Carr Liebesglück in Virgin River
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95649-444-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 19, 304 Seiten
Reihe: Virgin River
ISBN: 978-3-95649-444-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Menschen mit Obstkörben, spielende Kinder und Apfelbäume, soweit das Auge reicht: Die Apfelernte ist die schönste Zeit auf der Plantage von Tom Cavanaugh. Eigentlich hatte der Ex-Marine nie vorgehabt, den Familienbesitz zu übernehmen. Doch seit er nach Virgin River zurückgekehrt ist, verspürt er den Wunsch, sesshaft zu werden und eine Familie zu gründen. Vielleicht mit Darla, der Witwe seines verstorbenen Freundes, um die er sich nach ihrem schweren Verlust kümmert? Tom hat ganz genaue Vorstellungen, wie seine Zukünftige sein sollte - auf keinen Fall wie die zierliche Erntehelferin Nora Crane. Aber warum rührt die temperamentvolle alleinerziehende Mutter sein Herz auf eine Weise, die er bisher nicht kannte?
Seit Robyn Carr den ersten Band ihrer gefeierten Virgin River-Serie veröffentlichte, stehen ihre Romane regelmäßig auf der Bestsellerliste der . Auch ihre herzerwärmende »Thunder Point-Reihe«, die in einem idyllischen Küstenstädtchen spielt, hat auf Anhieb die Leserinnen und Leser begeistert. Robyn Carr hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Ehemann in Las Vegas.
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1. KAPITEL
Am Schwarzen Brett der presbyterianischen Kirche in Virgin River hing ein kleiner Zettel:
„Apfelernte bei Cavanaugh Apples. Bitte persönlich auf der Plantage vorstellen.“
Nora Crane lebte noch nicht lange hier. Sie studierte regelmäßig alle Anschläge, und nachdem sie die Notiz entdeckt hatte, erkundigte sie sich bei Reverend Kincaid, ob er etwas über diese Arbeit wusste.
„Nicht besonders viel“, antwortete er. „Die Ernte dauert ziemlich lange, und die Cavanaughs heuern neben ihrem fest angestellten Personal gern zusätzlich noch ein paar Leute an. Soweit mir bekannt ist, zahlen sie ziemlich gut. Die Arbeit ist sehr anstrengend, und in ein paar Monaten ist alles vorbei.“
Zahlen ziemlich gut. Das blieb hängen. Nora nahm ihre zweijährige Tochter Berry an die Hand; die neun Monate alte Fay saß in ihrer Rückentrage.
„Kannst du mir sagen, wie ich zu dieser Plantage gelange?“, fragte sie.
Er runzelte die Stirn. „Nora, das sind ein paar Meilen. Du hast kein Auto.“
„Ich muss dort hin und herausfinden, was sie zahlen und wie die Arbeitszeiten sind. Wenn es ein guter Job ist, der auch gut entlohnt wird, verdiene ich bestimmt genug Geld für die Kinderbetreuung in der neuen Kita. Das würde Berry so guttun! Sie kommt fast nie mit anderen Kindern zusammen und ist sehr schüchtern.“ Sie strich ihrer kleinen Tochter liebevoll übers Haar. „Es macht mir nichts aus, zu laufen. Hier in der Gegend habe ich auch keine Angst davor, mich mal mitnehmen zu lassen. Die Leute sind sehr großzügig. Und ein paar Meilen, das ist wirklich nichts. Ein gutes Training.“
Doch Noah Kincaids Stirnrunzeln vertiefte sich nur. „Nach einem langen Tag körperlicher Arbeit könnte der Heimweg anstrengend werden. Es ist harte Arbeit, Äpfel zu ernten.“
„Das ist pleite sein auch.“ Nora lächelte. „Ich wette, Adie würde sich über ein bisschen Geld fürs Babysitten freuen. Sie schafft es mehr schlecht als recht. Und sie kann wunderbar mit den Mädchen umgehen.“ Adie Clemens war Noras Nachbarin und Freundin. Obwohl sie schon eine alte Dame war, hatte sie die Mädchen gut im Griff, denn Berry war sehr brav, und Fay, die gerade erst angefangen hatte zu krabbeln, kam noch nicht weit. Adie kümmerte sich gern um sie, auch wenn sie sie nicht den ganzen Tag übernehmen konnte.
