E-Book, Deutsch, Band 0278, 384 Seiten
Reihe: Bianca Exklusiv
Carey / Anthony / Flynn Bianca Exklusiv Band 278
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-3347-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0278, 384 Seiten
Reihe: Bianca Exklusiv
ISBN: 978-3-7337-3347-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
UNVERGESSENE KÜSSE von CAREY, SUZANNE
Als Kyra und David sich wiedersehen, ist Kyra geschieden - und die Möglichkeit für einen Neuanfang ganz nah. Doch die Pflanze ihrer neu erwachten Gefühle ist zu zart, als dass sie eine Aussprache wagen würden. Und so scheint die Chance vertan, sobald der Morgen erwacht ...
SUCH DAS GLÜCK IM HIER UND JETZT von FLYNN, CHRISTINE
Rebecca macht sich auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater - und trifft dabei Joe Hudson, dessen einfühlsame Art zärtliche Gefühle in ihr weckt. Leider glaubt sie nicht mehr an die Liebe. Wird es Joe trotzdem gelingen, sie vom Glück im Hier und Jetzt zu überzeugen?
SO FREMD UND DOCH SO VERTRAUT von ANTHONY, LAURA
Als Sozialarbeiterin July den Obdachlosen Tucker Haynes bei sich aufnimmt, ahnt sie nicht, wer er wirklich ist. Schon bald knistert es leidenschaftlich zwischen ihnen. Doch dann ist Tucker eines Tages verschwunden, und July fragt sich traurig, ob sie ihn jemals wiedersehen wird ...
Eigentlich heißt sie Laura Blabock Möller und schreibt nun unter dem Pseudonym Lori Wilde moderne Romances, mittlerweile sind es schon über 60 Stück. Laura war schon zweimal für den RITA- Award nominiert und hat bereits diverse andere Preise gewonnen, und dass, obwohl sie eigentlich Krankenpflege studiert hat und auch ein Zertifikat für Kriminalistik, bzw. für die Gerichtsmedizin hat.
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2. KAPITEL
Da sie wegen eines grippekranken Kollegen noch eine Menge zu erledigen hatte, konnte Kyra Kansas City erst Samstag Mittag verlassen. Vermutlich komme ich gar nicht mehr rechtzeitig zur Beweisaufnahme, dachte sie, während sie in ihrem kirschroten Jeep auf der Interstate 35 in Richtung Wichita fuhr. Damit würde sie auch die Gelegenheit verpassen, David wieder gegenüberzustehen. Es war beinahe, als hätte sie das geplant!
Kyra wusste, dass der Drang, ihn wiederzusehen, sich mit jedem Kilometer verstärken würde. Unwillkürlich trat sie aufs Gaspedal. Als sie am Sonntag Nachmittag Gallup in New Mexico erreichte, hielten sich Vorfreude und Angst die Waage. Sie beschloss, eine Pause einzulegen.
In dem kleinen Hotel fühlte sie sich einsamer denn je. Sie fand einfach keinen Schlaf. Um fünf Uhr früh stand sie auf und fuhr weiter.
Kurz nach neun erreichte sie Flagstaff, pünktlich zur Beweisaufnahme des Falles „Der Staat Arizona gegen Naminga“. Sie strich ihr beigefarbenes Kostüm glatt und fuhr nervös über ihre Aufsteckfrisur.
Was ist bloß, wenn ich nach all der Zeit noch immer in ihn verliebt bin! dachte sie unruhig. Ich muss doch endlich über die Sache hinwegkommen!
Das Gerichtsgebäude aus rotem Sandstein mit dem riesigen Glockenturm, in dem das Büro ihres Vaters lag, gehörte zu den Wahrzeichen der Stadt. Die dunkel getäfelte Eingangshalle mit ihren Ölporträts und ihrer breiten, eindrucksvollen Treppe sah noch genauso aus, wie Kyra sie in Erinnerung hatte. Nur der Vorraum zum Büro ihres Vaters wirkte verändert. Er war vollgestopft mit Akten und Papieren.
„Lange nicht gesehen!“, begrüßte Jody Ann Daniels sie lächelnd und unterbrach ihre Schreibarbeit. „Ich muss zugeben, dass Sie jedes Mal, wenn wir uns wiederbegegnen, besser aussehen. Das Treffen hat vor ein paar Minuten begonnen. Ihr Vater lässt Ihnen ausrichten, dass Sie gleich hineingehen könnten.“
Mit Herzklopfen betrat Kyra das Büro ihres Vaters, das sich seit ihrer Kindheit kaum verändert hatte. Fachbücher füllten die Borde, an den Wänden hingen Cowboybilder und Jagdtrophäen, die von den Hobbys des Staatsanwalts zeugten. In einer Ecke standen ein Paar Skier, die schon seit Jahren nicht mehr benutzt und deswegen ganz mit Staub bedeckt waren.
