Cashore | Die Wahrhaftige (Die sieben Königreiche 4) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 4, 528 Seiten

Reihe: Die sieben Königreiche

Cashore Die Wahrhaftige (Die sieben Königreiche 4)

High Fantasy mit starken und unvergesslichen Heldinnen
22001. Auflage 2022
ISBN: 978-3-646-93570-7
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

High Fantasy mit starken und unvergesslichen Heldinnen

E-Book, Deutsch, Band 4, 528 Seiten

Reihe: Die sieben Königreiche

ISBN: 978-3-646-93570-7
Verlag: Carlsen Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Fesselnde romantische Fantasy von der heiß geliebten Bestseller-Autorin! Eine schüchterne Königin und eine große Liebe ... Bitterblue ist seit einigen Jahren junge Königin von Monsea. Als jenseits des Ozeans ein neues Land entdeckt wird, ist sie voller Neugier. Winterburg hat Luftschiffe und eine große Akademie - und es gibt dort ganz andere Arten Magie. Doch als Bitterblues Gesandte dort unter verdächtigen Umständen ertrinken, wird sie misstrauisch. Zusammen mit Giddon, der sie seit langem heimlich liebt, macht sie sich auf den Weg nach Winterburg, um die Wahrheit herauszufinden. Als Bitterblue entführt wird und Giddon sie für tot hält, wird ihre unausgesprochene Liebe auf die Probe gestellt und ihre Mission droht zu scheitern ... »Dieses lang ersehnte Buch übertrifft alle Erwartungen!« School Library Journal, Sternchenrezension Alle Bände der romantischen Bestseller-Serie sind auch unabhängig voneinander lesbar: Die Beschenkte (Band 1) Die Flammende (Band 2) Die Königliche (Band 3) Die Wahrhaftige (Band 4)

Kristin Cashore studierte am Center for the Study of Children's Literature in Boston. Ihre Bücher »Die Beschenkte«, »Die Flammende«, »Die Königliche« und »Die Wahrhaftige« schafften sofort den Sprung auf die New-York-Times-Bestsellerliste und wurden vielfach ausgezeichnet.
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DIE BÜRGIN

Der Mann mit der weißen Strähne im schwarzen Haar kam ihr beim Tauchen schon wieder zu nahe. Für einen Menschen war er ein ausdauernder Schwimmer. Mit starken Armen zog er sich immer weiter durchs Wasser und trieb sich mit kräftigen Beinschlägen an.

Die Meereskreatur versuchte ihre zitternden Glieder zu beruhigen, damit der Mensch, falls er tief genug tauchte, um sie sehen zu können, sie einfach nur für einen moosbewachsenen Fels auf dem Grund des Ozeans hielt. Dann würde er umkehren und ihr nicht länger Angst einjagen.

Der Mensch schoss zurück an die Wasseroberfläche. Die Kreatur entspannte sich, erleichtert, dass Menschen Luft zum Atmen brauchten. Vor allem bei diesem Mann war sie darüber froh, denn er war anders als die anderen. Die meisten Menschen sprangen aus einem Boot, planschten im Wasser herum – wobei sie aussahen wie Vögel, die versuchten, nicht vom Himmel zu fallen – und zogen sich anschließend zufrieden ins Boot zurück. Die Meereskreatur sah sie nie wieder.

Aber dieser Mensch kehrte andauernd zurück und tauchte so zielstrebig, dass es der Kreatur Angst machte, denn sie hortete Schätze hier auf dem Grund des Ozeans, sammelte sie, schützte sie, und dieser Mensch wusste von einem davon. Von ihr wusste er nichts. Niemand wusste von ihr. Aber er hatte es auf den Gegenstand abgesehen, der ihr Lieblingsschatz war. Sie spürte, wie er darüber nachdachte, und schlang ihre langen Tentakel darum, versuchte, den Schatz vor dem Menschen zu verbergen. Es war ein Schiff.

Dieses Schiff, ein Zweimaster mit flatternden Segeln, war vor nicht allzu langer Zeit mit dem Bug voraus von der Wasseroberfläche herabgesunken und neben ihr gelandet. Alle Schätze der Kreatur – Netze, Harpunen, Anker – fielen auf diese Weise aus dem hellen Wasser über ihr herab. Aber Schiffe waren seltene Schätze und dieses Schiff war ganz besonders außergewöhnlich, denn als sie eins ihrer Augen an ein Bullauge drückte, entdeckte sie in seinem Inneren eine geheime Welt. Einen rosafarbenen Raum mit winzigen Sofas und Sesseln, die am Boden befestigt waren, Gemälde an den Wänden, Lampen. Ein verbarrikadiertes Oberlicht und eine Tür mit glänzendem Knauf und Scharnieren. Außerdem zwei rosahäutige Menschenkörper, die inzwischen weich und aufgedunsen aussahen. Sie nannte es ihre Geschichtenwelt.

