E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
Clement Guter Sex trotz Liebe
11001. Auflage 2011
ISBN: 978-3-8437-0173-0
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wege aus der verkehrsberuhigten Zone
E-Book, Deutsch, 272 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
ISBN: 978-3-8437-0173-0
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ulrich Clement ist einer der führenden deutschen und international renommierten Paar- und Sexualtherapeuten. Er ist Profesor für medizinische Psychologie in Heidelberg und arbeitet als Dozent, Coach und Psychotherapeut.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Für wen ist dieses Buch?
Am Anfang einer Liebesbeziehung träumen alle Paare davon: Die Tage und Nächte voller Verliebtheit, die Innigkeit und Leidenschaft mögen ewig so weitergehen. Immer. Ohne Ende.
Aber das Träumen hilft nicht. Die Leidenschaft kommt in die Jahre. Das anfängliche Feuer glimmt nur noch. Irgendwann ist die Glut unter der Asche des Alltags fast nicht mehr zu sehen. Und dann spielt Sex kaum noch eine Rolle. Das erotische Begehren ist auf der Strecke geblieben. Als Paar verstehen sich beide gut. Sie lieben sich weiter. Aber das scheint sich nicht bis zum gemeinsamen Sexualleben durchzusprechen. Sexuelle Unzufriedenheit macht sich breit. Beide sind gefangen im Trott der ganz normalen sexuellen Langeweile. Viele Paare erschrecken über eine solche Erkenntnis. Sie sind mit anderen Erwartungen in diese Liebesbeziehung gestartet: Die Lust sollte Ausdruck der Liebe und auch nach vielen Jahren noch groß und schön sein.
Das Begehren wieder aufleben lassen
Stellen Paare fest, dass der erotische Pegel deutlich gesunken ist und sich die anfängliche Begeisterung verflüchtigt hat, wirft das Fragen auf:
Holen wir das Begehren zurück in die Beziehung und wenn ja, wie geht das?
Suchen beide Lust außerhalb der Beziehung?
Bleiben beide in der Beziehung und verabschieden aber die Lust?
Oder verlieben sie sich neu? Suchen die beiden einen frischen Kick? Entfachen sie neues Begehren?
Oder auch: Wie stehen die Chancen, sich in den alten Partner neu zu verlieben?
Wer das Begehren wieder aufleben lassen will, muss einen Neustart wagen. Er oder sie muss sich anders verhalten als in der Zeit, in der sich der Sex weggeschlichen hat. Gleichwohl: Unter der Asche des verloschenen Feuers in den eigenen vier Wänden glimmt noch das Begehren. Häufig ist es ein Seitensprung, der klar macht, dass die erotischen Gefühle nicht abhanden gekommen sind, sondern sich woanders hin bewegt haben.
An dieser Stelle stellen sich weitere Fragen:
Ist es nicht sowieso der Lauf der Dinge, dass die Sexualität zwischen Liebenden mit den Jahren abnimmt?
Wie wichtig ist ihnen der Sex?
Lohnt es sich, für das erotische Begehren zu kämpfen und sich dafür zu verändern?
Kann man Erotik überhaupt beeinflussen?
Kühlt die erotische Beziehung nicht natürlicherweise aus?
Natürlich? Hier ist ein Bild hilfreich: die Schwerkraft. Sie ist auch natürlich – Gegenstände fallen durch die Gravitation nach unten. Es sei denn, man aktiviert Gegenkräfte. Man kann Dinge wieder aufheben, man kann sie bewegen, kann mit ihnen jonglieren und, wenn es drauf ankommt, sogar zum Mond schießen. Ähnlich ist es bei der Erotik: Wir können sie zu Boden fallen lassen. Und dann liegt sie da. Es trifft also zu: Wenn wir nichts tun, wird Erotik von selbst schlechter. Oder wir heben sie auf, sehen sie uns neu an. Und wenn wir wollen, können wir jonglieren. Wenn wir wollen …
Den Teufelskreis der Unlust durchbrechen
Genau darum geht es in diesem Buch. Es zeigt Ihnen Möglichkeiten auf, das erotische Begehren neu zu entfachen und das vermeintliche Schicksal nicht einfach hinzunehmen. Sich zu lieben und dabei das erotisches Feuer ausgehen zu lassen, ist eine Entscheidung des Paares und keine natürliche oder zwangsläufige Entwicklung in einer Beziehung.
Die langjährige praktische Arbeit als Paartherapeut mit sexuell unzufriedenen Paaren hat mir gezeigt, dass es möglich ist, den Teufelskreis der Unlust zu durchbrechen: Er hat keine Lust, weil sie nicht so Lust hat wie er, weil er nicht so Lust hat wie sie … Es geht: Auch nach vielen Jahren gemeinsamen Lebens können Paare wieder richtig neugierig aufeinander werden und ihre Beziehung neu entdecken.
Ein paar der Gründe, warum der erotische Traum unerfüllt bleibt, sind offensichtlich: Alltagsstress und Alltagssorgen, die Kinder, der Beruf, die gesellschaftlichen Verpflichtungen. Davon wird hier nur am Rand die Rede sein. Denn eine weitaus wichtigere Rolle als diese wenig geheimnisvollen Gründe spielt ein zentraler Widerspruch. Und der macht die Musik aller erotischen Beziehungen aus.