„Und was ist mit deinem Job in der Klinik?“, hakte Noah nach.
„Ich glaube, Mel hat mir den Job eher aus Freundlichkeit gegeben, als dass sie mich wirklich braucht. Doch natürlich werde ich mit ihr reden. Noah, hier sind nicht so viele Stellen. Ich muss nehmen, was kommt. Willst du mir nicht sagen, wie ich dort hingelange?“
„Ich werde dich fahren, dann können wir ja am Tacho ablesen, wie weit es ist. Aber ich weiß wirklich nicht, ob das eine so gute Idee ist.“
„Wie lange hängt der Zettel jetzt schon dort?“
„Tom Cavanaugh hat ihn heute Morgen aufgehängt.“
„Gut! Das bedeutet, dass es noch nicht viele Leute gesehen haben.“
„Nora, denk an deine kleinen Mädchen! Du willst doch nicht viel zu erschöpft sein, um dich um sie kümmern zu können.“
„Oh, Noah! Es ist nett von dir, dass du dich deswegen sorgst. Ich frage Adie jetzt, ob sie kurz auf die beiden aufpasst, damit ich mich auf der Plantage vorstellen kann. Sie sagt sicher Ja, sie ist ganz vernarrt in die Mädchen. Ich bin in zehn Minuten wieder da, wenn es dich wirklich nicht stört, mich zu fahren … Ich will dich nicht ausnutzen!“
Noah konnte nur schmunzelnd den Kopf schütteln. „Du bist wild entschlossen, was? Dabei erinnerst du mich an jemanden …“
„Ach ja?“
„Eine Person, die sich genauso wenig bremsen ließ wie du. Ich glaube, ich habe mich sofort in sie verliebt.“
„Ellie? Mrs Kincaid?“
„Ja, Mrs Kincaid“, bestätigte er lachend. „Du hast keine Ahnung, wie viel ihr gemeinsam habt. Aber das heben wir uns für ein anderes Mal auf. Nun mach schon! Frag Adie, dann bringe ich dich zur Plantage.“
„Danke!“, meinte Nora grinsend, lief aus der Kirche und die Straße hinauf.
Sie hätte niemals gedacht, dass sie der Frau des Reverend irgendwie ähnlich sein könnte. Ellie Kincaid war so schön und so selbstsicher und darüber hinaus die freundlichste Person, die ihr jemals begegnet war. Und so, wie er sie anschaute, betete Noah seine Frau an. Irgendwie war es lustig, zu sehen, dass der Reverend ein ganz normaler Mann war, in dessen Augen beim Anblick seiner Frau Verlangen lag, so als könnte er es gar nicht erwarten, mit ihr allein zu sein. Sie waren nicht nur ein hübsches Paar, sondern offensichtlich auch ein Mann und eine Frau, die in tiefer Liebe miteinander verbunden waren.
Nora ging direkt zu Adie Clemens’ Haustür.
„Bring mir nur ein paar Windeln und etwas Milchpulver“, bat Adie. „Und viel Glück!“
„Wenn ich den Job kriege und den ganzen Tag arbeiten muss, glaubst du, du könntest mir ein wenig unter die Arme greifen?“
„Ich werde tun, was ich kann. Wenn Martha mithilft, können wir dir sicher den Rücken freihalten.“
„Ich hasse es, alle bitten zu müssen, sich um mich zu kümmern, aber …“ Doch ob sie es nun hasste oder nicht, sie hatte kaum eine andere Wahl. Letztes Jahr war sie kurz vor Weihnachten mit den Kindern hier gelandet, nur mit den Sachen, die sie am Leib trugen. Es war Adie gewesen, die Reverend Kincaid darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Nora mit ihren Töchtern in Not war, und die erste Hilfeleistung erfolgte dann in Form eines Weihnachtskorbs mit Lebensmitteln. Durch die Freigebigkeit ihrer Nachbarn und des ganzen Orts wurde ihr Haushalt um ein paar notwendige Gegenstände erweitert: ein alter Kühlschrank, ein Teppich für den Fußboden, Bettlaken und Handtücher, Kleidung für die Kinder. Die Kirche organisierte regelmäßig einen Basar, und Ellie Kincaid suchte immer das Beste aus den abgelegten Kleidungsstücken für sie heraus. Noras Nachbarin Leslie, die drei Häuser weiter wohnte, erlaubte ihr, während ihrer Arbeitszeit die Waschmaschine und den Trockner zu benutzen, und auch Martha hatte sich angeboten, ihre Wäsche zu übernehmen. Nora würde niemals in der Lage sein, so viel Freundlichkeit zu erwidern, aber wenigstens konnte sie nun arbeiten, damit sie für sich selbst sorgen konnte.
