E-Book, Deutsch, Band 7, 400 Seiten
Reihe: Virgin River
Carr Zurück in Virgin River
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7499-0752-6
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Buchvorlage zu Netflix langlebigster Serie | Band sieben der Virgin-River-Reihe
E-Book, Deutsch, Band 7, 400 Seiten
Reihe: Virgin River
ISBN: 978-3-7499-0752-6
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Bestsellerreihe zur Netflix-Serie »Virgin River«
Was ist aus dem sorglosen Jungen geworden, der einst ihr Herz erobert hat? Liz ist schockiert: Ihr Jugendfreund Rick Sudder ist ein gebrochener Mann, als er schwer verletzt nach Virgin River heimkehrt. Verbittert über sein Schicksal schlägt er alle Hilfsangebote aus. Weder sein Ziehvater Jack Sheridan noch Liz lässt er an sich heran. Doch so leicht geben die beiden nicht auf. Liz ist entschlossen, Rick zu beweisen, dass es nicht Mitleid ist, was sie für ihn empfindet - sondern dass es eine gemeinsame Zukunft für sie geben kann. Aber ist ihre Liebe stark genug, um Rick Hoffnung zu schenken und den Schmerz zu heilen?
»Ein intensives, fesselndes Lesevergnügen«
Romantic Times Book Reviews
»Robyn Carr ist eine bemerkenswerte Geschichtenerzählerin.«
The Library Journal
Seit Robyn Carr den ersten Band ihrer gefeierten Virgin River-Serie veröffentlichte, stehen ihre Romane regelmäßig auf der Bestsellerliste der . Auch ihre herzerwärmende »Thunder Point-Reihe«, die in einem idyllischen Küstenstädtchen spielt, hat auf Anhieb die Leserinnen und Leser begeistert. Robyn Carr hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Ehemann in Las Vegas.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL
Walt Booth fühlte sich einsam. Er war zweiundsechzig Jahre alt und seit über fünf Jahren Witwer. Seine Kinder, damals sechsundzwanzig und vierzehn, lebten inzwischen ihr eigenes Leben. Vanessa war mit Paul verheiratet. Sie wohnten auf dem Grundstück hinter den Ställen. Tom hatte schon fast sein erstes Jahr in West Point hinter sich. Walts Nichte Shelby, die bei ihm gewohnt hatte, war vor der Februarkälte in den Urlaub nach Maui geflüchtet, bevor sie ihr Studium in San Francisco beginnen wollte. All das beschäftigte Walt im Moment jedoch nur flüchtig. Er war mit den Gedanken bei seiner Nachbarin, einer lebhaften, wunderschönen, berühmten und nur wenig jüngeren Filmschauspielerin, mit der er erst vor Kurzem etwas angefangen hatte. Sie hieß Muriel St. Claire. Ihre Beziehung hatte sich gerade vertieft, als sie wegen eines Kinofilms nach Hollywood abreisen musste. Walt war bei ihren beiden Labradorhunden und den Pferden zurückgeblieben. Seit Muriel im Privatjet nach L. A. aufgebrochen war, hatte sie sich erst ein einziges Mal gemeldet. Im Hintergrund hatte Walt Partygeräusche gehört. Musik, Gesprächsfetzen, Gelächter und das Klirren von Gläsern. Muriel hatte geklungen, als riefe sie vom anderen Ende der Welt aus an.
Tatsache war, dass Walt sich in sie verliebt hatte. Sie hatte ihn fasziniert, weil sie so gar nicht seiner Vorstellung eines Filmstars entsprach. Muriel war vor fast einem Jahr nach Virgin River gekommen und mit ihren Tieren in ein altes Bauernhaus gezogen, das sie fast alleine restauriert hatte. Walt hatte sie nie in etwas anderem als alten Hemden, Jeans und Stiefeln oder einem Maleroverall gesehen. Sie war eine bombastische Reiterin, Expertin im Schießen und richtete ihre Hunde auf die Jagd von Wasservögeln ab. Muriel war naturverbunden und stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Außerdem hatte sie einen messerscharfen Verstand, und ihre natürliche Schönheit war in Walts Augen etwas ganz Außergewöhnliches. Und nun drehte sie einen Film mit Jack Nicholson, während Walt in seinem Wohnzimmer am Fenster saß und ihren Hund hinterm Ohr kraulte. Und offen gestanden fragte er sich, ob sie jemals wieder zurückkommen würde.
