Carlsen Am Deich - Folge 009
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-8387-5236-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein Wochenende nur für uns!
E-Book, Deutsch, Band 9, 64 Seiten
Reihe: Am Deich
ISBN: 978-3-8387-5236-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Wie drei Freundinnen im Hotel Deichhof für Wirbel sorgten. Seit ihrer Schulzeit sind Ariane, Ute und Biggi dickste Freundinnen. Schade nur, dass ihnen der Alltagsstress zu wenig Zeit für ihre Freundschaft lässt: Ariane hat sich mit ihrem eigenen Reisebüro ihren Traum erfüllt und kann nicht zugeben, dass die Arbeit ihr über den Kopf wächst. Biggi hat mit ihren quirligen Drillingen alle Hände voll zu tun, während ihr Mann Jörn ganz im Hausbau aufgeht und für Biggi und ihren Wunsch nach einem Urlaub kein Verständnis hat. Die Arzthelferin Ute wiederum muss die Trennung von ihrem Freund und Chef Lutz verkraften und sich einen neuen Job suchen. Doch eins haben alle drei gemeinsam: Sie könnten eine Pause gut gebrauchen! Da findet Ariane in einem Prospekt ein tolles Angebot: Das Hotel Deichhof auf Sylt bietet ein Frühlings-Verwöhn-Wochenende an. Zwar ist es eigentlich für Paare gedacht, aber was soll's, denkt sie sich und bucht kurzerhand drei Zimmer für sich und ihre Freundinnen. Ein Wochenende nur für uns - Männer sind tabu!, lautet die Devise. Ob die drei Freundinnen das wirklich durchhalten?
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„Hier Loewe. Wer spricht?“
„Hallo Jörn!“, rief Ariane fröhlich in den Hörer, obwohl der Mann ihrer Freundin eher griesgrämig klang. „Schön, dich zu sprechen. Ist alles okay bei euch?“
„Wenn du dieses Chaos hier als ‚okay‘ bezeichnest, musst du Nerven aus Drahtseil haben“, stöhnte Jörn.
Was immer er noch hatte sagen wollen, ging in ohrenbetäubendem Lärm unter. Auf Gepolter, als würden mindestens fünf Kisten umstürzen, folgte dreifaches Kindergeschrei. Es dauerte eine ganze Weile, bis Ariane wieder verstehen konnte, was Jörn zu ihr sagte. Der sagte allerdings sowieso nicht viel, sondern stöhnte weiter vor sich hin.
„Wenn das so weitergeht, ziehe ich aus“, waren die einzigen verständlichen Worte, die er von sich gab.
„Könntest du mir vor deinem Auszug bitte noch schnell Biggi an den Apparat holen?“, fragte Ariane, die sich eine Spur Sarkasmus nicht verkneifen konnte.
„Ich finde das nicht witzig“, erwiderte Jörn. „Komm du mal nach einem anstrengenden Tag nach Hause, und alles, was du zu deiner Begrüßung vorfindest, sind brüllende Kinder, verstreute Legosteine und zum Abendbrot komplett verbrannte Bratkartoffeln.“
„Ach, Jörn, das ist ganz bestimmt nicht alles. Du hast die tollste Frau der Welt, und ihr habt drei prächtige Jungs – auch wenn sie im Augenblick in einem etwas anstrengenden Alter sind und ihr mit dem Hausbau natürlich jede Menge um die Ohren habt.“
Ariane kannte Biggi und Jörn schon seit der Schulzeit. Biggi, Ariane und Ute – die Dritte im Bunde – hatten ein unzertrennliches Kleeblatt gebildet, und ihre Freundschaft hatte auch nach dem Schulabschluss weiter Bestand gehabt.
Jörn war Biggis große Liebe, und die beiden waren damals praktisch von der Schulbank weg vor den Traualtar getreten. Nach der Ausbildung hatten sie sich erst einmal den Traum vom eigenen Häuschen verwirklichen wollen, doch dann war Biggi unverhofft schwanger geworden.
Sehr schnell war klar gewesen, dass sie beim Hausbau nicht wie geplant mithelfen konnte, weil nämlich nicht ein, sondern gleich drei muntere Nachkommen in ihrem Bauch herumzappelten. Die ganze Belastung war an Jörn hängengeblieben, wofür er Ariane leidtat, zumal er als Steuerberater auch noch den Unterhalt für seine unerwartet große Familie verdienen musste.
