Cavelius | Die Assassinin | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 720 Seiten

Cavelius Die Assassinin

Historischer Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-95890-294-7
Verlag: Europa Verlage
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, 720 Seiten

ISBN: 978-3-95890-294-7
Verlag: Europa Verlage
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Königreich Jerusalem im 12. Jahrhundert: Die Christin Lucia gerät durch eine teuflische Intrige in die Hände der mörderischen Sekte des Alten vom Berge und wird zur Assassinin ausgebildet. Sie soll den Thronfolger des Königreichs Jerusalem ermorden. Das Mädchen schmuggelt sich als Mätresse in den Palast von Tyrus ein. Das geplante Attentat gelingt, aber die 17-Jährige durchschaut die Machenschaften ihres Ziehvaters und flieht, denn jetzt sind ihr die eigenen Gefährten, mit den Dolchen in den Mänteln, auf den Fersen …

Die Welt im Nahen Osten versinkt im Blut. Die Kreuzritter versuchen verzweifelt, ihre Besitzungen im Heiligen Land zu behaupten, während die Bedrohung durch die Muslime ständig wächst. Sultan Saladin will die untereinander zerstrittenen Franken vertreiben und die Herrschaft über Jerusalem und die heiligen Stätten zurückerobern. Während er eine gewaltige Streitmacht gegen das Christenheer aufbietet, verfolgen die Assassinen unter ihrem Anführer Raschid ad-Din-Sinan ihre eigenen Ziele. Mit seinen Jüngern strebt er in Syrien einen Gottesstaat an und versetzt Christen und Moslems mit aufsehenerregenden Attentaten in Angst und Schrecken. Die auf allen Seiten gefürchteten "Gotteskrieger" nehmen dabei den eigenen Tod bereitwillig in Kauf …

