E-Book, Deutsch, 221 Seiten
Claus Warum Ich?
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-86361-439-3
Verlag: Himmelstürmer
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Das Coming-out des Kommissars
E-Book, Deutsch, 221 Seiten
ISBN: 978-3-86361-439-3
Verlag: Himmelstürmer
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Der Roman ist eine reizvolle und spannende Mischung aus authentischer Biografie und Romanfiktion und gleichzeitig eine Geschichte über die Probleme eines Coming-outs, der Liebe und dem Leben einer schwulen Partnerschaft. Mike Bennett ist Polizeibeamter und beschäftigt sich lange Zeit mit der Frage 'Warum bin ich schwul?' Auch als er Detlef kennen lernt und dieser zu seinem Lebensmittelpunkt wird, hat Mike wegen seines Berufs viele Jahre Probleme mit einem Coming Out. Da er seine wirklichen Bedürfnisse bis zur Selbstverleugnung unterdrückt, steht er unter einem ständigen psychologischen Druck, dem er letztendlich nicht mehr gewachsen ist. Als zudem die Partnerschaft aufgrund der Verleugnung zu zerbrechen droht, nimmt Mike allen Mut zusammen, offenbart sich und steht zu seiner Liebe und zu Detlef. Der Roman beginnt 2006 nach insgesamt 22 Jahren Partnerschaft und gemeinsamen Lebens. Mike erwartet Detlef am Flughafen, der aus New York landen soll. Doch dann erhält Mike die Mitteilung, dass das Flugzeug entführt wurde. Während der nervenaufreibenden Zeit der Angst und des Wartens erleben Mike und Detlef jeder für sich in Rückblicken ihre Kindheit, ihr Leben und ihre Liebe bis zum heutigen Tag mit allen Höhen und Tiefen noch einmal. Ob sie sich wirklich wieder sehen, beschreibt dieser Roman.
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KAPITEL II.
Eins In den beiden sich an das Treffen anschließenden Wochen hielt sich sowohl Mike als auch Detlef zurück. Obwohl sie die Telefonnummern getauscht hatten, rief keiner beim anderen an. Und Mike verbot sich selbst, ins Inkognito zu gehen, was ihm verdammt schwer fiel. Beide Männer wussten nicht, was eigentlich genau passiert war, alles was sie wussten war, dass sie dem jeweils anderen ihre Eigenständigkeit beweisen wollten. Am Samstag der zweiten Woche hielt es Mike jedoch nicht mehr aus. Er legte besonderes Augenmerk auf sein Aussehen, wollte außergewöhnlich sexy und attraktiv wirken, obwohl er das eigentlich nicht extra unterstreichen musste, und ging in sein vernachlässigtes Stammlokal. Zwischen ihm und Detlef gab es lediglich ein Kopfnicken nebst kühlem Lächeln als Begrüßung. Detlef war heute ungewöhnlich aufgeschlossen den anderen Gästen gegenüber, lachte und flirtete viel, unterhielt sich so oft es seine Zeit zuließ mit den anwesenden Männern, wobei er lediglich Mike stiefmütterlich behandelte. Dieser schaute sich das eine Weile mit an, merkte, dass es ihm weh tat und begann seinerseits ebenfalls, auf die verschiedenen Annäherungsversuche einzugehen. Dabei ließ er Detlef jedoch nicht aus den Augen, wie auch dieser ihn heimlich stets beobachtete. Je weiter der Abend fortschritt, desto alberner kam Mike sich vor. Es fiel ihm immer schwerer, seiner favorisierten Eroberung Stefan genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Als sich das Lokal dann langsam leerte und auch Stefan mit bestimmter Zielsetzung zum Aufbruch drängte, gab er diesem die endgültige Abfuhr. Er hatte sich entschieden und anschließend entschlossen, Detlef diese Entscheidung mitzuteilen. Als die Gäste gegangen waren, saß er noch immer auf seinem Platz. Detlef blieb nichts anderes übrig, als zu ihm zu gehen. „Es tut mir Leid, aber wir schließen jetzt, du bist der Letzte.