E-Book, Deutsch, Band 132013, 192 Seiten
Reihe: Julia
Carson Nur du weckst diese Sehnsucht
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-95446-648-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 132013, 192 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-95446-648-1
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kate braucht dringend einen Mann - natürlich nur für eine einzige Nacht! Da kommt ihr Memphis James, der beste Freund ihres Bruders, gerade recht. Wenn sie mit einem attraktiven Begleiter wie ihm zum Klassentreffen erscheint, wird sie dem nervtötenden Mitleid entgehen, das sie seit ihrer Scheidung verfolgt. Doch schnell merkt sie, dass ihre Wahl ein Fehler war. Wie konnte sie die Gefahr vergessen, die von Memphis ausgeht? Seine pure Männlichkeit, seine Augen wie Karamellbonbons ... Obwohl Kate der Liebe abgeschworen hat, weckt Memphis' Nähe ungewollt süße Sehnsucht in ihr ...
Mit 11 Jahren verließ Aimee Carson zum ersten Mal die Kinderbuchabteilung der Bibliothek, landete in einer Reihe mit Liebesromanen und zog einen aus dem Regal. Seit dem Moment war sie diesem Genre verfallen, und ihre Leidenschaft für Liebesgeschichten begleitete sie auf ihrem Weg von Florida nach Alaska, Seattle und schließlich South Dakota. Aimee arbeitet Teilzeit als Ärztin in Alaska (wie in "Emergency Room", nur kälter und ohne George Clooney), in ihrer Freizeit fährt sie gerne Mountain Bike mit ihren drei tollen Kindern und ihrem unglaublich geduldigen Mann. Aber jeden Morgen spielt sie Schicksal für die Charaktere in ihren Liebesgeschichten, die zufällig alle da wohnen, wo Aimee am liebsten Urlaub macht - in South Beach, Miami. Ihr Lebensmotto lautet: Das Leben ist zu kurz, um Dinge zu tun, die man nicht genießt.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
Memphis James stand im dreiundzwanzigsten Stock eines Hochhauses im Zentrum von Miami und blickte hinab auf das Kamerateam unten auf der Straße. Entlang der Absperrung reihten sich Zuschauer wie neugierige Ameisen. Der Sturz musste beim ersten Versuch sitzen – eine Wiederholung war unmöglich. Zusammen mit dem Stuntkoordinator hatte Memphis jedes Detail doppelt und dreifach geprüft: die Gurte, die Seilwinde, die Windverhältnisse. Wie gewöhnlich verschwendete er keinen Gedanken an die Gefahr. Selbst beim wahnwitzigsten Stunt war die Wahrscheinlichkeit zu sterben äußerst gering – wenn man nichts dem Zufall überließ und Materialversagen und Fehlberechnungen ausschließen konnte. Weshalb Memphis nie etwas dem Zufall überließ.
Memphis’ Verhalten mochte in den Augen von Außenstehenden Züge einer Zwangsneurose tragen, aber in seinem Beruf, in dem man sich ständig über die Schwerkraft mokierte, war penibelste Gründlichkeit unerlässlich. Unaufmerksamkeit führte zu Fehlern, die ihn töten oder zumindest zum Krüppel machen konnten.
Oder schlimmer: Jemand anders bezahlte für die Unachtsamkeit.
Für einen Augenblick kehrte die Erinnerung zurück, wie immer vor einem Sturz. Seine Brust wurde plötzlich eng, sein Magen krampfte sich zusammen, sein Herz hämmerte gegen die Rippen.
Memphis zwang sich zur Ruhe, schob die Erinnerung beiseite. Dann richtete er den Blick nach unten, wo mehr als sechzig Meter Luft zwischen ihm und dem nackten Asphalt lagen. Nichts würde seinen Fall stoppen außer der Kamera. Zynisch verzog er den Mund. Wenn etwas schiefging und er mit knapp hundertdreißig Stundenkilometern auf die Straße klatschte, würden seine letzten Sekunden wenigstens für die Nachwelt festgehalten. Die Idee gefiel ihm irgendwie. Wenn er schon den Abgang machte, dann mit Stil und derart, dass alle Welt darüber sprach.
