?«
»Er ist heute früh gestorben!«
»Gestorben! – Armer Kerl. Er war so treu und gut! – Doch dir seh' ich es schon am Gesicht an; auch du bist ein anständiger Hund!«
»Bedaure sehr, ich bin kein Hund.«
»Was dann?«
»Ein Hampelmann.«
»Und machst den Hofhund?«
»Allerdings, zur Strafe!«
»Gut! – Ich mache dir das gleiche Anerbieten wie dem verstorbenen Phylax und denke, daß du einverstanden bist!« –
»Das wäre?«
»Wir kommen jede Woche einmal wie bisher und untersuchen diesen Hühnerstall. Acht Hühner nehmen wir jeweils mit. Sieben davon gehören uns, eines schenken wir dir unter der Bedingung, daß du dir nie einfallen läßt zu bellen und den Bauern zu wecken.«
»Das hat Phylax wirklich so gemacht?«
»Jawohl, und wir sind dabei stets gut miteinander ausgekommen. – Schlafe also ruhig. Bevor wir gehen, lassen wir dir vor der Hütte ein Huhn liegen, fein gerupft zum Frühstück für morgen. – Einverstanden, nicht wahr!« –
»Und wie!«... sagte Pinocchio. Aber er wackelte mit dem Kopfe in drohender Art und sagte für sich selbst: »Wir werden gleich deutlicher miteinander reden.«
Die vier Marder waren ihrer Sache sicher und gingen sofort zum Hühnerstall. Dieser lag ganz nahe bei der Hundehütte. Die Diebe öffneten die...