“ „Meinetwegen schließ ab. Ich muss mit dir reden, ich werde warten, bis du fertig bist.“ Detlef widersprach nicht, er nickte nur und machte sich ans Aufräumen. Nach weiteren zwanzig Minuten stand er dann erneut vor Mike. „Wir können gehen!“ Der Wirt ließ sie hinaus und gemeinsam gingen sie schweigend an den Häusern entlang bis zur nächsten Kreuzung. Dort blieb Detlef stehen. „Ich denke, du hast mir was zu sagen?!“ Nur einen kurzen Moment zögerte Mike noch, dann offenbarte er: „Ich wollte dir eigentlich nur sagen, dass ich mit der Freundschaftsversion einverstanden bin. Ich hab in den letzten zwei Wochen gemerkt, dass ich es vermisse, dich zu sehen und wenn mehr von dir nicht zu erwarten ist, ist es okay.“ „Du meinst, du wartest, ob sich vielleicht etwas an meiner Einstellung ändern wird und wir trotzdem zusammen kommen?“ „Natürlich, die Hoffnung stirbt zuletzt!“ „Dann müsste ich mich immer bedrängt fühlen!“, entgegnete Detlef, schaute Mike an und war sich augenblicklich klar darüber, dass er wohl mehr gegen sein eigenes Begehren als gegen die Beeinflussung seines Gegenübers ankommen musste. „Ich lass dich in Ruhe, du kannst dich drauf verlassen. Was machst du jetzt? Sollen wir noch irgendwo was trinken gehen?“ „Nee, ich hab genug von Kneipen. Ich wollte eigentlich heim und meine Ruhe haben ... auch wenn ich nix gegen ein Bier einzuwenden hätte ... das hab ich schließlich die halbe Nacht nur an andere verteilt.“ „Bei mir zu Hause ist es ruhig und Bier hab ich auch im Kühlschrank.“ Detlef nickte. „Dann gehen wir also zu dir!“ Gemeinsam kamen sie eine halbe Stunde später in Mikes Wohnung an. Beide fühlten sich wie auf glühenden Kohlen und beide taten alles, um das zu verbergen. Mit einem Bier, Salzstangen und Musik aus den Achtzigern, die noch brandneu war, saßen sie schließlich auf Mikes Couch und knüpften ihr Gespräch dort an, wo sie vor zwei Wochen den Faden verloren hatten. Über Duran Duran, Wham, Frankie goes to Hollywood und anderen verflog die Zeit und sie bekamen erst einmal nicht mit, als es draußen vor dem Fenster schleichend hell wurde. Sie hatten sich eine Menge zu sagen und sehr viele gemeinsame Interessen, wie sie nach und nach feststellten. Und auch jetzt war zwischen ihnen immer das spannungsgeladene Knistern, das beide einfach zur Seite schoben, als könne das tatsächlich funktionieren. Als Mike schließlich auffiel, dass der Tag angebrochen war, sah er das Ende des Besuches näherkommen und alles in ihm wehrte sich dagegen. „Du kannst hier schlafen. Auf der Couch ... oder ich schlaf auf dem Ding und du in meinem Bett ... oder wir beide in meinem Bett!“ „Ja, oder wir beide auf der Couch!“ Detlef grinste. „Die Couch ist nicht sehr bequem, die möchte ich dir eigentlich gar nicht anbieten. Du weißt ja, ich hab dir ein Versprechen gegeben, du musst also nicht befürchten, dass ich über dich herfalle. Und außerdem ist es ...“ Mike war mitten in einem Redeflash gefangen und ein heimlicher Zuhörer hätte den Eindruck bekommen, es ginge um sein Leben. Detlef musste ihn unterbrechen. „Ist okay!“ „ ... immer unangenehm, nach einer langen Nacht heim zu gehen, wenn es schon hell wird ... ist okay?“ „Ja, ich bleibe. Ich hab keinen Bock, jetzt noch quer durch die Stadt zu fahren. Nur wo genau ich schlafen soll, musst du entscheiden.“ „Ich sag doch, mein Bett. Und du musst mir glauben, ich habe wirklich nicht vor ...“ „Ist ja schon gut!