Carnal | King Kong in Wien | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

Carnal King Kong in Wien

Roman
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-903184-10-7
Verlag: MILENA
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

ISBN: 978-3-903184-10-7
Verlag: MILENA
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Herr Schnickelfritz ist Kammerjäger, er hat diesen verantwortungsvollen Beruf von seinem Vater übernommen und befreit die Haushalte von Ungeziefer. Jeden Abend geht er ins Café Bussi, denn die Kellnerin dort hat es ihm emotional angetan. Doch Schnickelfritzens Selbstbewusstsein ist nicht groß, ein befreundeter TV-Moderator muss ihn dazu überreden, einen ersten Schritt in Richtung Liebe zu wagen. Dann aber überschlagen sich die Ereignisse: Der berühmte Riesenaffe King Kong wird im Wiener Augarten gesichtet und muss schnellstmöglich vertrieben werden. Beruflich wie privat steht Schnickelfritz vor der Erledigung sehr wichtiger Aufgaben!

„King Kong in Wien" ist eine pointiert erzählte Groteske um einen sympathischen Antihelden, der unbedarft durch eine herrlich dämliche Geschichte stolpert. Ein Marionettentheater in Romanform, ein Lehrstück in Sachen Flow und nebenbei ein elegantes und Zeigefinger-freies Zerrbild über den Umgang mit dem Fremden.

