E-Book, Deutsch, Band 1, 288 Seiten
Cawthon / Para / Waggener Five Nights at Freddy's: Tales from the Pizzaplex 1 - Lallys Spiel
Neuauflage 2023
ISBN: 978-3-7569-9981-1
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 288 Seiten
Reihe: Five Nights at Freddy's: Tales from the Pizzaplex
ISBN: 978-3-7569-9981-1
Verlag: Panini
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Manche Geheimnisse sollten besser im Verborgenen bleiben. Selena wird mit einem mysteriösen Artefakt aus der Vergangenheit ihres Verlobten konfrontiert. Jessica führt ein Doppelleben auf der Kinderstation eines Krankenhauses, ohne dass ihre Freunde und Kollegen davon wissen. Maya kann der Versuchung nicht widerstehen und erkundet einen verbotenen Bereich im Freddy Fazbears Mega Pizzaplex. Doch in der verdrehten Welt von Five Nights at Freddy's hat das Geheimnisvolle stets einen sehr hohen Preis. Five Nights at Freddy's-Schöpfer Scott Cawthon erzählt drei unheimliche Storys aus den unbekannten Ecken der FNAF-Serie.
Autoren/Hrsg.
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DER SCHUTZENGEL Die Nacht war kalt. Regentropfen prasselten auf die Straße wie winzige Schrotkugeln. Das rot-blaue Blitzen des Krankenwagen-Blaulichts geisterte über den feuchten Asphalt und das Wrack des Wagens, der sich förmlich um einen umgestürzten Baum gewickelt hatte. „Komm schon, Junge“, flüsterte Jack, der Rettungssanitäter. „Bleib bei mir!“ Regentropfen liefen ihm übers Gesicht, während er mit beiden Händen rhythmisch auf den Brustkorb des Teenagers drückte. „Bereit!“, rief Dave, sein Partner. Jack hob die Arme, als Dave dem Jungen einen Stromstoß ins Herz jagte. Der Körper des Jugendlichen zuckte auf der nassen Straße. Jack begann erneut, dem Jungen eine Herzdruckmassage zu verpassen. „Komm schon, Kleiner! Komm zu uns zurück!“ „Immer noch kein Puls, Jack. Es ist zu spät. Wir müssen das melden.“ „Nur noch einmal! Komm schon, Junge!“ Sie versuchten von Neuem, den Jungen wiederzubeleben, aber ohne Erfolg. „Verflucht!“ Jack lehnte sich zurück und wischte sich mit dem Handrücken Regen und Schweiß von der Nase. „Gib’s durch.“ Nach einem Moment des Bedauerns deckte Jack den Jungen mit einer Plane zu. Dann stand er auf und sammelte sich einen Augenblick. Es war immer schmerzhaft, wenn jemand starb, der noch so jung war. Er hörte, wie ein Stein über den Boden schlidderte. Jacks Kopf schwang in Richtung des dunklen Gebüschs, das sich hinter dem Baum abzeichnete. War da jemand? Vielleicht ein Tier? Dummerweise konnte er durch den dichten Regenvorhang nichts erkennen. Er massierte kurz seine rechte Schulter, hob den Notfallkoffer auf und wandte sich von dem Leichnam ab. „Lass uns zusammenpacken. Den Rest kann der Rechtsmediziner regeln.“ „Also hat der Junge es nicht geschafft?“, fragte Officer Manor ihn auf dem Rückweg zum Krankenwagen. Jack schüttelte den Kopf. „Diesmal nicht.“ „Zu schade. Diese Straße ist ohnehin schon gefährlich, ganz zu schweigen bei so einem Unwetter.“ „Als ob ich das nicht wüsste. Ich war schon oft genug hier …“ Jacks Stimme brach ab, während er die Tasche in den Wagen stellte. Officer Manor deutete mit dem Lichtkegel seiner Taschenlampe nach vorn in die Finsternis. „Und dann ausgerechnet hier, so nah am Friedhof. Schlechtes Karma, schätze ich.