Clement | Wenn Liebe fremdgeht | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

Clement Wenn Liebe fremdgeht

Vom richtigen Umgang mit Affären
14001. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8437-0807-4
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Vom richtigen Umgang mit Affären

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: Ullstein eBooks

ISBN: 978-3-8437-0807-4
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Schlaflose Nächte, quälende Gewissensbisse - aus dem kleinen Flirt ist eine leidenschaftliche Beziehung geworden. Wie gehen Paare mit Liebesaffären um? Der erfahrene und anerkannte Paartherapeut Ulrich Clement plädiert für ein neues Verständnis von Partnerschaft, in dem sich Affären und feste Beziehungen nicht ausschließen. Viele Paare wünschen sich eine starke, romantische und lebenslange Beziehung. Tatsächlich sieht der Alltag oft anders aus. Längere Beziehungen nutzen sich ab, Erfüllung und Abwechslung werden bei einem neuen Partner gesucht. Aus seiner langjährigen Erfahrung als Paartherapeut kennt Ulrich Clement die Situation und das Gefühlschaos der Beteiligten, den Schmerz, aber auch den Zauber der heimlichen Liebe, das Hin- und Hergerissensein zwischen Schuldgefühlen und Leidenschaft. Viele Beziehungen scheitern daran, andere werden gerade durch einen Seitensprung gerettet. In seinem neuen Buch zeigt Clement, wie Paare mit One-Night-Stands, Affären oder sogar mit offenen Beziehungen entspannter umgehen können. Ein Plädoyer für eine Form der Partnerschaft, in der sexuelle Treue nicht mehr im Mittelpunkt steht.

Ulrich Clement ist einer der führenden deutschen und international renommierten Paar- und Sexualtherapeuten. Er ist Profesor für medizinische Psychologie in Heidelberg und arbeitet als Dozent, Coach und Psychotherapeut.
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Einführung


Sexuelle Untreue ist universell. Sie kommt in allen Kulturen vor. Und sie ist so alt wie die Menschheit. Aber sie ist ein heikles Erbe. Sie wird in fast allen Gesellschaften sanktioniert, in vielen sogar mit drastischen Konsequenzen für die Übertreter des Verbots. Dennoch: Trotz des Risikos und der hohen Kosten für die Beteiligten lebt die sexuelle Untreue weiter.

Man mag sie verfluchen oder augenzwinkernd bejahen, mag sie als notwendiges Übel in Kauf nehmen oder als zwischenmenschliches Verbrechen verurteilen – alle diese Bewertungen schaffen die Untreue nicht ab. Sie ist in der Welt. Da wird sie aller Voraussicht nach auch bleiben. Wir müssen mit ihr leben. Und wir können auch mit ihr leben.

In diesem Buch geht es um die Frage, wie wir das auf respektvolle und vernünftige Weise tun können, als aufgeklärte Menschen des 21. Jahrhunderts. Als die Untreuen oder als diejenigen, denen Untreue widerfährt. Ohne zu schnell moralisch zu werden und schuldige Täter und unschuldige Opfer dingfest zu machen.

Dieses Buch ist keine Empfehlung, fremdzugehen und sich auf Seitensprünge einzulassen. Sondern ein Plädoyer, sie mit Anstand, Würde und Stil zu leben. Das gilt für alle Beteiligten einer Dreiecksgeschichte, die untreuen Partner, die betrogenen Partner und für die Geliebten. Nur wenn alle drei Perspektiven berücksichtigt werden, lässt sich eine alltagstaugliche Haltung entwickeln, mit der man leben kann. Das geht nicht von selbst. Aber es geht.

Wer es sich leicht machen will, schlägt sich parteiisch auf eine Seite und will von der andern nichts wissen. So lässt sich scheinbar leicht Klarheit herstellen, indem man entweder nur empört oder nur lustig aufgelegt ist.

Die empörte Position sieht Untreue vor allem aus der Opferperspektive. Ihr zufolge führt die Affäre fast unvermeidlich zu einer Beziehungskatastrophe, die einen kaum reparablen Riss in der Partnerschaft erzeugt. Ein Trauma, dessen Wunden nur schwer verheilen. Auf dieser Position gerät zwar die emotionale Welt in Unordnung, die moralische bleibt dafür umso stabiler: Der Kränker, der Täter, der Fremdgeher hat aus Lust und Laune oder auch aus Unbedachtsamkeit etwas angerichtet, worunter ein anderer leidet. Gut und Böse finden sich in dieser Position ganz übersichtlich getrennt. Die Empörung gilt dem Untreue-Täter. Und alles Mitgefühl dem Betrogenen, der – wie ein richtiges Opfer – im Wesentlichen unschuldig ist. Empörung, ein selbstgerechter Affekt, verurteilt schnell und von Herzen. Sie verurteilt die Verführung, die Sehnsucht, den selbstvergessenen Rausch.

