E-Book, Deutsch, Band 2059, 144 Seiten
Reihe: Baccara
Cantrell Begierde gegen jede Vernunft
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-2450-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2059, 144 Seiten
Reihe: Baccara
ISBN: 978-3-7337-2450-4
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Gefühle am Arbeitsplatz sind tabu! Nachdem sie schlechte Erfahrungen gemacht hat, hält Sabrina absolut nichts davon, Liebe und Job zu vermischen. Aber ihrem neuen Boss kann sie einfach nicht widerstehen. Valentino LeBlanc ist überaus attraktiv, und er fühlt sich genauso zu ihr hingezogen wie sie sich zu ihm. In seinen Armen schwebt Sabrina auf Wolke sieben. Nach heißen Küssen und atemlosen Stunden mit ihm ist sie überzeugt: Valentino ist der Mann ihres Lebens. Doch plötzlich kommt ihr ein schrecklicher Verdacht ...
-Bestsellerautorin Kat Cantrell las ihren ersten Harlequin-Roman in der dritten Klasse und füllt ihre Notizbücher, seit sie Schreiben gelernt hat. Sie ist Gewinnerin des -Wettbewerbs und -Finalistin der . Kat, ihr Mann und ihre beiden Jungen leben in Nordtexas.
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1. KAPITEL
Seelenlos – das war wohl die treffendste Beschreibung für das Büro der Führungsetage von LeBlanc Jewelers, das im sogenannten Diamond District in der Innenstadt von Chicago lag. Seit Vals letztem Besuch hatte sich nichts verändert.
Obwohl er denselben Nachnamen wie der Mann hinter dem Schreibtisch trug, gab es keinen Ort, an dem Val LeBlanc zurzeit weniger gern gewesen wäre. Was wiederum äußerst bedauerlich war, denn für die nächsten sechs Monate würde er hier arbeiten.
Vals Bruder Xavier lehnte sich im Sessel zurück und sah seinen Zwilling fragend an. „Bereit zur Übernahme?“
„Wohl oder übel“, erwiderte dieser und nahm auf einem der Stühle vor dem Schreibtisch Platz. Val verspürte keinerlei Verlangen nach dem Chefposten des Millionenunternehmens. Seiner Meinung nach war sein Bruder bestens für diesen Posten geeignet. „Je eher wir diesen Albtraum hinter uns bringen, desto besser.“
Es gab kaum etwas auf der Welt, das Val mehr missfiel als die Juweliergeschäftskette, die seinen Namen trug – vielleicht noch das schlechte Verhältnis zu seinem Vater, doch der war vor zwei Monaten gestorben. Zuvor hatte er allerdings dafür gesorgt, dass Val sechs Monate lang den Platz mit seinem Zwillingsbruder tauschen und somit durch die Hölle gehen musste.
LeBlanc Jewelers handelte mit Diamanten, die, wie Val fand, zu den nutzlosesten Dingen auf der Welt zählten. Erst wurden Männer dazu gebracht, Tausende von Dollars für einen Stein auszugeben, der in Wirklichkeit nur ein Viertel des Kaufpreises wert war, um ihn Frauen zu schenken, von denen sie sich später ohnehin wieder scheiden ließen.
„Du stellst dich vielleicht an“, erwiderte Xavier. „Was soll ich denn sagen?“
„Also bitte. Du hast doch wohl den leichten Part“, widersprach Val und spürte bereits das Pochen sich ankündigender Kopfschmerzen. „Ich soll den Umsatz eines Unternehmens steigern, mit dem ich bisher so gut wie gar nichts zu tun hatte. Wenn es so leicht wäre, den Jahresumsatz auf über eine Milliarde Dollar zu erhöhen, dann hättest du das doch bestimmt schon getan, oder?“
Die unbewegte Miene seines Bruders ließ keine Rückschlüsse darauf zu, was er empfand. Das überraschte Val nicht, schließlich kam sein Zwilling ganz nach ihrem kaltherzigen Vater, für den Gefühle stets Nebensache gewesen waren. Kaum verwunderlich also, dass Xavier Daddys Liebling gewesen war.
