Clemens | Tod am Wasserturm | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 269 Seiten

Clemens Tod am Wasserturm

Ein historischer Kriminalroman
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-384-21628-1
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein historischer Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 269 Seiten

ISBN: 978-3-384-21628-1
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In der Frühzeit der Weimarer Republik klärt die Kriminalpolizei in Geesthacht eine mysteriöse Mordserie auf. Mai 1920: Oberwachtmeister Heinrich Schilde aus Geesthacht und seine Kollegen von der preußischen Kriminalpolizei stehen vor einem Rätsel, als sie früh am Morgen zur Dynamit AG in Krümmel gerufen werden. Dort hängt, mit einem Seil verschnürt, eine brutal zugerichtete Leiche hoch oben am Wasserturm. Welcher Mörder macht sich die Mühe, sein Opfer derartig aufwändig in Szene zu setzen?

Seit 15 Jahren widmet sich Thomas Clemens in seiner Freizeit der Schriftstellerei. Zunächst entstanden zwei historische Romane mit regionalem Bezug zu seiner Heimatstadt Geesthacht. Mit dem dritten Buch 'Die Rungholt-Akte', einem interessanten Genremix, der in den 1980ern in Norddeutschland spielt, erreichte er einen größeren Leserkreis. Schreiben bedeutet für Thomas Clemens Eintauchen in die Vergangenheit - aber nicht, weil er rückwärtsgewandt ist. Ihn interessiert vielmehr, wie Menschen in verschiedenen Epochen des vergangenen Jahrhunderts ihre jeweilige Zeit und die damit verbundenen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen und Umbrüche erlebt haben. Dabei verknüpft der Autor sein historisches Wissen einfühlsam mit fiktiven Elementen. Akribische Recherche ist die Voraussetzung für ein stimmiges Zeit- und Lokalkolorit. Der neue Roman 'Das Band, das uns trennt' knüpft an den ebenfalls im Tredition-Verlag erschienenen Titel 'Abgesprungen' an. Mit beiden Büchern nimmt der Autor seine Leserschaft mit auf eine spannende Reise durch die 20er bis 60er Jahre des letzten Jahrhunderts und lässt sie teilhaben an einer ebenso bewegten wie tragischen Familiengeschichte. Thomas Clemens, Jahrgang 1961, arbeitet als Ingenieur und lebt mit seiner Familie im südlichen Schleswig-Holstein.