Auf der anderen Seite die hedonistische Position. Sie bewertet die Affäre primär aus dem Blickwinkel des untreuen Partners. Aus seiner Sicht und seinen Intentionen entsprechend werden Tipps überlegt, wie er mit ein paar Tricks fröhlich über die Runden kommt, ohne erwischt zu werden. Diese Position proklamiert das ungestörte Vergnügen, das so lange ungestört bleibt, wie der betrogene Partner nichts weiß und der begehrte Affärenpartner das heimliche Arrangement nicht in Frage stellt. Der Genuss steht hier über der Moral, die leichten Herzens relativiert wird. Die Position des Betrogenen wird vor allem taktisch berücksichtigt. Und es gibt zu ihr nur eine Haltung: Sieh zu, dass es nicht rauskommt!

Beide Positionen zeichnen sich durch ihre halbblinde und ungerechte Parteilichkeit aus. Sie bedienen ein Bedürfnis nach Eindeutigkeit, das gerade in emotional aufgewühlten Verhältnissen und angesichts widersprüchlicher, heftiger Gefühle schnell entsteht. Die Angebote scheinen wohlfeil: Entweder – Oder. Entweder schwarz oder weiß. Entweder moralische Entrüstung und nur die – oder unreflektierter Spaß und nur der. So bieten sie eine vermeintlich einfache Ordnung an.

Die Herausforderung besteht aber darin, sich in einem emotionalen Spannungsfeld zu bewegen, in dem sich nur schwer balancieren lässt: zwischen dem Schmerz der Kränkung und der Faszination der Verführung. Beides gehört zusammen. Eines ist ohne das andere nicht zu haben. Auch der gekränkte Partner ist verführbar. Und der Verführte ist kränkbar.

Dieses Buch ist kein einfacher Ratgeber. Schön wär’s, wenn man mit ein paar Tipps gut über kritische Situationen hinwegkäme nach dem Motto: »Fremdgehen – leicht gemacht«. Oder »Betrogen worden? – halb so wild«. Doch es ist nicht leicht gemacht, und es ist ganz wild!

Beim Thema der Untreue stehen unsere zivilen und demokratischen Werte in einem dramatischen Kampf mit unserem biologischen Erbe. Wir wollen Gleichheit, Fairness, Transparenz, Gegenseitigkeit. Und wir wollen Konflikte friedlich lösen, gerade die, die weh tun. Aber wir reagieren auch mit archaischen Affekten, die hunderttausend Jahre alt sind. Aufklärung gegen Stammhirn. Das sind keine kleinen Kaliber.

Als Paartherapeut habe ich viel mit Paaren zu tun, die sich mit vergangenen oder aktuellen Affären herumschlagen. Die nicht damit fertig werden, dass ein Partner sich zu einem andern Menschen hingezogen fühlt und dort etwas findet und lebt, das ihm in seiner Ehe fehlt. Oder die sich in endlosen Diskussionen damit quälen, wie verlorenes Vertrauen wiederhergestellt werden kann. Die sich fragen, ob der Bruch in der Beziehung gekittet werden kann – oder ob eine gekittete Beziehung ohnehin keine richtige Beziehung mehr ist.

Außerdem habe ich viele Gespräche mit Geliebten, Liebhabern, Betrogenen und Betrügern geführt, die auf Wege und Lösungen gekommen sind, sich im Gewirr von Betrug und Faszination, von Lüge und Geständniszwang, von Kränkung und Wut, von Einsamkeit und Hochgefühl zurechtzufinden.

Ich habe sie nicht nur über ihre Erfahrungen und Gefühle befragt, sondern auch über ihre Moral, ihre List, ihre Lösungsversuche.

