Castillo | Das Spiel der Seelen - Keiner kann entkommen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 464 Seiten

Reihe: Das Mädchen im Schnee

Castillo Das Spiel der Seelen - Keiner kann entkommen

Thriller
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-32236-6
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 2, 464 Seiten

Reihe: Das Mädchen im Schnee

ISBN: 978-3-641-32236-6
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der neue Nr. 1-Bestseller von Spaniens Superstar Javier Castillo – endlich auf Deutsch!

New York 2011. Zunächst war es nur ein Vermisstenfall. Dann findet man die fünfzehnjährige Allison in einer Kirche – tot an einem Kreuz. Zeitgleich erhält die Journalistin Miren Triggs das Polaroidfoto eines gefesselten und geknebelten Mädchens. Gina Pebbles, 2002, steht darunter. Schnell findet Miren heraus, dass Gina seit zehn Jahren vermisst wird. Gemeinsam mit ihrem ehemaligen Professor Jim Schmoer geht sie beiden Fällen nach und findet eine Spur, die zu einer streng religiösen Schule führt. Doch was ist mit dem Mädchen auf dem Foto passiert? Wer hat Miren das Bild geschickt? Und wie hängen die beiden Fälle zusammen?

Der zweite Fall für Investigativjournalistin Miren Triggs – atemberaubende Spannung vom »spanischen Stephen King« (ABC)

»Javier Castillo ist ohne Zweifel das große neue Phänomen in der europäischen Literatur.« Joël Dicker

»Der Meister des spanischen Thrillers, der alle Rekorde bricht.« Forbes

»Fesselt den Leser vom ersten Satz an.« El País

Javier Castillo, geboren in Málaga, hat Wirtschaft und Management studiert. Seine Romane stehen regelmäßig an der Spitze der spanischen Bestsellerliste. Mit der Trilogie »Das Mädchen im Schnee«, die von Netflix verfilmt wurde, gelang ihm der internationale Durchbruch.

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Kapitel 2


Fort Tilden

23. April 2011

Drei Tage zuvor

Ben Miller

Agent Benjamin Miller stellte seinen Wagen, einen grauen Pontiac mit New Yorker Kennzeichen, auf einem mit Gestrüpp und wilder Vegetation gesäumten Weg auf dem Gelände von Fort Tilden ab, genau gegenüber von drei Streifenwagen mit eingeschalteten Scheinwerfern.

Der Anruf war am Abend eingegangen. Er wollte gerade das Hähnchen essen, das seine Frau zubereitet hatte. Lisa hatte besorgt aufgeschaut, als Ben seine Gabel auf den Teller fallen ließ und zum Handy griff. Beim Blick in sein ernstes Gesicht folgte der Sorge Bedauern, weil sie wusste, was solche Anrufe bedeuteten.

»Glaubt ihr, es ist Allison?«, hatte Miller gefragt, und kurz darauf hinzugefügt: »Verstehe. Wo? Fort Tilden?«

»Musst du jetzt noch los?«, hatte Lisa gefragt, als er hastig aufstand, obwohl sie die Antwort schon kannte.

Es störte sie, dass Bens Arbeit in ihrem Leben so viel Raum einnahm, dass sie einen Großteil seiner Gedanken beanspruchte. Aber sie lebten inzwischen schon so viele Jahre mit der Hoffnungslosigkeit wegen der vielen Vermisstenfälle, dass sie am Tisch sitzen geblieben war und einen Schluck Wasser getrunken hatte, während sie, wenn schon nicht eine Antwort, wenigstens eine Erklärung für den Grund seines überstürzten Aufbruchs erwartete.

»Es scheint ernst zu sein, Lisa«, hatte er gesagt. »Erinnerst du dich an Allison Hernández?«

»Das elfjährige Mädchen aus New Jersey?«

»Nein … aus Queens. Fünfzehn, langes dunkles Haar.«

»Ach ja. Das war doch erst letzte Woche, oder? Hat man sie gefunden?«

»Sie glauben, ja.«

»Tot?«, hatte Lisa mit neutraler Stimme gefragt.

Ben hatte nur wortlos seine Tasche geholt, sein graues Jackett von der Garderobe genommen und sich dann verabschiedet. Ein kleiner Prozentsatz seiner Fälle endete so: mit einem Anruf bei der Vermisstenstelle von Jugendlichen oder Wanderern, die im Flussbett des Hudson eine Leiche entdeckt hatten, die seit Tagen darin trieb, oder, wie vor Kurzem, zerteilt in einem Koffer lag. In diesem Fall hatten die Kollegen von der Spurensicherung nicht nur die Geschehnisse rekonstruieren müssen, sondern auch den Körper.