“ „Bloß ein Zufall“, sagte Jack. Da fiel ihm eine plötzliche Bewegung ins Auge. Jack kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, um in dem Regen besser sehen zu können, und wandte seine Aufmerksamkeit der Leiche zu. Inmitten des prasselnden Regens zeichnete sich eine dunkle Silhouette ab. Beugte sich da jemand über den Toten? Für den Bruchteil einer Sekunde sträubten sich seine Nackenhaare. Dann schüttelte er das Gefühl ab und blinzelte, um sicherzugehen, dass seine Augen ihm keinen Streich spielten. Da war jemand. Kleinwüchsig, schlank, zart. Die Gestalt lehnte sich über den Körper des toten Jungen und vollführte eine Handbewegung, rauf und runter. Dann wurde ihm klar, was er da sah. Ein Messer! Jack trat vor. „Hey! Weg von ihm!“ Die finstere Gestalt sprang auf; langes, feuchtes Haar bedeckte ihr Gesicht. Licht spiegelte sich auf der Waffe, und dann schnellte etwas aus der Hand des Schattens. Im nächsten Moment rannte die kleine Silhouette davon, zurück in den Schutz des Gestrüpps. „Was ist los, Jack?“, fragte Officer Manor und spähte in die Dunkelheit. Jack deutete auf den Busch. „Da war jemand! Hat sich über die Leiche gebeugt! Es, äh, war ein a-anderes Kind, glaub ich. Vielleicht ein Mädchen.“ Officer Manor setzte sich in Bewegung und ließ den Strahl seiner Taschenlampe hin und her schweifen. Dann kam er zurück, mit einem mürrischen Ausdruck auf den Lippen. „Bist du sicher, dass du noch ein Kind gesehen hast, das hier rumspaziert, Jack? Wie lang war deine Schicht heute?“ Jack zuckte mit den Schultern. „Zu lang. Ich könnte wirklich etwas Schlaf gebrauchen.“ „Vielleicht hätte ich das mit dem Friedhof besser für mich behalten. Hat dich offenbar auf komische Gedanken gebracht. Geister und so. Das war nur so dahingesagt, weißt du?“ Jack ging zum Leichnam des Jungen zurück und holte den letzten Notfallkoffer. Vielleicht hatte er sich das Ganze wirklich bloß eingebildet. Dann bewegte sich die Plane. Jack sprang erschrocken zurück. „Heilige Scheiße, Dave – der lebt noch!“ „Was?!“ „Der Junge! Er hat sich bewegt! Hol die Trage!“ „Bist du sicher?“ „Ja, verdammt! Schwing die Hufe!“ Jack riss die Plane von dem Jungen. Er sah das blutverschmierte Gesicht des Teenagers, der hustete und gierig nach Atem rang. Der Junge stöhnte. „H-Hilfe …“ Jack holte hastig das Sauerstoffgerät hervor und stülpte dem Jungen die Atemmaske über den Mund. „Alles okay, Junge. Ganz ruhig. Schön atmen. Du hattest einen Unfall. Wir bringen dich ins Krankenhaus. Da werden sie sich gut um dich kümmern. Erinnerst du dich daran, was passiert ist?“ Der Junge nickte schwach. „Scheint, als wärst du bei dem Regen ein bisschen zu schnell unterwegs gewesen. Hast dich ziemlich übel um den Baum gewickelt. Halte durch, Kleiner! Dass du noch lebst, ist ein echtes Wunder!“ Jessica schob den feuchten Wischmopp über den Boden des Krankenhausflurs. Hin und her. Hin und her. Diese Worte erinnerten sie an irgendwas von früher … Sie wusste bloß nicht mehr genau, woran. Irgendwas aus der Vergangenheit. Ein Schauder durchlief sie. Ihre Hände, die den Stiel des Mopps hielten, zitterten. Sie packte fester zu, damit das Zittern aufhörte. Sie realisierte, wie die Krankenhausmitarbeiter an ihr vorbeigingen. Sie realisierte, wie sie sie ansahen. Sie neigte ihren Kopf nach vorn, sodass ihr dickes, schwarzes Haar ihr Gesicht größtenteils verbarg