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Coleman | Du und ich und tausend Sterne über uns | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

Coleman Du und ich und tausend Sterne über uns

Roman
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-492-99707-2
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 512 Seiten

ISBN: 978-3-492-99707-2
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als man ihr mitteilt, dass ihr Mann bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist, bricht Trudys Welt zusammen. Abe, die Liebe ihres Lebens, ist für immer fort. Allein und mittellos sieht die junge Mutter keinen anderen Weg, als mit ihrem kleinen Sohn Will zurück nach Ponden Hall zu ziehen, in das verwunschene Haus ihrer Kindheit, das sie vor Jahren nach einem Streit mit ihrer Mutter verließ. Während sie mit der Trauer um Abe ringt und sich bemüht, Wills Schmerz zu lindern, spenden die alten Mauern von Ponden Hall ihr Trost. Doch erst als sie sich den Geistern der Vergangenheit stellt, erkennt Trudy, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als man sehen kann. Und dass die Hoffnung selbst in der dunkelsten Nacht leuchtet ... Nach ihren Erfolgsromanen »Einfach unvergesslich«, »Zwanzig Zeilen Liebe« und »Beim Leben meiner Mutter« der neue bewegende Roman von Bestsellerautorin Rowan Coleman!

Rowan Coleman lebt mit ihrer Familie in Hertfordshire. Wenn sie nicht gerade ihren fünf Kindern hinterherjagt, darunter lebhafte Zwillinge, verbringt sie ihre Zeit am liebsten schlafend, sitzend oder mit dem Schreiben von Romanen. Da kann das Bügeln schon mal zu kurz kommen. Rowan wünschte, ihr Leben wäre ein Musical, auch wenn ihre Tochter ihr mittlerweile verboten hat, in der Öffentlichkeit zu singen. Sie hat bereits mehrere sehr erfolgreiche Romane veröffentlicht.
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Kapitel 1


Acht Monate später


»Da sind wir«, sage ich und reiche Will die Hand, um ihm aus dem Auto zu helfen, das wir am Ende der Straße geparkt haben. Ich atme tief durch und genieße den Anblick der Landschaft, von der späten Nachmittagssonne in Kupfer- und Goldtöne getaucht. Genau so habe ich mir das immer wieder vorgestellt: jedes Mal anders, jedes Mal wechselnd, jedes Mal gleich.

Ponden Hall ist ein aus Licht gebautes Haus.

Es ist ein Signalfeuer, ein Leuchtturm ohne Meer, es blinkt im Dunklen und sendet Nachrichten in die Ferne – für ein paar Auserwählte, die sie hören können.

»Du kannst sie hören, weil du eine Heaton bist und schon immer hier gelebt hast, seit 1540 der Grundstein gelegt wurde. Unsere Vorfahren haben das für dich gebaut und für jeden weiteren Heaton, der je geboren wird«, hat er mir oft gesagt und mir dabei versichernd schwer die Hand auf die Schulter gelegt. »Sie haben das Haus aus dem Berg gebaut. Deine Ma dagegen«, sagte er und senkte die Stimme, »ist keine Heaton, und darum kann sie die Lichter nicht sehen. Sie sieht nur die Schatten.«

Ich habe Ma sechzehn Jahre nicht gesehen. Sie befindet sich irgendwo hinter den dicken, uralten Mauern und wartet nur darauf, mich mit einem »Ich hab es dir ja gleich gesagt« zu begrüßen. Warum also bin ich hier? Weil Abe spurlos verschwunden ist und obwohl ich ganz bestimmt nicht bei ihr Zuflucht suchen wollte, gab es in dieser Situation nur einen einzigen Ort auf der Welt, an dem ich gern sein wollte: zu Hause. Monate verstrichen, Hoffnungen schwanden, das Geld wurde knapp … und am Ende gab ich dem Ruf des Leuchtturms nach. Ich kehrte zurück nach Ponden. Und Ma ist nun mal auch da.

Will klettert an mir vorbei, lässt mich links liegen, bleibt in der Mitte des Parkplatzes stehen und sieht sich um, versucht eine Landschaft zu verstehen, die meinem in der Stadt aufgewachsenen Sohn so fremd ist, wie es auch die Marsoberfläche wäre, in seinem Fall sogar noch fremder.

