Clausen / Hörmann / Krause-Benz Grundlagentexte Wissenschaftlicher Musikpädagogik

Mythos Hermeneutik
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8309-9268-4
Verlag: Waxmann Verlag GmbH
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

E-Book, Deutsch, 630 Seiten

In der Forschungskommunikation der Wissenschaftlichen Musikpädagogik fallen regelmäßig die Begriffe »Hermeneutik« oder »hermeneutisch«. Bei genauerem Hinsehen stellen sie sich jedoch zuweilen als recht schillernd und wenig klar bestimmt heraus. Die vielgestaltige Figur der griechischen Götterwelt, die mit diesem Begriff verbunden wird und der weit mehr Aufgaben als die eines Boten zugeschrieben werden, wirkt in forschungsmethodischen Kompilationen merkwürdig reduziert, fast entstellt. Zentrales Anliegen dieses zweiten Bandes der Grundlagentexte Wissenschaftlicher Musikpädagogik ist es, dem Hermeneutik-Begriff mit seinen epistemologischen Verwendungszusammenhängen und Bedeutungskontexten in der Musikpädagogik nachzugehen und ihn darüber hinaus an der erziehungs-, geschichts- und rechtswissenschaftlichen sowie theologischen Fachliteratur zu spiegeln. Ziel dabei ist es, nicht nur die Perspektiven interdisziplinär zu weiten, sondern auch den Begriff »Hermeneutik« forschungsmethodologisch als Teil eines Forschungsprozesses genauer zu bestimmen und zu exemplifizieren, um daraus letztlich neue Impulse für die Wissenschaftliche Musikpädagogik zu gewinnen.
Der Forschungsverbund widmet sich in seinen Grundlagentexten insbesondere wissenschaftstheoretischen Fragen in der Musikpädagogik.

Autoren/Hrsg.

