Cleland / Verlag | Fanny Hill | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 80 Seiten

Cleland / Verlag Fanny Hill

Die Memoiren eines Freudenmädchens
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7386-3069-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Die Memoiren eines Freudenmädchens

E-Book, Deutsch, 80 Seiten

ISBN: 978-3-7386-3069-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



John Cleland schrieb dieses Buch im Londoner Schuldnergefängnis. Nach der Veröffentlichung des Buches brach ein breiter öffentlicher Aufruhr los; die anglikanische Kirche forderte 'die weitere Verbreitung dieses abscheulichen Buches zu beenden, das eine offene Beleidigung der Religion und guten Sitten ist'. Der Roman besteht aus zwei langen Briefen, in denen Fanny Hill, nun glückliche Ehefrau eines geliebten Gatten, einer Freundin rückblickend ihren Lebensweg schildert. Sie hebt dabei immer wieder hervor, dass sie alle erotischen Erlebnisse und Leiden nicht zur Erregung, sondern zum Lob der Tugend schildere, da nur eine Heirat aus Liebe Glück sowie wirkliche körperliche und geistige Erfüllung bedeute. Fanny schildert, wie sie als Waisenkind mit fünfzehn Jahren nach London kommt, wo sie von einer Kupplerin aufgenommen wird, die Fanny zur Prostituierten machen will. Fanny wird allerdings von dem jungen Gentleman Karl aus dem Bordell gerettet und mit der wirklichen - körperlichen und seelischen - Liebe bekannt gemacht. Als Karl jedoch von seinem Vater in Geschäftsdingen nach Übersee entsandt wird, steht Fanny wieder alleine da und wird nun tatsächlich zur Prostituierten, um zu überleben. Vorübergehend kommt sie als Mätresse eines reichen Mannes unter, wird von diesem jedoch davongejagt, als er sie dabei ertappt, wie sie ihn mit seinem Laufburschen betrügt. Längere Zeit kommt sie im Etablissement einer Mrs. Cole unter, die ein als Putzmacherladen getarntes Edelbordell betreibt. Obwohl Fanny hier beträchtliche erotische Künste entwickelt, auf diese Weise zahlreiche, besonders ältere Kunden erfreut und auch selbst durchaus an ihrer Arbeit Gefallen findet, vergisst sie nie ihren geliebten Karl. Endlich hinterlässt ihr ein älterer Kunde und Junggeselle sein beträchtliches Vermögen sowie die Einsicht, dass geistige Genüsse noch höher einzustufen seien als körperliche. Karl heiratet nach seiner Rückkehr Fanny und sie kann das Bordell verlassen.

John Cleland (1709-1789) führte ein wechselhaftes Leben, so besuchte er die Westminster School nur für zwei Jahre. Von 1728 bis 1740 stand er im Dienst der Ostindien-Kompanie in Bombay, zunächst als Soldat, später als Verwaltungsangestellter. Es ist wahrscheinlich, dass sein bekanntestes Werk Fanny Hill teilweise schon zu dieser Zeit entstand. Im August 1741 kehrte John Cleland aus familiären Gründen nach London zurück, wo sein Vater kurz darauf am 21. September verstarb. Es folgte ein finanzieller Abstieg; aufgrund hoher Schulden wurde John Cleland am 23. Februar 1748 in das Londoner Newgate-Gefängnis gebracht. Cleland vollendete im Gefängnis seinen erotischen Roman Fanny Hill, Memoirs of a Woman of Pleasure. Teil 1 erschien am 21. November 1748, Teil 2 am 14. Februar 1749, so dass Cleland das Gefängnis am 6. März 1749 tatsächlich verlassen konnte. Wegen der Veröffentlichung von Fanny Hill musste er aber erneut vor Gericht erscheinen, wurde jedoch nicht verurteilt, sondern nur verwarnt und erhielt sogar, weil er seine finanzielle Notlage als Veröffentlichungsgrund glaubhaft machen konnte, eine Pension von 100 Pfund pro Jahr von Lord Granville.