Der Stuntkoordinator riss ihn aus seinen Gedanken. „Alles fertig. Windgeschwindigkeit acht km/h.“
Einen letzten Blick warf Memphis noch nach unten, dann sagte er: „Besser wird’s nicht.“
„Bereit?“
Nun die Ruhe selbst, mit normalem Puls, nahm Memphis Aufstellung vor dem präparierten Fenster aus Sicherheitsglas. „Ich bin immer bereit.“ Er grinste. „Aber die Schwerkraft ist eine verfluchte Zicke.“
„Jedenfalls eine, die keine Fehler verzeiht.“ Auch der andere Mann grinste.
Mit steigendem Adrenalinpegel verbreiterte sich Memphis’ Grinsen noch. „Dann lassen wir sie besser nicht warten.“
Kate Anderson klammerte sich mit einer Hand an die Absperrung, während sie mit der anderen die Augen gegen die Sonne abschirmte. Ihr Blick war nach oben gerichtet, wo dreiundzwanzig Stockwerke über ihr die Vorbereitungen für den Stunt abgeschlossen wurden. Die salzige Atlantikbrise mischte sich mit dem Geruch von heißem Asphalt. Um sie herum drängten sich Schaulustige und machten den warmen Tag in Miami noch wärmer.
Oder waren ihre Nerven einfach überhitzt?
Bisher hatte sie Memphis James’ Rückkehr in die Stadt ignoriert, weil sie genau wusste, dass es besser für sie war. Doch der Artikel über Dalton und seine neue Verlobte in der Skandalpresse von heute hatte ihr acht mitleidsvolle Blicke, drei gut gemeinte tröstende Umarmungen und einen ungefragten Beistandssermon einer verbitterten Geschiedenen eingebracht – und das alles, während sie lediglich im Café um die Ecke in der Schlange gestanden hatte. Als frisch geschiedene Exfrau eines höchst populären Lokalpolitikers hatte Kate kaum eine Chance, dem Rampenlicht zu entkommen. Und in absehbarer Zeit würde sich das auch schwerlich ändern, denn es lag eine lange Reihe öffentlicher Veranstaltungen vor ihr, an denen sie wohl oder übel teilnehmen musste. Zum ersten Mal, seit sie im Alter von sechzehn Jahren mit Dalton zusammengekommen war, würde sie einen solchen Auftritt allein wagen.
Die mitleidigen Blicke völlig fremder Menschen waren allein schon schlimm genug, doch die öffentliche Aufmerksamkeit würde zweifelsohne noch zunehmen. Nicht auszudenken, was die Regenbogenpresse schreiben würde, wenn sie ohne Partner bei ihrem Highschool-Klassentreffen auftauchte.
Abserviert! Ex-Ballkönigin von ihrem König verstoßen
In Ungnade gefallene Kate Anderson erscheint solo beim Klassentreffen
Sie atmete tief durch, lockerte bewusst die angespannten Muskeln und bestärkte sich selbst noch einmal in dem Entschluss, Memphis um Hilfe zu bitten. Selbst wenn sie den draufgängerischen Stuntman als Teenager abgrundtief gehasst hatte – und er später zum größten Fehler ihres Lebens geworden war. Voll bebender Unruhe starrte sie hinauf zu dem Fenster hoch über ihr.
Warum umarmte einen eigentlich niemand zum Trost, wenn man es wirklich brauchte?
Es rauschte und knackte in den Walkie-Talkies der Filmcrew. Unwillkürlich hielt Kate den Atem an. Eine Sekunde später gab es eine laute Explosion, und das Fenster zerbarst. Ein Körper wurde in einer Wolke aus Glassplittern aus dem Gebäude geschleudert, beschrieb einen geschwungenen Abwärtsbogen und sauste dann im freien Fall auf das tödlich harte Pflaster zu.
Kates Mund war wie ausgedörrt, ihr Herzschlag schien auszusetzen. Eine grauenvoll lange Ewigkeit stürzte der Mann durch die Luft, vorbei an zweiundzwanzig Fensterreihen. Erst im allerletzten Moment wurde sein Fall ruckend gebremst, nur Zentimeter über der nach oben zeigenden Kamera.
