Cameron | Des Königs bester Mann | E-Book | www2.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical

Cameron Des Königs bester Mann


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-6504-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical

ISBN: 978-3-7337-6504-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Obwohl er ihr Ärgster Feind ist, handelt Rosalind Barlow ausgesprochen ehrenhaft. Sie rettet Lord Nicholas Spencer, dessen Schiff vor der Küste ihres Dorfes kenterte, und nimmt den engen Vertrauten von Heinrich VIII. in ihrem Haus auf. Liebevoll pflegt sie den schwarzgelockten Adligen gesund, obwohl sie weiß, wie gefährlich er ihr werden kann. Rosalind hat ihr Herz an den Mann, der sie gefangen nehmen soll, verloren ...



Caryn Cameron ist das Pseudonym von Karen Harper, die Autorin vieler Elizabeth I Romane. Sie lebt in Colymbus, Ohio, Florida und Neapel.
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2. KAPITEL

Das Boot arbeitete sich näher an die gestrandete königliche Fregatte heran. Der Sturm heulte unaufhörlich, und die Wellen schleuderten Trümmer des geborstenen Schiffes über die Ruderer, als sie sich mit allen Kräften mühten, ihr Boot in Stellung zu bringen. Obwohl auf ihre Hilfe angewiesen, erlaubte sich der Lord, ihnen noch Befehle zu erteilen! Rosalind hätte am liebsten zurückgeschrien. Glaubte der Mann denn, erfahrene Seeleute wüssten nicht selbst, wie sie die Rettung bewerkstelligen mussten?

Das Ruderboot krachte an den Rumpf des großen Schiffes und wurde mit jeder Woge auf und ab geschleudert. Noch bevor sie Halteseile und Enterhaken auswerfen konnten, ließ der Lord Lieutenant bereits einen Mann an einem Tau herab. Und ehe die Insassen darauf vorbereitet waren, taumelte der Schiffbrüchige ins Boot und riss beinahe Wat von seinem Platz.

"Wir halten mit den Enterhaken!" schrie Wat. "Keine Extravertäuung! Haltet euch bereit, sie zu kappen, wenn das Schiff sinkt!"

Das wird es nicht wagen, dachte Rosalind, während sie Wasser schluckte. Dieser arrogante Höfling wird es nicht untergehen lassen, bis alle nach seinem Willen gerettet sind!

Der teuflische Wettkampf mit der Zeit und dem Unwetter ließ sie erzittern, aber mehr noch taten das ihre wilden Empfindungen. Ihr Rachedurst kämpfte mit dem Gefühl der Pflicht zur Rettung Schiffbrüchiger. Ihre Sorge um diese stritt mit dem Hass auf ihren grausamen König. Wenn die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen würde, dachte Rosalind, dann müssten diese Männer mit ihrem Leben zahlen für die Seeleute aus Deal, die vor drei Jahren zugrunde gegangen waren.

Inmitten des Tobens der Elemente musste sie an Murray denken. Er war ihr Jugendfreund gewesen und ihre Hochzeit ebenso eine Liebesheirat wie ein Freundschaftsbund. Von Kindheit an waren langsam und stetig die Gefühle und Bindungen zwischen ihnen gewachsen und aufgeblüht. Ruhig und zufrieden hatten sie gelebt, selten uneins oder gar im Streit. Der einzige Schatten auf ihrer Ehe war die Tatsache, dass sie keine Kinder hatten. Rosalind liebte ihre Familie von Herzen, aber Murray oder ein Kind von ihm war doch etwas anderes. Sein Bild erstand vor ihren Augen: strohblondes Haar, blaue Augen, ein Lächeln. Stark und doch einfühlsam war er gewesen. Dann versank die Erinnerung wieder in dem Wirbel um sie herum.

Die Stimme des fremden Mannes gellte ihr in den Ohren wie Trompetenstöße. "Der Nächste kommt! Haltet fest!" kam seine Anweisung von oben.