Das Außergewöhnlichste und Eigenartigste an ihrer Geschichtenwelt aber war, dass ein Schloss an der Tür hing und die beiden Körper einsperrte. Wenn ein Schiff sank, sprangen die Leute normalerweise ins Wasser oder in die Rettungsboote und versuchten zu überleben. Sie sperrten sich nicht mit einem Schloss in einem Raum ein.

Der Mann mit der weißen Strähne im schwarzen Haar, der braune Haut hatte, tauchte erneut tief hinab und suchte nach dem Schiff. Er dachte beim Tauchen manchmal an eine Frau – eine Menschenfrau mit dunklen Zöpfen und grauen Augen, die funkelnde Ringe an hellbraunen Fingern trug. Die Meereskreatur verstand, dass er das Schiff suchte, um es der Frau bringen zu können. Sie mochte diese Frau nicht, überhaupt nicht.

Das Boot des Tauchers war ein kleines Oval hoch über ihr. Sie überlegte, es am Anker zu packen und herabzuziehen. So etwas tat sie sonst nicht. Wenn sie sein Boot herunterzog, würde er sie wahrscheinlich sehen, und sie erregte nie Aufmerksamkeit. Aber vielleicht würde er ertrinken und so nicht länger nach ihrem Lieblingsschatz suchen. Eigentlich würde er selbst einen schönen Schatz abgeben. Zusätzlich zu der hübschen Art, wie seine Haare im Wasser um sein Gesicht trieben, zu seinen winzigen perfekten Muskeln und seinen winzigen perfekten Händen und Füßen funkelte noch ein roter Edelstein an einem Ring, den er am Daumen trug. Gerne würde die Kreatur diesen Ring von seinem Finger streifen und ihn an der Spitze eines ihrer dreizehn Tentakel tragen. Die glitzernden Dinge, die die Menschen trugen, gefielen ihr. Und dann würde der Mann sich aufblähen, aufbrechen, verwesen und schließlich zu einem glatten, glänzenden Skelett in zerlumpten Kleidern werden, und das gefiel ihr auch an den Menschen. Sie könnte ihn ihrer Knochensammlung hinzufügen. Ihn mit ihren Tentakeln umfassen, ihn beschützen.

Eine Herde Silberkühe näherte sich, daher beschloss sie, das kleine ovale Boot des Menschen in Ruhe zu lassen. Silberkühe ließen Menschen nie ertrinken, wenn sie es verhindern konnten. Sie waren ungefähr so groß wie eins der Augen der Meereskreatur. Auf ihren Rücken hoben sie ertrinkende Menschen an die Wasseroberfläche, wobei sie sie mit aufmunternden Gedanken bedachten. Außerdem war die Gefahr, entdeckt zu werden, jetzt zu groß. Silberkühe konnten unter Wasser besser sehen als Menschen.

Der Mensch beendete erneut seinen Tauchgang und stieg zur Wasseroberfläche auf. Anschließend schien er mit den Silberkühen zu spielen, er schwamm und drehte sich mit ihnen, lachte und schrie vor Glück. Das passierte ziemlich oft bei diesem Menschen. Die Silberkühe besuchten ihn gern und er lachte immer viel.

Dann geschah ganz plötzlich etwas Unerwartetes. Zwei weitere Menschen stürzten an langen Seilen von oben ins Wasser. Sie packten den lachenden Mann und kämpften mit ihm. Er wehrte sich, boxte, trat, wand sich. Er war großartig; die Meereskreatur rechnete damit, dass er sich losreißen würde. Aber dann schien ihm die Luft auszugehen, denn er rührte sich nicht mehr. Die anderen beiden Menschen schossen an ihren Seilen aus dem Wasser und nahmen seinen Körper mit.

Die Kreatur war so überrascht, dass sie sich ein Stück vom Grund des Ozeans erhob, auf ihren dreizehn Tentakeln balancierte und sich mit ihren dreiundzwanzig Stielaugen umsah. Durch das gekräuselte Wasser über sich konnte sie den Umriss eines Luftschiffs erkennen, das durch den Himmel Richtung Norden entschwand.