Mythen, Scheinwahrheiten und anderer Unfug über Untreue


Bei der Beschäftigung mit der sexuellen Untreue begegnen einem viele Mythen und Scheinwahrheiten, wie Untreue richtig zu verstehen sei. Solche Mythen haben eine wichtige Funktion: Sie vereinfachen ein komplexes Geschehen und bieten Schubladen an, in die man die eigenen Erlebnisse oder die anderer Menschen hineinpacken kann. Wer den einfachen Blick auf Affären und Seitensprünge liebt, wer schnelle Bewertungen sucht, wer zwiespältige Gefühle vermeiden will – bitte sehr! – der wird sie finden. Das Verflixte an den Scheingewissheiten ist denn auch: Oft ist ihnen ein Körnchen Wahrheit nicht abzusprechen. Aber wenn das Körnchen zum großen Ganzen verallgemeinert wird, kommt ein krummes und falsches Bild heraus. Sehen wir uns ein paar dieser Mythen an.

Mythos 1: Affären sind immer ein Beweis dafür, dass in der Beziehung etwas nicht stimmt

Das ist der beliebteste und verbreitetste Mythos über Untreue. Ihm zufolge ist man in einer glücklichen Beziehung von selber treu und wenn nicht, ist das Beweis dafür, dass da wirklich etwas faul sein muss, auch wenn es vielleicht beide noch nicht gemerkt haben.

Richtig ist: Mancher flieht aus einer unbefriedigenden Ehe in die Arme eines verständnisvollen leidenschaftlichen Partners. Die Verbindung ist ausgereizt, die Partner haben sich nichts mehr zu sagen. Das lässt die Bereitschaft wachsen, Gelegenheiten zu suchen und sich für Neues zu öffnen. Vielleicht nicht nur Gelegenheiten, sondern bessere Alternativen. So manche Affäre stellt sich später als das Vorspiel zur nächsten Ehe heraus.

»Eine schwierige Partnerschaft« ist als Begründung immer schnell bei der Hand. Aber es gibt alle möglichen anderen Motive zum Fremdgehen. Die Unzufriedenheit mit dem Partner ist nur eines davon. Übermut, Sehnsucht, Neugier, Geilheit, Spieltrieb, Bestätigungsbedürfnis, Langeweile sind nur der Beginn einer langen Liste.

Mythos 2: Eine gelegentliche Affäre tut einer langweiligen Ehe gut

Das kann sein. Es erfordert aber von den beiden Partnern ein hohes Maß an Konfliktbereitschaft und partnerschaftlicher Weisheit, um die Wohltat einer Affäre zu erkennen. Der Haken an dieser These ist, dass man erst im Nachhinein weiß, ob es gut getan hat. Wer eine langweilige Ehe durch eine Affäre lebendig machen will, geht ein saftiges Risiko ein.

Langeweile ist berechenbar. Aber wenn eine Affäre bekannt wird, gestaltet sich die dadurch entstehende Kurzweil nicht unbedingt so heiter, wie sich der untreue Partner die Alternative zur langweiligen Ehe vorgestellt hat. Eine Affäre ist ein Spiel mit dem Feuer. Ob die Flamme gleich erlischt, ob sie belebende Wärme ausstrahlt oder sich zum zerstörenden Flächenbrand ausweitet, weiß man am Anfang nicht, wenn man zündelt.

Mythos 3: Männer sind von Natur aus untreu

Das ist zumindest eine beliebte Erklärung untreuer Männer. Sie wollen die Natur auf ihrer Seite haben und schätzen die Rechtfertigung, dass nicht sie selbst sich entschieden haben, sondern eine dunkle genetische Disposition sie in den fremden Schoß getrieben hat.

Dabei sind die biologischen Theorien gar nicht so einseitig. Zum einen sind auch Frauen »von Natur aus« untreu, wenn sie bessere Alternativen in Aussicht haben. Dieses Argument übersieht leicht, mit wem die untreuen Männer untreu sind. Mit Frauen. Meistens jedenfalls.

Zum andern sind Männer – entgegen anderslautenden Gerüchten – nicht alle gleich. Die Spezies kennt promiske und treue Exemplare. »Die Natur« ist kein Freibrief, der uns von jeder Verantwortung entbindet.

Mythos 4: Untreue beweist, dass der untreue Partner weniger liebt als der Betrogene

Das kann so sein. Wer weniger zu verlieren hat, kann eher das Risiko der Untreue eingehen.

Es kann sich aber genauso...


Clement, Ulrich
Ulrich Clement ist einer der führenden deutschen und international renommierten Paar- und Sexualtherapeuten. Er ist Profesor für medizinische Psychologie in Heidelberg und arbeitet als Dozent, Coach und Psychotherapeut.



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