Erneut schlug einer der Seeleute im Boot auf, durchweicht und frostgeschüttelt, und die Leine wurde wieder emporgezogen. Es blieb ihnen keine andere Wahl, als ihn tun zu lassen, was er sich vorgenommen hatte. Die gefährliche Lage des Schiffes machte es für die verbliebenen Männer unmöglich, sich auf die Sandbank zu retten. Es gab keine Leiter und kein Fangnetz auf dieser Seite, und es wäre Wahnsinn, in das schaukelnde, auf den Wellen tanzende Boot hinabspringen zu wollen. Der nächste Seemann wurde herabgelassen, dann noch einer und noch einer, bis sich nur noch zwei Mann an die Reling klammerten.

In Rosalinds Kopf tobten die Gedanken. Steif vor Kälte und Entsetzen saß sie am Ruder, während der Fremde ihrer aller Leben in die Hand nahm und seines dabei aufs Spiel setzte. Würde er von der untergehenden Fregatte mit in die Tiefe gerissen werden? Und wenn nicht, würden ihre schlimmsten Befürchtungen Wirklichkeit werden? Seine bloße Anwesenheit konnte das Ende der Schmuggler bedeuten, selbst wenn er jetzt noch nichts von ihnen wusste. Percy Putnam und seinen Gehilfen an der Nase herumzuführen war die eine Sache. Dem neuen Lord Lieutenant gegenüber musste sie sehr viel vorsichtiger, so viel schlauer sein.

Rosalind hielt die Hand vor die Augen, um sie einen Moment vor Wind und Regen zu schützen, und blickte dann wieder empor. Der Fremde war groß und kräftig, das konnte man selbst von hier aus sehen. Während er sich mit der einen Hand an die Bordwand klammerte, ließ er den letzten Mann hinab. Wie alle Vasallen des Königs war der Lord zweifellos begierig auf Ruhm. Doch wenn sie ihn und seine ganze Gattung auch noch so sehr verabscheute, konnte sie doch nicht umhin, die eiserne Ruhe zu bewundern, mit der er alle ihm anvertrauten Männer in das rettende Boot verfrachtet hatte.

Mit einem Krachen wie ein Kanonenschuss brach der Hauptmast der Fregatte und knallte unmittelbar neben dem Fremden auf Deck. Das Wrack neigte sich stärker und sank ein weiteres Stück. Er krallte sich an die Reling, die unter seinen Händen zersplitterte. Die Fangleine, die er sicherte, riss, und im selben Augenblick verschlang die See den vorletzten Mann.

"Alf, zieh ihn raus!" brüllte Wat. "Ihr anderen lasst die Enterhaken los! Jetzt!"

Rosalinds Haken ruckte unter ihrem festen Griff, als die anderen losließen. Hatte Wat für sie die Entscheidung getroffen, für die sie zu feige gewesen war? Hatte er das Wrack seinem Schicksal preisgegeben, damit es mitsamt dem Lord Lieutenant unterging? Entsetzt sah sie, wie das Heck im Meer verschwand, die kochende See mittschiffs einbrach.

"Nein!" hörte sie sich schreien. Einer der geretteten Matrosen zu ihren Füßen riss bei dem Klang einer weiblichen Stimme überrascht den Mund auf. Aber ihr Schrei wurde erstickt von dem Stöhnen des Schiffes, das unaufhaltsam in sein nasses Grab sank.

"Mylord Spencer!" Einer der Soldaten fiel auf die Knie, als wolle er dem todgeweihten Kommandanten ein Gebet nachsenden.

Beeindruckt von seiner Tapferkeit schrien die Männer im Boot durch den Sturm: "Springt! Springt!" Alf und Wat hatten inzwischen den letzten Matrosen aus dem Wasser gezogen und auf den Boden des Bootes gelegt.

"Rudert! Rudert mit aller Kraft, sonst reißt uns der Strudel mit!" schrie Wat. Rosalind hielt das Ruder umklammert und sah, wie im letzten Augenblick der Fremde von Bord sprang. Irgendetwas Unförmiges hatte er sich um den Körper geschlungen. Mit einem Satz landete er in dem weißen Gischt, der das sinkende Schiff umgab.

Angestrengt durchforschte Rosalind mit den anderen die tobenden Wellen. Verzweiflung erfasste sie. Was, wenn der rachesüchtige König sie für den Verlust dieses Mannes verantwortlich machte? Sie wollte ihn nicht in Deal haben. Lieber sollte die ganze französische Armee anrücken! Und dennoch musste sie ihn retten.