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ZWEI
Gleich nach der Schule übernahm ich den Betrieb und Vater Schnickelfritz konnte in Pension gehen. Von der Stadt bekam ich jeden Monat zwei oder drei Aufträge und verdiente damit genug. Meistens waren die Aufträge nicht besonders schwierig. Ich konnte fast immer mit Gift arbeiten. Milbengift, Schabengift, Würmergift. Und wenn ich einmal nicht weiterwusste, rief ich einfach Vater Schnickelfritz an. Wenn sich andere Kunden meldeten, sagte ich immer, dass ich keine Zeit hätte. Ich arbeitete nämlich nicht besonders gerne. Trotzdem saß ich den ganzen Tag im Büro. Umweltstadträtin Moik konnte ja jederzeit anrufen! Für sie hatte ich natürlich immer Zeit. Mein Büro, das ich von Vater Schnickelfritz übernommen hatte, war auf der Währinger Straße. Und meine Wohnung auch. Zwischen Wohnung und Büro lagen ungefähr fünfhundert Meter, trotzdem fuhr ich jeden Tag mit dem Auto in die Arbeit, denn wozu hat man denn ein Auto, wenn man dann nicht damit fährt? Eben! Ich saß also den ganzen Tag im Büro, arbeitete aber sehr wenig. So gesehen war ich sehr froh, dass ich den Betrieb übernommen hatte. Man muss es sich ja auch nicht unnötig schwer machen im Leben. In meiner Freizeit sah ich immer schon gerne fern. Meine liebste Sendung war das Quiz »Wer gewinnt heute wohl wieder das ganze Geld?«. Meine zweitliebste Sendung war »Die Diskussion am Nachmittag«. Meine drittliebste Sendung: »Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum gefilmt«. Außerdem sah ich mir jeden Tag die Nachrichten an. Nicht, weil sie mich besonders interessiert hätten. Immer ging es nur um Mord und Verbrechen. Furchtbar! Aber: Mein bester Freund war Fernsehsprecher Vulkano! Ja. DER Fernsehsprecher Vulkano. Er war nämlich zufällig mein Nachbar. Und außerdem mein bester Freund! Ich war sehr stolz darauf, einen so berühmten Mann persönlich zu kennen. Deshalb sah ich jeden Tag die Nachrichten. Ich fand es immer wieder aufregend, Fernsehsprecher Vulkano im Fernsehen zu sehen. Im Fernsehen war er noch viel schöner als in Wirklichkeit. Oft verriet er mir schon am Nachmittag die Nachrichten vom Abend, darauf war ich immer ganz besonders stolz. Deshalb brauchte ich auch kein Internet, ich wusste ja immer schon, was passiert war. Fernsehsprecher Vulkano wollte mir aber immer einreden, mir endlich Internet anzuschaffen. »Jeder hat heute Internet, mein lieber Schnickelfritz! Jeder!«, sagte er oft. »Nein«, sagte ich dann. »Doch, Schnickelfritz! Jeder!« »Nein. Ich nicht«, sagte ich dann. »Aber, Schnickelfritz«, sagte er einmal, »wenn Sie im Internet wären, würden Sie neue Freunde finden.« »Ich brauche aber keine neuen Freunde, Fernsehsprecher Vulkano.« »Aber wenn Sie im Internet wären, könnten Sie doch viel mehr Kunden gewinnen! Das kann man sich als Firma heutzutage doch nicht mehr leisten, nicht im Internet zu sein!«, sagte er noch. »Trotzdem«, sagte ich, weil mir nichts Besseres einfiel. »Und außerdem: Im Internet könnten Sie Ihre Traumfrau finden«, sagte er noch. Da hatte er vielleicht recht! DA hatte Fernsehsprecher Vulkano natürlich einen wunden Punkt getroffen. Ich hatte eigentlich alles, was ich mir wünschen konnte. Nur eine Frau fehlte mir. Ich meine nicht irgendeine Frau, sondern die Frau fürs Leben! Natürlich hatte ich hin und wieder interessante Frauen kennengelernt. Noch viel öfter hatte ich allerdings uninteressante Frauen kennengelernt! Oft war es so, dass ich die Frauen, die mich mochten, uninteressant fand. Die Frauen wiederum, die mich interessant fanden, mochte ich meistens nicht. Und die Frauen, die ich mochte, fanden mich wiederum nicht interessant. Außerdem war ich immer schon sehr schüchtern. Und sah nicht besonders gut aus. Nicht schlecht. Aber eben auch nicht besonders gut. Irgendwas dazwischen. Auf einer Skala von eins bis zehn ungefähr fünf. Und als wäre das alles noch nicht genug, war ich auch noch Kammerjäger. Frauen wollen eher einen Fallschirmspringer, einen Fernsehsprecher oder einen Fußballspieler als einen Kammerjäger. Ich hatte es also wirklich nicht leicht, eine Frau zu finden. Einmal traf ich mich mit einer gewissen Ingrid. Wir lernten uns im Rathaus kennen, denn dort arbeitete Ingrid als Köchin. Sie hatte panische Angst vor Ameisen und bewunderte mich, weil ich die Rathausküche von einer Ameisenplage befreite, ohne mich zu fürchten. Also fragte sie mich, ob