Als es an seiner Tür läutete, erhob er sich schwerfällig. Vor zwei Wochen hatte er sich noch gefühlt wie ein Sechzehnjähriger, der sich auf seine tägliche Verabredung mit Muriel freute. Doch jetzt fühlte er sich alt und kurzatmig.
Er öffnete Luke Riordan die Tür und betrachtete ihn missbilligend. Luke Riordan war so ziemlich der letzte Mensch, den er in diesem Augenblick gebrauchen konnte. Luke und Shelby hatten eine Affäre miteinander gehabt, und die Sache war nicht gut ausgegangen. Walt hielt diese Geschichte für den wahren Grund der Abreise seiner Nichte.
„Guten Morgen, General“, begrüßte ihn Luke mit leichtem Kopfnicken. „Haben Sie eine Minute Zeit?“
„Ich glaube schon“, antwortete Walt. „Kaffee?“
„Nein danke, Sir“, lehnte Luke ab und betrat das Haus.
„Es geht nur um … Na ja, ich dachte, ich sollte mich bei Ihnen entschuldigen.“
„Ach ja?“, fragte Walt. Er wandte sich ab und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Die Hunde sprangen sofort auf Luke zu, als sie ihn entdeckten. Der schokoladenbraune Labrador ließ sich zwar brav vor Luke nieder, wedelte aber dermaßen heftig mit dem Schwanz, dass der gesamte Hundekörper zu vibrieren schien. Währenddessen geriet der kaum ein Jahr alte Buff total außer Rand und Band und sprang Luke an, um Aufmerksamkeit zu bekommen.
„Buff! Platz!“, befahl Walt. Doch es half nicht viel. Der gelbe Labrador geriet immer total aus dem Häuschen, sobald sich Besucher blicken ließen.
„Meine Güte.“ Luke packte den Hund lachend hinter den Ohren und setzte ihn ab. „Da haben Sie aber eine schöne Gesellschaft.“
„Das sind Muriels Hunde. Sie ist nicht in der Stadt, und ich passe auf die beiden auf.“
„Nicht in der Stadt?“, erkundigte sich Luke.
Walt setzte sich in seinen Sessel und schnippte mit den Fingern, um die Hunde zu sich zu locken. Er war nicht bereit, noch weitere Informationen über Muriels Verbleib preiszugeben. Mit je einem Labrador an seiner Seite deutete er auf den gegenüberliegenden Sessel. „Setzen Sie sich, Riordan. Ich bin ganz wild auf Ihre Entschuldigung.“
Umständlich nahm Luke Platz. „General Booth, Sir. Shelby ist meinetwegen vor zwei Wochen abgereist. Es tut mir leid, Sir. Sie hatte Grund zur Annahme, dass ihre Zukunft mit mir ungewiss sei, und reiste ab.“
Walt lehnte sich zurück. Shelby war fünfundzwanzig und Luke achtunddreißig Jahre alt. Von Anfang an hatte Walt befürchtet, dass die Beziehung seiner Nichte zu diesem kantigen Hubschrauberpiloten schmerzlich für sie enden würde. „Warum überrascht mich das jetzt nicht?“, erwiderte Walt unfreundlich.
„Ich habe sie gehen lassen, Sir, weil ich dachte, dass es besser sei. Ich fand den Gedanken, dass sie jemandem wie mir vertrauen könnte, furchtbar.“
Walt grinste. Er selbst hätte es nicht besser ausdrücken können. „Ich hätte Sie einfach erschießen sollen“, sagte er. „Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht.“
Luke gelang es nur mühsam, seine Verärgerung zu unterdrücken. „Das kann ich mir vorstellen, Sir.“ Luke hatte noch nicht lang genug seinen Militärdienst quittiert, um die Hierarchie außer Acht zu lassen. Für ihn würde der General immer der General bleiben, und darum verdiente er den entsprechenden Respekt, auch wenn er sich wie ein Mistkerl benahm und Lukes Leben bedrohte.