»Morgen ist …«, hatte Lisa ihn erinnert.

»Ich weiß. Ich werde rechtzeitig zu Hause sein«, hatte er traurig geantwortet.

Es war ein langer Weg von Grymes Hill auf Staten Island, wo er in einem weiß gestrichenen Holzhaus mit blauen Fensterläden und wunderschönem Garten wohnte, auch wenn der Zaun etwas hinfällig war. Um nach Fort Tilden zu gelangen, hatte er inmitten einer endlosen Flut aus roten Lichtern die Verrazano-Narrows-Bridge Richtung Brooklyn überqueren müssen, wobei er an Allisons Eltern dachte und überlegte, wie er ihnen die Nachricht überbringen sollte. In Brooklyn nahm er die Küstenstraße, den schnellsten Weg zur Halbinsel Rockaway. Als er die Brücke dorthin überquerte, fiel ihm auf, dass der Verkehr sichtlich abgenommen hatte und er durch eine Gegend fuhr, die weit entfernt war von der Hektik und dem Stress der City. Die Leere, die Weite und der Platz zwischen den Gebäuden hatten nichts von der erdrückenden Atmosphäre Manhattans. Von der Brücke aus betrachtet schien Rockaway einen anderen Rhythmus zu haben, als er es gewohnt war. Er gelangte auf ein karges Gelände, das sich hinter der Brücke auftat, und sah mehrere Wegweiser Richtung Fort Tilden. Als er nach rechts abbog, erblickte er auf dem Rockaway Boulevard zwei Polizisten neben ihrem Streifenwagen, genau dort, wo ein Weg in den Jacob-Riis-Park führte.

»Agent Miller, Abteilung Vermisste Personen«, sagte er durch das offene Wagenfenster. Es roch nach Meer, nach feuchter, salziger Luft. »Ich wurde wegen des Mädchens angerufen, das man hier in Fort Tilden gefunden hat. Könnte sich um einen meiner Fälle handeln.«

Die Officers sahen sich besorgt an.

»Wo wurde die Leiche gefunden?«, fügte Ben hinzu. »Sie müssen wissen, dass ich noch nie in dieser Gegend war. Könnte mir vielleicht einer den Weg erklären?«

Der Kleinere antwortete schließlich: »Es ist ganz hinten, hinter der Absperrung. Wir warten auf die Spurensicherung. Es ist schrecklich. So was habe ich noch nie gesehen.«

Agent Miller fuhr weiter und konnte schon bald das Blaulicht der Streifenwagen vor einem Betongebäude erkennen, das üppiger Vegetation anheimgefallen war. Als er langsamer fuhr, um den Unterboden seines Pontiac nicht zu beschädigen, gingen ihm die Worte des Polizisten durch den Kopf: »So was habe ich noch nie gesehen.«

Ein Officer brachte gerade das Absperrband am Außenspiegel seines Streifenwagens an, dessen Scheinwerfer auf das verfallene Gebäude voller Graffiti gerichtet waren. Ein Polizist mit einem Man Bun sprach mit zwei Jungs von ungefähr vierzehn Jahren, deren BMX-Räder neben dem Streifenwagen auf dem Boden lagen.

Bevor er ausstieg, nahm Miller die Akte, auf deren Deckel in roten Buchstaben »Allison Hernández« stand, vom Beifahrersitz. Er schlug sie auf und betrachtete kurz das Foto: Ein Mädchen mit kastanienbraunem, fast schwarzem Haar und spitzer Nase blickte fröhlich in die Kamera. Lesen musste er nichts. Er kannte ihre Geschichte auswendig, er wusste auch, welche Kleidung sie zum Zeitpunkt ihres Verschwindens getragen hatte: schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt mit Pepsi-Logo. Er legte die Akte zurück und zeigte dem Polizisten, der den Tatort bewachte, seine Marke.

»Wo?«, fragte Miller.

»Da drin. Passen Sie auf mit der rostigen Eisentür.«

»Haben die beiden sie gefunden?«, fügte er hinzu und zeigte auf die Jungs.

Der Officer nickte.

