Cohen | All unsere Träume | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 440 Seiten

Cohen All unsere Träume

Roman | Die schicksalshafte Verbindung zweier Mütter
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98952-411-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman | Die schicksalshafte Verbindung zweier Mütter

E-Book, Deutsch, 440 Seiten

ISBN: 978-3-98952-411-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Die eine wollte nie Mutter sein, die andere wünscht sich nichts sehnlicher ... Jahrelang litt Claire unter erfolgloser Kinderwunschtherapie, die nur Schmerz und Enttäuschung brachte - nun hat sie keine Kraft mehr, es erneut zu versuchen. Eine Entscheidung, die ihren Mann Ben schwer erschüttert. Als seine beste Freundin Romily davon erfährt, bietet sie dem Paar unweigerlich an, ihre Leihmutter zu sein. Doch Romily hat nicht mit den allumfassenden Gefühlen gerechnet, die sie für das in ihr heranwachsende Baby empfindet - und für Ben ... Dabei kämpft Claire schwer damit, dass eine andere Frau das Kind gebären wird, das sie sich immer gewünscht hat. Diese zwei vollkommen gegensätzlichen Frauen werden verbunden in der Liebe zu den wichtigsten Personen in ihrem Leben - können sie gemeinsam in eine glückliche Zukunft blicken? »Eine bittersüße Geschichte über Freundschaft, gebrochene Herzen und große Liebe!« Closer Magazine Für Fans von Jodi Picoult und Kristin Hannah: ein emotionaler Roman über Mutterschaft, Freundschaft und zwei Frauen, die alles für ihre Familien tun.

Julie Cohen wurde in Maine, USA, geboren und studierte Literatur an der Brown und der Cambridge University. Wenn sie nicht gerade an ihren Romanen arbeitet, unterrichtet sie kreatives Schreiben an der University of Reading und engagiert sich als Vizepräsidentin der Romantic Novelists' Association für Inklusion und Diversität. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Berkshire. Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihren Roman »All unsere Träume«.
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Kapitel 1
Ein kleines Geheimnis


Am Tag, bevor Claire den Test machen sollte, floh sie . aus dem Musiktrakt, um noch einmal nachzusehen. Auf dem Weg über das von Raureif überzogene Gras, an dem Tierschuppen vorbei, bekamen ihre Wildlederstiefel nasse Flecken. Zwei Jungen aus der Unterstufe sahen nach ihren Meerschweinchen, ihr Atem bildete aufsteigende Wölkchen. Sie hob eine Hand zum Gruß und eilte weiter auf das Wäldchen zu, das die Schule auf allen Seiten umgab.

Auf dem Sportplatz spielte eine Gruppe Mädchen Hockey. Sobald Claire in dem Gehölz war, wurden ihre Anfeuerungsrufe leiser. Sie schloss die Hand fester um die Gegenstände in ihrer Tasche und beschleunigte ihre Schritte. Sie ging um Rhododendronbüsche herum. Der Duft von Kiefernnadeln hüllte sie ein. Dann erreichte sie das verrostete Eisentor, das in einer Ecke am Ende des Schulgeländes verborgen war. Sie stieß das Tor auf und betrat den Friedhof.

Die Schüler von der St. Dominick’s kamen nur selten hierher. Als Claire einmal ein halbes Dutzend Abiturienten mitgenommen hatte, weil sie den Ort inspirierend fand, erzählten sie ihr, dass es Gruselgeschichten gebe über den Friedhof der Nonnen. Eine handelte von einer klagenden Frau, in einer anderen ging es angeblich um einen gespenstischen Nebel. Doch bei Tageslicht war der Friedhof nicht Furcht einflößend: Sonnenstrahlen drangen durch die hohen Kiefern und fielen auf die grauen Steine. Diese waren alle unterschiedlich geformt und unterschiedlich groß, manche ganz alt, andere aus jüngerer Zeit. Obwohl die St. Dominick’s School nun schon seit vielen Jahren keine Nonnen mehr beherbergte, wurden Ordensschwestern, die weggezogen waren, gelegentlich noch hier begraben, wo sie ihr gottgeweihtes Leben begonnen hatten. Die neueren Gräber am äußeren Rand bestanden aus flachen Granitblöcken. Neben dem einen oder anderen standen Plastikblumen in Körbchen.

Sie ging in die Mitte des Friedhofs. Die Inschriften auf den Steinen waren hier kaum zu entziffern. Irgendwo in den Bäumen schwatzte eine Elster.