Um sie herum erhob sich begeisterter Applaus. Kate spürte einen leichten Schwindel, dann setzte ihr Herzschlag wieder ein, schneller und heftiger als zuvor. Wild kribbelte ihre Haut von den Nachwirkungen eines heißen Adrenalinstoßes, als stünde ihr ganzes Nervensystem in Flammen. Sie ließ die Absperrung los und rieb sich die feuchten Hände, während sie ungläubig zusah, wie Memphis ruhig und gelassen das Gurtgeschirr vom Fallseil löste.
Wie konnte das sein? Er war im freien Fall aus großer Höhe zur Erde gestürzt, aber sie war es, die dabei um fünf Jahre gealtert war!
Seit dem Tag, an dem ihr Zwillingsbruder sich mit dem damals dreizehnjährigen Satansbraten angefreundet hatte, hatte ihr Herz wegen Memphis unendlich oft ausgesetzt, gehämmert oder beides. Sollte sie eines Tages einen Herzinfarkt erleiden, wäre es zu neunundneunzig Prozent seine Schuld.
Doch sie wischte ihre Vorbehalte rasch beiseite, als sie sah, wie er den Drehort verlassen wollte. Ohne weiter nachzudenken, ging sie um die Absperrung und bewegte sich entschlossen in Richtung Adoniskörper in Bluejeans, der sich bereits von ihr entfernte. Sein knackiger Hintern und die durchtrainierten Beine brachten mühsam verdrängte Erinnerungen zurück.
Zu ihrer Linken schrie ein Mann des Sicherheitsdienstes etwas, doch sie ignorierte seine Aufforderung und rief ihrerseits: „Memphis!“
Entweder hörte er sie nicht, oder er ignorierte sie. Mehrere Leute des Sicherheitspersonals und der Filmcrew bewegten sich nun auf sie zu. Ihr blieb nicht viel Zeit. Sie beschleunigte ihre Schritte, rannte fast, während das luftige Trägerkleid ihre Beine umflatterte und die hochhackigen Sandaletten sie schmerzhaft daran erinnerten, dass sie nicht für sportliche Betätigung gedacht waren.
„Memphis, warte!“
Endlich blieb er stehen und drehte sich um. Sie sah, dass er sie erkannte. Für einen Augenblick war sein Gesicht wie versteinert. Sie erstarrte in der Bewegung, kaum mehr als drei Meter von dem Mann entfernt, der sie mit seinen warmen braunen Augen immer noch verzauberte …
Wie in einer Filmrückblende wurde sie um fünf Jahre zu dem Tag zurückversetzt, an dem sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Außer sich vor Wut hatte sie ihn angeschrien, er solle das Krankenhauszimmer ihres Bruders verlassen. Sorge um Brian hatte in ihrer Stimme mitgeschwungen. Und Verwirrung, die eine höchst unvernünftige, aber dafür umso leidenschaftlichere Liebesnacht mit Memphis in ihr zurückgelassen hatte. Wie leider nicht anders zu erwarten, war auf den Höhenflug der unvermeidliche Absturz gefolgt.
Vom schwindelerregenden, sonnenüberfluteten Gipfel hinab ins tiefe, dunkle Tal.
Ekstase und Depression.
Memphis war gefährlich, bei ihm gerieten ihre Gefühle stets in Aufruhr – diese Einsicht durfte sie auf keinen Fall vergessen. Doch im Augenblick war sie zu sehr damit beschäftigt, Memphis’ Anblick zu genießen: rebellisches hellbraunes Haar, Augen so braun wie Karamell, das auf der Zunge schmilzt, und umgeben von dichten Wimpern, eine markante Kieferpartie bedeckt mit dunklen Bartstoppeln. Sein Gang, seine Art zu sprechen, seine selbstsichere Männlichkeit, sein Sex-Appeal – all das hatte sie als Teenager erst eingeschüchtert und dann später als junge Frau erregt.
Für einen Moment fragte sie sich, ob ihre Idee wirklich so klug sei. Vielleicht war es doch besser, allein zu den Veranstaltungen zu gehen und sich dem Spott der Öffentlichkeit zu stellen.
Ein Securitymann griff sie am Arm und schnauzte sie an: „Sie haben hier nichts verloren, Miss!“
Aber Kate rührte sich nicht vom Fleck.
Memphis hob eine Hand. „Schon gut, Hal.“ Sein Blick fixierte sie,...