Carmichael | DIE TRAGÖDIE DER NATALIE MAYNARD | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 157 Seiten

Carmichael DIE TRAGÖDIE DER NATALIE MAYNARD

Ein Krimi aus London
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7554-3484-9
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Krimi aus London

E-Book, Deutsch, 157 Seiten

ISBN: 978-3-7554-3484-9
Verlag: BookRix
Format: EPUB
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Ein unerwarteter Anruf, die Erneuerung einer alten Verbindung, das Ende einer Ehe: Damit begann eine Serie von Ereignissen, durch die der Versicherungsdetektiv John Piper in das mörderische Finale eines großangelegten Schwindels hineingezogen wurde. Der Reporter Quinn interessiert sich ebenfalls für das komplizierte Betrugsnetz. Und gemeinsam mit seinem Freund Piper verfolgt er die Spur, die sie zurückführt in die Vergangenheit, als die Tragödie einer attraktiven Frau namens Natalie Maynard ihren Anfang nahm...   Harry Carmichael (eigtl. Hartley Howard/Leopold Horace Ognall - * 20. Juni 1908 in Montreal, Québec; ? Großbritannien) war ein britischer Schriftsteller.  Der Roman  Die Tragödie der Natalie Maynard  um den Londoner Privatdetektiv John Piper erschien erstmals im Jahr 1977; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1978 (unter dem Titel  Ein Grab für zwei ).  Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