Äpfel ernten? Nun, sie hatte Noah erklärt, sie wäre bereit, so gut wie alles zu tun.
Noah hatte einen alten Pick-up, von dem Nora schätzte, dass er älter war als sie selbst. Definitiv mangelte es ihm an ordentlichen Stoßdämpfern. Als sie über die Straße holperten, die zum Highway 36 führte, kam ihr der Gedanke, dass es ihrer Wirbelsäule wahrscheinlich weniger zu schaffen machen würde, wenn sie zu Fuß ging. Allerdings während sie so fuhren, wurde ihr zunehmend bang wegen der Entfernung, die größer war als erwartet. Sie war nicht sicher, wie lange es zu Fuß dauern würde. Wenn sie die Plantage erreicht hatten, würde sie sich von Noah sagen lassen, wie viele Meilen es waren. Falls in dieser alten Blechkiste die Anzeige überhaupt funktionierte.
Sie bogen von der 36 ab, folgten einer Straße durch ein offen stehendes Tor und fuhren weiter über einen asphaltierten Weg, der auf beiden Seiten von Bäumen gesäumt war. Die Schönheit lenkte Nora ab, denn der Anblick dieser Apfelbaumreihen, die in gleichmäßigem Abstand angelegt waren, hatte etwas so Unverfälschtes, Schlichtes. An den Zweigen hingen die Früchte in verschiedenen Reifestadien, einige noch klein und grün, während auf anderen schon ein Hauch von Rot erkennbar war. Am Ende der – wie es schien – langen Zufahrt befand sich ein weißes Märchenhaus mit roten Fensterläden und einer roten Haustür. Auf einer umlaufenden Veranda sah sie einen kleinen Tisch mit Stühlen. Nora konnte sich nicht einmal vorstellen, welcher Luxus es sein musste, nach einem harten Arbeitstag hier zu entspannen. In weiten Abständen ragten große Behälter am Weg auf, in denen vermutlich die Äpfel gesammelt wurden. Sie passierten einen Gabelstapler, der zwischen zwei Baumreihen abgestellt war, und ein Stück weiter parkte ein Traktor auf der Straße.
Als sie sich dem Haus näherten, bemerkte Nora, dass dahinter noch zwei große Gebäude waren, entweder Scheunen, sehr große Lagerschuppen oder … Sie warf einen Blick durch eine riesige offene Tür. Aha, das war der Unterstand für Maschinen und sonstige Farmgerätschaften. An einem der Gebäude hing das Schild „Cavanaugh Apples“.
Nora war in einem kleinen Haus auf einer belebten Straße in Berkeley groß geworden, und sie betrachtete das Anwesen der Cavanaughs mit einer Mischung aus Faszination und Neid. Wer an einem solchen Ort aufwachsen darf, hat großes Glück, dachte sie.
Vor einer Tür am Ende eines der Gebäude standen mehrere Pick-ups und vier Männer.
„Nora?“
Sie drehte sich um, da sie Reverend Kincaids Stimme hörte.
„Wahrscheinlich solltest du rübergehen. Während du dich mit Tom Cavanaugh unterhältst, werde ich Maxie einen Besuch abstatten, der Dame des Hauses. Sie ist fast immer in der Küche oder auf der Veranda.“
„Wohin muss ich denn?“, fragte sie, plötzlich sehr viel weniger selbstsicher.
Er wies auf die Männer. „Sieht aus, als wäre es dort.“
„Stimmt“, meinte sie, stieg aus dem Pick-up und sprang hinunter. Aber bevor sie die Tür zuwarf, blickte sie noch einmal hinein. „Falls ich eine Empfehlung brauche – gibst du mir eine?“
Sie sah, wie er wieder einmal die Stirn runzelte, und wusste, dass er sich fragte, wie um alles in der Welt sie einen solchen Job schaffen könnte. Schließlich lächelte Noah. „Selbstverständlich,...