Clausen, Bernd

Hörmann, Stefan

Krause-Benz, Martina

Kruse-Weber, Silke

Inhaltsverzeichnis

1;Frontmatter;1
1.1;Titel;1
1.2;Impressum;4
1.3;Inhalt;5
2;Vorbemerkung;7
3;Kapitel I. Mythos Hermeneutik (Bernd Clausen & Alexander J. Cvetko);13
3.1;1 Göttergespräch;13
3.2;2 Götterwelt und Menschenwelt;14
3.3;3 Aufbau des Buches;18
4;Kapitel II. Der Hermeneutik-Begriff und seine Verwendungskontexte in der Musikpädagogik – Überblick über eine hundertjährige Entwicklung (Stefan Hörmann & Eva Meidel);21
4.1;1 Einführung;21
4.2;2 Hermeneutik im Kontext der unterrichtlichen Vermittlung von Musik;22
4.2.1;a. Hermeneutik als inhaltsorientierte Musikinterpretationsmethode;22
4.2.2;b. Hermeneutik als Rahmen für den gesamten didaktisch vermittelten Musikverstehensprozess;29
4.2.3;c. Hermeneutisch orientierte Musikvermittlungsansätze als Bezugspunkte fachlicher Reflexion;33
4.3;3 Hermeneutik als musikpädagogischer Forschungsansatz;35
4.3.1;a. Benennung und Konturierung in der Fachdiskussion der letzten Jahrzehnte;35
4.3.2;b. Gegenwärtiges Verständnis;49
4.3.3;c. Gesamtbefund;55
4.4;4 Fazit und Ausblick;56
5;Kapitel III. Aus dem Konzertsaal in den Klassenraum – eine Spurensuche zur Adaption der musikalischen Hermeneutik durch die Musikpädagogik im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts (Benjamin Eibach);63
5.1;1 Einführung;64
5.2;2 Anmerkungen zu Korpusbildung und Quellenkritik;71
5.3;3 Hermann Kretzschmars musikalische Hermeneutik: praktische Anwendung, theoretische Fundierung und Umarbeitung durch Arnold Schering;74
5.3.1;a. Praxis der Werkerläuterung im „Führer durch den Konzertsaal“;78
5.3.2;b. Musikalische Hermeneutik als theoretische Fundierung der Erläuterungspraxis;80
5.3.3;c. Kretzschmars Auslegungslehre und das Gedankengut Wilhelm Diltheys;88
5.3.4;d. Abgrenzung gegenüber formaler Analyse und freier Poetisierung;95
5.3.5;e. Scherings Auseinandersetzung mit der musikalischen Hermeneutik;103
5.3.6;f. Ein erstes Zwischenfazit;109
5.4;4 Rezeption der musikalischen Hermeneutik in der Musikwissenschaft;112
5.4.1;a. Diskussion um Erläuterungsliteratur;113
5.4.2;b. Diskussion um musikwissenschaftliche Methodik;114
5.4.3;c. Ein zweites Zwischenfazit;118
5.5;5 Musikalische Hermeneutik in der Schulmusikerziehung;119
5.5.1;a. Neuausrichtung des Unterrichts und Hermeneutik-Adaption;120
5.5.2;b. Hermeneutik-Auffassungen, Zielsetzungen und Vorgehensweisen;123
5.5.3;c. Kritik an Hermeneutik im Schulmusikunterricht;146
5.5.4;d. Ein drittes Zwischenfazit;153
5.6;6 Diskussion zentraler Befunde;158
6;Kapitel IV. Die Klavierpädagogik Frieda Loebensteins unte rhermeneutischem Blickwinkel (Silke Kruse-Weber);165
6.1;1 Einführung und wissenschaftliche Grundlegung1;166
6.1.1;a. Relevanz und Erkenntnisinteresse;166
6.1.2;b. Voraussetzungen, Vorverständnis und Vorannahmen;169
6.1.3;c. Historische Rekonstruktion und Kontextualisierung;174
6.1.4;d. Begriffsverwendungen;178
6.1.5;e. Gedankliche Herleitung der Untersuchungsstruktur;180
6.2;2 Rekonstruktion der biographisch-beruflichen Rahmung Loebensteins;182
6.2.1;a. Biographische Skizze;182
6.2.2;b. Biographische Anknüpfungen;186
6.2.3;c. Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht im Preußischen Kultusministerium in Berlin als Auftraggeber;191
6.2.4;d. Kontaktpunkte zur hermeneutischen Fachdiskussion;193
6.2.5;e. Zwischenfazit;199
6.3;3 Fachhistorische und geistesgeschichtliche Kontextualisierung;201