“ Detlef lächelte und einen Moment lang schauten sie sich schweigend in die Augen. Mike hätte ihn in diesem Augenblick gerne geküsst, aber er hielt sich zurück. In dem Moment hatte er den Eindruck, nicht mal die Akzeptanz seines Schwulseins sei ihm so schwer gefallen wie diese Zurückhaltung. Er glaubte, einen zärtlichen Ausdruck in Detlefs Augen zu erkennen, etwas wie eine Einladung und sein Herz flatterte, ein warmes Gefühl breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Er schaute auf seine Hand, welche die Zigarette hielt. Er hätte schwören können, dass er vor innerer Anspannung zitterte, aber der Rauch stieg ruhig auf. Detlef hatte für diesen kleinen Moment innerlich mit seinen ganzen Vorsätzen abgeschlossen. Er wollte Mike nahe sein, näher als eine Freundschaft es je zulassen würde. Er schaute in sein Gesicht und jede Faser seines Körpers schrie nach dem Mann, der vor ihm saß. Warum tat Mike nicht, was sein Gesichtsausdruck versprach? Warum küsste er ihn nicht? Später, nach der Wiederherstellung der Dunkelheit durch die Rollläden lagen sie nebeneinander und eigentlich hätte das Bett unter ihnen Feuer fangen müssen. Nicht nur Mike, auch Detlef war heftig erregt. Dabei benahmen sie sich beide, als lägen sie mit einem minderjährigen Blutsverwandten dort, flöteten schließlich ein cooles ‚Gute Nacht’ und drehten sich jeder seiner Bettkante entgegen. Während Detlef es schaffte, trotz seines Ständers irgendwann einzuschlafen, lag Mike wach. Er lauschte auf die gleichmäßigen Atemzüge des Mannes, den er liebte. Und dessen war er sich zu diesem Zeitpunkt bereits absolut sicher – es war Liebe. Sie war nah und doch so unerreichbar, dass es schmerzte. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus, stand leise auf und schlich ins Wohnzimmer zurück. Er schloss die Tür zum Schlafzimmer und die Rollläden, zündete eine Kerze an und legte eine Musikkassette ein. Zu den Klängen von ‚You're the best thing’ von Style Council saß er anschließend allein auf der Couch, rauchte und hing seinen Gedanken und Träumen nach. In der Zukunft würde er dieses Lied immer mit Detlef verbinden. Zwei Köln / Sommer 2006 Gegen Mittag des gleichen Tages wurden sämtliche Fernsehsender gleich geschaltet, alle Sendungen für eine Sondermeldung unterbrochen. Atemlos saßen auch Mike und Wolfgang vor dem Fernseher. Mikes Fingernägel gruben sich nagend in seine Handballen, er brauchte diesen Schmerz, um die Anspannung unter Kontrolle zu halten. Zwei Nachrichtensprecher saßen an einem Pult, in ihren ernsten Gesichtern spiegelte sich Unglauben wider. Sie begannen damit, dass es für die sechs Entführungen nun endlich ein Bekennerschreiben gab. Es war keine der bekannten Organisationen, die alles zu verantworten hatte und das Ganze passierte auch nicht aus durch Landesgrenzen eingeschränkten Motiven. Unterschrieben war die Nachricht, die Reuter zugespielt wurde, mit CUP, ausgeschrieben nannte sich die Organisation ‚Counterweight To Ultimate Power’. Wie der Name ‚Gegengewicht zur entscheidenden Macht’ schon ahnen ließ, hatten sie es sich eigenen Angaben nach zur Aufgabe gemacht, Dinge in der Welt zu ändern, die menschenverachtend und rechtswidrig waren und die der weltpolitische Chor der Unterwerfung nicht ändern konnte. Sie behaupteten von sich, diesmal würde Geld keine Rolle spielen, sie hatten vor, Zug um Zug Dinge zu erzwingen, gegen die Welt zwar halbherzig Einspruch einlegte, an denen sonst jedoch niemand etwas änderte oder ändern konnte. „Ich glaub es nicht, Robin Hood ist auferstanden!“, sagte Wolfgang leise. Mike schluckte...




