E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Chancellor Tausend Sterne über Texas
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5491-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5491-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Überrascht sieht Polizeichef Alan Parker, dass ein hinreißendes Citygirl mitten in der Einsamkeit wohnt! Auf Robin Cummings Notruf hin ist er zu ihr in die Blockhütte gefahren, und es fällt ihm nicht schwer, Robin zu beruhigen: Die vermeintlichen Einbrecher waren freche Waschbären! Trotzdem ist Alan gerne bereit, sie in seine Arme zu nehmen und ihr so zu zeigen, dass sie völlig in Sicherheit ist ...
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1. KAPITEL
Da war es wieder. Das kratzende, polternde Geräusch drang trotz der geschlossenen Fensterläden ins Haus.
Robin linste durch die Jalousien hinaus in die Dunkelheit, die sich hinter einem schmalen Streifen von künstlichem Licht ausbreitete. Die Landstraße hinter den hohen Nussbäumen konnte sie nicht mehr erkennen. Sie war in einem Hochhaus in Houston aufgewachsen und fühlte sich, als wäre sie der einzige lebendige Mensch in Texas Hill Country. Natürlich gab es hier andere Menschen – nur eben nicht in ihrer Nähe. Als sie am frühen Nachmittag angekommen war, hatte sie ein paar andere Häuser gesehen, ungefähr eine Viertelmeile entfernt.
Angestrengt blinzelte sie in die dunklen Schatten, die das Haus umgaben. Vielleicht konnte sie hören, woher das verdächtige Geräusch rührte, das sie vor wenigen Augenblicken vernommen hatte.
Nichts.
Sie hoffte, dass lediglich irgendein wildes Tier im Garten aufgeschreckt worden war und auf der Flucht die Blumentöpfe mit den Begonien umgeworfen hatte. Vielleicht war es auch nur ein lauter Wagen, der rücksichtslos die breite Straße entlangraste, die von Ranger Springs nach irgendwo in die Wildnis führte.
Nichts.
„Draußen ist niemand“, flüsterte sie leise. „Hier bin ich sicher.“ Bess, die beste Freundin ihrer Großtante Sylvia, hätte ihr gewiss keine Stadt mit einer hohen Kriminalitätsrate für ihren Aufenthalt vorgeschlagen. Und ganz sicher würde keiner ihrer Bekannten aus Houston ums Haus schleichen. Sie wussten ja noch nicht einmal, wo sie sich aufhielt. Warum sollte sie es ihnen auch erzählen, wenn sie für mindestens zwei oder drei Monate weder ihrer Familie noch ihren Freunden begegnen wollte?
Gerade wollte sie das Licht im Flur des geräumigen Hauses ausschalten, als sie das bedrohliche Geräusch erneut vernahm. Jemand machte sich genau vor dem Fenster zu schaffen. Sie legte den Kopf zur Seite und lauschte angestrengt. Ihr Körper versteifte sich. Nein, es kam aus Richtung Küche. Vielleicht versuchten Einbrecher, ins Haus zu gelangen … Aber vielleicht wollten sie ihr nur Angst einjagen. Wer weiß, welche missratenen Teenager vom Lande hier ihr Unwesen trieben?
Ein Angstschauer lief ihr über den Rücken. Sie schlich zum Telefon. Gab es in diesem Nest eigentlich einen Notruf? Irgendwo im Haus hing eine Liste mit den Nummern der Feuerwehr und der Polizei. Am besten wählte sie direkt die Notrufnummer.
„Ranger Springs 9-1-1. Beschreiben Sie Ihren Notfall.“
„Ich glaube, hier ist ein Einbrecher. Können Sie jemanden herschicken? Ich bin erst heute Nachmittag eingezogen. Das Haus stand einen Monat lang leer, und ich glaube, jemand macht sich hier zu schaffen.“ Robin drehte sich zur Seite, so dass sie die Fenster im Blick behielt.