Ihre Freundin Biggi aber hatte keineswegs den leichteren Part erwischt: In der kleinen Wohnung, die sie bis zur Fertigstellung des Eigenheims noch bewohnten, hatte sie mit ihrem quirligen Dreiergespann alle Hände voll zu tun. Jonas, Jupp und Jakob waren drei zuckersüße Bengel, aber sie hielten ihre Mutter von früh bis spät auf Trab. Inzwischen waren die Drillinge zwei Jahre alt, und keine Schublade, kein Geschirrfach, keine Handtasche war mehr vor ihnen sicher.
Biggi liebte ihre drei Söhne über alles, doch in letzter Zeit ging ihr immer häufiger die Kraft aus.
„Manchmal wünschte ich, wir könnten den Hausbau einfach aufgeben“, hatte sie Ariane erst vor Kurzem gestanden. „Wir haben das alles doch geplant, als wir dachten, ich könnte noch eine Weile mitverdienen und auf der Baustelle helfen. Aber jetzt wächst uns die ganze Arbeit über den Kopf. Und wenn ich Jörn bitte, mir mal die Jungen abzunehmen, damit ich fünf Minuten die Beine hochlegen kann, bekommen wir Streit, weil er ja selbst nicht mehr kann.“
„Warum sagst du ihm das denn nicht?“, hatte Ariane gefragt. „Eure Wohnung ist zwar nicht groß, aber dafür urgemütlich, und dass ihr als Familie Zeit füreinander habt, ist doch wichtiger als ein eigenes Haus.“
„Dein Wort in Gottes Ohr“, hatte Biggi zur Antwort gegeben. „Wenn es nach mir ginge, würden wir uns das ganze Geld und den Kraftaufwand für das Haus sparen und lieber alle zusammen einmal in den Urlaub fahren. Jörn war nach der Geburt so stolz auf seine drei Söhne, aber er hat doch überhaupt keine Zeit, sie zu genießen. Manchmal habe ich das Gefühl, unsere drei kennen ihren Papa kaum.“
Der letzte Satz hatte so traurig geklungen, dass sich Ariane das Herz zusammengezogen hatte. Mehr denn je hatte sie sich gewünscht, etwas für Biggi tun zu können, doch keine drei Tage später hatte Ute ihre Hilfe sogar noch mehr gebraucht. Und genau aus diesem Grund rief Ariane heute Abend bei Biggi an.
„Bist du noch dran, Jörn?“, rief sie in den Hörer. „Kann ich denn nun Biggi sprechen?“
„Nein, kannst du nicht“, blaffte Jörn reichlich unfreundlich zurück. „Sie ist gerade bei der Raubtierfütterung, und hinterher müssen wir irgendwie aus dieser Müllhalde wieder eine Wohnung machen, sonst können wir nämlich nicht mal ins Bett gehen.“
„Jetzt komm mal wieder zu dir, Jörn“, bat Ariane. „Dass eure Wohnung bei drei kleinen Kindern nicht aussieht wie aus einer Zeitschrift für stilvolles Wohnen, ist ja wohl kein Beinbruch. Und du wirst nicht davon sterben, fünf Minuten lang deine Kinder zu füttern, weil deine Frau am Telefon verlangt wird. Hol sie mir her, ja? Es ist wirklich wichtig.“
Zähneknirschend und grummelnd fügte sich Jörn in sein Schicksal und ging, um Biggi zu holen. Die kam wenig später so abgehetzt an den Apparat, als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen.
„Ari! Wie nett, dass du anrufst. Leider habe ich gerade nicht viel Zeit.“
„Du hast doch nie viel Zeit“, erwiderte Ariane. „Aber du hörst dich an, als müsstest du dir dringend mal wieder welche nehmen.“
„Ach, du weißt doch, dass das im Moment einfach nicht machbar ist“, kam es niedergeschlagen von Biggi.
„Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, murmelte Ariane, aber so leise, dass ihre Freundin es nicht hören konnte. Auch wenn sie sonst alles offen miteinander besprachen – Kritik an ihrem Ehemann duldete Biggi nicht einmal von ihren zwei besten Freundinnen.