„Sie sollten sich lieber bei meiner Nichte entschuldigen, statt bei mir“, meinte Walt.„Darum habe ich mich schon gekümmert, Sir. Unglaublicherweise hat sie mir verziehen.“
„Sie haben mit ihr geredet?“
„Ja, Sir. Sie ist zurück und war höllisch sauer auf mich, aber ich habe mich ihrer Gnade ausgeliefert, und sie hat mir noch eine Chance gegeben. Diesmal werde ich es nicht vermasseln.“
Walt machte große Augen und zog die buschigen schwarzen Augenbrauen hoch. „Shelby ist zurück?“
„Ja, Sir. Sie bat mich, Ihnen zu sagen, dass sie gleich hierherkommt. Sie hat noch etwas zu erledigen, und ich wollte vorher mit Ihnen sprechen.“
„Um sich zu entschuldigen“, grummelte Walt. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich meine Nichte gerne sehen.“
„Sie wird gleich hier sein. Doch da ist noch etwas anderes. Ich hätte gerne Ihr Einverständnis, bevor ich Shelby bitte, meine Frau zu werden.“
Walt knirschte mit den Zähnen. „Sie strapazieren Ihr Glück aber wirklich.“
„Oh, Sie wissen noch nicht mal die Hälfte.“ Luke lachte in sich hinein. „Ich bin jetzt fast neununddreißig Jahre alt und will das volle Programm. Dabei gehört das nicht einmal zu Shelbys Bedingungen – aber ich will es so. General Booth, Ihre Nichte bedeutet mir alles. Ich kann nicht mehr ohne sie leben. Ich dachte, es ginge vielleicht. Ich habe es sogar versucht, aber es ist zu spät. Ich liebe Shelby. Ich werde sie immer lieben. Für den Rest meines Lebens.“
Walt setzte sich aufrecht hin und rutschte unruhig auf dem Sessel herum. „Was ist mit ihrer Ausbildung? Mit ihrer Familie? Ich glaube zwar auch, dass meine Nichte eine Familie haben will, aber falls ich mich nicht irre, hatte ich Sie sagen hören, dass Sie nicht …“
„Sie haben vermutlich schon eine ganze Reihe von Dingen von mir gehört. Ich hatte ja auch gedacht, dass ich es so meine, doch das ist nicht der Fall, Sir. Shelby kann von mir verlangen, was sie will. Sie kann machen, was sie will – ich werde sie unterstützen. Und ich werde Shelbys Zeit nicht verschwenden, Sir. Wenn sie mich heiratet, gebe ich ihr alles, was ich habe, und gehe mit ihr, wo immer sie hinwill. Sie wird mein Haus nie wieder in dem Glauben verlassen, sie sei mir egal. Das hätte der schlimmste Fehler meines Lebens werden können.“
Unfreiwillig musste Walt lächeln. „Sie haben Ihre Lektion gelernt, mein Junge, was?“
Luke störte es nicht, dass sein Militär-Idol ihn „mein Junge“ nannte. Aber dass der Mann die Wahrheit so lässig ausgesprochen hatte, traf ihn gewaltig.
„Oh Mann“, stieß er kopfschüttelnd aus. „Sie ahnen nicht, wie recht Sie haben.“Walt lehnte sich wieder zurück. „Es gefällt mir, Sie so demütig zu sehen, Riordan. Was wäre, wenn ich Ihnen meine Erlaubnis nicht geben würde?“
„Oh, dann werde ich trotzdem um Shelbys Hand anhalten. Ich werde ihr erklären, dass Sie nicht damit einverstanden sind, und bitte sie dennoch um ihr Jawort. Allerdings würde ich es diesmal gerne richtig machen, Sir. Ich habe schon genug Fehler gemacht – und will nicht noch mehr machen.“
„Hmm“, murmelte Walt. „Das ist vermutlich nicht die einzige Überraschung …“
„Sir?“
„Ich hatte Sie gar nicht für so intelligent gehalten.“
Luke schüttelte den Kopf. Nun bekam er, was er verdiente. Er war mit der Nichte des Generals ins Bett gegangen und hatte ihr erzählt, dass er kein Typ war, der sich fest binden wollte. Jetzt musste er seinen Verstand benutzen, um es wiedergutzumachen. Dabei wusste er genau, dass es dem General schwerfiel, ihm zu glauben. Er selbst hätte sich diesen Sinneswandel ja auch nicht so einfach abgenommen, wenn er an Walts Stelle gewesen und Shelby seine Nichte wäre. Walt würde ihn offenbar wohl noch eine Zeit lang quälen. Luke vermutete, dass es einfach dazugehörte.
Dann ging die Haustür auf, und Shelby rauschte herein. Die beiden Männer erhoben sich, doch Luke war schneller bei ihr und legte ihr den Arm um die...