Kyra bemerkte David, sobald sie den Raum betrat, denn er hatte sich sofort erhoben. Sie ließ sich jedoch erst mal herzlich von ihrem Vater in den Arm nehmen und begrüßte dann den Gerichtsreporter, den sie noch aus der Highschool kannte.
Schließlich wendete sie sich dem Mann zu, um den ihre Gedanken schon seit Stunden kreisten.
Wieder erstaunte sie das Blau seiner hellen Augen im Kontrast zu der braunen Haut und dem pechschwarzen Haar. Sein Blick schien zu brennen. Kyra vergaß alles, was sie sich vorgenommen hatte, sie wünschte sich nur noch, darin einzutauchen.
„Hallo, Kyra“, sagte er mit seiner tiefen, weichen Stimme und streckte ihr die Hand entgegen.
Sein Händedruck war fest und warm, Kyra hatte sogleich den Eindruck, dass ihre Haut prickelte. Jeder Kuss, dem sie sich hingegeben hatte, jede Intimität, die sie ihm je gestattet hatte, fiel ihr wieder ein und weckte die Lust nach mehr.
„Hallo … schön, dich zu sehen“, murmelte sie und dachte sofort, wie banal das klang, so, als wären sie nur Bekannte.
David hielt ihre Hand ein wenig länger als nötig. Er fände es auch schön, sie wiederzusehen, sagte er. Als er sie verlassen hatte, war Kyra noch sehr jung gewesen, jetzt war sie eine richtige Frau. Eine, die einen anderen geheiratet hatte …
David spürte, dass er ziemlich durcheinander war. Aber er hatte gelernt, dass man, wenn man Dinge ändern wollte, nur auf die Zukunft bauen durfte.
Auch Kyra war sofort wieder in seinem Bann. David strahlte eine ruhige Kraft aus, etwas beinahe Mystisches. In den Jahren, die sie sich nicht gesehen hatten, schien er an Charaktertiefe und Reife gewonnen zu haben. Wie konnte jemand, der in seinen Gefühlen so unbeständig war, nur so lebensklug und zuverlässig wirken?
Darauf schien es keine Antwort zu geben. Seine körperliche Anziehungskraft jedenfalls war umwerfend. Obgleich er im dunklen Anzug, weißen Hemd und Krawatte seiner beruflichen Rolle gerecht wurde, stellte Kyra ihn sich sofort wieder in engen Jeans vor. Wenn sie dagegen an ihren Exmann und die Männer, mit denen sie sich seitdem getroffen hatte, dachte, dann waren alle nur ein armseliger Abklatsch dessen, wofür David das Maß gesetzt hatte.
Aber falls er ihre Romanze wiederaufleben lassen wollte, müsste sie auf der Hut sein! Sie durfte nicht vergessen, dass er Geld dafür genommen hatte, sie zu verlassen! Die moralischen Prinzipien, die er nach außen hin vertrat, galten offenbar nicht für ihn selbst.
Kyra zog einen Bürostuhl hervor. „Bitte, lasst euch nicht stören“, sagte sie leise. „Ich hoffe, es ist recht, wenn ich mir ein paar Notizen mache.“
In Arizona galt die Regel, dass bei einem Kapitalverbrechen beide Seiten Einblick in eine Liste nehmen durften, auf der alle Beweismittel der Gegenpartei sowie aller Zeugen, die geladen würden, aufgeführt waren. Kyras Vater jedoch zog direkte Besprechungen zwischen Anklage und Verteidigung vor, zumal man damit rechnen konnte, dabei noch zu weiteren Informationen zu kommen.
Big Jim fuhr fort, wo er aufgehört hatte, und ging weiter die Zeugenliste durch. Sie war ziemlich lang und enthielt alle Namen derer, die die Schlägerei von Paul Naminga und Ben Monongye vor dem Wohnwagen beobachtet hatten. Kyra kannte etliche davon, nicht aber das junge Mädchen, das gesehen hatte, wie ein Mann in Pauls Kostüm in Bens Wohnwagen gegangen war.
