E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
Carlan Calendar Girl Juni
16001. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8437-1356-6
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 160 Seiten
Reihe: Ullstein eBooks
ISBN: 978-3-8437-1356-6
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Audrey Carlan schreibt mit Leidenschaft heiße Unterhaltung. Ihre Romane veröffentlichte sie zunächst als Selfpublisherin und wurde daraufhin bald zur internationalen Bestseller-Autorin. Ihre Serien »Calendar Girl«, »Trinity« und »Dream Maker« stürmten auch in Deutschland die Charts. Audrey Carlan lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Kalifornien.
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Kapitel 1
Der Juni in Washington, D. C. fühlte sich drückend an. Die Kleidung klebte an meinem Körper wie eine zweite Hautschicht. Schwül und widerlich. Ich hatte schon Angst, ich würde mir zusammen mit meinem Tanktop die oberste Hautschicht vom Leib reißen.
Nach dem ersten Schritt aus dem Flughafengebäude heraus stand ich unter einem bewölkten, sonnenlosen Himmel. An ein solches Wetter war ich gar nicht mehr gewöhnt, nachdem ich den letzten Monat auf Hawaii verbracht hatte.
Ich suchte die unzähligen Reihen wartender Autos ab. Vor einer glänzenden, schwarzen Limousine stand ein großer Typ mit einem Schild in der Hand, auf dem »Saunders« stand. Anscheinend wollte er mich abholen.
»Ich bin Mia Saunders.« Ich streckte dem Fahrer die Hand entgegen, und er schüttelte sie.
»Ich bin James, Ihr Fahrer. Solange Sie bei den Shipleys sind, werde ich Sie überall hinbringen.« Er nahm mein Gepäck und warf es in den Kofferraum, dann hielt er mir die Tür auf. Ich stieg in den Wagen und versuchte, mit meinen verschwitzten Schenkeln keinen Abdruck auf dem weichen Leder zu hinterlassen. Der fließende Rock, den ich im Flugzeug getragen hatte, war mir im ersten Moment wie die richtige Wahl vorgekommen. Aber vielleicht hätte ich besser ein Yoga-Outfit angezogen. Ich rieb mit den Handflächen über die Rückseite meiner Beine und wünschte mir ein Handtuch.
»Ist die Luft hier immer so feucht?«, fragte ich, zog mein Handy aus der Tasche und schaltete es ein.
»Im Juni? Ach, da kann es in D. C. höllisch heiß sein oder regnen, manchmal ist es auch echt schön. Wahrscheinlich erleben Sie diesen Monat von allem etwas. Aber ich muss zugeben, dieses Jahr ist es ungewöhnlich warm.«
Mein Handy gab lautstark bekannt, wie viele Nachrichten ich während des Fluges verpasst hatte.
An: Mia Saunders
Von: Sexy Samoaner
Girlie, du schuldest mir eine Erklärung. Du bist einfach abgereist. Echt uncool.
Ich scrollte nach unten, um die anderen Nachrichten zu lesen. Tai hatte sich nach der ersten offensichtlich noch nicht beruhigt.
An: Mia Saunders
Von: Sexy Samoaner
Das Geschenk … Ohne Worte.
An: Mia Saunders
Von: Sexy Samoaner
Ich bin so sauer, dass du mir meinen Abschiedskuss geklaut hast.
Meine Finger flogen über die Tastur.
An: Sexy Samoaner
Von: Mia Saunders
Küss deine Unendlichkeit. Dann wird alles gut.
Ich prustete laut los. Nicht gerade ladylike, das war mir klar. Der Fahrer warf mir im Rückspiegel einen Blick zu und zog die Augenbrauen hoch. Ich schüttelte nur den Kopf und sah wieder auf die restlichen Nachrichten herunter.
An: Mia Saunders
Von: Wes Channing
Redest du überhaupt noch mit mir? Es ist jetzt einen Monat her. Soll ich dir nachreisen oder was?