ich mit ihr ausgehen wollte. Ich schlug vor, essen zu gehen, aber Ingrid wollte in ihrer Freizeit nichts mit Essen zu tun haben, nachdem sie den ganzen Tag in der Rathausküche stand. Also schlug sie vor, in den Zoo zu gehen. Doch das wollte ich wiederum nicht, weil ich in meiner Freizeit nichts mit Tieren zu tun haben wollte. Also trafen wir uns in der Mitte, und zwar in einem Park. Dort gingen uns aber sofort die Gesprächsthemen aus. Wir wussten einfach nicht, worüber wir reden sollten. Ingrid war also wohl kaum meine große Liebe. Außerdem hatte sie nach einem tragischen Unfall mit einer Bratpfanne eine Glatze. Ich bin wirklich nicht oberflächlich, aber eine Glatze gefiel mir einfach nicht. Dann gab es eine gewisse Brigitte. Wir sahen uns fast jeden Tag. Sie war nämlich Briefträgerin und brachte mir jeden Tag die Post. Brigitte war sehr freundlich, sehr schlau, sehr lustig und sehr schön. Ich war viel zu schüchtern, um sie auf ein Rendezvous einzuladen, aber immerhin konnte ich jeden Tag beim Briefkasten auf sie warten und kurz mit ihr plaudern. Wenn sie mir meine Post gegeben hatte, brachte ich sie schnell in die Wohnung, stieg in mein Auto und fuhr gleich zum Büro. Dort brachte mir kurz darauf ebenfalls Brigitte die Post und ich konnte jeden Tag zweimal kurz mit ihr plaudern. In Brigitte war ich ziemlich lange verliebt, bis ich endlich daran dachte, den ersten Schritt zu machen. Bei einer Briefträgerin war es natürlich naheliegend, ihr einen Liebesbrief zu schreiben. Monatelang überlegte ich, wie ich am besten ausdrücken konnte, was ich für sie empfand. Immer wieder schrieb ich den Brief, immer wieder warf ich ihn weg und begann wieder von Neuem. Dann fiel mir ein, dass es gar nicht so einfach war, Brigitte zu schreiben. Ich wusste ja ihre Adresse gar nicht! Einer Briefträgerin einen Brief zu schicken war zwar eine lustige Idee, aber viel schwieriger als gedacht. Das Problem löste sich aber von selbst, denn eines Tages kam einfach ein anderer Briefträger und ich sah Brigitte nie mehr wieder. Ich träumte noch länger von ihr, bis ich Katharina kennenlernte. Sie hatte eine riesige Ratte in ihrem Keller. Unzählige Kammerjäger waren schon an diesem Monster gescheitert. Eigentlich wimmelte ich alle Kunden außer Umweltstadträtin Moik ab, doch Katharina rief jeden Tag mehrmals verzweifelt an. Also drückte ich ein Auge zu und fuhr zu ihr. Die Ratte konnte ich leider nicht töten, sie war wirklich sehr groß und schlauer als ich. Ich fragte sogar Vater Schnickelfritz um Rat, doch auch er konnte mir nicht weiterhelfen. Katharina verliebte sich aber trotzdem in mich. Sie lud mich wieder zu sich ein, kochte für mich, machte mir Komplimente und wollte mich verführen. Ich konnte widerstehen, doch sie lud mich immer wieder ein, machte sich jedes Mal noch hübscher, kochte jedes Mal noch besser und versuchte immer hartnäckiger, mein Herz zu gewinnen. Es war ein schönes Gefühl, dass sich eine Frau so sehr um mich bemühte. Kurz überlegte ich, es wenigstens zu probieren mit Katharina. Aber nein. Es ging einfach nicht. Ich musste Katharinas Herz brechen. Ich bin wirklich nicht oberflächlich, doch sie war schon über siebzig. Das war mir leider zu alt. Und dann war da noch Evelyn. Mit Evelyn war ich zwei Jahre zusammen. Es war wirklich eine wunderschöne Zeit! Sie war Blumenverkäuferin. Dort hatte ich sie kennengelernt, weil ich auf dem Weg zu Umweltstadträtin Moik gewesen war und dort nicht mit leeren Händen erscheinen wollte. Evelyn hatte mich sofort verzaubert. Ich ging immer öfter in ihr Blumengeschäft und kaufte auch immer einen Strauß, damit ihr nicht auffiel, dass ich nur wegen ihr kam. Doch eines Tages fragte sie mich, für wen ich eigentlich so oft Blumen kaufte. Da wusste ich nicht, was ich sagen sollte und überreichte den Strauß, den ich soeben bezahlt hatte, einfach ihr. Das fand sie sehr romantisch. Wir wurden ein Paar und hatten es wirklich gut zu zweit. Evelyn war nicht besonders schön. Auf einer Skala von eins bis zehn ungefähr fünf. Also genau wie ich. Und wir waren beide...


Marc Carnal, geboren 1986 in Zürich, lebt in Wien und schreibt regelmäßig Glossen für FM4 und Ö1 (Café Sonntag), ist Comedy-Autor (Willkommen Österreich, Ö3 Wecker) und hat 2015 im Milena-Verlag gemeinsam mit Max Horejs den Roman Unglaublich glücklich veröffentlicht.



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