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  Erstes Kapitel
    Montag, der 20. November, war ein klirrend kalter Wintertag. Der Morgennebel verzog sich nur zögernd, und es war noch immer feucht-kalt und dunstig, als Piper um ein Uhr zum Mittagessen ging. Kurz vor zwei saß er wieder in seinem Büro. In der folgenden halben Stunde tippte er einige Briefe auf der Schreibmaschine und trug seine Verabredungen für die kommende Woche in seinen Terminkalender ein. Es verlief alles nach der üblichen Montagsroutine. Als gegen halb drei Uhr das Telefon klingelte, hatte Piper nicht einmal eine Vorahnung, dass ihn dieser Anruf in die persönlichsten Angelegenheiten eines Mannes verwickeln sollte, dessen Namen er schon fast vergessen hatte. Die Stimme kam ihm sofort irgendwie bekannt vor. Sie klang sympathisch, und trotzdem verspürte Piper eine leichte Unsicherheit, als er sie hörte. »...hallo, John! Hier spricht Robin Maynard. Ich weiß nicht, ob Sie überhaupt noch wissen, wer ich bin.« Erinnerungen drängten sich Piper auf. Die Ereignisse jener Nacht, als für ihn eine Welt zusammengebrochen war, hatte er im Grunde nie vergessen können. Das alles gehörte zwar der Vergangenheit an, aber diese Stimme riss die alten Wunden wieder auf. »...wir haben getan, was wir konnten«, hörte Piper im Unterbewusstsein den Arzt wieder sagen. »Aber sie hatte eigentlich von Anfang an keine Chance. Es tut mir leid... sehr leid.« Piper konzentrierte sich wieder auf das Telefongespräch. »Doch, natürlich erinnere ich mich an Sie. Allerdings ist es lange her, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben. Wie geht es Ihnen?« »Nicht so besonders... wenn ich ehrlich sein soll«, antwortete Maynard resigniert. »Ich dachte, es würde mir vielleicht guttun, mich mit Ihnen zu unterhalten.« »Mein Gott, was ist denn passiert?« »Bitte verzeihen Sie, aber darüber möchte ich am Telefon nicht sprechen. Falls Sie ein paar Minuten Zeit für mich haben, würde ich lieber auf einen Sprung zu Ihnen kommen.« Piper dachte flüchtig daran, Maynard könnte Geld von ihm leihen wollen, doch dann kam ihm die Idee absurd vor. Schließlich hatten sie sich jahrelang nicht gesehen. Diese Tatsache hielt Maynard jedoch offensichtlich nicht davon ab, sich in einer ganz privaten Angelegenheit an Piper zu wenden. Um irgendein Versicherungsproblem schien es sich nicht zu handeln. Das Merkwürdige war, dass sie nicht einmal näher befreundet gewesen waren. Sie hatten sich durch ihre Frauen kennengelernt. Ann war mit Mrs. Maynard zur Schule gegangen und hatte sich auch später noch ab und zu mit ihr getroffen. Dann war Ann in jener Nacht ums Leben gekommen, als ihr Wagen ins Schleudern geraten war und sich überschlagen hatte. Maynards Frau hatte Piper den üblichen Kondolenzbrief geschrieben, und danach war die Bekanntschaft eingeschlafen. Während Piper sich an Mrs. Maynards Vornamen zu erinnern versuchte, sagte er: »Sie können jederzeit zu mir kommen, Robin. Heute bin ich zum Beispiel den ganzen Nachmittag im Büro. Würde Ihnen das passen?« »Ja, ausgezeichnet«, antwortete Maynard. »Hoffentlich störe ich nicht?« »Überhaupt nicht«, versicherte Piper. »Wissen Sie, wie Sie am besten zu mir kommen?« »Ich glaube schon. Die Vigo Street liegt doch ganz in der Nähe des Piccadilly Circus, stimmt’s?« »Ja, zu Fuß sind es nur ein paar Minuten. Ich rate Ihnen aber, nicht den Wagen zu nehmen. In dieser Gegend gibt es kaum Parkplätze.« »Keine Angst, ich laufe. Ich rufe nämlich aus einer Telefonzelle am Leicester Square an...«   Knapp fünfzehn Minuten später stand er in Pipers Büro. Er schien getrunken zu haben. Piper bot ihm einen Stuhl an und bat ihn, seinen Mantel auszuziehen. »Bei der Kälte sollten Sie ihn nicht im Zimmer tragen. Sie holen sich sonst eine Erkältung.« »Wenn das meine einzige Sorge wäre«, seufzte Maynard, knöpfte seinen Mantel auf, behielt ihn jedoch an, und ließ sich in den Sessel fallen. Dann zog er mit zitternden Händen eine Packung Zigaretten aus der Tasche. Es kostete Maynard einige Anstrengung und Konzentration, sich einigermaßen ruhig eine Zigarette anzuzünden. Schließlich blies er das Streichholz aus und warf es in den Aschenbecher. Soweit Piper sich erinnern konnte, war Maynard damals weder Kettenraucher gewesen noch hatte er zu viel getrunken. An diesem Montag roch er jedoch stark nach Whiskey. Doch schien der Alkohol Maynards Depressionen eher noch verstärkt zu haben, anstatt sie zu lindern. Maynard war ein gutaussehender Mann Anfang Vierzig. Er hatte dichtes schwarzes Haar, männliche Züge und ein herzliches und angenehmes Wesen. Piper hatte sich in seiner Gesellschaft immer wohl gefühlt. Piper fiel es schwer, in dem nervösen fahrigen Mann den ruhigen Maynard von damals wiederzuerkennen. »Sie scheinen Sorgen zu haben«, begann Piper vorsichtig. »Das kann man wohl sagen.