Für mich dagegen ist es, als würde ich auftauchen und nach Luft schnappen. Mit einem tiefen Atemzug inhaliere ich die saubere, ruhige Luft und recke das Gesicht dem gefälligen Wind entgegen, der meine erhitzten Wangen sanft streichelt und kühlt. Diese Erleichterung. Diese Freude darüber, an einem Ort anzukommen, wo sogar die Luft eine vertraute Freundin ist. Am liebsten würde ich die Arme ausbreiten, um diesen Ort, den ich die letzten sechzehn Jahre jede Sekunde vermisst habe, zu umarmen. Ich verkneife es mir, weil mein Sohn neben mir steht.

»Hier ist nichts«, sagt Will und zieht die Schultern hoch vor Kälte.

»Wie, nichts?« Ich lasse den Blick über das Tal schweifen, von den Hügeln beiderseits der flachen, kühlen Oberfläche des Stausees zum endlos hohen Himmel. »Hier ist alles

»Mir gefällt’s hier nicht, ich will nach Hause.« Wills Stimme klingt zerbrechlich und klein. Im folgenden Schweigen ist die Abwesenheit des Londoner Verkehrs zu hören, der nach ihm rufenden Schulfreunde, der gegen den Nachbarzaun rasselnden Fußbälle. Abwesend sind auch das Surren der Waschmaschine und der ständig laufende Fernseher. Und das Lachen von Daddy, der viel zu laut telefoniert, der letzte Mensch auf Erden, der überhaupt gerne telefoniert. Alle Geräusche, mit denen Will aufgewachsen ist, sind in dieser Stille hier abwesend.

»Hier ist es natürlich anders«, sage ich mitfühlend und lege den Arm um seine Schultern. »Ist ja klar, ich weiß. Aber dreh dich mal um, dann siehst du das Haus. Dein Haus. Das Haus, das schon vor deiner Geburt dein war.«

Der Kies unter unseren Füßen knirscht, und ich ignoriere, wie mein Sohn sich unter meiner Berührung versteift, als ich ihn umdrehe, damit er sich das Haus am Hang ansieht.

Dieses Haus, das meine Freundin ist, meine Mutter, mein Zufluchtsort. Ich sehe es im selben Augenblick wieder wie Will. Mein geliebtes Ponden Hall, an den Hang geschmiegt, wie es auf mich wartet, wie es wartet, dass ich nach Hause komme, mit offenen Armen.

Die alten Mauern sind so solide und unvergänglich wie die Felsen des Moors, aus dem sie gemacht sind. Die Rautenfenster blinken und zwinkern im kalten, strahlenden Blau eines wolkenlosen Oktobertages. Die hohe, den Garten umgebende Trockenmauer steht gerade noch so, einige Steine scheinen unsicher aufeinander zu balancieren, wie sie es seit Hunderten von Jahren tun. Was für eine Erleichterung, hier zu sein, in Sicherheit, an einem Ort, der mich bisher noch immer geheilt hat.

Jedes Mitglied der Familie Heaton weiß, dass es in Ponden dunkle Ecken gibt, dass die Geschichte des Hauses finstere Geheimnisse birgt. Dennoch hat bisher noch jeder Heaton das Haus geliebt, und jetzt ist Will dran.

»Ich mag es nicht«, sagt er. »Es sieht kalt aus und alt und voller Spinnen.«

Was Will jetzt sieht, ist nichts als ein Haus ohne seinen Vater darin.

»Ich glaube, du wirst es irgendwann lieben. Weißt du, warum?«

Will sieht zu mir auf, die braunen Augen voll Tränen, die er zu unterdrücken versucht. Langsam schüttelt er den Kopf.

»Weil dieses Haus für dich gebaut wurde. Vor fünfhundert Jahren. Jeder, der bisher hier gewohnt hat, war ein Heaton, und fast jeder Junge, der je hier gelebt hat, hieß entweder Robert oder William, genau wie du.«

»Echt?« Will betrachtet das Haus, und ich halte die Luft an, als seine kalte Hand unbewusst nach meiner fasst, wie sie das früher immer getan hat. »Aber ich bin ein Heaton Jones.«

»Das ist richtig«, sage ich. »Deswegen bist du trotzdem ein Heaton, und das wird dieses Haus wissen, sobald du es betrittst, das verspreche ich dir. Es wird dich erkennen.«

»Klingt ganz schön gruselig«, sagt Will. Womit er nicht ganz unrecht hat, dieser mit Einbauküchen und Nachtlicht aufgewachsene kleine Junge.