„Können Sie mir eine Beschreibung des Einbrechers geben?“
„Nein, ich kann ihn … oder sie gar nicht entdecken. Aber vor ein paar Minuten habe ich ein verdächtiges Geräusch gehört.“
„Ihre Adresse?“
Robin gab der Zentrale Straße und Hausnummer durch.
„Chief Parker ist unterwegs.“
Unter dem Fenster des Esszimmers krachte es fürchterlich. „Bitte, beeilen Sie sich“, flüsterte sie ängstlich. „Ich glaube, sie werden langsam wütend.“
„Bleiben Sie dran. Wie ist Ihr Name?“
„Cummings. Robin Cummings. Ich wohne im Haus der Franklins. Passe auf das Haus auf.“
„Chief Parker wird in ein paar Minuten bei Ihnen sein. Er hört Ihren Anruf mit.“
„Machen Sie bitte schnell.“
„Besitzen Sie eine Waffe?“
„Nein“, erwiderte Robin. Sie erschauerte bei dem Gedanken, plötzlich ihr Leben mit einem Messer oder einer Pistole verteidigen zu müssen. „Keine Waffe.“
„Ich bleibe in der Leitung, bis Chief Parker bei Ihnen ist. Halten Sie sich in sicherer Entfernung von den Fenstern. Öffnen Sie die Tür erst dann, wenn Chief Parker sich eindeutig ausgewiesen hat.“
„Keine Sorge“, sagte Robin und setzte sich auf das Sofa. „Die Türen sind fest verschlossen, und ich gehe nicht in die Nähe der Fenster.“
Sie zog die Knie hoch und umklammerte sie fest. Gleich würde die Polizei da sein. Nicht nur irgendein Streifenpolizist, sondern der Chief. Jemand mit Erfahrung, Reife und Kompetenz. Nur noch ein paar Minuten, dann würde er bei ihr sein und die Einbrecher verjagen.
Chief Alan Parker schaltete die Scheinwerfer seines Streifenwagens aus. Seine Augen brauchten einen Moment, um sich an die schwarze, zweispurige Straße und die dunkle Auffahrt zum Haus der Franklins zu gewöhnen. Mit geübtem Blick suchte er das Anwesen ab. Er bezweifelte sehr, dass hier draußen auf dem Land ein Einbrecher durch die Dunkelheit schlich. Wahrscheinlich suchte ein Tier nach Nahrung, oder es war nur neugierig darauf, was sich im Innern eines verlassenen Hauses abspielte.
Trotzdem entsicherte er seine Pistole. Er wollte das Schicksal nicht herausfordern. Unwahrscheinlich, dass er einem menschlichen Wesen begegnen würde, aber nicht weit entfernt Richtung Westen hatte er ein paar Pumas entdeckt.
Die Uhr im Wagen erinnerte ihn daran, dass seine Schicht in zehn Minuten endete. Normalerweise würde er jetzt schon zu Hause sein und sich auf sein Bett freuen, aber einer seiner Männer besuchte in Austin einen Lehrgang. Der Chief arbeitete normalerweise nicht in der Nachtschicht, aber in einem kleinen Städtchen wie Ranger Springs musste jeder die Pflichten des anderen erledigen können.
Er gab seine Position an Ben durch, der die Nacht über in der Zentrale saß. Dann heftete er sich sein Sprechgerät an die Schulter, griff nach der Taschenlampe und glitt aus dem Wagen hinaus in die warme, feuchte Nachtluft. Er schloss die Tür beinahe lautlos. Das Licht, das aus dem Innern des Hauses nach draußen schien, blendete ihn fast. Er konnte die Umgebung gut erkennen. Helle Strahler beleuchteten den Seiteneingang sowie die Tür an der Rückseite des Hauses. Messingbeschläge zu beiden Seiten der reich verzierten Vordertür ließen auf eine geräumige Veranda schließen.