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Fanny Hill


Die Memoiren eines Freudenmädchens
I. Brief 

Meine liebe Freundin! Um Dir einen Beweis zu geben, wie gern ich Dir gefällig bin, schreibe ich auf Deinen Wunsch diese Erinnerungen für Dich nieder. Und so peinlich die Aufgabe auch für mich ist, so betrachte ich es doch als meine Pflicht, Dir mit der grössten Aufrichtigkeit die wüsten Szenen eines ausschweifenden Lebens zu schildern, dem ich mich jetzt endlich glücklich entzogen habe, um das Glück zu gemessen, das Liebe Gesundheit und ein nettes Vermögen mir bieten. Du weisst ja übrigens, dass ich von Natur aus wirklich verdorben gewesen bin und dass ich selbst in den Stunden wildester Ausschweifung nie aufgehört habe, Betrachtungen über Sitten und Charakter der Männer anzustellen, Beobachtungen, die bei Personen meines Standes gewiss nicht eben häufig sind. Aber da ich jede unnütze Vorrede hasse, will ich Dich nicht lange mit Einleitungen langweilen und Dich nun darauf aufmerksam machen, dass ich alle meine Abenteuer mit derselben Freiheit erzählen werde, mit der sie begangen sind. Nur die Wahrheit soll meine Feder leiten, ohne Furcht vor den Gesetzen einer »Anständigkeit«, die für so intime Freundinnen, wie wir beide sind, nicht existiert. Ausserdem kennst Du ja selbst die Freuden der sinnlichen Liebe zu genau, als dass ihre Schilderungen Dich erschrecken könnten. Und Du weisst ferner, wie viele Leute von Geist und Geschmack, Nuditäten aus ihren Salons verbannen, um sie – mit Vergnügen in ihren Privatgemächern aufzuhängen. – Nun aber zu meiner Geschichte. Man nannte mich als Kind Francis Hill. Ich bin in einem Dörfchen bei Liverpool von armen Eltern geboren. Mein Vater, den Kränklichkeit an schweren Landarbeiten hinderte, gewann durch Garnmachen einen massigen Verdienst, den meine Mutter durch Halten einer kleinen Kinderschule im Dorfe nur wenig vermehrte. Sie hatten mehrere Kinder gehabt, von denen ich jedoch allein am Leben blieb. Meine Erziehung war bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr die denkbar einfachste. Lesen, stricken, kochen – das war alles was ich lernte. Was meinen Charakter angeht, so war sein Hauptmerkmal eine vollständige Reinheit und jene Furchtsamkeit unseres Geschlechtes, die wir gewöhnlich erst auf Kosten unserer Unschuld verlieren. Meine gute Mutter war immer mit ihrer Schule und unserem Haushalt so beschäftigt, dass ihr wenig Zeit blieb, mich zu unterrichten. Übrigens kannte sie selbst das Böse auf der Welt zu wenig, um uns darin Lehren erteilen zu können. Ich war eben in mein fünfzehntes Lebensjahr getreten, als meine teuren Eltern wenige Tage hintereinander an den Pocken starben. Durch ihr Ableben ward ich eine arme Waise ohne Hülfe und ohne Freunde; denn mein Vater, der in der Grafschaft Kent zu Hause war, hatte sich auf gutes Glück in meinem Geburtsort niedergelassen. Übrigens wurde auch ich von der ansteckenden Krankheit ergriffen, aber so leicht, dass nicht die geringste Spur sichtbar blieb. Ich gehe mit Stillschweigen über diesen herben Verlust hinweg. Die rasche Wandlungsfähigkeit der Jugend verwischte die traurigen Eindrücke dieser Zeit nur zu bald aus meinem Gedächtnis. Eine junge Frau mit Namen Esther Davis, die um diese Zeit nach London, wo sie in Diensten stand, zurückkehren musste, schlug mir vor, mich zu begleiten und versprach mir, mir nach besten Kräften beim Aufsuchen einer Stellung behilflich zu sein. Da niemand auf der Welt sich um meine Zukunft scherte, so nahm ich das Anerbieten dieses Weibes ohne Zögern an, entschlossen, mein Glück zu versuchen. Ich war entzückt von all den Wundern, die mir Esther Davis von London erzählte und brannte vor Begierde, ebenfalls die königliche Familie, das Mausoleum von Westminster, die Komödie, die Oper, kurz all die schönen Dinge, mit denen sie meine Neugierde reizte, zu sehen. Aber das Interessanteste an ihren Geschichten war, dass so viele arme Landmädchen, allein durch ihre gute Führung, reich und angesehen geworden waren; dass viele tugendhafte Dienstmädchen ihre Herren heirateten und dann Pferd und Wagen hielten; dass manche sogar Herzoginnen geworden seien – kurz, dass das Glück alles könne und wir eben so gut darauf bauen müssten, wie andere. Ermutigt durch so schöne Profezeiungen, machte ich eilends meine kleine Erbschaft zu Gelde. Der Erlös belief sich nach Abzug der Schulden und Begräbniskosten auf acht Guineen und siebzehn Shilling. Dann packte ich meine sehr bescheidene Garderobe in eine Hufschachtel und wir fuhren mit der Postkutsche ab. Meine Führerin diente mir während der Fahrt als Mutter und liess sich dafür ihr Billett von mir bezahlen. Überhaupt verfügte sie über meine Börse, wie über ihr Eigentum. Sobald wir angekommen waren, hielt mir Esther Davis, auf deren Hilfe ich so fest gerechnet hatte, folgende kurze Rede, die mich fast zu Stein erstarren liess: »Gott sei Dank, wir haben eine gute Fahrt gehabt. Ich gehe jetzt schnell nach Hause; suche du dir nur so rasch als möglich einen Dienst. Ich rate dir, in ein Mietbureau zu gehen. Wenn ich was höre, werde ichs dir mitteilen. Einstweilen wirst der gut tun, dir irgendwo ein Zimmer zu nehmen. Ich wünsche dir viel Glück und hoffe, dass du immer brav bleiben und deinen Eitern keine Schande machen wirst.