wie ein Vorhang. Sie wollte nicht gesehen werden. Sie wollte nicht, dass irgendjemand sie bemerkte. Niemand wechselte mehr Worte mit ihr als unbedingt notwendig, und sie selbst redete auch mit keinem, wenn sie nicht musste. Jeden Tag nach der Schule kam sie her, um ihre Arbeit zu machen und im Kindertrakt des Hospitals den Boden zu feudeln. Mittlerweile hatte sie sich an den Gestank der Desinfektionsmittel und den trostlosen Geruch der Kranken gewöhnt. Sie lauschte auf das Gemurmel des Personals. Sie hörte das Piepsen der medizinischen Geräte, an denen die jungen Patienten angeschlossen waren. Sie registrierte die unterschiedlichen Schritte, die sie auf dem harten Fliesenboden vernahm. Manchmal leise, leichte Schritte, manchmal das Klicken von Absätzen oder das Stampfen kräftigerer Menschen. Bisweilen waren die Schritte gehetzt; andere Male ohne Eile. Sie kannte jedes einzelne Kind in dem Krankenhausflügel. Wenn sie die Böden wischte, hörte sie oft Weinen und geflüsterte Unterhaltungen. „Der Arzt sagt, du machst dich großartig, Brian! Du isst besser. Die Behandlung schlägt gut an. Das ist toll, mein Sohn!“, drang eine Frauenstimme aus dem Krankenzimmer in Jessicas unmittelbarer Nähe. „Ja, schätze schon“, brummte Brian. „Lass dich nicht unterkriegen, Kumpel“, sagte ein Mann. „Dir geht’s im Handumdrehen wieder besser. Und dann geht’s ab nach Hause. Dann kannst du wieder in deinem eigenen Bett schlafen.“ „Ich glaube, ich habe etwas mehr Appetit.“ „Das ist schön, zu hören“, sagte die Frau. „Wann kann ich nach Hause?“ „Ich hoffe, schon sehr bald“, entgegnete der Mann. „Und wenn’s so weit ist, holen wir dir deine Lieblingspizza von Freddy’s Mega-Pizzaplex! Denn das müssen wir dann natürlich feiern. Na, wie klingt das?“ „Ziemlich cool“, sagte Brian. Der Mann lachte. „Das ist mein Junge!“ „Bri“, meldete sich die Frau wieder zu Wort. „Was sind denn das für komische Metallspäne auf deiner Brust?“ „Hm?“ „Sieh mal, Harry. Was ist das? Meine Güte, was ist denn das hier für ein Krankenhaus?“ „Keine Ahnung. Sieht aus wie winzige Stückchen Silber“, sagte der Mann. „Ganz ruhig, Jane. Ich bin sicher, dafür gibt’s ’ne vernünftige Erklärung. Die kümmern sich hier gut um ihn, das hast du selbst gesagt. Er sieht heute schon viel besser aus!“ „Ich weiß, aber … Schwester Macy!“, rief die Frau durch die halb offen stehende Tür. „Schwester Macy! Könnten Sie bitte mal herkommen?“ „Natürlich, Mrs. Ramon“, sagte Schwester Macy. „Ist mit Brian alles in Ordnung?“ „Ja … Aber was ist das für seltsames Zeug auf ihm? Ich will nicht, dass er irgendwelchen Dingen ausgesetzt ist, die ihn vielleicht noch kränker machen.“ „Hmm … Keine Ahnung, was das ist.“ Die Schwester betrat den Raum, sah sich Brians Brust an und wischte die merkwürdigen Metallstückchen fort. „Ich glaube nicht, dass das irgendwas zu bedeuten hat, Mr. und Mrs. Ramon. Ich sorge dafür, dass hier sauber gemacht und das Bett neu bezogen wird.“ „Ich will aber auf keinen Fall, dass er Putzmitteln oder irgendwas anderem ausgesetzt wird, das seiner Genesung schaden könnte!“, wandte die Frau ein. „Natürlich nicht, Mrs. Ramon“, entgegnete Schwester Macy beschwichtigend. „Keine Sorge, das würden wir niemals zulassen.“ Jessica schob den Wischmopp langsam durch den Gang. Hin und her. Hin und her. „Die ist irgendwie seltsam“, flüstert ein...