Carlson | Lauras Weihnachtsengel | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Carlson Lauras Weihnachtsengel

Erzählung.
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96122-389-3
Verlag: Gerth Medien
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Erzählung.

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-96122-389-3
Verlag: Gerth Medien
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Durch eine Lesegruppe lernen sich fünf ganz unterschiedliche Frauen kennen - und schätzen. Als eine von ihnen, Laura, plötzlich und unerwartet stirbt, treffen sich die verbliebenen vier ein letztes Mal. Sie wollen die Geschenke öffnen, die Laura vor ihrem Tod für jede von ihnen angefertigt hat. Dabei beschließen Cassidy, Louisa, Grace und Belinda, in Gedenken an ihre Freundin die Vorweihnachtszeit zu nutzen, um anderen Menschen Gutes zu tun. Jede macht es sich zur Aufgabe, ein Engel für andere Menschen zu werden - nicht ahnend, dass sie dadurch auch ihrem eigenen Leben eine entscheidende Wendung gibt ... Eine herzerwärmende Weihnachtserzählung, die dazu inspiriert, ein Licht für andere zu sein.

Melody Carlson ist preisgekrönte Autorin von über zweihundert Büchern für Kinder, Teenager und Frauen. Mit ihrem Mann und zwei Erwachsenen Söhnen wohnt sie in den Cascade Mountains an der Westküste Nordamerikas.
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Kapitel 2

Louisa war zwar das älteste Mitglied des Buchclubs, doch Laura war immer die Leiterin gewesen – der Kleber, der sie zusammenhielt. Sie hatte den Buchclub damals ins Leben gerufen, der nun schon seit mehr als fünfzehn Jahren bestand. Anfangs hatten acht Mitglieder dazugehört, doch schon bald war er auf fünf Mitglieder zusammengeschmolzen. Und so sollte es auch bleiben. Das hatten sie gemeinsam beschlossen. Doch jetzt waren sie nur noch zu viert.

Auf dem Weg zum Coffee Cup warf Louisa einen Blick auf ihre Uhr. Sie war früh dran, aber das war nicht schlimm. Sie würde sich einen Milchkaffee bestellen und einen Platz für sie sichern. Zum Glück war der große Tisch in der Ecke frei. Während sie ihn mit ihrem Kaffeebecher in der Hand ansteuerte, überfiel sie die Erinnerung an das erste Treffen ihres Buchclubs – an genau diesem Tisch. Sie erinnerte sich auch an den Tag vor etwa neun Jahren, als Laura ihnen mitgeteilt hatte, dass sie an Eierstockkrebs erkrankt war. Seufzend ließ Louisa sich auf einen Stuhl sinken. Und jetzt war Laura tot.

Louisa griff nach ihrem Kaffee. Ihr Blick streifte ihre Hand. Wie alt und faltig sie aussah. Blaue Venen schimmerten durch die blasse Haut. Im April, kurz nach Adams Tod, war sie dreiundsechzig geworden. Wenn schon eine der Frauen aus dem Buchclub sterben musste, dann hätte sie diejenige sein sollen. Seit dem Tod ihres Mannes im vergangenen Herbst kämpfte Louisa mit Depressionen. Erst vor wenigen Tagen hatte sie Laura gestanden, wie sehr sie sich in diesem Jahr vor dem Weihnachtsfest fürchte. „Matthew, Leah und die Kinder sind in Dubai und können nicht kommen. Natürlich habe ich sie beruhigt und gesagt, sie brauchen sich keine Sorgen zu machen“, hatte sie ihr anvertraut. „Dubai ist so weit weg, und mal ehrlich, diesen einen Tag werde ich schon irgendwie überstehen. Vielleicht lasse ich Weihnachten auch einfach ausfallen.“

„Du wirst Weihnachten bei Clayton und mir sein“, hatte Laura sie beruhigt. „Wir laden noch ein paar andere Leute ein. Vielleicht die Mädels aus dem Buchclub – wie im letzten Jahr. Das war doch so schön.“

Traurig seufzend trank Louisa einen Schluck von ihrem Milchkaffee. Und jetzt war Laura tot. Dieses Jahr würde Weihnachten ein Albtraum werden. Als sie ihren Becher abstellte, entdeckte sie Grace, die durch die Tür hereinkam. Mit ihren schulterlangen kastanienbraunen Haaren, ihrer cremeweißen Haut und den funkelnden türkisfarbenen Augen war die erfolgreiche Innenarchitektin kaum zu übersehen – und wie immer war sie ausgesprochen geschmackvoll gekleidet. Heute trug Grace eine rostbraune Wildlederjacke, eine dunkle Hose und einen bunten Schal – wie üblich farblich perfekt aufeinander abgestimmt. Doch aus verständlichen Gründen fehlte ihr an diesem Tag die sonst so sprudelnde Lebensfreude.