« Nach diesen Ermahnungen grüsste sie kurz und ging einfach weg. Kaum war sie fort, als ich in bitterliche Tränen ausbrach. Das erleichterte mich etwas, konnte mich aber über mein Schicksal nicht beruhigen. Einer der Gasthauskellner machte mich noch verwirrter, indem er mich fragte ob ich etwas wünsche. Naiv antwortete ich »nein« und bat nur um eine Unterkunft für die Nacht. Die Wirtin erschien und sagte mir kühl, dass das Bett einen Shilling koste. Sobald ich Unterkunft hatte, schöpfte ich wieder etwas Mut und beschloss, gleich am nächsten Tage in das Mietbureau zu gehen, dessen Adresse mir Esther aufgeschrieben hatte. Die Ungeduld brachte mich schon früh aus den Federn. Ich legte eiligst meine schönsten Dorfkleider an, übergab der Wirtin mein kleines Paket und begab mich stracks in das Bureau. Eine alte Dame führte das Geschäft. Sie sass am Tisch vor einem riesigen Register, dass in alphabetischer Ordnung unzählige Adressen zu enthalten schien. Ich näherte mich der achtbaren Dame mit züchtig gesenkten Augen, wobei ich durch eine Menge Leute mich hindurchwinden musste, und machte ihr ein halbes Dutzend linkische Verbeugungen. Sie erteilte mir Audienz mit der ganzen Würde und dem Ernst eines Staatsministers und entschied nach einem prüfenden Blick und nachdem sie mir als Anzahlung einen Shilling abgenommen hatte, dass die Stellungen für Mädchen jetzt selten seien, dass ich offenbar für schwere Arbeit nicht zu brauchen sei, dass sie aber trotzdem nachsehen wolle, ob sich etwas für mich fände. Zunächst aber müsse sie erst einige andere Kundinnen abfertigen. Ich verfügte mich traurig nach hinten, fast verzweifelt über die Antwort der Alten. Trotzdem liess ich zur Zerstreuung die Augen umherschweifen und bemerkte eine dicke Dame von ungefähr 50 Jahren in gutbürgerlicher Kleidung, die mich anstierte, als wolle sie mich verschlingen. Ich war zuerst etwas betroffen, aber die liebe Eitelkeit liess mich bald diese Aufmerksamkeit zu meinen Gunsten auslegen und ich richtete mich daher so sehr als möglich auf, um recht vorteilhaft zu erscheinen. Endlich, nach einer nochmaligen genauen Prüfung, näherte sich mir die Dame und fragte mich, ob ich einen Dienst suchte. Ich machte eine tiefe Verbeugung und antwortete »ja«. »Hm ...«, sagte sie, »ich suche ein Mädchen und glaube, dass Sie etwas für mich sind ... Ihr Gesicht bedarf keiner weiteren Empfehlung ... Jedenfalls, liebes Kind, sehen Sie sich vor ... London ist eine sündhafte Stadt ... Folgen Sie meinem Rat und meiden Sie schlechte Gesellschaft ...« In diesem Tone fuhr sie noch eine gute Weile fort und ich war glücklich, eine anscheinend so ehrenwerte Herrin gefunden zu haben. Währenddessen lächelte mir die alte Vermittlerin so bedeutsam zu, dass ich törichterweise überzeugt war, sie gratuliere mir zu meinem Glück, während ich später erfuhr, dass die beiden Hexen alte Vertraute waren und Madame Brown, meine neue Herrin, ihren »Vorrat« oft aus diesem »Magazin« ergänzte. Die letztere war so zufrieden mit mir, dass sie aus Angst, ich könnte ihr entwischen, mich sofort in einen Wagen packte, mein Gepäck aus dem Gasthaus abholte und dann gradeswegs mit mir in ihr Haus fuhr. Das Äussere der neuen Heimat, der Geschmack und die Sauberkeit der Möbel bestätigten noch die gute Meinung, die ich von meiner Stellung hatte. Ich zweifelte nicht, dass ich in einem ausserordentlich anständigen Hause sei. Sobald ich installiert war, sagte mir meine Herrin, dass es ihre Absicht sei, in familiäre Beziehungen zu mir zu treten. Sie habe mich weniger als Dienerin, denn als Gesellschafterin aufgenommen und werde mir eine wahre Mutter sein, wenn ich mich gut führe. Auf all das antwortete ich kindisch, mit vielen lächerlichen Verbeugungen: »Ja – oh ja – gewiss – Ihre Dienerin, Madame.« Darauf klingelte Madame und ein grosses ältliches Stubenmädchen erschien. »Martha«, sagte Madame Brown, »ich habe dieses junge Mädchen aufgenommen, um für meine Wäsche zu sorgen; zeigen Sie ihr ihr Zimmer. Ich empfehle sie Ihn er ganz besonderen Sorgfalt, denn ihr Gesicht gefällt mir ganz ausnehmend.« Martha, die eine schlaue und im Métier ungemein erfahrene Person war, begrüsste mich respektvoll und führte mich in den zweiten Stock, in ein Zimmer nach hinten hinaus. Dort stand ein sehr schönes Bett, das ich,...



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