E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten
Reihe: Finding us
Carlan Finding us - Verfallen
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7457-5197-0
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 384 Seiten
Reihe: Finding us
ISBN: 978-3-7457-5197-0
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die neue sexy Serie der SPIEGEL-Bestsellerautorin von »Calendar Girl«
Aspen Reynolds hat alles, wovon viele träumen. Sie ist reich, attraktiv und steht auf der Forbes-Liste der erfolgreichsten Frauen. Doch sie gehört nicht zu den typischen Park-Avenue-Prinzessinnen. Aus eigener Kraft hat sie ihr Unternehmen zu dem gemacht, was es heute ist. Sie befindet sich auf dem Höhepunkt ihrer Karriere - und dennoch fehlt ihr etwas im Leben. Etwas, von dem sie glaubt, es nicht zu vermissen. Bis der markante Hank Jensen sie aus einer tödlichen Gefahr rettet. In seinen Armen erlebt sie ungezügelte Leidenschaft und Stunden voller Lust. Er übt eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus, aber Hank kommt nicht aus ihrer High-Society-Welt. Kann ihre Liebe dennoch bestehen?
Der erste Teil der sexy »Finding Us«-Trilogie
Die Romane der SPIEGEL-Bestsellerautorin sind in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Zusammen mit ihrer Familie lebt Audrey Carlan im sonnigen Kalifornien und verbringt ihre Tage am liebsten - wenn sie nicht schreibt - mit ihren Seelenschwestern bei einem guten Glas Wein oder beim Yogaunterricht.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Hank
New York City war ätzend. Wenn der Job nicht gut und die Bezahlung anständig gewesen wäre, wäre ich von hier verduftet und gleich nach Hause auf meine Ranch zurückgekehrt.
Die Leute hier waren nichts weiter als Drohnen, leblose Hüllen, die durch die Betonwüste hasteten. Immer in der Angst, zu spät zu kommen oder irgendetwas zu verpassen. Und während sie herumhetzten, waren ihre Plastikgesichter voller Hoffnung, als warte der große Durchbruch gleich um die Ecke auf sie. Aber das tat er nicht.
Gott, wie ich diese verfluchte Stadt hasste.
Das Einzige, was sie für mich erträglich machte, waren die Frauen. In New York gab es jede Menge schöner Frauen, die sich danach sehnten, mit einem Kerl wie mir zu schlafen. Sie betrachteten mich als Jungen vom Land. Frischfleisch. Ich hatte nichts dagegen. Schließlich war ich nicht auf der Suche nach der Liebe meines Lebens. Wir hatten alle nur eins im Sinn – einen Orgasmus.
Was schöne Frauen anging, hatte die, die hier immer morgens um Punkt sieben aufkreuzte, meine volle Aufmerksamkeit. Die hatte Klasse. Sie trug meist Kostüme mit engen, bis zur Mitte des Oberschenkels geschlitzten Röcken, die sich an endlos lange Beine schmiegten. Ihre High Heels waren so hoch wie Stelzen. Sie musste ordentlich geübt haben, um jeden verfluchten Tag auf diesen dornenartigen Dingern ’rumlaufen zu können. In einem Paar Cowboystiefel und sonst nichts hätte sie bestimmt verdammt heiß ausgesehen.
Clever war sie auch. Zumindest legte sie Wert darauf, dass jeder sie für smart hielt. Außerdem hatte sie Geld – und zwar tonnenweise. Jeden Tag setzte ein Wagen oder eine glänzende schwarze Limousine sie hier ab. Allerdings nie mit einem Mann an ihrer Seite. Manchmal ertappte ich sie dabei, wie sie über die Sonnenbrille hinweglinste und meine Crew genauer musterte. Zum Teufel, vielleicht checkte sie mich sogar ein- oder zweimal ab. Das hätte mir gefallen. Ich hätte sogar überlegt, den ersten Schritt zu machen. Doch sie spielte nun mal so ganz und gar nicht in meiner Liga. Frauen, die so elegant waren wie sie, fingen mit einem Mann wie mir nichts an. Sie verabredeten sich mit Millionären, die protzige Schlitten besaßen – Männer, die einen Ferrari fuhren und keinen Ford Pick-up.
