E-Book, Deutsch, Band 5, 352 Seiten
Reihe: Gregor im Unterland
Collins Gregor 5. Gregor und das Schwert des Kriegers
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-86274-147-2
Verlag: Verlag Friedrich Oetinger GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 5, 352 Seiten
Reihe: Gregor im Unterland
ISBN: 978-3-86274-147-2
Verlag: Verlag Friedrich Oetinger GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Suzanne Collins, 1962 geboren, begann ihre Karriere Anfang der 90iger Jahre als Drehbuchautorin für das amerikanische Kinderfernsehen. 2003 veröffentlichte sie mit dem Roman 'Gregor und die graue Prophezeiung' den ersten Band einer fünfteiligen Abenteuer-Reihe, die sich schnell zum internationalen Bestseller entwickelte. 2009 erschien 'Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele' und erwies sich als Senkrechtstarter. Die packende Gesellschaftsutopie fesselte Leser in der ganzen Welt, errang die ersten Plätze der Beststellerlisten in den führenden Medien der USA, erntete begeisterte Kommentare von Autoren-Kollegen wie Stephenie Meyer und Stephen King und etablierte Suzanne Collins endgültig als internationale Starautorin. Time Magazine wählte Suzanne Collins auf die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten 2010. In Deutschland wurde 'Die Tribute von Panem. Tödliche Spiele' mit dem Jugendliteraturpreis 2010 ausgezeichnet. Aus der Begründung der Jugendjury: 'Brandaktuelle Fragen entflammen im Kopf des Lesers: Wie abhängig bin ich in der Mediengesellschaft von meinem Bild in der Öffentlichkeit? Wie kann ich ich selbst bleiben ohne mich im Surrealen zu verlieren? Wie erschreckend ähnlich ist die fiktive Gesellschaft Panems schon der unseren?' Der zweite Band 'Die Tribute von Panem. Gefährliche Liebe' eroberte sowohl in den USA als in Deutschland die Bestsellerlisten und auch der dritte und damit letzte Teil der Trilogie, im August 2010 in den USA erschienen, sprang sofort von 0 auf Platz 1! Als Blockbuster hat sich die Verfilmung mit Staraufgebot - Jennifer Lawrence, Liam Hemsworth, Elizabeth Banks, Stanley Tucci, Woody Harrelson, Lenny Kravitz, Donald Sutherland u.v.a. - erwiesen: 'The Hunger Games. Die Tribute von Panem' startete im Frühjahr 2012 in den Kinos und schon bald darauf hatte die Besucherzahl die Millionengrenze überschritten. Gleichzeitig rangieren die Buchausgaben unverändert auf den vorderen Plätzen der Bestsellerlisten: der beispiellose Erfolg einer Autorin, die den Nerv der Zeit getroffen hat! Möge das Glück stets mit ihr sein!
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2. Kapitel
Mareth stand auf und stellte sich ihm in den Weg. »Warte, Gregor. So einfach ist das nicht. Es herrscht Krieg.«
»Davon rede ich doch gerade«, sagte Gregor. Hastig fummelte er an dem Gürtel herum, um ihn anzulegen. »Ist Ares noch im Krankenhaus?« Ares wollte bestimmt ebenso dringend zu ihren Freunden wie Gregor.
»Ja, sein Zimmer liegt weiter hinten. Aber hör mir mal zu …«, setzte Mareth an.
»Worauf warten wir dann noch?«, sagte Gregor. Er ging zur Tür, als er plötzlich hochgehoben und wieder aufs Bett geworfen wurde. Selbst mit nur einem Bein war Mareth viel stärker als Gregor.
»Hör mir zu!«, sagte Mareth. »Im Krieg bist du ein Soldat. Vielleicht der wertvollste, den wir haben. Du kannst nicht einfach weglaufen, wenn es dir gerade in den Sinn kommt. Es wird von dir erwartet, dass du die Befehle befolgst.«
»Wessen Befehle?«, fragte Gregor.
»Solovets«, sagte Mareth.
»Solovets?«, fragte Gregor. Das haute ihn wirklich um. Soweit er wusste, war sie nicht mehr befugt, irgendwem Befehle zu erteilen. »Ich dachte, sie wäre in ihrem Zimmer eingesperrt und würde demnächst angeklagt, weil sie an der Pest schuld ist.«
»Als bekannt wurde, dass Luxa den Krieg erklärt hat, wurde der Prozess vertagt«, sagte Mareth.