Alan umrundete das Haus und lauschte auf die Geräusche. Vielleicht suchten ein paar Teenager aus der Gegend nach einem verlassenen Ort, um eine Party zu feiern. Möglicherweise saßen sie irgendwo im Garten und tranken das Bier, dass sie ihren Eltern aus dem Kühlschrank stibitzt hatten. Chief Parker konnte noch nicht einmal ausschließen, dass die Teenager sich im Garten der Franklins ein Marihuana-Pfeifchen genehmigten. Aber er hörte nichts außer dem Zirpen der Grillen in der sommerlichen Nacht.
Der Chief fragte sich, wer die hysterische Anruferin wohl war. Eine Freundin von Mr. und Mrs. Franklin? Oder jemand, der durch Gina Mae Summers, der Maklerin, vom leer stehenden Haus der Franklins erfahren hatte?
Lautlos sanken seine Schritte in das weiche Gras. Angestrengt richtete er den Blick auf den Boden, aber er konnte nur seine eigenen Fußspuren entdecken. Auf dem betonierten Weg zur Garage, ganz in der Nähe des Seiteneingangs, stapelten sich Umzugskartons und Plastiktüten. Er stieß mit dem Fuß gegen einen Karton und war kaum überrascht, als zwei dunkle Schatten sich aus dem Durcheinander lösten und in die Nacht hinein flüchteten. Eines der Tiere stoppte kurz, stellte sich auf die Hinterbeine und starrte ihn neugierig aus den auffällig umrandeten Augen an. Dann rannten die zwei Waschbären zum nächsten Baum und kletterten die raue Rinde hinauf.
Alan lächelte, als er seine Pistole in das Halfter zurücksteckte. Er ging zur Vordertür und klopfte. „Chief Alan Parker“, rief er laut und vernehmlich.
Er hörte Schritte, die leise über den Flur geschlichen kamen. Dann wurde die schwere Eichentür geöffnet. Vor ihm stand die unbekannte Anruferin.
Sie trug ein kurzes, pfirsichfarbenes Kleid, das in der Mitte von einem Gürtel zusammengehalten wurde. Ein langes T-Shirt lugte unter dem Saum hervor und umspielte ihre Oberschenkel. Lange, gebräunte Oberschenkel. Er brauchte nur eine Sekunde, um ihre Größe und ihren Körperbau abzuschätzen. Und die zarten Züge ihres herzförmigen Gesichts, aus dem sie ihm entschlossen entgegenblickte. Entschlossen, keine Angst zu zeigen.
„Miss Cummings?“ Zum Glück erinnerte er sich an den Namen, den sie im Gespräch mit der Zentrale genannt hatte. Jeder andere vernünftige Gedanke schien für einen Augenblick aus seinem Gehirn gebannt.
„Sie sind die Polizeistreife?“
„Ja“, bestätigte er und fasste automatisch nach seiner Dienstmarke. „Alan Parker. Ist alles in Ordnung?“
„Ja. Wie gut, dass Sie hier sind“, sagte sie offensichtlich erleichtert. Ihre Stimme war sanft und rauchig. Sexy … Doch den Gedanken sollte er sich besser verbieten.
„Haben Sie draußen jemanden entdeckt?“, fragte sie gespannt.
„Ja“, antwortete er und versuchte, seinen Blick von ihrem spärlich bekleideten Körper, ihren wohlgeformten Beinen und den nackten Füßen abzuwenden. „Es waren Waschbären. Zwei, wenn Sie es genau wissen wollen. Und ich kann Ihnen versichern, dass sie genau so viel Angst vor mir hatten wie Sie vor ihnen.“
Sie lehnte sich gegen den Türrahmen. Ihr Atem ging schnell und flach. „Wie dumm von mir. Ich dachte, dass sich hier vielleicht ein paar Kinder herumtreiben. Oder Landstreicher. Ich kenne niemanden hier in der Gegend. Und deshalb dachte ich, wer auch immer diesen Lärm machte, er wird mir nicht wohlgesonnen sein.“
„Schon in Ordnung. Ich verstehe Sie.“
Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihre dunkelblonden, schulterlangen Locken. Mit der anderen Hand...