Der große Unterschied
Ehe Paare Partner werden, sind sie sexuelle Individuen. Wenn wir uns als Liebespartner begegnen, treffen wir mit verschiedenen sexuellen Profilen aufeinander. Wir bringen unsere Vorlieben, Erwartungen, Befürchtungen und Erfahrungen mit. Dieser Unterschied spielt am Anfang meist kaum eine Rolle, weil der Taumel der Verliebtheit alles Trennende verwischt. Da sind wir nur Liebende, keine abgegrenzten Individuen. Aber wenn wir länger zusammen sind, meldet sich das individuelle Profil zurück. Nach einer Weile des Zusammenlebens stellen wir dann oft fest, wie verschieden wir sind. Manches passt, manches ist auch unwichtig, aber manches passt auch gar nicht. Früher oder später sehen wir uns dann einem widersprüchlichen Phänomen gegenüber: Wir lernen uns immer besser kennen und auch lieben, aber sexuell entfernen wir uns immer weiter voneinander.
In den folgenden Kapiteln finden Sie bewährte Vorschläge, wie sich dieser Widerspruch nutzen lässt. Ich werde Ihnen Anregungen geben, wie Sie den Liebes- und Beziehungsfallen entkommen können, die einem befriedigenden erotischen Leben im Weg stehen. Um diese Ideen zu illustrieren, berichte ich auch von Paaren aus meiner Praxis, die sich an mich gewandt haben, weil das sexuelle Unglück die Beziehung zu bedrohen begann. Auf manche Geschichten komme ich öfter zurück, manche tauchen hingegen nur einmal auf.
Liebes-Coach Sam
Begleitet und ergänzt werden die Paargeschichten von Sam. Als »guter Geist der Erotik« macht sie Ihnen anschaulich, welche Möglichkeiten Sie haben, sich als Paar aus den Fesseln der sexuellen Langeweile zu befreien. Sam steht mit Rat und Tat zur Seite, erklärt, erläutert und weist Wege aus der Sackgasse. Als guter Geist unterstützt Sam Sie auf der Entdeckungsreise zu einer besseren Erotik. Dabei kommentiert Sam meine Vorschläge. Sam ist manchmal vorlaut und frech, manchmal skeptisch, manchmal gibt sie Tipps. Und Sam hilft Ihnen, gelegentlich innezuhalten und sich selbst die richtigen Fragen zu stellen. In diesem Buch ist Sam dafür da, den Unterschied zu machen. Sam versteht sich als erotische Kommunikationsberaterin. Denn Kommunikation umfasst weit mehr, als nur miteinander zu sprechen.
Sam erklärt: Als Liebes-Coach schätze ich die direkte Sprache! |
Vielmehr geht es um solche Fragen:
Wie bringe ich meinen Partner dazu, überhaupt erst einmal mit mir ins Gespräch zu kommen?
Wie lade ich erfolgreich zum erotischen Austausch ein?
Wie gelingt es uns, einander unsere sexuellen Fantasien zu offenbaren, selbst wenn das den anderen bedrohen könnte?
Welche Vereinbarungen können wir treffen, um uns langsam anzunähern, ohne den anderen gleich zu überfordern?
Wie können wir unsere Unterschiede positiv für unser Sexualleben nutzen?
Das Spiel mit den erotischen Unterschieden
Mit der Betonung der Unterschiede verlasse ich die Sichtweise der gängigen Sexualratgeber, die auf die Gemeinsamkeit der partnerschaftlichen Sexualität ausgerichtet sind. Mein Ansatz betont stattdessen das Spiel mit den erotischen Unterschieden: Wie können wir mit unseren Unterschieden spielen? Wie können wir diese Unterschiede nutzen? Welchen Unterschied macht eigentlich der Unterschied?
Ich verabschiede mich zudem von der traditionellen Sicht auf sexuelle Probleme. Danach beruhen sexuelle Schwierigkeiten wie Lustlosigkeit oder Erektionsstörungen auf einem Mangel, einem Nicht-Können. Demgegenüber betone ich die Perspektive des Wollens: Wer in langjährigen Beziehungen Sexualität leben möchte, muss eine erotische Kultur entwickeln, in deren Mittelpunkt das Wollen, nicht das Können steht: Wie will ich? Wie willst du? Wie wollen wir gemeinsam?
Die Sexualität des Begehrens
Mit meinem Entwurf einer »Sexualität des Begehrens« lade ich die Partner dazu ein, das eigene sexuelle Profil, die eigenen Wünsche und Sehnsüchte wieder in den Mittelpunkt zu rücken. Ich verzichte darauf, jemandem Defizite und Mängel zu unterstellen, die bisher dazu geführt haben könnten, sexuell unglücklich zu sein. Ich stelle nicht die sexuelle Funktion in den Mittelpunkt und die Frage, ob es sexuell »klappt« oder nicht. Technik interessiert in einer »Sexualität des Begehrens« zunächst nicht. Gekonntes Streicheln, ein verbessertes Vorspiel oder ein verzögerter Orgasmus sind hilfreich, garantieren aber keine sexuelle Lust, wenn sie nur technisch vollzogen werden. Stattdessen will ich zeigen, wie sich die Möglichkeiten der erotischen Kommunikation nutzen lassen, um die Entwicklung der erotischen Paarkultur zu beflügeln. Dafür richte ich den Blick bevorzugt auf die erotischen Unterschiede. Erst sie machen den Reiz unserer erotischen Gemeinsamkeit aus.
Ich möchte all jene erreichen, die nach den ersten leidenschaftlichen...