„Leicht wird es ganz bestimmt nicht.“ Xavier verschränkte die Finger, durch und durch der Vollblutgeschäftsmann, zu dem sein Vater ihn erzogen hatte. „Aber auf jeden Fall machbar – wenn ich mich darum kümmern würde. Doch ich muss mich ja mit LBC rumschlagen.“
Die Verachtung in der Stimme seines Bruders entging Val nicht. LBC stand für LeBlanc Charities und war der Name der Wohltätigkeitsorganisation, die Val leitete. Nachdem seine Mutter ihn im Alter von vierzehn Jahren zum ersten Mal dorthin mitgenommen hatte, hatte Val sich der von ihr ins Leben gerufenen Non-Profit-Organisation mit Haut und Haaren verschrieben.
„Du tust ja beinahe so, als wäre das eine Strafe“, stieß Val verärgert hervor. „LeBlanc Charities ist wunderbar und lebt von begeisterten Menschen, die im Team arbeiten, um die Welt zu verändern. Dir tut es bestimmt mal gut, hier rauszukommen und dir frischen Wind um die Nase wehen zu lassen. Du wirst schon sehen – du kommst als besserer Mensch zurück.“
Was Val hingegen erwartete, war sicherlich nicht so erfreulich. Die Ungerechtigkeiten, die sein Vater ihm zeit seines Lebens zugefügt hatte, schmerzten ihn auch nach dessen Tod noch. Selbst nach seinem Ableben hatte Edward LeBlanc klarstellen müssen, wer sein Lieblingssohn war. Die beiden Brüder waren trotz äußerlicher Ähnlichkeit vom Charakter völlig unterschiedlich.
Dennoch biss Val die Zähne zusammen, denn er brauchte sein Erbe, um die zurückgehenden Spendengelder für die Stiftung auszugleichen. Menschen starben auf den Straßen Chicagos, und Val setzte alles daran, sie zu retten. Diese Menschen verdienten eine bessere Zukunft, und er würde sie nie im Stich lassen. Deshalb benötigte er das Geld – eine halbe Milliarde Dollar. Ihm wurde schwindelig, wenn er sich vorstellte, was er alles damit anfangen konnte. Bislang hatte er einen großen Teil seines eigenen Vermögens in die Stiftung einfließen lassen, aber LeBlanc Charities war eine große Organisation mit einem ständig wachsenden Bedarf an finanziellen Mitteln.
„Zumindest hast du eine Chance, deinen Test zu bestehen“, stieß Xavier hervor. „Natürlich habe ich bereits daran gearbeitet, innerhalb der nächsten sechs Monate die Milliardenmarke zu überschreiten. Man braucht nur einen kleinen Anstoß wie bei einem Dominospiel, und alles läuft wie von selbst. Aber jetzt muss ich ja Spenden sammeln und habe keine Gelegenheit, meinen verdienten Sieg zu genießen“, fügte er verächtlich hinzu.
Manchmal fragte Val sich, ob er und sein Bruder wirklich verwandt waren. Xavier hatte ja keine Ahnung, was es bedeutete, sich selbstlos für andere Menschen einzusetzen und tagein, tagaus dafür zu sorgen, dass jemand anderes ein besseres Leben führte. „Für jemanden mit deinen Kontakten sollte das ja wohl eine Kleinigkeit sein.“ Er schnipste mit den Fingern. „Dafür brauchst du lediglich zehn Millionen in sechs Monaten. Allerdings musst du dir immer im Klaren darüber sein, was für eine hohe Verantwortung du trägst. Wenn du versagst, geht die Organisation den Bach runter – und die Menschen in Not sind auf LBC angewiesen, um zu überleben.“
Nachdenklich klopfte Xavier mit einem teuer aussehenden Kugelschreiber auf den Laptop. „Ich verstehe nicht, warum Dad mir nicht einfach erlaubt hat, einen Scheck auszufüllen und das Geld zu spenden. Aber nein, er hat in seinem Testament ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich die Spendengelder selbst organisieren muss. Soll wohl so eine Art Test zur Stärkung des Charakters sein. Das ist einfach lächerlich.“
Obwohl Val ausnahmsweise einmal mit seinem Bruder einer Meinung war, kam er nicht dazu, es auszusprechen, denn in diesem Moment sah Mrs. Bryce durch die geöffnete Bürotür in den Raum hinein. „Ihr Dreizehn-Uhr-Termin ist hier, Mr. LeBlanc.“
„Danke“, sagten Val und Xavier gleichzeitig.