Claire trug eine Wolljacke. In der linken Tasche befand sich ihr Handy. In der rechten waren zwei sorgsam in Toilettenpapier eingewickelte Gegenstände. Bevor sie sie herausholte, blickte sie sich um, obwohl sie wusste, dass sie allein war. Nicht einmal der Geist einer Nonne sah ihr dabei zu, als sie jetzt die Schwangerschaftstests auspackte.

Gesehen hatte sie die blauen Striche bereits. Sie waren praktisch sofort erschienen, nachdem sie den Test durchgeführt hatte, doch das war auf der Lehrertoilette gewesen, wo die Lichtverhältnisse nicht gut waren. Sie musste sichergehen, dass es nicht reines Wunschdenken war. Jetzt hielt sie den ersten Test hoch und betrachtete die Striche eingehend.

Positiv. Ein klares, dunkles Positiv. Das Gleiche beim zweiten Test. Sie hatte sich nicht getäuscht.

Sie sank auf das Gras, ohne auf Raureif und Kälte zu achten, und starrte auf die Tests in ihrem Schoß.

Sie sollte Ben anrufen. Und ihre Moni. Eigentlich sollte sie noch gar keinen Test machen. Ben und sie waren übereingekommen, dass es am klügsten war, bis zu dem richtigen Test morgen früh in der Fruchtbarkeitsklinik zu warten.

Doch sie konnte nicht warten. Während sie die siebte Klasse ermahnte, doch bitte besser aufzupassen, während der Proben für das Frühjahrskonzert, während der Lehrerkonferenz – die ganze Zeit hatte sie nur an eines gedacht: ihren winzigen Embryo, ihren und Bens.

Bitte bleib, hatte sie gedacht. Genau wie in jeder Minute der letzten zehn Tage, seitdem er in ihre Gebärmutter eingepflanzt worden war.

Bitte bleib. Auf der Fahrt in die Schule. Beim Zähneputzen. Beim Abspülen der Gläser. Bleib bei mir. Beim Abendessen mit Ben. Der erste Gedanke beim Aufwachen und vor dem Einschlafen.

Halt dich fest und lebe. Ich möchte dich kennenlernen.

Sie ließ das Handy in der Tasche. In diesem Augenblick, nach allem, was geschehen war, wollte sie mit ihrem Geheimnis allein sein. Sich selbst gut zureden, dass sie es tatsächlich geschafft hatte.

Behutsam legte Claire beide Hände auf den Bauch. »Hallo«, sagte sie leise.

Sie hob das Gesicht und ließ sich von der Wintersonne die Haut wärmen.

»Bloß eine?« Mit gerunzelter Stirn blickte Romily über den Pausenhof zu dem kleinen Mädchen und seiner Mutter, die am Eingang warteten. »Du hast doch so viele Kinder eingeladen.«

»Ich hab beschlossen, nur eine Freundin einzuladen«, sagte Posie gelassen.

»Was ist denn aus den ganzen Einladungen geworden,

die du mitgenommen hast? Die Wegbeschreibung hat mich viel Zeit gekostet. Hast du sie denn nicht verteilt?«

Posie öffnete ihre Schultasche. Am Boden lagen zerknitterte rosafarbene Briefumschläge.

»Du hast sie überhaupt nicht verteilt?«

»Doch. Eine.« Posie nickte in Richtung des Mädchens.

»Ich dachte, Amber kommt.«

»Nein.«

»Du hast mir letzte Woche erzählt, dass sie deine beste Freundin ist.«

Posie fing an zu summen. Ihr dichter blonder Pony war zu lang. Romily konnte ihre Augen kaum sehen. Allerdings sah sie, wie die Mutter des anderen Mädchens auf die Uhr blickte, also legte Romily den Arm um Posies Schulter und ging auf die beiden zu. Posie nahm ihre Freundin bei der Hand, und die beiden hüpften davon.

»Hi«, sagte Romily zu der Frau und streckte ihr die Hand entgegen. »Ich heiße Romily Schön, dass Ihre Tochter zu Posies Geburtstag kommen kann.«

»Es kam ein wenig überraschend«, erwiderte die Frau. »Sie hat mir erst gestern davon erzählt.«

»Tut mir leid«, sagte Romily. »Posie hat nur Ihre Tochter eingeladen. Wenn Sie möchten, kann ich sie in meinem Wagen mitnehmen und nach dem Abendessen wieder zurückbringen. Wir fahren zu Posies Taufpaten nach Sonning. Da ist mehr Platz.«

Der Mutter war der Zwiespalt anzusehen, in dem sie steckte: einerseits die Aussicht, zwei Stunden für sich zu haben, andererseits das Risiko, ihre Tochter mit einer quasi Fremden ziehen zu lassen. Romily überlegte, ob sie ihren Ausweis zücken sollte. Die Menschen neigten dazu, schneller Vertrauen zu fassen, wenn sie den Doktortitel vor ihrem Namen sahen. Jedenfalls bis sie herausfanden, dass sie ihren Doktor in Entomologie hatte und ihre Arbeitszeit mit toten Insekten verbrachte.