Cavelius Die Assassinin jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


PROLOG
Mai 1189: Das Komplott
»Jeden Einzelnen von ihnen kann ich zum Meuchelmörder machen«, brüstete sich Raschid ad-Din-Sinan. Gemeinsam mit Guido von Lusignan blickte er vom Balkon auf das lebhafte Treiben am Hafen von Tyrus hinunter, wo sich farbenprächtige Kapuzenmäntel, Kopftücher und Turbane mischten. Das Rattern der Fuhrwerke, der Lärm der Handwerker, das Quieken von Borstenvieh sowie die Rufe der Händler erfüllten das Gedränge in der regenfeuchten Meeresluft. »Sucht Euch jemanden aus.« Mit einer weiten Geste und wippendem weißem Spitzbart auf der Brust lud der fast sechzig Jahre alte Muslim den zwanzig Jahre jüngeren Christen ein. Im selben Moment hoben unter ihnen am Hafen vier junge Edelfräulein ihre langen Kleider bis über die Knöchel, um die kostbaren Stoffe im breiigen Untergrund nicht zu sehr zu beflecken. Eine von ihnen, eine Rothaarige mit hüftlangem Lockenhaar, rief: »Oh! Aufpassen!«, tat einen Satz über eine Pfütze und lachte dabei. Interessiert beugte sich der Herrscher der Assassinen, unter dessen schwarzem Turban ein wenig graues Haar hervorlugte, in seinem bodenlangen Kleid vor, sodass sich sein schwarzer Mantel über der Brust schloss. Guido von Lusignan, der König der Christen im weitärmeligen Waffenrock, einen Umhang mit Pelzbesatz um die Schultern, den eine schwere Silberbrosche zusammenhielt, tat es ihm gleich. Das schulterlange, glatte Blondhaar fiel ihm dabei ins ebenmäßig geschnittene, von Sorgenfalten gezeichnete Gesicht. Selbst wenn sie unterschiedlichen Glaubens und auf dem Schlachtfeld Gegner waren, vereinte diese beiden Herrscher eine Gemeinsamkeit: Sie schreckten vor nichts zurück, denn beide trieb die Gier nach Macht. Doch niemand, der sie an jenem Tag sah, ahnte, was der Orientale und der Abendländer im Schilde führten. Keiner wusste, wer der Weißbärtige war, der da oben mit stechenden Blicken wie ein Adler über seiner Beute kreiste. Sonst wären die Menschen, die da sorglos am Hafen ihres Weges gingen, wie die Kaninchen auf dem Felde vor Panik erstarrt, da der Schatten des Todes sie bereits streifte und es für jede Flucht zu spät war. Zwar war jedem im Land der aufgehenden Sonne der Name des Oberhauptes der Ismailiten in Syrien bekannt, denn Raschid ad-Din-Sinan hatte die Gewohnheit, seine Opfer auf außergewöhnliche Weise umzubringen. Keiner atmete in seiner Umgebung weiter, wenn er es nicht wollte. Doch woran hätten sie den Meister des Terrors erkennen sollen? Er lebte in strengster Abgeschiedenheit und sah nicht anders aus als tausend andere alte arabische Männer auch. Man erzählte sich, der »Alte vom Berge« sende von seinen unzugänglichen Bergfestungen schattengleiche Krieger mit ihren Dolchen aus. Keiner seiner Widersacher wusste, wann und wo die selbsternannten »Gotteskrieger« zuschlagen würden. Immer und überall lagen sie auf der Lauer. Ihre Anzahl war gering, und doch verbreiteten sie in den Reichen zwischen Mittelmeer und Euphrat, egal wie hochgerüstet sie waren, Angst und Schrecken. Der König fuchtelte mit dem beringten Finger in der Luft, als suche er wahllos einen der Köpfe unter sich aus; dann setzte er entschlossen einen seiner hohen Stiefel aus Kalbsleder einen Schritt vor. »Ihr beherrscht die Kunst, den Geist der Menschen derart zu verwirren, dass sie nur noch an ewige Freuden im Paradies glauben, sodass sie lieber für euch sterben als leben wollen. Aber entspricht es wirklich der Wahrheit, dass eure Ordensmitglieder es schaffen, jedweden Menschen zu töten? Selbst wenn es ein mächtiger König wäre, der Tag und Nacht von seiner Leibgarde geschützt wird?« Raschid ad-Din-Sinan, der sich selbst als frommen Vollstrecker göttlichen Willens betrachtete, umfasste seinen langen Bart. »Meine Jünger dürsten nach Blut. Sie sind wie Schafe im Wolfspelz, verwandeln sich und nehmen Gebärde, Sprache und Sitte ihres Opfers an.« Die Augen des Franzosen aus dem Poitou leuchteten, denn dies war eine Antwort, wie er sie sich erhofft hatte. Widerwillen im Gesicht, aber freudiges Verlangen im Herzen, fasste der König nach: »Eure Männer, so heißt es, sind mutiger als alle anderen auf dieser Welt, weil Ihr es schafft, ihnen die Angst vor dem Tod zu nehmen.« »So ist es! Womit kann man einem Menschen dann noch drohen? Ihr Könige, Fürsten und Kreuzritter kämpft, um zu leben. Wir Assassinen aber kämpfen, um zu sterben.« Der König, sonst in allerlei Verstellungskünsten erfahren, vermochte es nicht, sein Unbehagen ganz zu verbergen. Betont lässig stützte er sich mit dem Ellbogen auf der hölzernen Balustrade ab, hob die Augenbraue und zeigte belustigt auf das eine der Edelfräulein mit den langen roten Locken. »Schafft ihr das auch bei einer Jungfrau wie dieser?« »Sie hat ein gutes Alter.