6.3.1;a. Kritik an klavierdidaktischen Defiziten und Postulate des Verstehens;201
6.3.2;b. Loebenstein im Kontext der Reformpädagogik, Jugendmusikbewegung und Klavierpädagogik;208
6.3.3;c. Pädagogisches Verstehen: Entwicklungspsychologische Fundierung der Klavierpädagogik;218
6.3.4;d. Hermeneutik im geisteswissenschaftlichen Kontext: Komplementarität erkenntnistheoretischer Ansätze;226
6.3.5;e. Einflüsse musikalischer Hermeneutik im Kontext musikästhetischer Betrachtungsweisen;232
6.3.6;f. Zwischenfazit;241
6.4;4 Zusammenfassende Betrachtungen;242
6.4.1;a. Hermeneutische Prinzipien in der Klavierpädagogik Loebensteins im geisteswissenschaftlichen Kontext;242
6.4.2;b. Bezüge zur musikalischen Hermeneutik;249
6.4.3;c. Hermeneutischer Sinnzusammenhang von Loebensteins (schriftlich fixiertem) OEuvre, ihrem Vorverständnis und ihrer Biographie;250
6.4.4;d. Hermeneutische Zugänge im persönlichen Forschungsprozess;251
6.5;5 Fazit;252
7;Kapitel V. Das Hermeneutik-Verständnis bei Karl Heinrich Ehrenforth und Christoph Richter (mit einem Exkurs zur Gadamer-Rezeption) (Martina Krause-Benz);255
7.1;1 Einführung;255
7.2;2 Die Wiederentdeckung der Hermeneutik in der Musikpädagogik durch Karl Heinrich Ehrenforth;257
7.2.1;a. Hintergründe;257
7.2.2;b. Hermeneutik in der Musikwissenschaft der frühen 1970er Jahre;259
7.2.3;c. Hermeneutik im Spiegel musikpädagogischer Desiderata;260
7.2.4;d. Ehrenforths Gadamer-Rezeption auf den Prüfstand gestellt;263
7.2.5;Exkurs: Zur Dominanz der philosophischen Hermeneutik Gadamers;265
7.3;3 Das hermeneutische Bewusstsein als Grundlage musikdidaktischer Prozesse bei Christoph Richter;270
7.3.1;a. Hermeneutik als anthropologische Ontologie (Bezug zu Heidegger);271
7.3.2;b. Die Dialogstruktur des Verstehens (Bezug zu Gadamer);273
7.3.3;c. Hermeneutik und musikpädagogische Forschung;274
7.4;4 Fazit;276
8;Kapitel VI. Vorverständnis und Applikation. Theologische und rechtswissenschaftliche Hermeneutik aus dem Blickwinkel der Wissenschaftlichen Musikpädagogik (Bernd Clausen);281
8.1;Vorbemerkung;282
8.2;1 Einleitung;282
8.3;2 Hermeneutik als konventioneller Begriff in der Theologie;295
8.3.1;a. Augustinus: hinter dem Wortsinn liegt eine tiefergehende Bedeutung;296
8.3.2;b. Luther: das Wort aus der Schrift heraus hörbar und verständlich machen;301
8.3.3;c. Dannhauer und Chladni: den wahren Sinn eines Textes herausfinden;304
8.3.4;d. Rambach: Verstehen, Erklären und Applizieren in empathischer Haltung;307
8.3.5;e. Schleiermacher: die ganze Sprache als Anschauung;319
8.3.6;f. Wach: es sind jetzt nicht mehr Sterne erster Ordnung;328
8.3.7;g. … seinem Wesen nach unabgeschlossen;340
8.3.8;h. Differenz und Diversität;357
8.3.9;i. Resümee;359
8.4;3 Hermeneutik als konventioneller Begriff in der Jurisprudenz?;364
8.4.1;a. … in das Leben übergehen;365
8.4.2;b. Vorverständnis, Applikation und die Norm;370
8.4.3;c. Vier Standpunkte;372
8.4.4;d. Resümee;378
8.5;4 Hermeneutik und Wissenschaft;380
8.5.1;a. Wissenschaftscharakter;381
8.5.2;b. Wissenschaftssystematik;385
8.5.3;c. Hermeneutik;387
8.5.4;d. Resümee;389
8.6;5 Zusammenfassung;390
9;Kapitel VII. Grenzen des Verstehens. Hermeneutik in der Geschichtswissenschaft aus dem Blickwinkel der (Historischen) Musikpädagogik (Alexander J. Cvetko);393
9.1;1 Einleitung;394
9.1.1;a. Warum Geschichtswissenschaft?;394
9.1.2;b. »Hermeneutik« als unkonventioneller Begriff in der Geschichtswissenschaft;396
