Clever / Fletcher / Egger | Klo-Philosoph | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Clever / Fletcher / Egger Klo-Philosoph

In 100 Sitzungen zum Klugscheißer
15001. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8437-1214-9
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

In 100 Sitzungen zum Klugscheißer

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-1214-9
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Werden Sie zertifizierter Klo-Philosoph! Der durchschnittliche Bundesbürger verbringt jeden Tag zweimal sieben Minuten auf der Toilette - wertvolle Zeit, die wir einfach so verschwenden. Aber was wäre, wenn wir diese Momente nutzen könnten, um wirklich sinnvolle Dinge zu lernen? Wenn das Badezimmer, statt nur ein Raum der Erleichterung zu sein, zum Raum der Erleuchtung werden würde? Der Klo-Philosoph macht das möglich. In 100 Sitzungen erfahren wir, was Kant mit Superman gemeinsam hat, welcher Philosoph in einer Tonne lebte und wie man mit Hilfe der Philosophie attraktive Menschen auf Partys verführt.

Konrad Clever ist das von Adam Fletcher erfundene Pseudonym hinter der 'Klo'-Reihe.
Clever / Fletcher / Egger Klo-Philosoph jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


SITZUNG
07

FRAGEN AN DEN FRAGENSTELLER SOKRATES


Wie, ihr wollt, dass ich die Kummerkastentante spiele? Ich? Der berühmte Sokrates? Das ist schon ein wenig ironisch, da von mir Sätze stammen wie »Ich kann niemandem etwas beibringen, ich kann ihn nur zum Nachdenken bringen«. Versuchen wir es halt. Da ich aus Prinzip kein Geld für meine Arbeit nehme, passt das ja perfekt zu den Hungerlöhnen, die Autoren heutzutage bekommen.

tl;dr: Wegen seiner völlig unvoreingenommenen Art wäre Sokrates eine optimale Kummerkastentante gewesen. Zumindest für die Leser, wohl weniger für die Ratsuchenden.

SITZUNG
08

MOTZ DEIN WISSEN AUF


Meistens legen wir unseren Fokus nur auf Antworten, aber tatsächlich offenbaren Fragen oft mehr als die dazu gehörigen Antworten. Händler, Politiker und Diplomaten sind darin geübt, grundsätzlich keine Antworten zu geben bzw. ihre Antworten an die Erwartungen ihrer Zuhörer anzupassen. Die meisten Menschen bluffen aber tatsächlich nur mit Antworten und vergessen, dass sie ihre echten Interessen über ihre Fragen verraten. Ein guter Klo-Philosoph sollte sich daher nicht nur auf die Antworten konzentrieren, sondern auch darauf achten, welche Fragen gestellt wurden und vor allem welche nicht gestellt wurden!

Im Idealfall ist eine Frage der Ausgangspunkt für neues Wissen. Wissen ist aber nicht gleich Wissen. Vielmehr gibt es vier Kategorien von Wissen:

1. Bekanntes Wissen. Wird traditionell für Wissen gehalten. »Ich weiß, dass ich weiß, wie alt ich bin, und wünschte mir, meine Partnerin wäre zehn Jahre jünger.«

2. Bekanntes Nichtwissen. Negatives Wissen war der Aspekt des Wissens, auf den Sokrates am meisten stolz war. »Ich weiß, dass ich die Hauptstadt von Uganda nicht kenne.«

3. Unbekanntes Wissen. Vermutungen, von denen wir entweder behaupten, dass wir sie nicht wissen, oder die noch nicht überprüft wurden. »Natürlich wäre ich ein genauso guter Schauspieler wie Brad Pitt.« In diese Kategorie fallen auch Glaube und Aberglaube.

4. Unbekanntes Nichtwissen. Wahre Ignoranz bedeutet nicht nur, etwas nicht zu wissen, sondern nicht zu wissen, dass man etwas nicht weiß. Diesen Teil des Wissens kann man sich nicht aneignen, da einem gar nicht bewusst ist, dass er einem fehlt. »Ich wusste nicht, dass meine Frau mit unserem Steuerberater durchbrennt. Hätte ich es gewusst, hätte ich meine Steuererklärung selbst gemacht.«

Es gibt aber nicht nur diese vier Kategorien des Wissens, sondern obendrein zwei verschiedene Arten, wie man wissen kann:

A. Wissen, dass (Fakten): »Ich weiß, dass steile Treppen gefährlich für Betrunkene sind.«

B. Wissen, wie (Methoden): »Ich weiß, wie ich einen Arzt rufen kann, der meine schmerzenden Prellungen behandeln kann.«

Die Debatte darüber, ob »Wissen, dass« wichtiger als »Wissen, wie« ist oder andersrum und ob es sich wirklich um verschiedene Arten oder nur um dasselbe Wissen in leicht unterschiedlicher Ausführung handelt, hält an.

tl;dr: Das gefährlichste Wissen ist unbekanntes Nichtwissen, da es sich um kognitive Blindflüge handelt. Man kann sich auch nicht herausreden, wenn es um Schwerkraft geht, der Fall über die Treppen ist unabhängig von einem Dass oder Wie und der Aufprall absolut sicher.

SITZUNG
09

WIE LAUTETE DIE FRAGE NOCH MAL?


Es kann schlimme Folgen haben, wenn man von der Richtigkeit einer Antwort oder Lösung so überzeugt ist, dass man gar nicht mehr darauf achtet, ob sie überhaupt noch zur Frage oder Aufgabe passt. Denkt an WALL-E aus dem gleichnamigen Pixar Film. WALL-E ist ein kleiner Roboter, dessen Aufgabe darin bestand, die Erde aufzuräumen. Er machte auch noch sauber, als die Erde schon längst verlassen und außer ihm (und seinem einzigen Freund, einer Kakerlake) keiner mehr da war. Außerdem gab es so viel Müll, dass er seine Aufgabe unmöglich erfüllen konnte. Dennoch konzentrierte er sich weiterhin voll und ganz auf seine Aufgabe und merkte dabei gar nicht, dass die Schlacht längst verloren war. Wie WALL-E kann auch eine Gesellschaft wie die unsere so mit ihren eigenen Antworten beschäftigt sein, dass sie sich gar nicht mehr die ursprüngliche Frage stellt oder den Sinn der Aufgabe anzweifelt. In dem Fall handelt es sich nur mehr um eine leere Doktrin.

Diese Lektion kann man in E.F. Schumachers einflussreichem Buch »Small is beautiful. Die Rückkehr zum menschlichen Maß« lernen.1 Danach ist es ein Fehler, beispielsweise das Bruttoinlandsprodukt zum Zentrum der Gesellschaft zu erklären. Unser Glaube an das Wirtschaftswachstum (oder Gigantismus, wie er es nannte) ist das perfekte Beispiel einer außer Kontrolle geratenen, sich verselbständigenden Antwort. Sie führt dazu, dass wir meinen, wir könnten unsere natürlichen Ressourcen hemmungslos verschwenden, obwohl sie unser wichtigstes Kapital sind. Ressourcen sind einmalige Geschenke. Sind sie weg, sind sie wirklich weg, und man kann sich bei keinem Manager darüber beklagen. Schaut man sich die Natur an, gibt es laut Schumacher gar nicht so viel Wachstum. Stattdessen findet man umso mehr Balance und Einklang. Mit unserem Gigantismus zerstören wir vermutlich das natürliche Gleichgewicht. Wenn wir bei unseren Antworten nur kleine Risiken eingehen, können wir uns auch mal einen Irrtum erlauben. Setzen wir aber alles auf eine Antwort, eine einzige Lösung, einen Weg, indem wir unsere gesamten Ressourcen auf Rot setzen, heißt es Game over, wenn die Kugel auf Schwarz gerollt ist.

»Small is beautiful« ist ein tapferer Versuch, eine von der Gesellschaft bereits akzeptierte Antwort aufs Neue zu hinterfragen. Allerdings hören die meisten Menschen leider nicht richtig zu. Nun denn: Die Bereitschaft, sich dem Spott, der sozialen Ausgrenzung und sogar den Einschüchterungen der Gesellschaft auszusetzen, stand schon immer im Zentrum großer Philosophie.

tl;dr: Der Philosoph E.F. Schumacher wollte mit seiner Idee »Small is beautiful« zeigen, dass es gefährlich sein kann, eine Antwort zu akzeptieren, wenn die ihr zugrundeliegende Frage schon lange nicht mehr sinnvoll ist. Genau das trifft auf Sätze wie »Je größer desto besser« oder »Wachstum ist gut« zu. Im Zentrum der Philosophie steht das ständige Hinterfragen von Antworten.

