E-Book, Deutsch, Band 082020, 144 Seiten
Reihe: Julia
Collins Im Kastell des ungarischen Grafen
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7337-1409-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 082020, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7337-1409-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Rozalia denkt gar nicht daran, sich fortschicken zu lassen! Sie hat schließlich den weiten Weg nach Budapest auf sich genommen, um mit Graf Viktor über den Verbleib eines alten Familienerbstücks zu verhandeln, das ihrer Großmutter viel bedeutet. Und nun will dieser verboten gutaussehende, aber maßlos arrogante Ungar sie nicht mal in sein Kastell lassen? Mit viel Charme schafft sie es, dass er sie empfängt. Und je später der Abend, desto heißer knistert es zwischen ihnen. Doch am nächsten Tag wird Rozalia verhaftet. Der Schmuck ist spurlos verschwunden, Viktor hält sie für eine Diebin!
Dani Collins verliebte sich in der High School nicht nur in ihren späteren Ehemann Doug, sondern auch in ihren ersten Liebesroman! Sie erinnert sich heute immer noch an den atemberaubend schönen Kuss der Helden. Damals wurde ihr klar, dass sie selbst diese Art von Büchern schreiben möchte. Mit 21 verfasste sie ihren ersten Roman und übte trotz verschiedener Bürojobs seither unerbittlich. Sie probierte sich an verschiedenen Genres, kehrte aber immer wieder zu ihrer Leidenschaft, den Liebesromanen, zurück. Oft dient ihr als Inspiration ihre eigene Überzeugung, dass man sein Happy End findet, wenn man bereit ist, sich voll und ganz reinzuhängen. Sie selbst hatte damit Glück, mit ihrem Mann lebt sie heute am idyllischen Christina Lake in Kanada. Ab und an gelingt es Doug, seine Frau von einer Schreibpause zu überzeugen. Das gemütliche Dachbodenbüro wird meist verlassen, um ihre zwei erwachsenen Kinder zu besuchen.
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1. KAPITEL
„Kein Zutritt, Miss“, sagte der uniformierte Mann mit starkem ungarischen Akzent. Er wirkte gelangweilt und sah Rozalia Toth nicht einmal an. „Die besten Fotos machen Sie dort oben vom Hügel aus.“ Er deutete in die Richtung, dann wandte er sich um und ließ sie vor dem Tor von Kastell Karolyi stehen.
Sie konnte ihm keinen Vorwurf machen, dass er sie für eine weitere Touristin hielt, die den Familienstammsitz der Rohans fotografieren wollte. Sie hatte wirklich ein Foto von dieser prächtigen Budapester Architektur gemacht, um es zu Hause in New York ihrer Familie zu zeigen.
Wer könnte bei so einer wunderschönen Villa auch widerstehen? Eingerahmt wurde das prächtige Haus von üppigen alten Ahornbäumen und Eichen. Jahrhundertealte Weinranken bedeckten die kunstvollen Ziegelmauern. Zu beiden Seiten der breiten Treppe, die zum Eingang hinaufführte, sorgten makellose Blumenbeete für Farbtupfer.
Die großen Fenster waren auf beiden Stockwerken gleichmäßig verteilt, vor einigen sprangen Balkone mit schmiedeeisernen Brüstungen hervor, und hübsche runde Giebel mit einem Schornstein darüber machten das Bild perfekt.
Selbst ohne die Verwandtschaft mit den Rohans wäre Rozalia bezaubert gewesen – wobei diese Verwandtschaft kaum erwähnenswert war.
„Ich bin mit Mara Rohan verabredet“, sagte sie auf Ungarisch zu dem Pförtner.
„Name?“
„Rozalia Toth. Sie erwartet meine Cousine Gisella Drummond. Ich bin an ihrer Stelle gekommen.“
Während sie hörte, wie der Wachmann ihren Namen ins Funkgerät sagte, sah sie wieder zum Haus hinüber. Wie schade, dass Gisella nicht mit ihr hier sein konnte. Schon als Kind war sie immer besonders neugierig auf die Familiengeschichte gewesen.
Aber statt gemeinsam mit ihr auf der Suche nach dem Geburtshaus ihrer Großmutter durch die engen Gassen von Budapest zu schlendern oder den Ort zu suchen, an dem Gisellas Großvater Istvan zur Welt gekommen war, stand Rozi jetzt alleine vor Kastély Karolyi.