»Aber … warum? Das ändert doch nichts daran, was Solovet getan hat«, sagte Gregor. »Sie hat nun mal den Ärzten befohlen, die Pest als Waffe einzusetzen. Sie hat so viele Menschen und Fledermäuse auf dem Gewissen. Sie hätte fast meine Mutter umgebracht.«
»Das war ein Versehen. Ihr eigentlicher Plan war es, die Nager zu töten«, sagte Mareth. »Jetzt, da wir uns mit den Nagern im Krieg befinden, ist jemand, der nicht zögert, sie umzubringen, sehr nützlich. Daher hat der Rat Solovet wieder als Heerführerin der Armee von Regalia eingesetzt.«
»Als Heerführerin – das gibt’s doch nicht!«, rief Gregor. Er hatte gedacht, sie sei vielleicht Befehlshaberin seiner Einheit oder so. Aber das Oberhaupt der ganzen Armee! »Konnten sie niemand anders finden?«
»Außer dir gibt es keinen Menschen, den die Nager so fürchten wie sie«, sagte Mareth. »Im Krieg ist Solovet gleichermaßen gerissen wie skrupellos. Es sieht so aus, als bräuchten wir sie, wenn wir überleben wollen.«
»Aber – dann wird der Prozess ja nie stattfinden!«, sagte Gregor bitter. Der Krieg würde ausbrechen und alles andere überlagern. Wenn der Hass auf die Ratten immer größer wurde, würden die Menschen schließlich finden, dass es eine gute Idee war, die Pestbazillen als Waffe einzusetzen. Obwohl Solovets eigene Leute durch sie gestorben waren, würde sie als Heldin dastehen, nicht als Verbrecherin. Gregor dachte an seine Mutter, die irgendwo im Krankenhaus lag und um Atem rang. An Ares’ lilafarbene Narben, die von seinem Fell noch nicht ganz verdeckt wurden. An all die Menschen, Fledermäuse und Ratten, die gestorben waren. »Das ist nicht richtig, Mareth«, sagte Gregor. »Findest du es richtig?«
Mareth seufzte und wich seinem Blick aus. Er gab Gregor frei und trat ungeschickt einen Schritt zurück. »Meine persönliche Meinung tut hier nichts zur Sache. Solovet hat jetzt das Kommando.«
»Nicht über mich«, sagte Gregor. Eins war sicher. Er würde nicht zu Solovets Bedingungen in den Tod gehen, sondern zu seinen eigenen.
»Pass auf, zu wem du das sagst, Gregor«, sagte Mareth ruhig. »Nicht alle hier sind deine Freunde.« Und mit diesen Worten humpelte er aus dem Zimmer.
Gregor atmete ein paarmal tief durch, um sich zu beruhigen, dann löste er den Gürtel und stellte das Schwert wieder in die Ecke. Er wischte den Pudding vom Boden auf und stellte das Tablett ordentlich hin. Dann legte er sich wieder ins Bett wie ein vorbildlicher Patient, während er über alles nachdachte.
Mareth hatte recht. Nicht alle in Regalia waren auf Gregors Seite. Es gab genug Leute, die ihn nur zu gern für Solovet ausspionieren würden. Gregor hatte keine Ahnung, was sie mit ihm im Sinn hatte, aber ganz bestimmt nicht, dass er sich auf Ares schwang und zurück in die Feuerländer flog. Wahrscheinlich war er Teil irgendeines größeren Plans. Es spielte gar keine Rolle, was er wollte. Für Solovet war er nur ein Werkzeug, über das sie nach Belieben verfügen konnte. Wenn er wirklich zurück in die Feuerländer fliegen wollte, musste er es heimlich tun. Und er musste höllisch aufpassen.
»Was hast du vor?«, hörte er Ripreds Stimme in seinem Kopf. Die Ratte versuchte ihm abzugewöhnen, immer gleich aus der Haut zu fahren und zu handeln, ohne über die Folgen nachzudenken. »Was hast du vor?«
Zunächst mal darf keiner auf die Idee kommen, dass ich zurückwill, dachte Gregor. Mareth erzählte es bestimmt nicht weiter, da war er sich ziemlich sicher. Aber auf andere Leute konnte er sich nicht unbedingt verlassen. Am liebsten wäre er sofort zu Ares gerannt, aber das wäre verdächtig. Wenn er nicht unbedingt in die Feuerländer zurückkehren wollte, wenn er in Regalia bleiben wollte wie ein braver kleiner Soldat, würde er dann nicht als Erstes zu seiner Mutter wollen? Plötzlich schämte er sich. Müsste er nicht so oder so als Erstes seine Mutter besuchen? Ja. Aber falls es ihr überhaupt so gut ging, dass sie Besuch empfangen durfte, würde sie erstens wütend sein wegen seiner Reise zu den Feuerländern und zweitens darauf bestehen, dass er auf der Stelle nach New York zurückkehrte. Und das kam überhaupt nicht infrage. Also musste er entweder mit ihr streiten, sich über sie hinwegsetzen oder sie anlügen. Das war alles gleich schlimm. Trotzdem wollte er sie unbedingt sehen.