Und wieder flogen die Finger. Anders kann man nicht beschreiben, wie ich die flapsigste Antwort zurückschrieb, die mir einfiel.
An: Wes Channing
Von: Mia Saunders
Gina hat dir bestimmt gut die Zeit vertrieben. Ich hab euch auf dem Cover von HotDirt, diesem Schmutzblatt, fröhlich rumknutschen sehen.
Nachdem ich zwanzig Minuten lang in meinem Ärger geschmort und alle zwei Sekunden auf das Handy geguckt hatte, antwortete er endlich. Wes, nicht Tai, aber ich ignorierte es. Ich wollte mich zwingen, ruhig und beherrscht zu bleiben. Stattdessen dachte ich an meinen verführerischen Samoaner.
Hoffentlich machte Tai sich gerade für sein erstes Date mit Amy fertig. Mein Herz schlug schneller, als ich darüber nachdachte, wie das Universum sie ihm in den Schoß geworfen hatte. Buchstäblich. An dem Abend im Restaurant war sie direkt auf seinem Schoß gelandet. Ich hoffte jedenfalls, dass sie die Richtige für ihn war. In einer Woche würde ich bei Tai nachfragen, wie es lief. Irgendetwas sagte mir, dass sie die eine war. Seine Unendlichkeit. Was mich anging, hatte ich keine Ahnung, wann ich den Richtigen finden würde. Meine Unendlichkeit. Sicher nicht, bevor das Jahr zu Ende war. Über Tai oder die Zukunft nachzudenken half jedoch nicht gegen den brennenden Wunsch, Wes’ Nachricht zu lesen.
An: Mia Saunders
Von: Wes Channing
Eifersüchtig?
Kann frau einem Mann aus fünftausend Kilometern Entfernung den Schwanz abschneiden? Vielleicht wenn sie einen Auftragskiller engagiert. Immerhin hatte ich etwas Extrageld auf der Bank, für Notfälle. Ich musste kichern. Ihm mit der Extrakohle den Schwanz abhacken zu lassen, die ich dafür bekommen hatte, ihn zu vögeln. Ich schüttelte den Kopf.
Was war das für ein Spielchen? Sollte ich antworten oder ihn einfach schmoren lassen? Die einmonatige Zwangspause schien ihm ja nicht gefallen zu haben. Geschah ihm recht. Er sprang mit der bildschönen Gina DeLuca in die Kiste, während ich es mit meinem sexy Samoaner trieb.
Mir. Doch. Egal.
Auch wenn ich mir das immer und immer wieder sagte, am Ende war es doch ein Schlag ins Gesicht. Es konnte mir einfach nicht egal sein. Wes würde mir nie egal sein. Nicht zu wissen, was er tat und mit wem, nagte an mir wie ein Piranha an rohem Fleisch.
Tai war die perfekte Ablenkung gewesen. Spaß. Mit ihm war jeder Tag aufregender als der davor – und jede Nacht so glühend heiß, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Ich konnte meine Probleme mit Wes leicht zur Seite schieben, weil mein Kopf nur noch damit beschäftigt war, all das zu genießen, was eine junge Frau von fast fünfundzwanzig genießen sollte. Aber jetzt funktionierte das nicht mehr.
»Sind wir bald da?«, fragte ich James.
Er tippte sich an den Hut. »Tut mir leid, Miss. Der Verkehr ist um diese Zeit einfach entsetzlich. Ich schätze, wir brauchen noch ungefähr fünfundvierzig Minuten.«
Eine Dreiviertelstunde. Mehr als genug Zeit. Wenn Wes reden wollte, würde ich ihm die Gelegenheit geben. Immerhin waren wir ja Freunde.
Ich nahm mein Handy, wählte seine Nummer und zwang mich, mich zu beruhigen, was eigentlich gar nicht möglich war.
»Sie lebt!« Wes rauchige Stimme mit ihrem kalifornischen Timbre erklang am anderen Ende der Leitung und brachte meine Gefühle sofort in Wallung.