Rosalind starrte weiter in die windgepeitschten Wogen. Nur wenige Menschen verstanden es zu schwimmen. Wahrscheinlich war der Fremde untergegangen. Da entdeckte sie an der Stelle, wo das Schiff versunken war, einen schwarzen Gegenstand.

"Dort drüben, Wat!" rief sie und wies mit der Hand in die Richtung. "Ein Mensch? Der Mann des Königs?"

Er war es in der Tat. Doch er trieb schlaff dahin, mit dem Gesicht im Wasser. Eine dunkle Welle trug ihn hinweg. Die Rettungsmannschaft ruderte ihm nach. Der Sog um das vom Meer verschlungene Schiff hatte sich gelegt. Alf holte den leblosen Körper des Fremden mit dem Ruder heran, und während die übrige Besatzung das Boot im Gleichgewicht hielt, zog er den treibenden Körper herauf.

"Tot, großer Gott, tot! Der Kopf verletzt, ertrunken", hörte Rosalind ihn murmeln.

Sie fühlte sich leer, obwohl sie so vielen Menschen das Leben gerettet hatte. Die Männer holten den Ertrunkenen an Bord und betteten ihn auf den Boden. Trotz der Erschlaffung des Todesschlafes beeindruckten sie Größe und Ausstrahlung der Persönlichkeit des Fremden. Seine linke Schulter lehnte schwer gegen Rosalinds Stiefel, aber es war kein Raum, um ihr auszuweichen. Sie sah die Blutspuren an seinem Kopf und konnte den Blick nicht von ihm wenden. In ihren Augen mischte sich das Salzwasser des Meeres mit ihren Tränen.

Inmitten des Aufruhrs der Elemente ging etwas Besonderes von dem Mann aus. Wenn er auch voller Dünkel gewesen war, seinen Mut und seine Opferbereitschaft muss man anerkennen, gestand sie sich widerwillig ein. Seine Haut war gebräunt. Also musste er viel im Freien gewesen sein und nicht nur in dem üppigen Palast des Königs. Ein energisches Kinn, dichtes ebenholzfarbenes Haar, rabenschwarze Brauen, ein schmaler, fester Mund – er war eine imponierende Erscheinung! Seine Nase schien irgendwann einmal gebrochen worden zu sein, denn sie sah etwas krumm aus. Seltsamerweise wünschte sich Rosalind, die Farbe seiner Augen feststellen zu können. Sie mussten dunkelbraun sein. Er war groß, hatte breite Schultern und kräftige Hände, die wohl dazu geeignet waren, einen Degen zu führen. Und nun war es vorbei mit ihm.

Rosalind war sich sicher, dass dieser raue Mann kein bleichgesichtiger Höfling gewesen war, sondern ein Kämpfer. Sie schauderte bei dem Gedanken, dass sie es hätte mit ihm aufnehmen sollen, wenn es auch eine große Herausforderung gewesen wäre. Traurigkeit erfasste sie, dass dieser lebensvolle Mann in seinen besten Jahren die Erde hatte verlassen müssen.

Als sie wie vom Teufel besessen zum Ufer zurückruderten, erschien es Rosalind, als habe der Fremde sich bewegt. Doch es war wohl nur das Schwanken des Bootes gewesen. Bleich wie ein Ertrunkener sieht er eigentlich nicht aus, überlegte sie.

"Fühlt, ob sein Herz noch schlägt!" forderte sie den Soldaten auf, der neben seinem Kommandanten hockte.

Der Mann beeilte sich, der Anweisung zu gehorchen. "Ja!" rief er. "Ja, es schlägt noch, schwach. Käpt'n Delancey, ich glaube, Lord Spencer ist noch am Leben."

Delancey kroch näher, legte das Ohr auf die Brust des Fremden und nickte. Rosalind wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Wenn der Lord Lieutenant des Königs noch lebte, änderte das alles. Warum hatte sie sich um ihn gegrämt?

Doch es war jetzt keine Zeit mehr für verworrene Gedanken. Wieder an Land,...



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