„Keine Sorge, ich fasse mich kurz“, versprach Ariane. „Ich rufe an, weil wir beide dringend etwas für Ute tun müssen. Ihr Lutz hat sie verlassen – er geht endgültig zu diesem magersüchtigen Bademoden-Model zurück.“
„Oh Gott, die arme Ute!“, rief Biggi. „Sie muss sich furchtbar fühlen!“
„Furchtbar ist noch geprahlt“, entgegnete Ariane. „Hör zu, ich dachte, wir drei könnten uns am Freitag nach Feierabend einfach mal wieder zu einem unserer Frauenabende treffen. Du weißt schon: erst ausgiebig in die Sauna, dann toll essen gehen und dabei ein bisschen quatschen. Ich bin sicher, so ein Treffen würde Ute guttun und sie ein bisschen auf andere Gedanken bringen.“
„Am Freitag? Nein, Ari, es tut mir wirklich leid, aber das geht überhaupt nicht. Freitags hat Jörn immer seinen Skatabend, den kann ich ihm unmöglich nehmen. Es ist schließlich das einzige Vergnügen, das er sich die ganze Woche über gönnt.“
„Und was ist das einzige Vergnügen, das du dir die ganze Woche über gönnst?“, fragte Ariane. „Warum nehmt ihr euch nicht ausnahmsweise mal einen Babysitter?“
„Finde mal einen, der bereit ist, Drillinge zu hüten!“, gab Biggi resigniert zurück. „Die wenigen, die nicht gleich davor zurückschrecken, fordern einen horrenden Stundenlohn. Den wiederum können wir uns nicht leisten, wo doch die Sache mit dem Haus sowieso viel teurer wird als geplant. Es tut mir wirklich leid, Ari. Ich würde Ute gern helfen, und außerdem vermisse ich die Frauenabende mit euch beiden ganz schrecklich, aber in meinem Job als Dreifachmutter hat man nun einmal keinen Feierabend.“
„Ist ja schon gut“, versuchte Ariane, die Freundin zu besänftigen. „Ich denke mir was anderes aus, okay? Aber du versprich mir, dass du ein bisschen auf dich aufpasst. Deine Kinder haben schließlich nichts davon, wenn du irgendwann zusammenklappst.“
***
Normalerweise war Ariane nach der Arbeit so müde, dass sie einschlief, sobald ihr Kopf das Kissen berührte. Heute aber lag sie endlos wach, wälzte sich von einer Seite auf die andere und fand keinen Schlaf.
Mit der Eröffnung eines eigenen Reisebüros hatte Ariane sich vor einem Jahr ihren größten Traum erfüllt. Für die junge Frau gab es nichts Schöneres, als Menschen, die sich das ganze Jahr über auf ihren Urlaub freuten, genau die richtigen Angebote zusammenzustellen, die ihnen eine unvergessliche Pause vom Alltag bescheren würden.
Aber die Arbeit in ihrem Traumberuf war alles andere als ein Zuckerschlecken: Sie hatte nicht nur alle Hände voll zu tun, sondern musste sich zusätzlich gegen die etablierten Unternehmer in der Branche zur Wehr setzen, die Ariane als unliebsame Rivalin betrachteten.
Diese Typen benahmen sich wie Platzhirsche, die jeden Neuling eifersüchtig aus ihrem Revier vertrieben, fand Ariane. Und dieser Felix Glück war der Schlimmste von allen. Was konnte man von einem Mann mit einem so albernen Namen auch erwarten?
Sein Unternehmen, das natürlich „Glücks-Reisen“ hieß, genoss in ganz Bremen einen ausgezeichneten Ruf. Der feine Herr Glück, der auf Branchen-Meetings stets auftrat wie einem Magazin für elegante Herrenmode entsprungen, konnte sich vor Kunden nicht retten und musste längst in Geld schwimmen.
Damit gab er sich aber keineswegs zufrieden, einer wie er wollte immer noch mehr! Einer Anfängerin wie Ariane gönnte dieser Glücksritter nicht das kleinste Stück vom Kuchen. Er setzte alles daran, sie aus dem Feld zu schlagen.
Erst heute hatte er sie wieder mit einem seiner Anrufe belästigt. Gönnerhaft hatte er ihr vorgeschlagen, sie könne die von ihm zusammengestellten Abenteuerreisen gerne auch in ihrem Reisebüro anbieten.
„Die Organisation solcher Reisen erfordert doch einiges an Erfahrung“,...