SITZUNG
10

PHILOSOPHIE ALS SCHAUBILD, TEIL 2


Welchen Zweck hat die Philosophie …

SITZUNG
11

DIE WAHRHEIT? VERGISS SIE …


Warum ist der Ruf der Wahrheit so lange makellos geblieben, obwohl es so viele Enttäuschungen gab? Heutzutage lachen wir über Leute, die die Erde für eine Scheibe hielten oder glaubten, ein Porträt oder ein Foto würde ihnen ihre Seele rauben. Was sie für Wahrheit hielten, sind aus heutiger Sicht nur noch lächerliche Vorstellungen und Irrtümer. Die Frage lautet daher, warum tun wir immer noch so, als wüssten wir etwas, obwohl wir aus der Erfahrung lernen könnten, dass heutige Wahrheiten die schenkelklopfenden Witze zukünftiger Generationen sein werden?

Vielleicht liegt es an der Wahrheit selbst! Die Wahrheit ist ein so vielversprechendes, so wünschenswertes Konzept, dass man sich nicht davon trennen möchte. Eine trügerische und gleichermaßen flüchtige Wonne, ein Versprechen, unseren grundlegenden menschlichen Mängeln entkommen zu können. Wir Menschen sind vergänglich, die Wahrheit währt ewig; wir haben Fehler, sie ist unumstößlich. Wahrheit ist das exakte Gegenteil all unserer existentiellen Unzulänglichkeiten, die wir als bewusste und sterbliche Wesen empfinden. Finden wir die Wahrheit – verstehen wir also, wie etwas wirklich ist oder funktioniert –, schenkt uns das nicht nur Einsicht, sondern es gibt uns auch das Gefühl, unsere eigenen Grenzen und Mängel überwunden zu haben. So gesehen könnte Wahrheit auch ein psychologischer Trick sein, mit dem wir uns selbst hereinlegen. Konfrontiert mit unseren Unzulänglichkeiten, verkehren wir diese einfach ins Gegenteil und idealisieren sie in dieser neuen Form. Wir haben unsere Grenzen, die Wahrheit ist absolut. Verehren wir die Wahrheit, verehren wir unsere eigenen, getarnten Mängel.

Wie das Rezept für die perfekte Kindererziehung entgleitet uns aber auch die Wahrheit immerzu. Alles muss nach einer gewissen Zeit erneut auf den Prüfstand. Häufig besteht dann der einzige Unterschied zwischen Wahrheit und Irrtum in dem Zeitraum, der in der Zwischenzeit vergangen ist. Und je sicherer uns etwas einst erschien, umso verwirrender ist es, wenn die vermeintliche Gewissheit sich als weiterer Mythos oder kognitive Verirrung entpuppt.

Wir sollten deshalb versuchen, unsere Vorstellungen von Wahrheit, Antworten und Wissen aufzugeben. Sie führen nur dazu, dass man nicht weiterkommt. Wer Wahrheiten verkauft, verkauft in der Regel nur interessante Geschichten mit einer schönen Verpackung im monatlichen Abo zu überhöhten Preisen. Man sollte nichts zu ernst nehmen2, und schon gar nicht so ernste Dinge wie die Philosophie. Wahrheit hört sich gut an, in Wirklichkeit ist sie aber ein unerreichbarer Zustand. Wie zum Beispiel durch das Münchhausen-Trilemma aufgezeigt wird …

tl;dr: Meist ist Wahrheit nur eine schöne Illusion. Und wir fahren...


Egger, Lukas N.P.
Lukas N.P. Egger, Jahrgang 1983, ist ein noch nicht glatzköpfiger Österreicher. Als Philosoph hätte er es sich nicht träumen lassen, jemals mit Büchern Geld zu verdienen. Stattdessen hat er sich simpleren Dingen zugewandt und arbeitet an der Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Außerdem fragt er sich oft warum so viele Dinge, die Spaß machen, entweder unmoralisch sind oder dick machen.

Clever, Konrad
Konrad Clever ist das von Adam Fletcher erfundene Pseudonym hinter der "Klo"-Reihe.

Fletcher, Adam
Adam Fletcher, Jahrgang 1983, ist ein glatzköpfiger Engländer. Wenn er nicht gerade Bücher und Artikel schreibt, verbringt er seine Zeit damit, Schokolade zu essen und seine Wahlheimat Berlin unsicher zu machen. Er ist der Autor von „Denglish for Better Knowers“ und „Make Me German“.

Konrad Clever ist das Pseudonym eines erfolgreichen Humorautors und eines weniger erfolgreichen Philosophen.



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