E-Book, Deutsch, 426 Seiten
Carroll Du stehst in meinen Sternen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-847-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Irland-Roman | Eine hinreißende RomCom für alle Fan von Elena Armas
E-Book, Deutsch, 426 Seiten
ISBN: 978-3-98952-847-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Claudia Carroll ist eine irische Bestsellerautorin und Schauspielerin. Geboren und aufgewachsen in Dublin, studierte sie dort Musik und besuchte die ?Gaiety School of Acting?. Ihre ersten Romane schrieb sie zwischen Takes am Set der TV-Show »Fair City« - heute widmet sie sich voll und ganz ihren Romanen und ihrer geliebten Heimatstadt. Die Autorin auf Instagram: @claudiacarrollbooks Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre humorvollen Liebesromane »Irisches Wiedersehen«, »Davenport Hall - Liebe nach Drehbuch«, »Liebeschaos auf Irisch«, »Du stehst in meinen Sternen«, »Wolke Sieben kann mich mal« und »Ein irischer Gentleman«.
Weitere Infos & Material
Prolog
In der griechischen Mythologie war Apollo so hingerissen von Cassandra, dass er ihr die Gabe der Prophezeiung verlieh.
Leider war Cassandra umgekehrt von ihm gar nicht so begeistert, und zur Strafe verwandelte Apollo den gerade erst verliehenen Segen umgehend in einen Fluch. Zwar konnte Cassandra immer noch die Zukunft vorhersagen, aber kein Mensch glaubte ihr.
Mit anderen Worten: Aus Rache dafür, dass er von seiner Angebeteten einen Korb bekommen hatte, machte Apollo ihr das Leben zur Hölle.
So sind sie eben, die Männer ...
Okay. Aber eins nach dem anderen. Beginnen wir doch lieber am Anfang ...
Dublin 1985
Unser Esszimmer
»Er behauptet, dass er mich liebt und nicht bloß in mich verliebt ist, und genau deshalb hab ich den Verdacht, dass er mich in die Kategorie Schwester steckt und ich mit diesem Kerl nur meine kostbare Zeit verschwende. Wir sind jetzt seit fast drei Jahren zusammen, und weißt du, was er mir zum Geburtstag geschenkt hat? Eine Fußbadewanne. Eine Fußbadewanne! So was schenkt man vielleicht irgendeiner kränklichen Oma, die man nicht besonders mag.«
»Tante Lizzie?«, versuchte ich sie zu unterbrechen, aber sie war voll im Mecker-Modus.
»Ich möchte eigentlich nur eins wissen: Wann kriege ich endlich mal das, was deine Mutter hat? Eine wunderschöne Tochter, dieses wunderschöne Heim hier und obendrein noch einen Ehemann, der tatsächlich mit ihr zusammen sein will. Hab ich denn irgendwas an mir, was es grundsätzlich unmöglich macht, mich zu heiraten? Warum sind die Männer, mit denen ich ausgehe, solche hundertprozentigen, unheilbaren Nieten? Oder bin ich das Problem? Ist es möglich, dass es schlicht und einfach an mir liegt?«
»Bin ich jetzt endlich dran?«, erkundigte sich Tante Lizzies Freundin Mary und dämpfte ihre Stimme absichtlich so weit, dass meine Mutter sie in der Küche nicht verstehen konnte. Mum konnte es nämlich nicht leiden, wenn ihre Freundinnen versuchten, mir gratis hellseherische Ratschläge aus der Nase zu ziehen. Jedenfalls in der Zeit, in der ich Hausaufgaben machen sollte.
»Nein, antworte ihr nicht«, ging Tante Lizzie dazwischen. »Wenn ich schnell genug rede, kann mich keiner unterbrechen. Okay, hier ist meine Frage: Ist George der Mann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen werde? Denn wenn er es nicht ist, sollte ich den Schaden doch lieber begrenzen und mich so schnell wie möglich abseilen. Also, Cassie, leg los. Aber bring es mir schonend bei.«
»Es ist dein Parfüm«, erklärte ich schlicht.