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Geesthacht, 40 Minuten später
„Heinrich, wach auf!“ Oberwachtmeister Heinrich Schilde erwacht unsanft aus seinem Traum. Elfriede, seine Frau, rüttelt an seiner Schulter. „Heinrich, es läutet schon zum wiederholten Mal, Schutzpolizist Peters steht vor der Tür!“ „Was will der denn, so früh am Morgen“, knurrt Schilde. Er wälzt sich aus dem Bett und tappt im Nachtgewand an die Haustür. „Was ist denn los, Peters? Aufstand? Revolution, mal wieder?“, schimpft er. „Nee, die Dynamitfabrik in Krümmel hett anropen. Se hett inne Fabrik `n Toten entdeckt.“ „Wir sind in Krümmel doch gar nicht zuständig, Peters!“ „Weet ick doch, aber die Kollegen in Gülzow hett se nich erreicht.“ „Ist ja schon gut, ich komme gleich in die Wache.“ Schilde schließt die Haustür vor Peters Nase. „Was ist passiert, Heinrich?“, will seine Frau wissen. „In Krümmel haben sie einen Toten, muss mich da wohl mal drum kümmern“, knurrt er, während er eilig die blassgrüne Uniform anlegt und in blitzblank gewienerte Stiefel steigt. Elfriede schlägt erschrocken die Hand vor den Mund. „Wie schrecklich! Aber da bist du doch gar nicht zuständig.“ „Weiß ich doch. Muss erstmal los. Außerdem leite ich hier die Polizeiwache, weißt du doch.“ „Und wie kommst du da denn jetzt hin?“ „Mit dem Dienstfahrrad, wie denn sonst?“, knurrt Schilde. Vor der Spiegelkommode überprüft er Tschako und Koppel auf korrekten Sitz und zwirbelt seinen Schnurrbart, bevor er eilig das Haus verlässt. „Soll ich dir noch schnell ein Brot mit Griebenschmalz machen?“, ruft seine Frau hinter ihm her. „Nee, keine Zeit.“ Schilde läuft über den Marktplatz zum alten Pastorat, welches die Gemeinde wenige Jahre zuvor von der Kirche übernommen hat. Jetzt befindet sich in dem schmucken Reetdachhaus das Polizeirevier und Teile der Gemeindeverwaltung. In der Wachstube hebt er sofort den Telefonhörer ans Ohr und dreht die Kurbel. „Polizeiwache Geesthacht, leitender Oberwachtmeister Schilde!“, brüllt er in den Hörer, als sich die Vermittlung meldet. „Ich brauche eine Verbindung zur Dynamit-Aktien- Gesellschaft in Krümmel!“ Als die Verbindung steht, fragt er: „Haben Sie uns wegen einer toten Person auf Ihrem Werksgelände angerufen?“ Er hört einen Augenblick zu, was am anderen Ende der Leitung gesprochen wird. „Mal langsam! Wo hängt ein Toter? Am Wasserturm? Hat er sich aufgeknüpft? Eingeschlagener Schädel? In Krümmel bin ich eigentlich nicht zuständig.“ Kurz darauf nimmt er stramme Haltung an und schnarrt zackig in den Hörer: „Jawohl, Herr Direktor! Mache mich umgehend auf den Weg.“ Er knallt den Hörer auf den Apparat. „Peters, Sie halten hier zusammen mit Pehmöller die Stellung! Ich muss dringend nach Krümmel.“ Der Herr Fabrikdirektor persönlich, so so! denkt Schilde und fühlt sich auf einmal sehr wichtig. Kurz darauf schwingt Oberwachtmeister Schilde sich auf sein Schlachtross, ein robustes Dürkopp Armeefahrrad. Er kommt aber nur wenige Meter weit. Der Reifen ist platt. „Verdammt, ich hatte Peters ausdrücklich befohlen, den Reifen zu flicken! Wenn man nicht alles selbst macht“, schimpft er und lehnt das Rad an die Hauswand. Eilig überquert er die Bergedorfer Straße und marschiert die Elbstraße hinab. Schilde war als junger Polizist einige Jahre bei der berittenen Polizei gewesen, weshalb ihm ein echtes Pferd ohnehin lieber wäre, als das eiserne Schlachtross. Wenige Hundert Meter entfernt, am Bahnhof Sandstraße, betätigt Gustav Lohmann das Presslufthorn seiner Akku-Lokomotive. Seit Ende des Krieges wurde das kurze Teilstück von Geesthacht zur Dynamit-Aktien-Gesellschaft von der Fabrik in Krümmel mit einer werkseigenen Lokomotive betrieben, weil die Bergedorf-Geesthachter Eisenbahngesellschaft den Streckenabschnitt wegen Kohlenmangels nicht mehr rentabel betreiben konnte. Nur Fabrikangehörige und ihre Familien durfte die Werksbahn befördern. Auch heute besteht der Zug aus nur drei Waggons, die komplett mit Fabrikarbeitern besetzt sind. Seit per Gesetz der Achtstunden-Tag eingeführt wurde, beginnt die Schicht erst um sieben Uhr. Mit dem typischen Surren setzt sich der Zug in Bewegung und rumpelt am Gelände der Hartsteinwerke entlang. Der Zug gewinnt langsam an Fahrt, bevor Lohmann vor dem Überqueren der Elbstraße erneut das schrille Signalhorn betätigt. Dann sieht er den Uniformierten mitten auf den Gleisen stehen. Mit erhobener Hand signalisiert der, den Zug anzuhalten. „Wo gibt’s denn sowas?“, schimpft Lohmann.“ In Anbetracht einer Polizeiuniform zieht der Lokführer es jedoch vor, den Zug zu stoppen. Mit quietschenden Bremsen kommt er kurz vor dem Polizisten zum Stehen. Lohmann steckt den Kopf aus dem Seitenfenster der Lok und schimpft: „Ich hoffe, es gibt triftige Gründe, einen Zug der Dynamit-AG auf freier Strecke anzuhalten.