»Mum«, sagte das kleine Mädchen, das zurückgehüpft kam, »es fängt an zu regnen.«

»Also gut«, sagte die Mutter. Rasch tauschten sie und Romily Telefonnummern und Adressen aus, das übliche Ritual unter verantwortungsbewussten Erwachsenen. Dann eilte die Mutter zu ihrem Auto, um den Kindersitz zu holen. Im Gesicht der Frau spiegelten sich erneut Zweifel, als sie Romilys ramponierten grünen Golf sah.

»Ich fahre vorsichtig«, versicherte Romily ihr. »Ich habe den Wagen bloß schon lange nicht mehr gewaschen.«

»Bis sieben also!« Die Mutter gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange und reichte ihr eine Plastiktüte mit dem eingepackten Geschenk. »Sei schön brav.«

Als sie wenig später im nachmittäglichen Stau standen, betrachtete Romily im Rückspiegel die Mädchen auf der Rückbank. Posies Freundin war kleiner als sie und trug ihre Haare zu ordentlichen Zöpfen mit rosafarbenen Schleifen gebunden. Sie saß mit ineinander verschränkten Händen da und sah aus dem Fenster, während Posie leise vor sich hin sang. Die Schuluniform des anderen Mädchens war gebügelt, seine Schuhe glänzten. Romily konnte sich nicht daran erinnern, die Kleine je zuvor gesehen zu haben.

Dann öffnete der Himmel seine Schleusen, und Romily musste sich darauf konzentrieren, durch die verstopften Einbahnstraßen aus der Stadt hinauszukommen. Als sie Brickham hinter sich ließ, wurde es sofort ländlich, auch wenn die Felder durch die Autofenster jetzt nichts weiter als grüne verschwommene Flecken waren. Ihr bester Freund Ben und seine Frau Claire wohnten am Rand von Son- ning, einem hübschen kleinen Dorf an der Themse mit Reetdachhäusern, bewohnt von Pendlern, die täglich zur Arbeit nach London fuhren. Dank langer Übung nahm sie die schwierige Rechtskurve beim Abbiegen in den schmalen Feldweg ohne Probleme und hielt auf der Kiesauffahrt neben Claires Audi.

»Oh, Bens Auto ist nicht da«, sagte Posie.

»Er wird schon kommen«, antwortete Romily, der dieser Umstand ebenfalls aufgefallen war. »Er hat mir heute Morgen eine SMS geschrieben.«

»Kommt schon!« Posie war aus dem Wagen, bevor Romily sich nur abschnallen konnte, und rannte auf die Eingangstür des Hauses zu, als wollte sie unter dem Regen hindurchlaufen. Sie öffnete die Tür ohne anzuklopfen und trat ein. Ihre Freundin folgte ihr, wobei sie einen großen Bogen um Pfützen machte, während Posie einfach hindurchgelaufen war. Romilys Pulli wurde an den Schultern klitschnass, als sie ihnen folgte, den Karton mit den Party-Utensilien in den Händen.

Drinnen drang ihnen der Duft von Frischgebackenem und Blumen entgegen. Die Luft war warm. »Wow, das ist aber ein schönes Haus!«, sagte Posies Freundin und betrachtete die offen liegenden Balken, den Wohnraum mit seinen weichen elfenbeinfarbenen Sofas und dem kleinen Flügel. Rosa- und lilafarbene Luftballons hingen an den Türrahmen und an Lampen.

»Du kannst dein Geschenk hierhin stellen«, wies Posie ihre Freundin an und zeigte auf einen Beistelltisch. »Wir können überall im Haus spielen, wo wir wollen, aber zuerst müssen wir die Schuhe ausziehen. Romily, könntest du bitte die Tiere aus dem Auto holen?«

»Es sind Tiere im Auto?« Romily hatte den Karton abgestellt und sich bereits den ersten Stiefel ausgezogen. Ihre nassen Haare klebten ihr auf der Stirn.

»Ja, ich habe sie heute Morgen auf den Rücksitz gelegt, weil...



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