»Habt ihr die Eltern verständigt?«

»Sie sind unterwegs. Sie müssen uns aufs Kommissariat begleiten.«

»Zeigen Sie mir den Weg zu …?«

»Ich will sie lieber nicht noch einmal sehen, Agent. Ich habe eine Tochter in dem Alter.«

Ben Miller sah, dass die Hände des Mannes zitterten. Er war um die vierzig und sah aus, als hätte er schon viele Dienstjahre auf der Straße auf dem Buckel, trotzdem wirkte er betroffen. Eine Stadt mit neun Millionen Einwohnern zeigt sich meist ausgesprochen kreativ, wenn sie ihre Leichen preisgibt, weshalb sich die Kollegen des Polizeikorps schnell ein dickes Fell zulegen.

»Okay. Wo ist sie?«

»Dort drin, Scott und Carlos sind vor Ort. Zweiter Raum links.«

»Geben Sie mir Ihre Taschenlampe?«, fragte Miller und streckte die Hand aus.

Der Polizist zog sie aus seinem Gürtel, aber bevor er sie Miller geben konnte, tauchte ein hochgewachsener und perfekt gekämmter dunkelhaariger Kollege im Türrahmen auf.

»Agent Miller?«, rief er, was im Tosen einer Welle unterging, die sich weiter hinten brach. Der Atlantik war ungefähr zweihundert Meter entfernt, aber der Wind trug die Geräusche heran. »Wir glauben, dass es Allison ist. Wir warten auf die Spurensicherung, um Fingerabdrücke und DNA zu überprüfen.«

»Kann ich sie sehen?«, fragte Miller.

»Sind Sie religiös?«, fragte Carlos mit besorgter Miene zurück.

»Seit wann ist das wichtig?«

»Seit heute, Agent. Gott wird nicht glücklich darüber sein, was mit diesem Mädchen passiert ist.«

»Sie sind also gläubig?«

»Natürlich, Agent. Gott gab meiner Mutter die Kraft, die Wüste zu durchqueren und die Grenze zu überwinden, als sie mit mir schwanger war. Sie hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Gott hat es gut mit mir gemeint. Wenn ich nach Hause komme, werde ich meine Frau küssen, zu Gott beten und ihn um Vergebung bitten.«

Agent Miller entnahm seinen Worten, dass Carlos das Ganze sehr mitnahm. Er drehte sich um und forderte ihn auf, ihm zu folgen. Es handelte sich um eine Art Lagerhalle, ziemlich verfallen und mit zahlreichen Öffnungen, die wohl mal Fenster gewesen waren. Geblieben waren nur die Rahmen, deren Rost im Scheinwerferlicht rötlich glänzte.

Carlos ging voraus und schaltete seine Taschenlampe ein, als er in die Dunkelheit trat. In ihrem Schein war ein Raum voller Schmierereien, Trümmer und kaputter Matratzen zu erkennen, aus denen die Sprungfedern herausragten.

»Passen Sie auf, wo Sie hintreten«, sagte Carlos.

»Warum haben Sie gesagt, dass Sie Gott um Vergebung bitten werden?«, fragte Miller, der ihm folgte.

Carlos blieb kurz stehen, drehte sich um und sagte ernst: »Dafür, dass ich mich vor dem Kreuz nicht bekreuzige.«

Dieser Satz hallte noch in Bens Kopf nach, als Carlos nach links abbog und durch ein Loch verschwand, das früher mal eine Tür gewesen sein musste. Daneben lag ein verrosteter Einkaufswagen auf dem Boden. Miller passte auf, dass er nicht darüberstolperte. Als er den nächsten Raum betrat, fand er sich überraschenderweise in einer viel größeren Halle wieder, mit doppelt so hohen Decken. Das Licht des zunehmenden Mondes fiel durch die kaputten Fensterscheiben unterhalb der Decke. Die Halle kam Miller riesig vor, zumindest soweit er das im Schein von Carlos’ Taschenlampe erkennen konnte. Plötzlich sah er ganz hinten in einer Ecke eine weitere Taschenlampe. Ihr Lichtkegel wurde jäh auf ihn gerichtet und blendete ihn.

»Das ist Agent Miller von der Vermisstenstelle«, sagte Carlos zu seinem Kollegen Scott. Er war bereits in der Mitte der Halle angekommen und leuchtete Miller den Weg, damit er nicht über die unzähligen vergammelten Sessel stolperte, die in Zwölferreihen und...


Castillo, Javier
Javier Castillo, geboren in Málaga, hat Wirtschaft und Management studiert. Seine Romane stehen regelmäßig an der Spitze der spanischen Bestsellerliste. Mit der Trilogie »Das Mädchen im Schnee«, die von Netflix verfilmt wurde, gelang ihm der internationale Durchbruch.



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