Als ein paar Minuten darauf eine Ärztin vorbeikam, fragte Gregor, ob er seine Mutter besuchen dürfe. Er durfte, aber nur kurz. »Es ist ganz gut, wenn du dein Knie benutzt. Aber nimm dich in den ersten Tagen noch ein wenig in Acht«, sagte die Ärztin und half ihm, ein Paar Sandalen anzuziehen.
»Alles klar«, sagte Gregor und ging extra vorsichtig zum Zimmer seiner Mutter. Nicht um seinetwillen musste er Theater spielen, sondern um ihretwillen.
Gregor hatte nicht damit gerechnet, dass der Rückfall so schlimm sein würde. Seine Mutter war so krank wie damals, als sie sich mit der Pest angesteckt hatte. Vielleicht sogar noch kränker. Damals hatte sie wenigstens die Kraft gehabt, ihn nach Hause zu schicken. Jetzt konnte sie nicht mal sprechen. Sie brauchte ihre ganze Energie, um zu atmen. Als er ihre Hand hielt, war ihre Haut heiß und trocken vom Fieber. Ihre Augen starrten ins Leere.
»Das ist nicht die Pest, oder?«, fragte Gregor den Arzt.
»Nein, es ist eine Infektion der Lunge. Ich glaube, im Überland nennt ihr es Lungenentzündung«, sagte der Arzt.
»Aber wenn sie gesund genug wäre, um zu reisen, könnte sie nach Hause?«, fragte Gregor.
»Ja, aber sie kann jetzt auf keinen Fall reisen«, sagte der Arzt.
Gregor streichelte ihr die Wange. »Keine Sorge, es wird schon alles gut. Alles wird gut.« Er wusste nicht, ob sie ihn überhaupt verstand.
Draußen vorm Zimmer nahm der Arzt Gregor beiseite und sprach im Flüsterton. Erst dachte Gregor, es sei aus Rücksicht auf seine Mutter, aber dann wurde ihm klar, dass der Arzt von niemandem gehört werden wollte. »Krieger, wenn es meine Mutter wäre, würde ich alles Menschenmögliche tun, um sie zurück ins Überland zu bringen. In euren Krankenhäusern kann sie genauso gut behandelt werden wie bei uns. Und wenn der Krieg ausbricht, könnte der Palast angegriffen werden. Vielleicht muss man sie sogar an den Quell verlegen.«
»Aber Sie haben doch gesagt, sie dürfte nicht reisen«, sagte Gregor.
»Weil ich das sagen muss. Und es stimmt auch. In Zeiten des Friedens«, sagte der Arzt. »Aber jetzt musst du abwägen, wie groß die Gefahr ist, wenn du sie im Krieg hierlässt.« Er schaute sich nervös um. »Bitte behalte meinen Rat für dich.« Dann eilte er davon.
Einen Moment lang war Gregor hin- und hergerissen zwischen seinem Wunsch, in die Feuerländer zu fliegen, und dem Bedürfnis, seine Mutter in Sicherheit zu bringen. Seine Mutter gewann. Seine Freunde im Feuerland hatten einander und eine ganze Armee hinter sich. Seine Mutter hatte niemanden außer ihm.
Gregor verließ das Krankenhaus, ohne sich die Erlaubnis zu holen, und traf Vikus in einem Raum neben der Hohen Halle. »Wann schickst du meinem Vater wieder eine Botschaft?«, fragte er.
»Das hatte ich soeben vor, Gregor. Soll ich noch etwas hinzufügen?«, sagte Vikus.
»Ja«, sagte Gregor. »Meine Mutter.«
Vikus rieb sich die Augen. »Das habe ich versucht, Gregor. Schon drei Mal. Jedes Mal hat der Rat meine Anfrage abschlägig beschieden.«
Gregor wusste, dass Vikus seine Mutter nicht gegen den erklärten Willen des Rats weglassen konnte. Trotzdem war er frustriert, weil Vikus sich dem Rat immer wieder beugte. »Sie kann aber nicht hierbleiben, wenn Krieg ist. Was machen wir, wenn die Ratten den Palast angreifen? Dann müsst ihr sie sowieso verlegen.« Gregor dachte, so viel könnte er wohl sagen, ohne den Arzt in Schwierigkeiten zu bringen.
»Das gab ich auch zu bedenken«, sagte Vikus. »Doch der Rat will nichts davon hören. Sie wollen sie nicht gehen lassen. Meine Frau hat sie davon überzeugt, dass deine Mutter zu schwach für eine solche Reise ist.«
Plötzlich begriff Gregor, was für ein Spiel da gespielt wurde. »Hier geht es gar nicht um ihre Gesundheit. Es geht um mich. Mich wollt ihr nicht weglassen«, sagte er. Solovet hielt seine Mutter als Geisel gefangen. Sie wusste genau, dass Gregor niemals ohne seine Mutter gehen würde.
Vikus’ Schweigen war Antwort genug.
»Dann sag dem Rat, sie sollen...