9.1.3;c. Diffuse Einblicke in kontroverse Diskussionen innerhalb der Geschichtswissenschaft;398
9.2;2 Drei Rückblicke;404
9.2.1;a. Rückblick 1: Die Suche nach Disziplinarität im 19. Jahrhundert – Historismus;404
9.2.2;b. Rückblick 2: Die Suche nach Interdisziplinarität Mitte des 20. Jahrhunderts – Sozialgeschichte;429
9.2.3;Exkurs: Was ist Strukturgeschichte?;436
9.2.4;c. Rückblick 3: Die Suche nach (Inter-)Disziplinarität Ende des 20. Jahrhunderts – Wiederentdeckung der Hermeneutik;446
9.2.5;d. Spiegelung der Rückblicke mit der Geschichte der Musikpädagogik als Wissenschaft als strukturerkennender Ansatz;455
9.3;3 Was ist Hermeneutik aus Sicht der Geschichtswissenschaft?;458
9.3.1;a. Der Einzelfall als Perspektive;461
9.3.2;b. Intentionen als Ziel;463
9.3.3;c. Einbezug von (Vor-)Wissen als Methode;465
9.4;4 Schluss und Ausblick: Was bleibt?;469
10;Kapitel VIII. Hermeneutik als Haltung. Verstehensbewegungen in Interpretationsprozessen. Eine kritische Lektüre des sozialwissenschaftlichen Diskurses (Johann Honnens & Bernd Clausen);473
10.1;1 Einleitung;473
10.2;2 Das Hermeneutik-Verständnis in älteren Texten der qualitativ-empirischen Sozialforschung;476
10.3;3 Bedeutungsverkürzungen und -erweiterungen;480
10.3.1;a. Zur rekonstruierenden Hermeneutik;482
10.3.2;b. Zur distanzierenden Hermeneutik;489
10.3.3;c. Zur pluralisierenden Hermeneutik;494
10.4;4 Zusammenfassung;501
10.5;5 Reflexion und Ausblick;504
11;Kapitel IX. Zwischen Alltagsbewältigung und Forschungsmethode – von Astrid Lindgren zu John Pyke Hullah (Alexander J. Cvetko);509
11.1;1 Warum Astrid Lindgren Pippi Langstrumpf erfand;509
11.2;2 War Onan ein Barbar?;511
11.3;3 Orgelmusik der Herrenhäuser Kirche Anfang des 20. Jahrhunderts;514
11.4;4 Warum John Pyke Hullah im 19. Jahrhundert den Kontinent bereiste und einen Parlamentsreport zum Musikunterricht verfasste;515
12;Kapitel X. Verlockung zur Irritation –abduktive Erkenntnisprozesse am Beispiel einer Untersuchung zur arabesk-Rezeption von Jugendlichen in Deutschland (Johann Honnens);521
12.1;1 Einleitung;521
12.2;2 Veranschaulichung eines abduktiven Forschungsprozesses;522
12.3;3 Gadamers Figur der ‚Verlockung‘ als hermeneutisches Fundament der Abduktion;527
12.4;4 Ausblick: Interdisziplinäre musikpädagogische Forschung „in Zweibahnstraßen“;528
13;Kapitel XI. Axiome einer Verwendung des Begriffes »Hermeneutik« in der Wissenschaftlichen Musikpädagogik (Bernd Clausen, Alexander J. Cvetko, Stefan Hörmann, Benjamin Eibach, Johann Honnens, Martina Krause-Benz, Silke Kruse-Weber & Eva Meidel);533
13.1;1 Absichten;534
13.1.1;a. Was nicht sein soll …;534
13.1.2;b. Was sein soll …;536
13.2;2 Was ist Hermeneutik?;537
13.2.1;a. Hermeneutik im weiten Sinne (als Haltungen);538
13.2.2;b. Hermeneutik im engen Sinne (als Forschungsprinzipien);542
14;Gastbeitrag: Hermeneutik als Form von Erkenntnis – erziehungswissenschaftliche Forschungsperspektiven (Annette Scheunpflug & Caroline Rau);545
14.1;1 Verstehen als erziehungswissenschaftliches Grundproblem;546
14.2;2 Verstehen kultureller Objektivationen;547
14.3;3 Verstehen von Subjekten;550
14.4;4 Hermeneutische Forschung als empirische Forschung;551
14.4.1;a. Grundlagen;552
14.4.2;b. Verschiedene methodologische Verfahren;555
14.5;5 Zusammenfassung und Ausblick;562
15;Backmatter;565
15.1;Literatur;565
15.2;Verzeichnis der Autorinnen und Autoren;627