Ihre gemeinsame Großmutter Eszti hatte Istvan auf der Universität kennen- und lieben gelernt. Als sie schwanger geworden war, bat er sie, seine Frau zu werden. Anstelle eines Verlobungsrings schenkte er ihr ein Paar Ohrringe aus dem Familienbesitz. Dann schickte er Eszti nach Amerika vor, damit sie und das ungeborene Baby während der politischen Unruhen in Ungarn in Sicherheit waren.
Er starb, bevor er ihr folgen konnte, und nach einiger Zeit in Amerika heiratete Eszti dann Rozalias späteren Großvater. Doch ein kleiner Teil ihres Herzens trauerte noch immer um ihre erste Liebe.
Das war genau die Art von tragischer Liebesgeschichte, die Rozalia ans Herz ging. Und genau wie Gisella wünschte sie sich, die beiden Ohrringe zu bekommen, die damals genauso getrennt wurden wie Eszti und Istvan.
Rozalia und ihre Cousine suchten bereits seit Jahren nach ihnen. Sie wollten sie ihrer Großmutter zurückgeben, sodass sie wenigstens das Pfand ihrer ersten Liebe wiederbekam.
Eine Stimme aus dem Funkgerät teilte jetzt dem Wachmann mit, dass Mara Rohan nicht in der Stadt war. Der Pförtner fragte, ob jemand den Termin an ihrer Stelle wahrnehmen würde.
Rozalia horchte auf. Ihr Herz klopft schneller vor Vorfreude, dass Maras Sohn Viktor sie empfangen würde. Er war umwerfend. Und ein Graf – nicht, dass der Adel in Ungarn noch seine Titel tragen dürfte. Doch allein die Tatsache machte ihn faszinierend.
Seit dem Moment, in dem Rozalia bei ihrer Suche nach den Ohrringen zum ersten Mal sein Bild gesehen hatte, war sie verzaubert von seinem Aussehen – dunkel, fast finster, mit seinem kurzen schwarzen Haar, den dichten Augenbrauen und dem glatt rasierten markanten Kinn.
Am meisten faszinierte sie sein Mund. Die Oberlippe war schmal, aber geschwungen, die Unterlippe voll, sodass sie sich unwillkürlich vorstellte, hineinzubeißen. Nicht, dass sie sich jemals in ihrem Leben so weit hätte gehen lassen, an der Unterlippe eines Manns auch nur zu knabbern.
Ein weiteres Foto von ihm am Strand ließ eine Million anderer Fantasien vor ihren Augen auftauchen. Herrgott noch mal, sie war schließlich auch nur ein Mensch, und die kleine Badehose bedeckte kaum das Wichtigste. Der Rest von ihm bestand nur aus Muskeln und goldener Haut. Er starrte finster in Richtung Kamera und ließ deutlich erkennen, wie wütend er auf den Fotografen war.
Jetzt wandte sich der Pförtner ihr zu, schüttelte den Kopf und wiederholte auf Englisch, was sie bereits aus seiner in Ungarisch geführten Unterhaltung verstanden hatte. „Ihr Termin ist abgesagt.“
Rozalia bemühte sich um ein freundliches Lächeln. „Kann ich einen neuen vereinbaren?“
„Nein.“ Er bemühte sich nicht, das mit der Stimme aus dem Funkgerät abzustimmen.
„Kann ich eine Nachricht hinterlassen?“
Ein Muskel in seiner Wange zuckte, doch er wartete, während sie in ihr Notizbuch kritzelte, es täte ihr leid, dass sie die Familie nicht kennengelernt hätte, aber sie wäre noch einige Tage in der Stadt.
Sie ergänzte den Namen ihres Hotels und ihre Telefonnummer, dann riss sie die Seite heraus und reichte sie dem Wachmann. Ohne Zweifel würde er sie in den Papierkorb werfen, aber sie dankte ihm und machte sich auf den Weg zurück zum Hotel.
Als sie außer Hörweite war, schnaufte sie grimmig. Fast zehn Jahre hatte sie damit verbracht, die Ohrringe ihrer Großmutter zu suchen. So leicht würde sie nicht aufgeben.
Viktor Rohan ging im Kopf seine Termine durch, während er sein Bürogebäude verließ und die Treppe hinunter zu der wartenden Limousine ging.
Auf der Fahrerseite neben dem geöffneten Wagenfenster stand eine junge Frau. Sie sah aus wie ein Rucksacktouristin. In der Hand hielt sie einen Stadtplan. Die Frühlingsbrise presste ihr dünnes T-Shirt gegen die kleinen straffen Brüste und wehte ihr die dunklen Locken aus dem Gesicht.
