E-Book, Deutsch, 100 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
Carlan Dream Maker - Washington D.C.
19001. Auflage 2019
ISBN: 978-3-8437-1694-9
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 100 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
ISBN: 978-3-8437-1694-9
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Audrey Carlan schreibt mit Leidenschaft heiße Unterhaltung. Ihre Romane veröffentlichte sie zunächst als Selfpublisherin und wurde daraufhin bald zur internationalen Bestseller-Autorin. Ihre Serien »Calendar Girl«, »Trinity« und »Dream Maker« stürmten auch in Deutschland die Charts. Audrey Carlan lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.
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SKYLER
Innerlich skandiere ich dieselbe Parole wieder und wieder, während Nate und Rachel neben mir herlaufen und mich zu meinem Schutz flankieren.
»Hängen wir noch ein paar Kilometer dran?«, fragt Nate grinsend, und der Schweiß läuft ihm seitlich übers Gesicht und in den kurzen rötlich braunen Bart, den er sich seit einer Weile wachsen lässt.
Rachel presst die Lippen fest aufeinander. »Also, ich kann noch.« Sie stürmt energisch los, sodass Nate und ich beschleunigen müssen, um mit ihr mitzuhalten.
Mein Wohnhaus ist in Sichtweite. »Seid ihr irre?« Ich jogge unelegant noch ein Stück und bleibe abrupt stehen, beuge mich vor und stütze die Hände auf meine zitternden, puddingartigen Oberschenkelmuskeln. »Mal im Ernst, ihr zwei wollt mich doch umbringen.« Ich hebe die Hand und schneide eine Grimasse. »Ach, lass uns einen gemütlichen Spaziergang machen, Sky. Ein bisschen joggen. Ist doch so schönes Wetter. Draußen Sport machen macht Spaß. Ja, ja.« Angestrengt halte ich mir die Brust und versuche, meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Schweiß rinnt meinen Rücken hinab, und ich dehne meine Muskeln und wische mich mit dem T-Shirt trocken.
Nate stemmt die Hände in die Taille. »Ein fitter Körper ist ein gesunder Körper.«
»Und ein gesunder Körper ist ein müder Körper!«, sage ich und schmolle. »Ich glaube echt, dass ihr mich umbringen wollt. Tod durch Joggen. Jagt mich doch nächstes Mal gleich mit dem Messer, ja? Dann schaffen wir auch ein paar Kilometer mehr.« Ich drehe mich auf dem Nike-Absatz um und gehe schnell los, um den beiden Muskelbergen und ihren erbarmungslosen Trainingseinheiten zu entkommen.
Rachel kann sich das Kichern nicht verkneifen, wofür ich sie mit einem bösen Blick und meinem Stinkefinger bedenke. Dann trabe ich eilig auf das Haus zu, in dem sich mein neues Penthouse in Boston befindet.
»Hast du nicht gesagt, dass du für die -Trilogie in Topform sein willst? Ich glaube schon, dass du das warst!«, ruft Rachel mir lachend nach. Weder sie noch Nate sind je mehr als zwei oder drei Meter von mir entfernt.
»Grrr!« Vor mir sehe ich , den Coffeeshop neben dem Gebäude mit meinem Apartment und den Büros von IG. Der Besitzer steht meistens zusammen mit dem Barista hinterm Tresen. Ich habe die beiden inzwischen kennengelernt, mit ihnen Selfies gemacht und Autogramme gegeben, daher ist es jetzt kein großes Ding mehr, dass ein Promi neben dem Café wohnt. Sie machen echt keine Welle, wenn ich vorbeikomme. Außerdem lassen sie mich anschreiben, was praktisch ist, wenn meine Sicherheitsleute mal wieder versuchen, mich umzubringen, und ich kein Geld dabeihabe.
Ich schaue über die Schulter, öffne die Tür zum und pralle gegen einen harten Oberkörper. Eistee ergießt sich über mich, mein Sportshirt, meine Caprihose und meine Sweatjacke. »Scheiße!« Ich mache einen Satz nach hinten und schüttele mir das Eis vom Oberteil.
»Tut mir echt leid!«, rufe ich und gehe in die Hocke, um das Eis aufzusammeln. »Ich kaufe Ihnen sofort einen neuen. Ich habe nicht aufgepasst, wo ich hinlaufe«, murmele ich und hebe weiter die glitschigen herumliegenden Eisstückchen auf.
»Skyler?«, fragt jemand, der mich anscheinend erkennt.
Ich schaue zu dem großen Mann mit den grünen Augen hoch, der mir bekannt vorkommt, auch wenn ich nicht weiß, woher. Stirnrunzelnd stehe ich auf, und von dem schmelzenden Eis werden meine Hände ganz kalt.
»Entschuldigung …« Ich schüttele den Kopf und werfe das Eis in den Mülleimer.
Hinter mir kommen Nate und Rachel herein. Als der Typ nach meinem Arm greifen will, packt Nate seinen Arm und verdreht ihn so hinter dessen Rücken, dass Bruce Lee stolz auf ihn wäre.
»Aaahhhh! Loslassen!«, schreit der Mann und bäumt sich vor Schmerz auf.
Ich wedele mit den Händen. »Nein, nein, nein, Nate! Ich habe ihn umgerannt. Und er ist … ich kenne ihn. Bitte lass ihn los.«
»Lassen Sie mich los!« Er verpasst Nate einen Stoß mit der Schulter, und der lässt ihn schließlich los, baut sich aber mit verschränkten Armen bedrohlich vor mir auf.
