E-Book, Deutsch, Band 2697, 64 Seiten
Reihe: Fürsten-Roman
Chrysander Fürsten-Roman 2697
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7517-6334-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zwei wie Romeo und Julia
E-Book, Deutsch, Band 2697, 64 Seiten
Reihe: Fürsten-Roman
ISBN: 978-3-7517-6334-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Blick in die Augen ihres Gegenübers genügt, und Lou Prinzessin zu Feldhorst werden die Knie weich. Türkis - sie sind türkis wie das Meer in der Karibik, schießt es ihr durch den Kopf. Für viel mehr ist auch kein Platz mehr dort, gerade so kann sich die junge Frau noch auf das äußerst amüsante Gespräch mit dem ihr unbekannten Mann konzentrieren. Wer hätte das erwartet auf diesem langweiligen Bürgerempfang des Landrats, zu dem Lou nur mitgekommen ist, um ihren Vater Fürst Georg bei seinen Bemühungen um Fördergelder für ihren alten Landsitz zu unterstützen. Die will er gegen seine harte Konkurrentin Caroline Gräfin von Gerstenburg, die ihrerseits am Erhalt ihres Wasserschlosses interessiert ist, unbedingt durchsetzen. Was ist schon ein gerade mal zweihundert Jahre altes Lustschloss mit feuchtem Keller gegen die fünfhundertjährige Geschichte des Familiensitzes derer zu Feldhorst? Doch diese Gedanken hat Lou längst beiseitegeschoben, lieber kommt sie diesem interessanten Unbekannten noch ein wenig näher - bis ein heftiges Wortgefecht zwischen einem Mann und einer Frau die Idylle unterbricht. 'Vater ...!', ruft Lou erschrocken. 'Mutter ...!', ruft ihr Gegenüber nicht minder entsetzt. Sieht so der Beginn einer großen Liebe aus?
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Zwei wie Romeo und Julia
Warum sie nicht ohne einander leben konnten
Von Catharina Chrysander
Ein Blick in die Augen ihres Gegenübers genügt, und Lou Prinzessin zu Feldhorst werden die Knie weich. Türkis – sie sind türkis wie das Meer in der Karibik, schießt es ihr durch den Kopf. Für viel mehr ist auch kein Platz mehr dort, gerade so kann sich die junge Frau noch auf das äußerst amüsante Gespräch mit dem ihr unbekannten Mann konzentrieren. Wer hätte das erwartet auf diesem langweiligen Bürgerempfang des Landrats, zu dem Lou nur mitgekommen ist, um ihren Vater Fürst Georg bei seinen Bemühungen um Fördergelder für ihren alten Landsitz zu unterstützen. Die will er gegen seine harte Konkurrentin Caroline Gräfin von Gerstenburg, die ihrerseits am Erhalt ihres Wasserschlosses interessiert ist, unbedingt durchsetzen. Was ist schon ein gerade mal zweihundert Jahre altes Lustschloss mit feuchtem Keller gegen die fünfhundertjährige Geschichte des Familiensitzes derer zu Feldhorst? Doch diese Gedanken hat Lou längst beiseitegeschoben, lieber kommt sie diesem interessanten Unbekannten noch ein wenig näher – bis ein heftiges Wortgefecht zwischen einem Mann und einer Frau die Idylle unterbricht. »Vater ...!«, ruft Lou erschrocken. »Mutter ...!«, ruft ihr Gegenüber nicht minder entsetzt. Sieht so der Beginn einer großen Liebe aus?
»Weißt du, woran mich dieser Flughafen erinnert?«, fragte Fürst Georg.
Lou runzelte die Stirn und sah sich um. Der Boden war aus grauem pragmatischem Kunststoff, rechts und links von ihnen reihten sich Verkaufsstände aneinander, ebenso Reisebüros mit schreiend bunten Plakaten. Bäckereien boten Brezeln und überteuertes Wasser in Plastikflaschen feil. Die Decke des Terminals war eine wilde Kombination aus Plexiglasdreiecken, die sich in verrückten Pyramiden trafen, und Stahlstangen in schreiendem Gelb.
