Buch, Deutsch, 160 Seiten, Format (B × H): 125 mm x 208 mm
Reihe: Nautilus Flugschrift
Paradoxien des Fortschritts. Essays
Buch, Deutsch, 160 Seiten, Format (B × H): 125 mm x 208 mm
Reihe: Nautilus Flugschrift
ISBN: 978-3-96054-474-6
Verlag: Edition Nautilus
Eine Läuferin steht in den Startlöchern bereit. Doch um ins Ziel zu kommen, muss sie zunächst die Hälfte der Strecke schaffen, und dafu¨r wiederum die Hälfte der Hälfte … Wenn sie fu¨r jede Hälfte eine bestimmte Zeit benötigt und sich die Strecke unendlich oft halbieren lässt, ist dann auch das Rennen ein unendliches? Soll sie u¨berhaupt loslaufen?
Heute ist klar, dass dem Paradoxon des Zenon von Elea ein Fehlschluss zugrundeliegt – und doch ist gerade fu¨r dieses Heute einiges an Wahrheit darin aufgehoben. Die ständige Teilung der Gesellschaft in immer kleinere Identitäten und Bubbles, das technologische Sprinten ohne echten Fortschritt, ohne Vorwärtskommen. Leben wir vielleicht im Zenonzän?
Mit einem aufmerksamen Interesse fu¨r die großen Fragen, die u¨ber unserer Gegenwart schweben, und einem emphatischen Blick fu¨r kleine und randständige Tendenzen schreibt Isabel Fargo Cole u¨ber Sprache und Wortmaschinen der Ku¨nstlichen Intelligenz, u¨ber Postwachstum und Schöpfungsgeschichte, u¨ber den Stillstand der Lockdowns, Überwachung, linken (und rechten) Technikoptimismus und die Arbeit des Übersetzens. Sie weist auf manch erschreckende Bruchkante im stabil geglaubten Fundament unseres Weltbilds hin, findet aber auch verblu¨ffend schöne, funkelnde Einschlu¨sse im Gestein des Zenonzäns.
Autoren/Hrsg.
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Eine standpunktlose Maschine, ein Abstraktum ohne Welterfahrung kann niemals wirklich schreiben oder übersetzen, glaubte und glaube ich. Damit meine ich nicht allein die »stilistische« oder »kreative« Arbeit, die in den einschlägigen Debatten meist als eine dem »Inhalt« aufmontierte Benutzeroberfläche gehandelt wird. Nein, ich denke schon an die Bedienungsanleitungen für die Großindustrie, die ich Ende der 1990er in einem Übersetzungsbüro computerunterstützt übertrug, ohne von Industriemechanik die geringste Ahnung zu haben. Zwar konnte die Software-Maske bei jedem Satz auf eine bereits übersetzte Vorlage zurückgreifen, die komplett zu übernehmen oder leicht zu variieren war, so dass der Arbeitsrhythmus einer einlullenden seriellen Musik glich. Aber manchmal schreckte ich auf, weil in der Vorlage ein uneindeutiger Begriff steckte und ich eine eigenständige Entscheidung treffen musste. Dabei konnte ich mir von den Mechanismen, um die es ging, überhaupt kein Bild machen. Bei den elementarsten Dingen – physische Strukturen, Bewegungen im Raum – tappte ich im Dunkeln. Bedeutete an nun »at«, »by«, »on« oder »in«? Ich konnte mir nur eines vorstellen: Wie eine Arbeiterhand danebengreifen könnte, wenn ich die Präposition falsch übertrug. In einem entfernten Erdteil könnte ich eine Havarie auslösen.