Meine Firma, Jensen Construction, war beauftragt worden, einen Bereich des Wolkenkratzers zu erweitern, in dem sie arbeitete. Wir sollten eine neue Lobby und weitere zehn Stockwerke hinzufügen. Letzten Endes würden dadurch ein paar Hundert neue Büros im Gebäude entstehen. Und obwohl es mir schwergefallen war, Texas zu verlassen, war der Auftrag viel zu lukrativ gewesen, um ihn sich entgehen zu lassen.
Mein Team und ich verdienten momentan fünfmal so viel wie daheim. Das war die neue Richtung, in die ich meine Firma führen wollte. Wenn die Ausschreibungen sich lohnten, gab ich auch Angebote für Jobs außerhalb der Staatsgrenze ab. Irgendwie hatte ich es geschafft, die Baufirmen hier in New York beharrlich zu unterbieten, und mir so den Auftrag an Land gezogen.
Für mich war es eine Win-win-Situation. Ich hatte immerhin Familie zu Hause, wenn auch weder Frau noch Kinder. Außerdem hatte ich meine Ranch, ein paar Pferde und Butch, meinen gelben Labrador. Den hatte ich allerdings mitgenommen, denn ein Mann lässt seinen besten Freund nicht drei Monate lang allein daheim sitzen. Um die Pferde kümmerte sich mein Bruder, der sie dafür reiten durfte, wann immer er wollte. Ein fairer Deal. Seine Jungs waren begeistert, und ich gelte jetzt als »weltbester Onkel«.
Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass meine Männer mit Volldampf arbeiteten und alles lief wie geplant, machte ich mich auf in mein Büro. Die schwarze Stretchlimousine tauchte am Bordstein auf, die Sonne spiegelte sich auf der Chromstoßstange wider und blendete mich förmlich, so hell war das Licht. Lässig lehnte ich mich an das Metallgeländer der Treppe, um mir die Show anzuschauen.
Heute war sie wie eine verdammte Erscheinung. Sie hatte auf ihr übliches schwarzes Kostüm verzichtet und dafür ein weißes gewählt, das sich um sämtliche Kurven schmiegte. Sie sah aus wie ein ungezogener Engel. Sie drehte sich um und zog ihre Aktentasche aus dem Wagen. Ihr Hintern war knackig; der weiße Stoff betonte die perfekte Herzform.
Was hätte ich darum gegeben, diesem Po einen Klaps zu geben, damit sie aufschrie und mich dann anbettelte, sie zu vögeln.
Mit ihren langen Beinen lief sie an mir vorbei. Heute hatte sie auch nicht diese große Sonnenbrille auf, die ihre fantastischen Augen verbarg. Die Sonne brach über dem Gebäude hervor, und ihre blauen Augen funkelten im Licht. Langes goldenes Haar flatterte im Wind. Ein roter Schal, den sie um den Hals geschlungen hatte, wehte um ihre Gestalt herum, ein karmesinroter Farbklecks auf einer vollkommenen weißen Leinwand.
Sie kramte in der riesigen braunen Tasche, die über ihrer zarten Schulter hing, das Handy fest am Ohr. Von oben ertönte ein schrilles Quietschen. Instinktiv wandte ich den Kopf und sah hinauf. Ein Haufen langer Metallrohre, der von Ketten zusammengehalten wurde, schwang gefährlich am Kran hin und her. Meine Lady in Weiß blieb genau darunter stehen, und vor meinem geistigen Auge spielte sich die folgende Szene wie in Übelkeit erregender Zeitlupe ab. Ihr Smartphone fiel auf den Beton; die Frau fluchte und beugte sich herab, um es aufzuheben, nichts von der Gefahr ahnend, die über ihr schwebte.
»Vorsicht!«, rief ich und stürmte auf sie zu, wobei ich nach oben deutete. Ihr Blick schoss ebenfalls hoch. Ich hörte, wie Metall über Metall rieb, dann ein lautes Klirren – die schmalen Rohre hatten sich aus der Verankerung gelöst.
Sie wurden nur noch an einer Seite von Ketten gehalten, und schon flogen zweieinhalb Zentimeter starke Metallstangen wie Dolche vom Himmel. Mein innerer Superman reagierte sofort. Ich stürmte los, warf die Frau zu Boden und bedeckte sie mit meinem Körper. Ohne Vorwarnung spürte ich in meiner linken Schulter einen durchdringenden, quälenden Schmerz. Sie schrie unter mir, versuchte, mich von sich zu schieben. Aber ich konnte mich nicht rühren. Meine Schulter brannte höllisch, als sei ich mit einem großen Schlachtermesser niedergestochen worden. Schon die winzigste Bewegung raubte mir den Atem.