„Du hast also einen Dreizehn-Uhr-Termin?“, erkundigte Xavier sich belustigt. „Möchtest du vielleicht auch meinen Anzug?“
„Nein, vielen Dank“, entgegnete Val, der formaler Kleidung nicht viel abgewinnen konnte, denn die war für seinen Geschmack viel zu unpraktisch. „Dein Stuhl genügt mir fürs Erste. Wenn ich bitten darf – ich habe jetzt ein Vorstellungsgespräch.“ Insgeheim freute er sich bereits auf die bevorstehende Begegnung, von der sein Bruder keine Ahnung hatte.
Dementsprechend entsetzt blickte dieser auch im nächsten Moment zur Tür, als die Besucherin eintraf, die Val erwartete.
Mit einer Selbstverständlichkeit, als ob all das hier ihr gehören würde, betrat Sabrina Corbin den Raum, und die Temperatur schien plötzlich unter den Gefrierpunkt zu sinken. Fasziniert beobachtete Val sie und fragte sich, ob seine Idee strategisch klug gewesen war. Er hatte ganz vergessen, wie schön diese Frau war und was für eine faszinierend kühle Ausstrahlung sie besaß. Insgeheim hoffte er, dass sein Bruder genügend Anstand besaß und möglichst schnell das Büro verließ.
„Ich glaube, ihr beide kennt euch bereits?“, fragte Val und deutete auf Xaviers Exfreundin, während er in dem frei gewordenen Chefsessel Platz nahm. Dabei sah er der Frau in die Augen, der er zwar erst einmal begegnet war, nach der er sich aber dennoch vor Verlangen verzehrte.
Sabrina hatte tiefe Einblicke in die Gedanken des Chefs von LeBlanc Jewelers erhalten. Wer also konnte Val besser bei seiner schwierigen Aufgabe assistieren als der verführerische Coach für Führungskräfte, mit dem sein Bruder liiert gewesen war?
Zu gern hätte er gewusst, was zwischen ihnen vorgefallen war – und wie er sich geschickter anstellte, als sein Bruder es offensichtlich getan hatte.
„Sabrina.“ Plötzlich wirkte Xavier nahezu entspannt. „Wie schön, dich zu sehen. Ich wollte ohnehin gerade gehen.“
Nachdem sein Bruder das Büro verlassen hatte, blieb die Atmosphäre entgegen Vals Erwartungen allerdings angespannt. Als Sabrina ihn ansah, beschlich ihn ein seltsames Gefühl, so als ob er der Eiskönigin höchstpersönlich gegenüberstünde.
„Soll ich Sie Valentino oder Mr. LeBlanc nennen?“, fragte sie, bevor sie sich graziös setzte und die langen schlanken Beine übereinanderschlug, die perfekt von ihrem eleganten Rock betont wurden.
Alles an ihr strahlte beherrschte Kühle aus – selbst ihre Stilettos schienen geradewegs aus der Kühltruhe zu kommen. Was es wohl brauchte, um Sabrina Corbin aufzuwärmen, überlegte Val und bemerkte, wie sein Körper prompt auf diesen anregenden Gedanken reagierte. Mochte sie es langsam und romantisch? Oder heiß und leidenschaftlich? Möglicherweise beides, verteilt auf ein ausgedehntes gemeinsames Wochenende?
„Ich hätte absolut nichts dagegen, wenn Sie mich Valentino nennen würden“, entgegnete er und zwinkerte ihr zu. „Aber das doch besser unter anderen Umständen.“
Sabrina zog eine Augenbraue hoch. „Dann also Mr. LeBlanc.“
Aua, dachte er und musste unwillkürlich noch mehr lächeln. Das war in der Tat eine interessante Herausforderung. Es gefiel ihm, seinen Bruder zu übertrumpfen, was der eigentliche Grund dafür gewesen war, Sabrina hierherzubestellen....