»Es erinnert mich an Schloss Gerstenburg«, beantwortete Georg Fürst zu Feldhorst seine Frage selbst.
Gleichzeitig griff er nach dem Koffer seiner Tochter und zog ihn davon. Die kleinen Rollen glitten lautlos über den Gummiboden.
»Äh ...«, machte Prinzessin Louise, genannt Lou, und sah weiter zu dem neongelben Gestänge über sich. Sie zeigte auf die scheinbar stürmisch aufeinandertreffenden Stahlstäbe einer architektonischen Moderne, die keine Wärme kannte, dafür aber ein Chaos aus Metall. »Das da erinnert dich an das zweihundert Jahre alte Wasserschloss der Gerstenburgs?«
»Zweihundert?« Fürst Georg schnaubte, ohne sich umzudrehen. »Das wünschen sie sich, die feinen Gerstenburgs, dass ihr neumodischer Kasten zweihundert Jahre alt ist. Ha!«
»Das ist doch nicht vergleichbar. Hier ist alles aus Plastik«, wandte Lou ein.
»Bei denen auch«, brummte der Fürst und verschwand durch die Drehtür zum Parkhaus.
»Papa ...!«, rief Lou, aber er hörte sie nicht. »Warte doch mal.«
Sie schulterte ihre Handtasche und eilte über den grauen Kunststoffboden. Ihre flachen Schuhe quietschen bei jedem Schritt.
Draußen wartete Chauffeur Tom am fürstlichen Bentley und lächelte, als er Louise sah.
»Prinzessin, wie schön, dass Sie zurück sind.«
Fürst Georg warf Lous Koffer so heftig in den Kofferraum, dass der ganze Wagen erzitterte.
»Papa, Vorsicht«, fuhr Lou auf. »Meine Sachen ...«
»Durchlaucht, das kann ich doch machen«, ging Tom dazwischen.
»Papperlapapp, Tom, wir müssen weiter. Ich habe noch ein Gespräch mit Mohrberg«, erinnerte ihn der Fürst, riss die Tür des Fonds auf und verschwand auf der Rückbank.
»Mohrberg ist der neue Landrat«, erklärte Tom und schloss die Kofferraumklappe so sanft, als wollte er ein Baby zudecken.
Lou nickte und stieg ein. Sie saß neben ihrem Vater. Seine weißen Haare standen ab und streiften das Dach des Wagens. Früher waren seine Haare so braun gewesen wie Lous. Sie hatten die Farbe einer polierten Kastanie gehabt, jetzt waren sie schlohweiß. Der Zug um seinen Mund war bitter.
Lou nahm seine Hand und erkundigte sich vorsichtig: »Wie geht es dir, Papa?«
»Fabelhaft«, brummte der Fürst.
»Wir haben die Blutdruckmedikamente erhöht«, bemerkte Tom und lenkte den Bentley Richtung Autobahn.
»Wie bitte?«, fragte Lou.
»Wir?« Fürst Georg schnaubte. »Wer ist ›wir‹? Sie sind weder mein Arzt noch nehmen Sie Blutdruckmedikamente, Tom.«
»Papa, du sollst dich nicht immer so aufregen.«
»Er hat mich verpetzt, mich und meinen Blutdruck«, murrte Georg und nickte Richtung Tom. »Wie soll ich mich da nicht aufregen?«
»Es tut dir nicht gut, so viel allein zu sein«, gab Lou zu bedenken.
»Wir kommen zurecht«, gab der Fürst zurück.
»Jetzt sind wir also doch ein ›wir‹?«, fragte Tom mit einem feinen Unterton.
»Schauen Sie auf die Straße«, schimpfte sein Arbeitgeber prompt weiter. »Und fahren Sie um Gottes willen nicht durch Gerstenburg. Ich kann den Anblick dieses schrecklichen Neubaugebietes nicht ertragen.«
»Gerstenburg hat ein Neubaugebiet?«, hakte Lou erstaunt nach.
»Ihr Vater meint das Wasserschloss«, erklärte Tom. »Es ist ihm ein Dorn im Auge.«
»Es ist der ganzen Landschaft ein Dorn im Auge«, ergänzte der Fürst wütend.