Sie trug kein Make-up, aber das brauchte sie auch nicht. Diese zarte milchweiße Haut würde jeden Raum erhellen – insbesondere ein dunkles Schlafzimmer.
Viktor missgönnte seinem Fahrer nicht sein Privatleben, aber aus irgendeinem Grund ging es ihm gegen den Strich, als er zusah, wie dieser sich jetzt aus dem Fenster lehnte und begann, mit der jungen Frau zu flirten.
Die ist für mich! hallte es in seinem Kopf.
In seiner Jugend hatte Viktor sich ausgetobt, meist mit unkonventionellen Mädchen. Nicht zuletzt, um sich über sein gebrochenes Herz hinwegzutrösten. Ab Mitte zwanzig begann er dann, sich Frauen aus seiner eigenen Gesellschaftsschicht zuzuwenden. Er stellte fest, dass es wesentlich bequemer war, etwas längere Beziehungen einzugehen.
Doch seit er die dreißig erreicht hatte, waren selbst diese angenehmen Arrangements stets mit Erwartungen an eine gemeinsame Zukunft verbunden, und seine Mutter drängte ihn ständig, endlich zu heiraten und einen Erben zu produzieren.
Sein Interesse an dieser hübschen Touristin zeigte wahrscheinlich nur seine Auflehnung gegen die Anstrengungen seiner Mutter, ihn mit einer passenden Frau zu verkuppeln. Doch gleichzeitig verlegte er im Kopf bereits die Termine für den restlichen Tag, sodass Zeit für ein Abendessen zu zweit blieb – und zwar ausreichend Zeit, falls der Abend ein besonders angenehmes Ende nehmen sollte.
„Joszef.“
Sein Fahrer sprang aus dem Wagen, um ihm die Tür zum Rücksitz zu öffnen. Die Frau wandte sich zu ihm um und erstarrte. Langsam erhellte ein Lächeln ihr Gesicht. Er musste an ein Kunstwerk denken, an anmutige Engel, Fruchtbarkeitsgöttinnen, doch kein Kunstwerk hatte bisher diese gleißende Hitze in ihm aufsteigen lassen.
Oh ja, diese Frau gehörte ihm.
„Das erspart mir, hineinzugehen und nach Ihnen zu fragen.“ Sie kam auf ihn zu und streckte die Hand aus. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Úr Rohan.“
Sie sprach akzentfrei Ungarisch, aber irgendetwas sagte ihm, dass sie Amerikanerin war.
Er ergriff ihre Hand und zog sie näher zu sich.
„Ich bin Rozalia Toth. Haben Sie einige Minuten Zeit für mich?“
Viktor Rohan ließ ihre Hand los, als hätte er sich verbrannt.
Rozalia spürte noch immer den Schock seiner Berührung. Hatten seine Fotos sie schon fasziniert, ließ die Begegnung mit ihm ein Feuer in ihrem Inneren auflodern. Sie wollte alles über diesen Mann wissen.
„Nein“, antwortete er. Er sah plötzlich so finster aus wie auf dem Strandfoto – als fände er sie ärgerlich und lästig. Sogar abstoßend. „Wie können Sie es wagen, mir aufzulauern?“
Im echten Leben wirkte er wesentlich dynamischer und gefährlicher. Seine intensive männliche Ausstrahlung mischte sich mit einem befehlsgewohnten unbarmherzigen Auftreten.
Rozi musste ihre ganze Selbstbeherrschung zusammennehmen, um ruhig zu antworten: „Ich war mit Ihrer Mutter verabredet. Sie hatte versprochen, mir einen antiken Ohrring zu zeigen, der einmal meiner Großmutter gehörte. Aber sie hat in letzter Minute abgesagt.“
„Ich habe ihr von dem Treffen abgeraten. Und Sie sind nicht diejenige, mit der sie verabredet war. Wie können Sie es wagen, hier ohne Entschuldigung aufzutauchen?“ Er wandte sich um und wollte in den Wagen einsteigen.
„Sie haben recht. Es tut mir leid. Ich hätte klarstellen sollen, dass ich an Gisellas Stelle komme.“
Er wirbelte herum und starrte sie an. Sie war froh, dass Blicke nicht töten konnten. „Ich meinte eine Entschuldigung Ihrer Großmutter. Dafür, dass sie unser Familienerbe gestohlen hat.“
„Was?...