»Mein was?«
»Er hasst dein Parfüm.«
»Willst du mich auf den Arm nehmen? Bitte nimm zur Kenntnis, dass ich nur Passion von Elizabeth Taylor benutze, eins der teuersten Wässerchen im Umlauf. Kostet mich auch eine schöne Stange Geld.«
»Schmeiß es weg, und in einem halben Jahr bist du verheiratet.«
Tante Lizzie starrte mich an, völlig von den Socken. »Ist das dein Ernst?«, fragte sie schließlich.
»Japp.«
»Kannst du es sehen?«
Ich schloss die Augen und runzelte die Stirn. Ja, da war es. Kristallklar. Ganz einfach.
Ich bin in der Kirche von Donnybrook, stehe neben dem Altar und versuche, nicht über Tante Lizzies Baiser-Kleid zu stolpern. Als ich aufblicke, sehe ich George, der schwitzt und angestrengt sein Knopfloch fixiert. Ich höre die Orgel das Ave Maria spielen, und ich rieche – was ist das denn? Durchdringend, süßlich, ein bisschen eklig ... Ach ja, Lilien! Kein Zweifel.
Dann blicke ich an mir herunter und bemerke, was ich anhabe.
Ach, so ein Mist. Geschieht mir recht. Wieso hab ich denn gedacht, dass das alles zu schön ist, um wahr zu sein ...?
»Ja, ich bin ganz sicher«, sagte ich mit fester Stimme. Tante Lizzie strahlte. Schnell schob sie meine Schulsachen weg, die achtlos überall auf dem Tisch herumlagen, und drückte mich an sich.
»Du bist was ganz Besonderes, Cassie, ich hoffe, das weißt du.«
»Mhmm«, antwortete ich und zog mich zurück. Von ihrem Parfüm wurde mir auch ganz anders.
»Und wenn du irgendeinen Wunsch hast«, fuhr Tante Lizzie unterdessen unbeirrt fort, wobei sie ihre Stimme wieder senkte, damit meine Mutter sie durch die halb offene Küchentür nicht hörte, »du weißt schon, irgendwas Schönes oder Geld meinetwegen – na ja, irgendwas eben, dann sag Bescheid, in Ordnung?«
»Ja, ich hab einen Wunsch«, sagte ich.
»Dann mal raus mit der Sprache.«
»Ich möchte auf gar, gar, gar keinen Fall Brautjungfer werden. Du würdest mich ja doch bloß in zitronengelben Chiffon stecken.«
»Abgemacht«, versprach sie, strahlend, plötzlich wieder voller Lebensfreude.
»Also, jetzt reicht es aber mal, ich bin dran«, mischte sich ihre Freundin Mary ein und ließ sich auf den Esszimmerstuhl neben mir plumpsen.
»Möchtest du mir nicht vielleicht erst mal gratulieren?«, trompetete Tante Lizzie ziemlich süffisant. »Schließlich haben wir gerade erfahren, dass ich bald heiraten werde und überhaupt.«
»Ja, herzlichen Glückwunsch und so weiter«, schnaubte Mary, und ihr Ton strafte ihre Worte Lügen.
»Entschuldige, was war das? Ich hab dich nicht richtig verstanden.«
»Bring mich nicht dazu, es nochmal zu sagen, mir haben schon beim ersten Mal die Zähne wehgetan.«
Also damals war Mary für mich eine verschrumpelte Omi mit einer briefbeschwererdicken Brille auf der Nase und zu einem Knoten zusammengezurrten Haaren, eine Karikatur der vorzeitig senilen alten Jungfer, die sich als Lehrerin abgerackert und ihr Leben ganz ihren Schülern geopfert hat. In Wirklichkeit aber war Mary damals wahrscheinlich ungefähr Ende dreißig – groß, autoritär und, wie meine Mutter es ausdrückte, »ein bisschen überspannt«.
»Also, er heißt James«, erklärte sie mir, unverzüglich zum Punkt kommend. »Aber das ist so ziemlich alles, was ich weiß, jedenfalls im Moment. Er ist der neue Kunstlehrer an meiner Schule, und wir haben gestern im Lehrerzimmer einen ganz besonderen Augenblick zusammen erlebt.«
»Was denn für einen Augenblick?«, fragte Tante Lizzie spitz.