Dann fielen ihr die Silberkühe wieder ein, und weil sie nicht entdeckt werden wollte, sank sie zurück in die Finsternis am Grund des Ozeans. Die Silberkühe bemerkten sie nicht; sie hatten die lila-blauen Gesichter über die Wasseroberfläche gestreckt und beobachteten mit ihren großen dunklen Augen, wie das Luftschiff den schlaffen Mann davontrug. Ihre Gedankenstimmen schwollen zu einem Klagelied an. Sie kommunizierten mit Bildern und Gefühlen, nicht mit Worten, aber die Kreatur verstand ihre Bedeutung. Wir sehen dich, guter Freund, riefen sie. Wir wissen Bescheid. Wir werden davon berichten.

Immer wenn die Kreatur auf Schatzsuche ging, begab sie sich an dunkle Orte, damit die Silberkühe sie nicht sahen. Die Silberkühe waren Tiere der Oberfläche, Lichtkreaturen; sie dagegen war eine Kreatur der Tiefe, eine Kriecherin, Schleicherin, Sucherin. Auch an den Orten, wo die Kreatur gerne hinging, gab es Tiere, die sahen, wie sie sich mit ihren langen Tentakeln vorwärtsbewegte, aber die Aufmerksamkeit dieser Tiere war unwichtig.

Heute überquerte sie das Feld der rosa und weißen Blumen und glitt in den Wald aus Fasern und Schilf, in dem die Seepferdchen aus ihren wogenden Höhlen linsten. Sobald Seepferdchen etwas nicht mehr sahen, hatten sie es bereits vergessen. Wenn sie die Kreatur erblickten, entrollten sie manchmal ihre Schwänze und zogen sich schnell in die Dunkelheit zurück, dann vergaßen sie sie und kamen wieder hervor.

Die Kreatur dachte an den Menschen mit der weißen Strähne im Haar, an die Menschen, die ihn gepackt hatten, und an die Silberkühe, die ihm zugerufen hatten: Wir sehen dich. Wir wissen Bescheid. Wir werden davon berichten.

Was hatten sie gesehen? Worüber wussten sie Bescheid? Wem wollten sie berichten? Die Kreatur wollte die Antworten auf diese Fragen gar nicht wissen. Sie war froh, in der Tiefe zu leben – weit weg vom Licht, wo Tiere Kontakt miteinander hatten und sich gegenseitig störten.

Sie erreichte eine Stelle, wo Moosbüschel am Fuß der Korallenriffe wuchsen. Die Schwämme, die hier lebten, hatten einen winzigen, hellen, klaren Verstand voll alberner Wörter. Bürgin! Freundin! Heldin! Bürgin! Musik! Gelächter! Tanz! Bürgin! Bürgin!

Jeden Tag sangen sie im Chor um sie herum, während sie sich mit ihren Tentakeln Moos ins Maul steckte. Sie war so an das Lied gewöhnt, dass sie gar nicht mehr darauf achtete. Schwämme waren nicht besonders schlau. Als sie einmal in einer plötzlichen Anwandlung von Neugier einen fressen wollte und versuchte, ihn von seinem Untergrund abzuziehen, hatte er vor Lachen gekreischt, als hätte sie ihn gekitzelt. Bürgin!, hatte er gerufen. Spiele! Witze! Spaß! Da hatte sie aufgegeben, ihn losgelassen und war wieder dazu übergegangen, die Schwämme zu ignorieren.

Nach dem Fressen ging sie normalerweise in den düsteren Gruben unter den Korallenriffen auf Schatzsuche. Heute musste sie jedoch nicht lange suchen, denn dieselbe Strömung, die ihr Fressen brachte, hatte ihr auch einen Schatz gebracht. Es war etwas Kleines, eine Metallkugel, die auf und ab wippte und gegen die Korallen stieß. Menschengemacht, aber kein Gegenstand, den die Kreatur erkannte. Eiförmig, mit einem kleinen Metallring an der einen Seite, der an einer Art Stift befestigt war. Der Ring und der Stift glänzten, was hübsch aussah – wenn auch lange nicht so hübsch wie der funkelnde rote Edelstein am Daumen des tauchenden Mannes.

Die Kreatur hob das Ding auf und hielt es sich vor die Augen. Sie streichelte den Metallring und überlegte, ob etwas passieren würde, wenn man daran zog, denn manchmal taten menschengemachte Gegenstände etwas, wenn man sie an der richtigen Stelle berührte. Einer ihrer Schätze war eine Kiste, die auf- und zuging. Ein anderer hatte eine Kette, die um einen Zylinder geschlungen...



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