« Maynard zog gierig an seiner Zigarette, warf Piper einen flüchtigen Blick zu und betrachtete dann seine Schuhspitzen. »Ich habe seit mindestens zehn Tagen keine Nacht mehr richtig geschlafen.« »Sind Sie schon beim Arzt gewesen?« »Ja. Aber das hat nichts genützt. Er hat mir ein paar Schlaftabletten verschrieben. Die Wirkung ist gleich Null.« »Haben Sie ihm denn nicht erzählt, dass Sie Sorgen haben?« »Natürlich, er kennt mich schließlich. Aber das einzige, was ihm eingefallen ist, war, mich zu bitten, nichts Unüberlegtes zu tun.« »Hm«, murmelte Piper nachdenklich. »Was hat den Arzt auf die Idee gebracht, Sie könnten vielleicht Selbstmord begehen?« »Von Selbstmord kann nicht die Rede sein«, entgegnete Maynard. »Ich habe nicht die Absicht, mich umzubringen. Das würde mein Problem auch nicht lösen.« »Selbstmord ist meistens keine Lösung. Aber worum geht es eigentlich?« Maynard beugte sich vor und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. Dann rieb er sich nervös die Hände. »Meine Ehe ist im Eimer«, murmelte er schließlich mit brüchiger Stimme. »Ich habe herausgefunden, dass Natalie mich betrügt.« Als Piper den Namen hörte, sah er Natalie Maynard wieder so vor sich, wie er sie bei ihrem letzten gemeinsamen Abendessen erlebt hatte. Natalie Maynard hatte ein schmales, feingeschnittenes Gesicht, schwarzes schulterlanges Haar und schöne Hände. Sie war schlank und graziös, und Piper erinnerte sich, dass es ihm manchmal so vorgekommen war, als könnte der herausfordernde Ausdruck ihrer Augen einige Männer auf dumme Ideen bringen. Piper verdrängte Natalie Maynards Bild aus seinen Gedanken und konzentrierte sich wieder auf die Gegenwart. Er fragte sich, warum Maynard ausgerechnet zu ihm, praktisch einem Fremden, gekommen war und seine privaten Probleme nicht mit einem Freund besprach. »Haben Sie Beweise für diesen Verdacht?«, erkundigte sich Piper. »Oh, sie hat es mir ja selbst erzählt.« Maynard rieb sich erneut nervös die Hände. »Nachdem wir wochenlang von einer Ehekrise in die andere getaumelt sind, ist es zu der unvermeidlichen Aussprache gekommen. Dabei erfuhr ich dann die Wahrheit.« Mit einem verletzten Ausdruck in den Augen fügte Maynard hinzu: »Der Mann, der dahintersteckt, ist auch noch ein alter Freund von uns. Er und seine Frau besuchen uns beinahe jede Woche einmal, und wir sind genausooft bei ihnen zu Gast. Nett, was?« »Es tut mir leid für Sie«, murmelte Piper. Er wusste nicht recht, was er dazu sagen sollte. Genau wie damals, als ihm der Arzt mitgeteilt hatte, dass Ann tot war, schien jedes Wort sinnlos zu sein. Trotzdem wurde die Situation langsam peinlich. Natalie Maynards Seitensprünge gingen ihn nichts an. »Die meisten unserer Bekannten wissen längst Bescheid«, fuhr Maynard fort. »Der Spruch, dass es der Ehepartner immer als letzter erfährt, scheint zu stimmen.« »Wenn die Affäre Ihrer Frau schon überall bekannt ist, dann sollten Sie was unternehmen«, sagte Piper widerwillig. »Ja, aber was?«, fragte Maynard hilflos. »Nun, falls Ihre Frau diesen Mann Ihnen vorzieht...« »Derick Heathfield ist verheiratet und hat drei Kinder. Seine Frau denkt gar nicht daran, sich scheiden zu lassen.« Maynard zuckte resigniert mit den Schultern. »Wenigstens behauptet sie, es sei wegen der Kinder«, fügte er dann hinzu. »In Wirklichkeit hofft sie vermutlich, dass das Strohfeuer schnell vorüber sein wird und ihr Mann zu ihr zurückkehrt.« »Und wie stehen Sie dazu?« »Ich...« Maynard sah Piper verwirrt an. »Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen. Was Karen Heathfield denkt oder tut, interessiert mich nicht. Meine einzige Sorge gilt Natalie.« »Trotz allem, was sie Ihnen angetan hat?« »Das ist Nebensache. Ich liebe meine Frau und will sie nicht verlieren.« »Nicht viele Männer würden ihrer Frau so schnell vergeben«, warf Piper ein. »Meine Haltung in dieser Angelegenheit hat nichts mit Vergebung oder Herzensgüte zu tun. Ich weiß lediglich, dass Natalie zurzeit nicht ganz sie selbst ist. Das Mädchen, das ich geheiratet habe, hätte so etwas niemals getan.« »Mich brauchen Sie davon doch nicht zu überzeugen.« »Nein. Aber ich möchte, dass Sie meine Lage verstehen«, entgegnete Maynard. »Jede Frau macht einmal diese Phase durch, aber sie geht vorüber.« Maynard fuhr fort, unzusammenhängendes Zeug zu erzählen, so als wollte er sich selbst davon überzeugen, dass er im Recht war. Piper hörte ihm geduldig zu und empfand eher Scham als Anteilnahme. »...sobald sie Derick nicht mehr trifft, wird es Vorbeigehen. Und wenn die Sache...



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