“ „Die gibt es. Notfall! Muss dringend nach Krümmel!“, klärt Schilde ihn im amtlich strengen Tonfall auf und macht Anstalten, die Lokomotive zu besteigen. „Aber nach hinten in den Waggon, wenn ich bitten darf, Herr Wachtmeister!“ „Oberwachtmeister!“, weist Schilde ihn zurecht. „Mir egal, auf meinem Führerstand hat nicht einmal der Polizeipräsident etwas zu suchen. Eigentlich dürfen wir nur Betriebsangehörige befördern!“ Schilde steigt mürrisch auf den Perron des ersten Waggons. Einige hundert Meter weiter, der Zug hatte gerade wieder einigermaßen Fahrt aufgenommen, traut Lohmann seinen Augen kaum. Er betätigt erneut das Drucklufthorn und dann die Bremse. „Das gibt’s doch wohl nicht! Was ist heute bloß los?“ Mitten auf den Schienen liegt eine Person. Er steigt von der Lok und stapft auf den Eisenbahnschwellen entlang. „Heh, du kannst hier nicht auf den Schienen pennen!“ Er stößt dem Mann mit seiner Schuhspitze gegen die Schulter. Der Mann bewegt sich und stöhnt. Lohmann hilft ihm auf und sieht eine üble Platzwunde an dessen Kopf. Oberwachtmeister Schilde und der Schaffner laufen ihnen vom Zug her entgegen. Die übrigen Fahrgäste sehen aus den Fenstern. „Was ist passiert?“ „Der Kerl lag mitten auf den Schienen. Verletzt ist er auch noch“, erklärt der Lokführer überflüssigerweise, denn das Gesicht des Mannes ist bedeckt mit verkrustetem Blut. „Sie kommen erstmal mit in den Zug“, befiehlt Schilde und hilft dem Verletzten beim Erklimmen der Treppe am Perron, obwohl der Schaffner protestiert, dass das gegen die Beförderungsbestimmungen der Werkseisenbahn verstößt. Schilde beachtet ihn nicht. Der Mann riecht nach Schnaps, scheint noch ziemlich was intus zu haben. „Wer sind Sie? Können Sie sich ausweisen?“, fragt er im energischen Tonfall, als der Zug weiterfährt. Der Verletzte stöhnt nur, scheint noch gar nicht ganz bei sich zu sein. „Den kenne ich. Das ist Paul Hartung, bin mit ihm zusammen zur Schule gegangen“, ruft einer der Arbeiter, „der war bei der Kaiserlichen Marine. Ist erst seit kurzem wieder in Geesthacht.“ Schilde trägt den Namen in sein Notizbuch ein. „Wohnhaft?“ „Bei der Glasfabrik“, stöhnt Hartung und hält sich den verletzten Schädel. „Wo wollten Sie eigentlich hin?“ „Nach Hause.“ „Und wo haben Sie sich die Verletzung geholt? Sieht ja fürchterlich aus.“ „Weiß nicht“, antwortet Hartung gequält. „Na, das werden wir schon noch herauskriegen. Wenn Sie wieder nüchtern sind und ihre Wunde verarztet ist, melden Sie sich auf dem Polizeirevier, verstanden?“ Hartung nickt. Schilde sinniert über seine Rolle nach, falls es sich bei dem Toten in Krümmel tatsächlich um ein Mordopfer handelt. Seit einiger Zeit bezeichnete man die Polizeiwache im alten Pastorat als Kriminalpolizei. Der nächste echte Kriminalpolizist hatte sein Büro allerdings in Bergedorf und die Mordkommission residierte an der Stadthausbrücke in der Hamburger Innenstadt. Mit Kriminalfällen hat Schilde allerdings dauernd zu tun, Diebstahl, Raub, Schlägereien, Aufruhr, die Sitten verfielen nach dem verlorenen Krieg – aber ein Mord? Endlich hält der Zug mit quietschenden Bremsen am Krümmler Bahnhof. Energisch stapft Heinrich Schilde über den Nobelplatz, vorbei an Beamtenwohnhäusern auf das Werkstor der Dynamit-Aktien-Gesellschaft zu. Sein Blick fällt auf eine stattliche Villa innerhalb des Werkszaunes gelegen, vermutlich das Wohnhaus des Direktors, denkt er. Er selbst war noch nie auf dem Fabrikgelände gewesen. Ein Mann in der Uniform der Wachmannschaft steht am Werkszaun neben einer Blechtafel mit der Aufschrift: Unbefugtes Betreten des Fabrikgeländes bei Strafe streng verboten, der Direktor. „Guten Morgen, Sie sind von der Kriminalpolizei?“, fragt der Wachmann mit abschätzigem Blick auf Schildes blassgrüne Uniform. „Oberwachtmeister Schilde aus Geesthacht. Das muss fürs Erste reichen. Und wer sind Sie?“ „Wilhelm Meinecke, ich führe die Wachmannschaft der Fabrik. „Haben Sie die Kollegen in Gülzow inzwischen erreicht?“ „Ja, die müssten in Kürze eintreffen.“ Ein Glück, denkt Schilde, wo ich hier eigentlich gar nicht zuständig bin. Wahrscheinlich überschreite ich gerade meine Kompetenzen. Andererseits kennt er die Kollegen der Landpolizei aus den umliegenden Orten ganz gut. Sie haben schon des Öfteren zusammengearbeitet. Verbrechen machen vor Kreis- und Ländergrenzen nicht halt. „Wo ist der Tote jetzt?“, fragt er Meinecke. „Hängt noch am Turm. Wir haben ihn erstmal nicht angerührt.“ Schilde nickt. Meinecke räuspert sich. „Zunächst, Herr Oberwachtmeister, falls Sie Zündhölzer oder ein Feuerzeug bei sich tragen, muss ich Sie bitten, diese beim Pförtner zu hinterlegen – Vorschrift!“ Schilde greift in seine Tasche, fördert Zündhölzer und...



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