»Skyler und ich sind alte Freunde.« Der Typ bewegt seine Schulter und reibt sich den schmerzenden Arm und die Hand.
»Stimmt das, Sky?«, knurrt Nate animalisch und lässt den Mann nicht aus den Augen.
Ich beiße mir auf die Lippe und mustere das Gesicht des Fremden. Freundliche grüne Augen. Spitze Nase. Hohe Wangenknochen. Rasiertes Kinn. Normaler, unauffälliger Kurzhaarschnitt. Jeans und Polohemd. Absolut durchschnittlicher Kerl.
»Tut mir leid, ich weiß nicht, woher wir uns kennen.« Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und durchforste mein Gedächtnis.
Der Mann zuckt zusammen, und sein Gesicht nimmt einen verletzten Ausdruck an. »Wir sind , weißt du nicht mehr? Du und ich. Wir haben diesen Werbespot zusammen gedreht.« Er runzelt die Stirn. »«, singt er fröhlich.
»Ach du meine Güte! Die Werbung für Mini-Buns-Cerealien! Das war … wow, vor siebzehn … achtzehn Jahren? Da war ich acht!«
Er lächelt. »Und ich zehn.« Das klingt irgendwie prahlerisch, als gäbe es einen Grund, stolz darauf zu sein, dass er bei einem Werbedreh vor siebzehn Jahren zwei Jahre älter gewesen ist als ich.
»Äh, ach so.« Ich nicke. »Und wie … Tut mir leid, ich weiß deinen Namen nicht mehr.«
Sein Lächeln gefriert. »Na ja, jetzt, wo du so berühmt bist, fällt es dir bestimmt schwer, dich an alte Freunde zu erinnern. Ich bin Ben. Benny Singleton.«
Benny Singleton. Na toll. Jetzt weiß ich es wieder. Meine Mutter hatte mir geraten, mich von dem Jungen fernzuhalten, weil er zwischen den Takes immer versucht hat, mich zu küssen. Keine Achtjährige will von einem Jungen geküsst werden. Schon gar nicht von so einem unbeholfenen, der immer nach Ahornsirup riecht.
»Stimmt, jetzt fällt es mir wieder ein.« Ich haue mir gespielt gegen die Stirn. »Schauspieler. Du kennst das ja. Man spielt so viele Rollen, dass man sich keine echten Namen mehr merken kann.«
Er schürzt die Lippen. »Ist wohl so.«
»Na, dann lass mich dir mal ein neues Getränk holen«, meine ich lächelnd und deute auf den geschäftigen Tresen des Cafés.
Er schaut mir über die Schulter. »Solange dein Freund seine Pranken bei sich behält. Der hätte mich echt verletzen können.« Er reibt sich wieder Arm und Hand.
Ich lache leise, und Benny runzelt die Stirn.
»Tut mir leid.« Ich lege ihm freundschaftlich die Hand auf den Oberarm, und er starrt sie sehnsüchtig an, wobei seine grünen Augen sich verdunkeln. Sofort ziehe ich die Hand weg. »Er ist nicht mein Freund.«
Da strahlt Benny über das ganze Gesicht und wirkt erleichtert, vielleicht sogar erwartungsvoll.
»Bodyguard«, stößt Nate mit zusammengebissenen Zähnen hervor und folgt uns zur Theke.
»Ah, sehr gut.« Er grinst mich an, leckt sich die Lippen und schaut mir auf den Mund. »Wirklich sehr gut.«
Ich hole tief Luft, drehe mich um und begrüße den Barista. »Hey, Freddy, wie geht’s?«
»Kann nicht klagen. Der Himmel ist blau, der Kaffee heiß und die Muffins frisch gebacken. Oder willst du lieber Tee …« Er wirft einen Blick auf mein nasses T-Shirt und schmunzelt. »Obwohl, ich könnte mir vorstellen, dass du davon erst mal genug hast.«
Ich lasse die Schultern hängen und lehne mich an den hohen Tresen. »Bin mit einem alten Bekannten zusammengestoßen und hab sein Getränk verschüttet. Tut mir leid. Da hinten ist eine Riesenpfütze.« Ich schaue über die Schulter und sehe, dass Rachel das Malheur mit Servietten aufwischt. »Aber anscheinend putzt Rachel hinter mir her. Kann ich bitte für mich das Übliche haben, für Nate eine Tasse schwarzes Nichts, für Rachel einen Americano mit Platz für Sahne, und noch mal das, was mein Freund hier bestellt hat? Ach ja, und zwei Blaubeermuffins.«
Bei dem Wort Freund leuchten Bennys Augen. Urgs. Ich muss echt lernen, wie man unerwünschte Aufmerksamkeit vermeidet.
»Sky …«, warnt Nate, als ich die Muffins bestelle.
Ich drehe mich um, und mein Pferdeschwanz schwingt durch die Luft wie eine Peitsche. »Ich hab Hunger.«
»Dann iss doch was mit Protein«, meint er trocken.
»Du machst mir doch zu Hause eh einen Proteinshake, oder?«
Er kneift die Augen zusammen. »Ja klar. Aber den solltest du zu deinem Omelett trinken. Nicht zu Blaubeermuffins, die voller Kohlenhydrate, Fett und Zucker sind.«
Ich wende mich wieder Freddy zu. »Ich nehme zwei Blaubeermuffins ein Stück Bananennussbrot!«
Hinter mir stöhnt Nate auf.
»Da sind Nüsse drin. Nüsse zählen als...