»Blickkontakt«, erwiderte Mary abwehrend.
»Blickkontakt? Weiter nichts? Du hast ihn nur angesehen? Du meinst, du hast noch nicht mal mit ihm geredet?«
»Nein, und ich wäre dankbar, wenn du aufhören würdest, mich so unter Druck zu setzen, Lizzie. Danke sehr. Ich nähere mich Schritt für Schritt der Möglichkeit eines Gesprächs. Auf meine Art.«
»Du hast also nicht mit ihm geredet, ihr habt nicht eure Telefonnummern ausgetauscht, und er hat dich auch nicht gefragt, ob du mit ihm ausgehen willst?«
»Ganz richtig«, antwortete Mary. »Der klassische Fall einer nicht geglückten Kontaktaufnahme zwischen den Geschlechtern.«
»Psst«, unterbrach ich die beiden, denn ich spürte, dass sich eine Vision anbahnte, und das Gekabbel der beiden Frauen lenkte mich ab.
»Was siehst du?«, fragte Mary aufgeregt.
Ich brachte es nicht übers Herz, ihr die Wahrheit zu sagen. In solchen Momenten hasste ich meine Gabe aus tiefstem Herzen.
Mary steht in der Angestelltentoilette am Waschbecken und heult sich die Augen aus dem Kopf. Die Mascara läuft ihr übers Gesicht, und dann ... ja, da ist noch eine Frau, die Marys Hand hält und ihr sagt, sie soll nicht traurig sein, und wenn einem jemand leidtun müsste, dann seine Frau ...
»Was? Was siehst du denn?«, drängelte Mary, die mein langes Gesicht offensichtlich bemerkt hatte.
»Ich ... ich glaube nicht, dass er der Mann für dich ist«, sagte ich langsam, »aber ...«
»Ach, das ist so UNFAIR!«, knurrte Mary.
»Ja, das ist meine Cellulitis auch«, warf Tante Lizzie fröhlich ein.
»Psst, wartet mal eine Sekunde«, flüsterte ich und wedelte abwehrend mit den Händen.
»Was? Was siehst du denn?«, zischten mich die beiden an. Schon wieder eine Vision ...
Es ist wieder Mary, aber diesmal sieht sie sehr viel besser aus. Sie trägt ein hübsches Sommerkleid und ist ... ja, sie ist zweifellos im Ausland, irgendwo, wo es heiß und sonnig ist, in einem Straßencafé. Sie trinkt seltsames rosarotes Zeug, und neben ihr sitzt ein braungebrannter Kerl mit dunklen Augen und dunklen Haaren, hält ihre Hand und sagt etwas in einer Sprache, die ich leider nicht verstehe ...
»Eres la mujer de mis sueños.«
»Was hast du gesagt?«, fragte Tante Lizzie.
»Klang wie Spanisch«, meinte Mary mit ihrer Oberlehrerinnenstimme. »Kannst du das bitte nochmal wiederholen, und zwar laut und deutlich?«
»Eres la mujer de mis sueños«, sagte ich langsam, ohne die geringste Ahnung zu haben, was es bedeuten sollte. Meines Wissens hätte es auch etwas Unanständiges sein können. »Da ist ein Mann in einem geblümten Hemd bei dir, der deine Hand hält und dir dieses spanische Zeug sagt, und ich glaube irgendwie nicht, dass du in Irland bist. Es ist heiß und schwül, und deine Nase ist ganz rot und schält sich. Sicher weiß ich nur, dass du sehr, sehr glücklich bist.«
Mary sah uns beide an, wie jemand, der gerade eine Erleuchtung hat. »Du bist die Frau meiner Träume«, sagte sie staunend. »Das bedeutet der Satz. Du bist die Frau meiner Träume.«
»Ach komm, es gibt doch auf der ganzen Welt keinen Mann, der so einen Schwulst von sich gibt«, blaffte Tante Lizzie, ein bisschen sauer, weil man ihr die große Braut-Show einfach so unterm Hintern weggestohlen hatte. »Hast du mal wieder in der Unterstufe Jackie-Magazine konfisziert?«
»Ich glaube ...«, entgegnete ich und stockte,...