Ich sah nur noch rot. Doch diesmal war es nicht ihr Schal. Es war Blut, eine Unmenge von Blut, die sich über ihr weißes Kostüm ergoss, ihm Farbe verlieh.
»Helfen Sie ihm!«, brüllte die Frau und dann leiser: »Alles wird gut.« Kühle Hände und Finger glitten über meine Schläfen und umfingen mein Gesicht. »Bitte, bitte, sehen Sie mich an.«
Mein Oberkörper fühlte sich an, als würde ich zwischen zwei Metallplatten zermalmt, bis ich flach wie ein Pfannkuchen war. Ich lag auf der Seite, konnte mich nicht bewegen. Kurz warf ich einen Blick auf meine linke Schulter, die unerträglich pulsierte, und entdeckte schimmerndes Metall, das ein beträchtliches Stück aus meinem Rücken ragte.
Mir wurde übel, mein Magen drehte sich, und in meinem Mund hatte ich diesen säuerlichen Geschmack wie kurz vorm Kotzen. Ich schloss die Augen, versuchte, tief Luft zu holen, doch der darauffolgende Schmerz brannte sich durch Knochen, Muskeln und Haut. Das Einzige, das mich noch fest in dieser Welt hielt, waren diese graublauen Augen. Sie waren wie kristallklare Seen, erfrischend und einladend.
»So hübsch«, murmelte ich mit trockenen Lippen.
Sie lächelte, und ich schloss die Augen, denn ich wusste, dass ich Gottes Engel nicht länger ansehen konnte, ohne mich in seiner Schönheit zu verlieren und bereitwillig diese irdische Stätte zu verlassen. Sirenen plärrten im Hintergrund, aber mein Engel hielt mich fest. »Alles wird gut«, sagte die Frau leise. »Sie haben mich gerettet. Sie werden es schaffen, halten Sie einfach nur ganz still.«
Ich riskierte es, die Lider für den Bruchteil einer Sekunde zu heben, und der Anblick raubte mir beinahe den Atem. Ihre wunderschönen blauen Augen waren wie wilde, bewegte Seen, Strudel der Furcht.
Es fing an zu regnen. Große, dicke, nasse Tropfen landeten auf meinem Gesicht. Nur dass die Tropfen gar kein Regen waren. Es waren ihre Tränen.
»Sie haben mich gerettet«, flüsterte sie. Ihre Lippen fühlten sich feucht und weich an meiner Stirn an. Ich wollte etwas sagen. Mich wenigstens kurz vorstellen, bevor sie mir wieder genommen wurde. Ihr mitteilen, dass ich Hank hieß und sie wunderschön fand, aber es kam kein Wort heraus. Ich schaffte es nicht. Meine ganze Kraft ging schon fürs Atmen drauf.
Dann spürte ich Arme, die mich hochhoben und mich auf etwas Weiches legten. Vielleicht auf eine Wolke. Mein Engel wurde fortgezogen. Die Zeit schien immer langsamer zu vergehen. Es geschah so vieles um mich herum, doch ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Meine ganze Aufmerksamkeit gehörte dem furchtbaren Schmerz, und mit einem kehligen Aufschrei überließ ich mich ihm.
»Ich komme mit Ihnen!«, hörte ich sie sagen, während um uns herum hektisches Treiben herrschte und barsch Anweisungen gerufen wurden. »Dieses Gebäude gehört mir, und er, er … er hat mir das Leben gerettet! Ich schulde ihm einfach alles!«, schrie mein Engel den Leuten zu, die an meinem Gesicht und meiner Brust zerrten und zogen und mich immer tiefer in die Wolke drückten. Einen kurzen Moment lang war ich glücklich, dass sich jemand um mich sorgte. Nein, nicht jemand – sie.
Ich konnte nichts mehr fühlen. Meine Lider wurden schwer, und blindlings tastete ich umher. Eine eiskalte, federleichte Hand schloss sich um meine, nahm mir die Angst.
...