»Ha ha, sehr witzig. Was soll der Mist von wegen eifersüchtig? Du weißt genau, dass ich das nicht bin.« Gelogen.
Wes holte tief Luft, vielleicht seufzte er sogar. Im Hintergrund konnte ich das Meer hören. Gut möglich, dass er gerade am Stand war und vom Surfen kam. Die rauschende Brandung klang irgendwie tröstlich und erfüllte mein Herz sogar durchs Telefon mit Heimweh. »Dachte ich mir doch, dass du anrufst, wenn ich dich provoziere.«
»Wes, was soll das?« Selbst in meinen Ohren klang das gehässig und leicht zickig, was überhaupt nicht meine Absicht gewesen war.
»Sag du es mir. Hattest du Spaß auf Hawaii?« Sein Tonfall schien sich meinem anzupassen.
Ich dachte an Tai und daran, wie ich mit der Zunge den Tribal-Mustern auf seiner Schulter bis hinunter über seine Brust, die Rippen, die Hüfte und den Oberschenkel gefolgt war. Den ganzen Monat war das meine Lieblingsbeschäftigung gewesen. Lecker. Ein sinnliches »Ja« kam mir über die Lippen, bevor ich mich bremsen konnte.
Er lachte leise. »Ach, so gut? Kunde oder Einheimischer?« Die Spannung zwischen uns löste sich kurz.
Ich schloss die Augen. »Ist das wichtig?«
»Alles, was mit dir zu tun hat, ist mir wichtig. Hast du das immer noch nicht gemerkt?« In seinen ernsten Tonfall mischte sich Bedauern. Er versuchte, sich cool zu geben, und versagte kläglich. Das merkten wir beide.
»Wes …«
Er sog Luft durch die Zähne ein. »Nein, ich werde nicht so tun, als würde es mir nichts ausmachen, dass du es auf Hawaii getrieben hast, mit wem du wolltest. Aber du bist sauer auf mich, weil ich das Gleiche mit Gina gemacht habe.«
Da war was dran. Einiges sogar. Aber so ist das mit dem Herzen und dem Verstand. Sie sind selten im Gleichgewicht oder gar realistisch. Seine Argumente waren vielleicht logischer als die Lehren von Deepak Chopra, aber das änderte nichts an den Tatsachen. Es tat weh, dass er mit Gina zusammen war. Sehr. Wir taten einander beide weh und wussten nicht, wie wir es unterbinden sollten.
Mein Hals fühlte sich rau und eng an, als ich antwortete. »Hör zu, Wes. Es tut mir leid. Ich verstehe dich ja. Wirklich. Und du hast recht.«
»Heißt das, du kommst nach Hause?« Seine Frage war in eine dicke Schicht Hoffnung gehüllt.
Zu Hause, wo sollte das sein? In Kalifornien, in der winzigen Wohnung, in die ich seit fünf Monaten keinen Fuß mehr gesetzt hatte, oder in der Bruchbude in Las Vegas, die das Heim meiner Kindheit gewesen war? Oder an der Küste von Malibu, in den Armen eines wahren Traummannes, dem wohl ein größerer Teil meines Herzens gehörte, als ich zugeben wollte?
Ich leckte mir über die Lippen und schnaubte laut auf. »Wes, du weißt doch, dass ich nicht kann.«
Er stöhnte leise, und das Geräusch bohrte sich mir wie ein Messer in die Magengegend. »Das stimmt nicht. Du kannst schon. Aber du willst nicht.« Er betonte jeden Satz.
Ich schüttelte den Kopf und versuchte, die Gefühle aus meinem Kopf zu vertreiben, die mir den Verstand vernebelten. »Ich kann dich nicht die Schulden meines Vaters bezahlen lassen.«
»Und wieder dasselbe«, seufzte er. »Du kannst schon. Aber du willst nicht«, wiederholte er. Er klang müde, als würde jedes Wort ihn belasten....