»Aber es ist doch kein Neubau«, sagte Lou und lachte. »Und ich bin mir sicher, die haben auch einen schöneren Boden als diese seltsamen Gummifliesen am Flughafen.«
»Nein«, beharrte der Fürst.
»Nein?« Lou lachte erneut. »Papa, was hast du denn mit dem Wasserschloss? Wir haben uns doch nie um die Gerstenburgs gekümmert.«
»Das war verantwortungslos. Wir hätten uns kümmern müssen. Und zwar darum, dass das hässliche Wasserschloss abgerissen wird. Es verschandelt auch unsere Landschaft. Die Landschaft gehört allen, und dieser schreckliche Kasten macht sie kaputt.«
»Wolltest du nicht früher auch immer ein Wasserschloss haben? Weil du das Wasser so sehr liebst? Das Rauschen der Bäche ...?«
»Louise, ich habe keine Zeit für das Rauschen der Bäche. Unser ehrwürdiger Familiensitz pfeift auf dem letzten Loch. Es zieht durch alle Ritzen, das Dach im Ostflügel ist gelinde gesagt undicht, und wir haben keinen Kredit bekommen, also muss ich mich um Fördergelder kümmern. Denkmalschutz und so weiter.«
»Das Dach ist undicht?« Lou traute ihren Ohren nicht.
»Ich weiß nicht, ob die Bezeichnung ›Dach‹ im Ostflügel überhaupt noch zutrifft«, schaltete sich Tom ein, während er auf die Landstraße fuhr. »Da oben sind ja kaum noch Ziegel ...«
»Tom«, begann der Fürst drohend, sackte dann aber in sich zusammen. Er wischte mit der Hand durch die Luft. »Recht hat er, Lou. Ich habe Plastikplanen spannen müssen.«
»Und Müllsäcke«, ergänzte Tom. »An manchen Ecken hat die Plane nicht gereicht, und dann bin ich in den Drogeriemarkt gefahren und habe Müllsäcke gekauft.« Lou starrte ihn durch den Rückspiegel an, während er weitersprach: »Den Baumarkt hatten wir zu dem Zeitpunkt schon restlos leer geräumt, er hatte keine Planen mehr, und der Wetterbericht hatte Starkregen angekündigt.«
»Es war ein Wettlauf gegen die Zeit«, brummte Georg.
»Aber wir haben gewonnen.« Tom strahlte. »Es ist so gut wie alles trocken geblieben. Auch wegen der Eimer, die wir aufgestellt hatten.«
»Und weißt du, was mich am meisten aufregt, Lou?«, fragte Fürst Georg.
Lou schüttelte langsam den Kopf. Es war schwer zu sagen, was ihn am meisten aufregte. Es konnte immer alles sein, von der Konsistenz des Frühstückseis auf der einen bis hin zu Benzinpreisen auf der anderen Seite. Manchmal war es auch schlicht die Tatsache, dass er seine Frau zu früh verloren hatte, ein anderes Mal war es, dass Lou unbedingt Psychologie hatte studieren wollen. Was sollte Fürst Georg mit einer Psychologin auf seinem Landsitz? Die alten Mauern therapieren? Davon bröckelte der Putz auch nicht weniger. Lou kannte seinen Vortrag dazu in- und auswendig und fragte sich, ob sie ihn nun wieder hören würde.
»Was mich am meisten aufregt, ...«, fuhr Georg jetzt fort, »... ist, dass Caroline von Gerstenburg denkt, sie habe Denkmalschutz und öffentliche Unterstützung verdient. Dass die ihren grässlichen Neubau gleichsetzt mit unserem sechshundert Jahre alten Familiensitz.«
»Gräfin Caroline will auch Denkmalschutz?«
Lou versuchte, die Zusammenhänge zu begreifen.
»Lächerlich. Absolut lächerlich«, schnaubte Fürst Georg, wandte sich ab und schaute aus dem Fenster. Sie fuhren durch Felder, links von ihnen zog in einiger Entfernung die Kreisstadt vorbei. Georg zeigte darauf, seine Fingerspitze presste sich ans Glas, der Zeigefinger bog sich...