Louisa winkte ihr zu, als Grace an die Theke trat, um ihren Kaffee zu bestellen. Grace winkte zurück, aber ihr Lächeln wirkte gezwungen. Ein Schaudern durchfuhr Louisa, und obwohl es nicht kalt war, zog sie ihren Schal fester um die Schultern. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, sich mit den anderen aus dem Buchclub zu treffen. Sie alle waren zutiefst erschüttert. Was sollte das bringen?

Jetzt kam Belinda herein. Auch sie hatte sich wie üblich schick gemacht. Selbst wenn sie sich nicht besonders um ihr Äußeres kümmerte, wie es heute vermutlich der Fall gewesen war, wirkte sie, in ihrer verwaschenen Jeans und der schwarzen Lederjacke, wie ein Model aus einer Modezeitschrift. Dass sie groß und schlank war, war sicherlich von Vorteil, aber Belinda war nun mal einfach eine Schönheit. Sie selbst sah sich natürlich nicht so, aber genau das machte ihren Charme aus. Trotz der Sonnenbrille, die sie aufbehielt, und obwohl sie ihre dunklen Haare unter einen Filzhut gestopft hatte, sah sie einfach nur atemberaubend aus.

Louisa senkte den Blick auf ihren Becher, und zum ersten Mal fiel ihr auf, dass ihr Milchkaffee beinahe die gleiche Farbe hatte wie Belindas Haut. Louisa hatte sie mehrmals gefragt, ob sie irgendwann einmal ein Porträt von ihr anfertigen dürfe, aber Belinda hatte nur darüber gelacht. Seit Adams Tod nahm Louisa sowieso kaum noch einen Pinsel zur Hand. Und im Augenblick konnte sie sich nicht vorstellen, jemals wieder vor einer weißen Leinwand zu stehen. Lieber würde sie sich einer Wurzelbehandlung unterziehen.

Belinda und Grace unterhielten sich an der Theke, und verblüfft beobachtete Louisa, dass sie sich tatsächlich umarmten. Das war noch nie vorgekommen. Laura hätte sich bestimmt darüber gefreut. Louisa hatte sich manchmal gefragt, ob diese beiden Frauen nicht sogar Konkurrentinnen waren, was Lauras Freundschaft anging. Belinda und Laura waren zwar schon seit Jahren gut befreundet gewesen, als Grace zu ihrem Buchclub dazugestoßen war. Aber Louisa wusste, dass Belinda manchmal sehr unsicher war.

Cassidy kam als Letzte. Sie trug noch ihre Arbeitskleidung und wirkte angespannt und erschöpft. Die honigblonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und selbst aus der Entfernung bemerkte Louisa ihre verweinten Augen. Louisas Herz flog dem armen Mädchen entgegen. Sicher, Cass war eigentlich kein Mädchen mehr. Obwohl sie problemlos für Anfang zwanzig durchgehen konnte, würde Cassidy im Januar ihren fünfunddreißigsten Geburtstag feiern. Und wenn man hörte, wie Cass über ihre „Ehelosigkeit“ redete, konnte man glauben, sie wäre in Louisas Alter.

Louisa erhob sich, als Grace und Belinda näher kamen. Nachdem sie ihre Kaffeebecher abgestellt hatten, umarmte sie beide. Kurz darauf kam auch Cassidy an ihren Tisch. Sie umarmten sich alle und ließen ihren Tränen freien Lauf.

„Ich fühle mich wie betäubt“, sagte Belinda und setzte sich. „Ich kann es immer noch nicht glauben.“

„Mir geht es genauso. Laura war so voller Leben“, fügte Grace hinzu. „Wenn sie einen Raum betrat, wurde er gleich viel heller.“

„Selbst während ihrer Chemotherapie“, bemerkte Cassidy traurig. „Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie sehr sich die Schwestern immer gefreut haben, sie zu sehen? Innerhalb kürzester Zeit brachte sie alle im Raum zum Lachen.“

„Und was ist mit ihren Schülern?“ Grimmig schüttelte Belinda den Kopf. „Sie werden zutiefst erschüttert sein, wenn sie von ihrem Tod erfahren.“

„Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht.“ In Cassidys Augen schimmerten erneut Tränen. „Das ist einfach nicht richtig.“

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie tot sein soll.“ Grace seufzte.