Was die ersten Untersuchungsergebnisse hinsichtlich der Blutflecken betraf, so reichte Big Jim David die Kopie des Laborberichts. „Es ist noch etwas hinzugekommen“, fügte Big Jim hinzu. „Die Spurensicherung fand in dem Wohnwagen, in dem Ben Monongye erstochen wurde, ein paar Haare, die Pauls entsprechen. Ihre natürliche Farbe scheint grau zu sein.“
„Ihre natürliche?“, fragte David interessiert nach.
„Sieht so aus, als seien sie schwarz gefärbt. Natürlich können sie auch schon vor dem Mord dorthingelangt sein, vielleicht sogar vor Wochen. Am Tag der Aufführung herrschte auf dem Gelände ein Kommen und Gehen. Außerdem handelte es sich um Leihfahrzeuge, und man weiß nicht, wo sie waren, bevor Suzy Horvath sie anmietete.“
Suzy Horvath, geschieden und Anfang Vierzig, verlegte eine kleine Zeitung. Sie hatte das Tanzfestival organisiert. Aus dem Augenwinkel bekam Kyra mit, dass David kurz lächelte.
„Vielen Dank“, sagte er, und seine Wangengrübchen vertieften sich. „Das sind immerhin ein paar Beweismittel, mit denen wir arbeiten können.“
Big Jim tat unbeeindruckt. „Alles in allem ist das nicht viel.“
Sie waren fast fertig, als Richter Beamish, der den Vorsitz hatte, in den Saal trat und sich zum Fenster begab. Er unterbrach nicht, grüßte Kyra aber lächelnd. Kurz darauf kam der Gerichtsdiener mit dem Gefangenen, der in Handschellen war, herein.
Es gibt also auch ein Kautionsverfahren, dachte Kyra, die den jungenhaften Angeklagten durch ein Kopfnicken begrüßte. Wenn sie Paul so ansah, konnte sie sich erst recht nicht vorstellen, dass er einen Mord begangen hatte, trotz seiner Auseinandersetzung mit dem Opfer.
David spürte sofort, dass Kyras Sympathie geweckt war. Sie ist noch dieselbe wie damals, dachte er, anständig und geradeaus denkend. Eine, die Unterprivilegierten half, wenn sie es verdienten. Trotz ihrer Erfahrung als Staatsanwältin war sie offensichtlich in ihrem Herzen eher Verteidigerin.
Wenn sie geheiratet hätten, wie Kyra es wollte, als sie damals zusammen am Leonard-Naminga-Fall arbeiteten, hätten sie vermutlich nicht nur das Bett, sondern auch die Arbeit geteilt. Das wäre der Himmel auf Erden gewesen! Inzwischen wären wir vielleicht sogar Eltern geworden, dachte er. Als er jedoch merkte, dass sein Blick ihr unbehaglich war, konzentrierte David sich wieder auf den Fall.
Während er die Gründe für eine Entlassung Pauls aufzählte und Big Jim dagegenhielt, spürte Kyra, wie sie sich in Nacken und Schultern verkrampfte, vor lauter Anstrengung, so zu tun, als sei David Luft für sie.
Schließlich meldete sich Richter Beamish zu Wort. Da es sich um ein Kapitalverbrechen handelte, lehnte er Davids Antrag auf Entlassung auf Kaution ab.
David warf Kyra noch einen langen Blick zu und begleitete den Angeklagten dann ins Gefängnis, um dort mit ihm zu sprechen.
Sobald er draußen war, kam es Kyra vor, als seien mit ihm alle Helligkeit und alle Energie aus dem Raum geschwunden. Er hat sich nicht mal von mir verabschiedet, dachte sie. Aber wieso sollte er auch. Eine leise innere Stimme flüsterte: „Die Zweiundzwanzigjährige, die du mal warst, hofft, dass er seinen Fehler bereut und versucht, dich zurückzugewinnen.“
Die sechs Wochen würden ihr lang werden. Kyra sank etwas in ihrem Stuhl zusammen.
Die nächste Verhandlung fand zwischen ihrem Vater und Richter Beamish statt. Kyra war nicht recht bei der Sache und erschrak, als sie Hank Beamish sagen hörte, dass er und David sich mit derselben Frau trafen – mit Suzy Horvath, der Zeitungsverlegerin und Organisatorin des Tanzfestivals.
„Wir sind natürlich keine richtigen Konkurrenten“, sagte Beamish mit einem Zwinkern, „es gibt also keinen Grund zur Beunruhigung.“
Wenn Big Jim das Gespräch in Kyras Gegenwart etwas merkwürdig fand, so ließ er es sich nicht anmerken. „Wieso das, Hank?“, fragte er...