« Der alte Syrer begutachtete das Mädchen, das wohl vierzehn Jahre zählen mochte. »Je jünger sie sind, umso mehr sehnen sie sich nach Anerkennung und desto schneller forme ich sie.« »Dieses Kind kenne ich vom Hof in Jerusalem«, gab der König zurück. »Luzia weiß nichts anderes als die Gebote der Bibel. Sie erfährt Anerkennung vor allen durch Gott, sie ist fromm und glaubt an nichts anderes als die Erlösung im Himmel. Buße und Sühne sowie die Angst vor Verdammnis bestimmen ihren Alltag. Und so eine unschuldige Seele wollt Ihr umdrehen wie einen hellen Umhang auf seine dunkle Seite hin?« Statt darauf einzugehen, stellte der Alte vom Berge eine Gegenfrage und blickte den König dabei an, als traue er ihm keine gescheite Antwort zu. »Was ist schon dunkel? Was ist hell? Was ist böse? Und was ist gut?« »Gut ist es, für eine gerechte Sache zu kämpfen« Der Satz schnellte nicht ohne königlichen Stolz hervor. Doch das Thema schien Guido von Lusignan sogleich zu heikel, denn er wusste, sein Gesprächspartner glaubte, dasselbe für sich in Anspruch zu nehmen. Es galt, sich nur nicht auf zu glatten Boden zu begeben oder gar darauf auszurutschen und vor einem Dolchstecher wie Sinan am Boden liegen zu bleiben. Sein Gegenüber lockte den verunsicherten König von Jerusalem, der die Heilige Stadt samt den meisten Ländereien erst kurz zuvor an die Sarazenen verloren hatte, noch ein paar Schritte weiterzugehen, und sagte: »Was entscheidet, wer wir werden? Gut oder böse? Wir Menschen sind immer beides in einem.« Der König lachte auf, als habe ihn eine Erkenntnis erfasst. »Da unten, seht Ihr, dort bei dem Gemüsekarren! Das ist einer der Scharfrichter, der für mich am Hof in Jerusalem seinen Dienst getan hat! Er ist fürwahr kein böser Mann.« »Und?« Sinan rümpfte kurz die Hakennase, da ein Gestank von Mist, Seifensiedern und Gerbern in der schwülen Luft aufstieg. »Hat er sein Geschäft gut verrichtet?« Der König gluckste. »Dieser Mann war zuvor nichts als ein Schafhirte. Beim ersten Mal am Richtplatz war er sehr nervös, hat stark geschwitzt, war unsicher, ob er es schaffen könnte. Der Ärmste hat die ganze Zeit nur an seine Zuschauer gedacht und ob er es in einem Zug mit der Klinge schafft, die richtige Stelle am Hals zu durchtrennen. Nicht einen Gedanken hat er mehr an die Person verschwendet, die er töten sollte, denn Ungläubige, die gesündigt haben, müssen nun einmal sterben. So einfach sind die Regeln.« Guido von Lusignan biss sich auf die Lippen, als habe er sich erneut und noch dazu ohne Schwert mitten auf einen Kriegsschauplatz begeben. Der Ismailit jedoch ließ sich von einem Heiden wie ihm nicht aus der Ruhe bringen und schob hinterher: »Was meint Ihr, Euer Durchlaucht? Ob dieser Scharfrichter unter Gewissensbissen leidet?« »Im Gegenteil«, ereiferte sich der König, »irgendwann ist ihm das schnelle Kopfabhacken zu langweilig geworden. Er hat gemerkt, dass es den Zuschauern viel besser gefällt, wenn er langsamer oder auch mal mit dem stumpfen Beil tötet. Und man hat ihm angesehen, welche Befriedigung er verspürte, wenn ihm das warme Blut dabei ins Gesicht spritzte.« Unter schweren Lidern besah sich der muslimische Gelehrte seine Fingernägel wie ein Kater die Krallen. »So ist es wohl, wir alle haben diese Gefühle in uns. Wenn die Umstände passen, schlachtet jeder Mensch den anderen ab.« »Sei’s drum! Wie ihr wisst, suche ich die Hilfe eures Geheimbundes!« Der König bemühte sich, wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen, und ließ die Dringlichkeit seines Anliegens durchscheinen. »Ich brauche jemanden, der für mich einen Mord begeht, nur darf keine Spur auf mich zurückweisen.« Ohne das rothaarige Mädchen aus den Augen zu lassen, unterbrach Sinan ihn in seinem Gedankengang und fragte abrupt: »Wer ist ihr Vater?« Der König hüstelte und erwiderte leicht ungeduldig: »Es gibt Gerüchte, sie sei das Kind der Mätresse von König Amalrich, aber er ist lang schon tot. Was tut...


Alexandra Cavelius ist freie Autorin und Journalistin. Unter anderen erschienen von ihr die Bestseller "Die Himmelsstürmerin" und "Leila – Ein bosnisches Mädchen". Zu ihren letzten sehr erfolgreichen Werken zählen die Autobiografie mit der mehrfach für den Friedensnobelpreis nominierten Swetlana Gannuschkina "Auch wir sind Russland" sowie zusammen mit dem international anerkannten Traumatologen Jan Ilhan Kizilhan die Geschichte der Jesidin Shirin "Ich bleibe eine Tochter des Lichts" und "Die Psychologie des IS". Sie hat sich in verschiedenen Werken intensiv mit schwer traumatisierten Überlebenden und radikalisierten Tätern auseinandergesetzt. Durch ihre vielfachen Recherchen über Krieg und Glauben sowie den Islamischen Staat und dessen Opfer verfügt Alexandra Cavelius über tief gehende Einsichten, die sie in diesen Historienroman mit einfließen lässt.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.