„Ich bin so durcheinander.“ Mit einer Serviette tupfte sich Cassidy die Tränen aus den Augen. „Wie gut, dass in der Tierklinik heute nicht viel los war. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn es einen Notfall gegeben oder eine schwierige OP angestanden hätte.“

Louisa tätschelte Cassidys Schulter. Seit sie spontan dieses Treffen vorgeschlagen hatte, fühlte sie sich auf einmal für die anderen verantwortlich. „Es ist doch klar, dass wir alle sehr traurig sind“, begann sie langsam. „Ich hatte gehofft, wir könnten uns heute gegenseitig trösten.“ Sie runzelte die Stirn. „Nur leider bin ich dazu im Augenblick gar nicht in der Lage.“

„Wie es Clayton wohl geht?“ Grace schaute Belinda an. „Welchen Eindruck hattest du?“

„Er stand irgendwie neben sich.“

„Ich habe eben mit ihm telefoniert“, erzählte Louisa, „und ihn gefragt, ob wir ihm etwas zu essen bringen sollen oder ihm sonst irgendwie helfen können. Aber er sagte, er sei ja allein zu Hause und habe keinen Appetit. Und außerdem habe schon jemand aus seiner Gemeinde einen Auflauf vorbeigebracht.“ Sie schüttelte den Kopf. „Bestimmt wird er bald unter Essensbergen begraben werden. So war das nach Adams Tod jedenfalls bei mir.“

„Vermutlich spricht man deshalb von ‚Trostessen‘“, bemerkte Belinda trocken.

„Clayton bat mich, euch mitzuteilen, dass der Trauergottesdienst am Dienstag um halb elf stattfinden wird“, berichtete Louisa. „Er sagte, Pastor Gregg habe vor, die Trauergemeinde zu bitten, von ihren Erinnerungen an Laura zu erzählen, und er würde sich freuen, wenn wir auch etwas sagen.“

Eine Zeit lang überlegten sie gemeinsam, was sie während des Trauergottesdienstes sagen sollten und wie sie Clayton durch diese schwierige Zeit helfen konnten. Das lenkte sie ein wenig von ihrer eigenen Traurigkeit ab, aber Louisa merkte, dass sie alle nach wie vor zutiefst erschüttert waren. Irgendwann wurde ihr das alles zu viel. Eine innere Unruhe ergriff sie. Sie spürte, dass sie mit ihrer Kraft am Ende war.

„Vielleicht sollte ich jetzt lieber gehen“, sagte sie ganz unvermittelt, während sie noch nach einem glaubwürdigen Vorwand für ihren frühzeitigen Aufbruch suchte. In Wahrheit konnte sie ihre Tränen kaum noch zurückhalten, und sie wollte einfach nicht Gefahr laufen, vor den Freundinnen die Fassung zu verlieren. Das wäre wirklich nicht gut.

„Ich auch.“ Cassidy erhob sich. „Lulu und Bess vermissen mich vermutlich schon.“

„Grüß die Kätzchen von uns“, sagte Louisa leise, während sie ihre Handtasche und die Handschuhe zusammensuchte.

Belinda und Grace erhoben sich gleichzeitig. Beide behaupteten, sie hätten noch geschäftlich zu tun, obwohl Louisa wusste, dass sie normalerweise am Samstag nicht arbeiteten. Und sie bezweifelte, dass sie ausgerechnet heute arbeiten würden. Trotzdem sagte sie nichts dazu. Vermutlich wollten alle nach Hause, um in Ruhe weinen zu können. Sie selbst würde vermutlich nichts anderes tun. Außerdem wusste sie nach...


Carlson, Melody
Melody Carlson ist preisgekrönte Autorin von über zweihundert Büchern für Kinder, Teenager und Frauen. Mit ihrem Mann und zwei Erwachsenen Söhnen wohnt sie in den Cascade Mountains an der Westküste Nordamerikas.

Melody Carlson ist preisgekrönte Autorin von über zweihundert Büchern für Kinder, Teenager und Frauen. Mit ihrem Mann und zwei Erwachsenen Söhnen wohnt sie in den Cascade Mountains an der Westküste Nordamerikas.



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