»Nicht gruselig, nur anders. Wirst schon sehen.«

»Aber …« Will bleibt auf dem Weg zur Haustür kurz stehen. »Was ist mit Daddy? Wie kann Daddy wissen, dass wir hier sind?«

»Er …« Ich verstumme. Seit dem Flugzeugabsturz wurde mir von allen Experten geraten, Will gegenüber sehr klar aufzutreten, was dieses Unglück betrifft. Das heißt, ich soll Will erklären, dass wir, obwohl kein einziges Wrackteil des Kleinflugzeugs und auch keine Überreste der Menschen an Bord gefunden wurden, leider davon ausgehen müssen, dass Abe tot ist. Dass es praktisch keine Überlebenschancen gibt, wenn man sich ohne jede Hilfe verletzt im tiefsten Regenwald befindet. Sagen Sie Ihrem Sohn, sein Vater wird nie wiederkommen, haben sie mir geraten, sagen Sie ihm, er wird ihn nie wiedersehen.

Nur so kann ein Achtjähriger Trauer wirklich verstehen, haben sie gesagt. Nur so kann er sie verarbeiten und sich vom Geschehenen erholen, auch wenn es keine Leiche und kein Grab gibt. Sagen Sie ihm nicht, dass sein Vater entschlafen oder eingeschlafen ist. Es mag brutal und grausam klingen, sagten sie, die Trauerbegleiter und Sozialarbeiter, aber am Ende ist es das Beste für ihn, nur so wird er damit umgehen und sich davon erholen können. Und darum tat ich genau das. Ich tat, was sie mir gesagt hatten, Will zuliebe, obwohl es mir das Herz brach.

Doch Will hört nicht auf mich. Er glaubt immer noch, dass sein Vater noch lebt, ganz gleich, was ich sage. Mehr noch: Er ist wütend auf mich, weil ich nicht dasselbe glaube.

»Ich habe zu Hause einen Zettel mit der Adresse hingelegt«, erkläre ich ihm, und das ist wahr: Ich habe eine Adresse für die Weiterleitung der Post hinterlassen. »Außerdem habe ich hier gewohnt, als ich Daddy kennenlernte – ich kann dir jede Menge Geschichten von damals erzählen. Daddy weiß das. Er weiß, wo wir sind. Er weiß, wenn wir nicht in der Wohnung sind, dann sind wir hier.«

»Und wieso bin ich dann noch nie hier gewesen?«, fragt Will, als wir den Eingang von Ponden Hall erreichen. Das ist eine Frage, die zu beantworten mir in diesem Moment der Mut fehlt. Den Bruchteil einer Sekunde zögere ich an dem in die hohe Gartenmauer eingelassenen Tor, ich sehe es aus dem Augenwinkel, vermeide, es direkt anzusehen, erinnere mich, was ich einst vor vielen Jahren dort sah. Ich entriegele die alte Haustür und drücke sie auf.

»Hallo«, sage ich zu dem Haus. »Das ist mein Sohn William. Wir sind wieder zu Hause.«

Das Licht fällt durch die bleiverglasten Fenster am anderen Ende der Eingangshalle auf die Steinplatten am Boden. Die Luft steht und ist staubig, es riecht wie in einem Museum, eine längst vergessene, untergegangene Zivilisation. Ganz anders als Ma und ihre Vorliebe für Desinfektionsmittel mit Zitronenduft, mit dem sie ständig alles putzte, pausenlos. Aber für jemanden wie mich, die ihr Arbeitsleben genau solchen Einrichtungen gewidmet hat, trägt es nur zum Gefühl des Nachhausekommens bei.

»Mummy.« Wills Stimme bebt in der Dunkelheit, die das Einzige ist, wovor er je Angst hatte. »Ich will nach Hause.«

»Ist alles in Ordnung, vertrau mir. Ich verspreche dir, dass es dir hier gefallen wird, wenn du dich erst dran gewöhnt hast.«

Wir folgen dem sanften Gefälle des Bodens und biegen rechts ab. Wir gelangen ins Zentrum des Hauses. Unter der Tür zum Wohnzimmer hindurch ist das Flackern von Feuer zu sehen, das Schnüffeln, Schnauben und Kratzen eines Hundes zu hören.

Jetzt ist es also so weit. Das große Wiedersehen. Ein Teil von mir fragt sich, ob sie nach dem ziemlich altmodischen Wechsel einiger kurz gefasster und mit B-Post verschickter Briefe sowie lediglich halb abgehörter Nachrichten auf dem Anrufbeantworter von Jean auf der Middle Farm tatsächlich weiß, dass wir kommen. Aber jetzt ist es zu spät, jetzt gibt es kein Zurück.

»Ma?«, rufe ich, als ich die Tür öffne. »Ma, wir sind da. Wir sind da.«

»Das sehe ich«, erklingt Mas körperlose Stimme. »Ich hab...



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